Huberinus, Caspar - Siebentzig Schlußreden

Huberinus, Caspar - Siebentzig Schlußreden

Siebentzig Schlußrede
Oder Puncte
Von der rechten Hand Gottes\ vnnd der Gewalt JEsu CHristi.

Zu Trost denen\ die sich in der Zwinglischen Sache nicht berichten können\ Anno 1530. gestellet\ von

D. Caspare Huberino

Zu dieser letzten vnd betrübten zeit aber auffs newe wider aller Alten vnd Newen Caluinisten Gotteslesterlichen Schwarm\ einfeltigen frommen Herzten aus rechtem warhafftigem Grunde vnd beweis der Heiligen Schrifft in Druck verfertigt.

Im Jahr M. D. LXXXI.

Was die rechte Gottes/ was sitzen zur Rechten/ vnd wie Christus allenthalben sey.

1.

Psal. 115. Esa. 66.

DIe Rechte/ Hand/ Arm/ Gewalt/ Stercke/ Maiestat Gottes/ rc. war vor der erschöpffung aller Creatur/ Denn sie hat alles Erschaffen/ Himel vnd Erden/ vnd alles was darinnen ist.

II.

Gen. 1. Johan 1. Psal. 8. 33.

Was aber war vor der Erschöpffung aller Creatur/ das mus GOtt sein/ vnd kan kein Creatur sein/ Dieweil alle Creatur durch sie erschaffen sind.

III.

Darumb ist die Rechte GOttes nichts anders denn GOtt selber/ das ist/ Sie ist ein einiges einfeltiges Wesen mit der GOttheit vnzertrennet vnd vnzerteilet/ Was ich aber von der Rechte GOttes sage/ dasselbige sage ich auch vom Arm/ Gewalt/ Maiestat/ rc.

IIII.

Dieweil nun die Rechte/ Arm/ rc. ist ein einige einfeltige Gottheit vnzerteilt/ Denn die Gottheit an jr selber vnzerteilet ist vnd vnbeweglich.

V.

So folget/ das sie allenthalben gegenwertig ist an allen enden/ Dieweil sie alles erschaffen hat vnd erhelt.

VI.

Nicht das sie ein lang/ dick/ breit hohes ding sey/ das also ausgedenet vnd ausgespannet müsse sein/ Gleich wie der Himel vber der Erden ist ausgespannet/ vnd sie vmbzeunet.

VII.

Sondern also/ das kein Creatur so klein nicht ist/ die Rechte Gottes ist noch kleiner/ vnd ist selbst gegenwertig darinnen.

VIII.

Vnnd widerumb/ Ist kein Creatur so hoch/ breit/ dick/ lang/ gros/ Die Rechte GOttes ist noch höher/ breiter/ dicker/ lenger/ grösser.

IX.

Das ist/ GOttes Rechte/ ist ein solch Göttlich Wesen/ das kein Creatur jr zu klein/ noch zu gros ist/ sie ist selber drinnen/ in jhrem aller inwendigesten/ auswendigesten/ vmb vnd vmb/ durch vnnd durch/ vnten vnnd oben/ forn vnnd hinden/ Das also die Welt/ GOttes voll ist/ vnd er sie alle erfüllet.

X.

Vnd doch nicht von ihr beschlossen oder vmbfangen/ sonder auch ausser/ vmb/ vber alle Creatur ist.

XI.

Wiederumb so klein/ das sie in einem Körnlein/ oder ein Körnlein/ durch ein Körnlein/ inwendig vnd auswendig/ gegenwertig vnd wesentlich ist.

XII.

Vnd obs wol ein einige Maiestät ist/ Dennoch gantz vnnd gar in einem jetzlichen besonder/ der vnzehlich viel sind/ sein kan.

XIII.

Dieweil nun sein Gewalt einig/ vnd einerley ist (wie gehört) vnnd teilet sich nicht/ so mus die gantze Göttliche Maiestat/ oder Gewalt da sein.

XIIII.

Daraus folget/ das die Rechte Gottes/ welche ist GOTT selber allenthalben/ an allen enden ist/ ein vnentliche/ vnerforschliche Gottheit.

XV.

Dieweil aber CHristus warer GOtt/ die rechte GOttes selber ist/ das ist/ Er ist gleicher GOtt mit dem Vater/ ein einig Göttlich wesen/ wiewol zwo Personen.

XVI.

So sitzt Er nicht zur Rechten nach der Gottheit allein/ dieweil er die Rechte selber ist/ Denn nach der GOttheit entpfehet er nichts/ dieweil ers vorhin alles hat.

XVII.

Sondern auch nach der Menscheit sitzt Er zur Rechten GOttes/ Psal. 8. Hebr. 2.

XVIII.

Sitzen aber zur Rechten GOttes ist alle Gewalt haben im Himel vnd auff Erden/ Matth. 28. vnd alles in allen erfüllen/ Ephes. 1, 4.

XIX.

Dieweil nun diesem Menschen CHristo/ vnd keinem andern/ also gegeben ist worden/ Sitzen zur Rechten Gottes.

XX.

So folget/ Das er alle Gewalt hat entpfangen/ vnd bey Ihm kein Wort vnmüglich ist/ Luce am 2. Capitel.

XXI.

Hat Er nun allen gewalt entpfangen/ so hat Er auch diesen gewalt/ Das er kan sein/ vnnd ist allenthalben wo die Gottheit ist/Dieweil aus GOtt vnd Mensch ein Person ist worden.

XXII.

Ob schon solchs bey vns vnmüglich ist/ so ists bey GOtt alles müglich/ Luce 18.

XXIII.

Vnd nicht allein ists jhm müglich/ Sondern auch thut vnd braucht solche.

XXIIII.

Denn gleich wie die Rechte Gottes/ an kein ort nirgend bestimbt in sonderheit/ vnd daselbs angebunden/ das sie eben daselbst müsse sein/ vnd sonst nirgent.

XXV.

Also ist auch CHristus nirgent an keinen ort gebunden (dieweil er sich gesetzt hat zur Rechten Gottes) das er an einem ort müsse sein/ vnd sonst nirgent.

XXVI.

Sondern wo man kan sagen/ Da ist die rechte GOttes/ daselbs kan man auch sagen/ Da ist auch Christus selb selber.

XXVII.

Denn die Rechte Gottes ist nicht ein leiblicher begreifflicher Raum etwa an eim ort.

XXVIII.

Darumb hat auch CHristus kein leiblichen begreifflichen raum jnnen/ wird auch von keinen leiblichen ort vmbfangen oder beschlossen.

XXIX.

So jn denn kein leiblicher ort begreifft noch helt/ an einer leiblichen Stadt.

XXX.

So ist er auch nirgent angebunden/ wird auch dauon nicht verhindert/ Sondern ist allenthalben wo die Rechte Gottes ist.

XXXI.

Vnd gleich wie die Rechte Gottes allenthalben ist/ vnd in einer jetzlichen geringsten Creatur selber/ vnnd nicht darumb folget/ das viel Rechte Gottes sein/ dieweil viel Creatur sind/ in welchen sie in einer jetzlichen besonder selb selber ist.

XXXII.

Also folget auch nicht/ das Christus darumb viel Leibe müsse haben/ so er an vielen örten ist/ oder an allen enden zugleich.

XXXIII.

Denn CHristus mehr weise hat an einem ort zu sein/ vnd zugleich allenthalben/ ob er schon solchs nicht thut nach der begreifflichen weise.

XXXIIII.

Hat GOtt die weise funden/ das seine Allmechtigkeit also sein kan an einem jeglichen ort besonder/ vnd doch zugleich allenthalben.

XXXV.

Wie viel mehr kan er die weise brauchen/ Das auch sein Leib also sein kan allenthalben/ vnd doch nicht darumb viel Leibe dürffe haben.

XXXVI.

Denn dieweil aus GOtt vnnd Mensch ist worden ein einige vnzertrente Person/ vnnd sich kein ort oder raum trennen noch scheiden lasset.

XXXVII.

So mus folgen/ das die Menscheit sein mus wo Gott ist/ Denn in Ihm wohnet die gantze fülle der Gottheit leibhafftig/ vnd ausser Christo ist kein GOtt.

XXXVIII.

Darumb wo mir GOttes Son angezeiget wird/ da mus er daselbs Mensch sein/ sonst würde mir angezeiget/ ein Son GOttes der nicht Mensch were/ vnnd ein Son GOttes der Mensch were.

XXXIX.

Daraus folgete/ das ich nicht ein einigen Son Gottes hette/ sondern viel/ welchs ein grewl vnd grosse Ketzerey were.

XL.

Denn an einem ort hette ich einen Son Gottes der Mensch were/ vnd an einem andern Ort hette ich ein Gottes Son der nicht Mensch were.

XLI.

So würden mir die stete vnd raum machen, das ich viel Götter hette.

XLII.

Dieweil stet vnnd raum solchs verhindern/ vnd zu wegen künden bringen.

XLIII.

Nun sagt aber die Schrifft/ das der gantze Son Gottes/ das wort (nicht ein theil des worts/ vnd das ander nicht) habe die Menscheit an sich genommen.

XLIIII.

Denn da Gottes Son die Menschheit in mutter leib an sich genomen hat/ da ist er selb selber gegenwertig gewesen/ Vnd die gantze Gottheit ist mit der Menscheit bekleidet worden/ vnd vereiniget.

XLV.

Gott ist ein einiges vnzerteiltes wesen/ wie droben gehört ist/ vnd lest sich nicht trennen/ Das ein stück der Gottheit were Mensch worden/ vnd das ander nicht.

XLVI.

Darumb als wenig ich mit meiner vernunfft begreiffen kan wie es zu sey gangen/ Das GOtt/ den Himel vnd Erden nicht begreiffen kunden/ der jungfrewliche Leib/ vnd die Menscheit Christi begriffen habe/ vnnd begreifft.

XLVII.

Also kan ich auch nicht erlangen mit Menschlicher vernunfft/ wie Christus/ den das Creutz begriffen/ die Krippen vmbfangen haben/ rc. solle also vnbegreifflich sein/ das jn wider Himel noch Erden begreiffen kan.

XLVIII.

Darumb wollen wir vnser vernunfft vnter den gehorsam CHristi gefangen legen/ die alten schuhe mit Mose ausziehen/ Vnnd mit Nicodemo new geborn werden.

XLIX.

So künden wir durch den glauben solche wunderwerck Gottes begreiffen/ vnd bekennen das Er die warheit sey/ was er sagt/ das sey ja/ obs vns schon vnmüglich dünckt.

L.

Darumb sind diese Wort nicht wider einander/ Er sitzt zur Rechten GOttes/ vnd/ Das ist mein Leib/ rc.

LI.

Obs wol vnser Vernunfft nicht begreiffen kan/ wie es zugehe/ Das Christus im Nachtmal gegenwertig sey/ dieweil er von vns auffgenommen ist worden/ gen Himel gefahren/ vnnd nicht mehr bey vns wohnet sichtbarlich wie zuuor.

LII.

Denn Er nicht schlechts gen Himel ist gefahren wie der Apostel geschicht anzeiget.

LIII.

Sondern hat sich auch gesetzt zur Rechten GOttes/ wie S. Marcus sagt am letzten Capitel.

LIIII.

Das ist/ Ihm ist aller Gewalt gegeben worden im Himel vnd auff Erden/ wie Mattheus solches noch klerlicher erweiset/ Cap. 28.

LV.

Das ist/ wie Paulus gar austruckt/ Ephes. 1. Er ist gesetzt worden zur Rechten GOttes im Himlischen wesen/ vber alle Fürstenthumb/ Gewalt/ Macht/ Herrschafft/ vnd alles was genant mag werden/ nicht allein in dieser Welt/ sondern auch in der zukünfftigen/ vnd alle ding vnter seine Füsse gethan/ rc.

LVI.

Sitzt Er nun zur Rechten GOttes auch nach der Menschheit/ wie der 8. Psalm saget.

LVII.

So ist Er auch allenthalben gegenwertig an allen enden/ wie die Rechte GOttes ist.

LVIII.

Nicht das er auff die begreiffliche/ sichtbarliche weis gegenwertig sey/ wie vnser vernunfft jhr fürbildet/ Wenn sie von der gegenwertigkeit CHRISTI höret sagen.

LIX.

Sondern vnbegreifflicher vbernatürlicher weis/ vnd doch der natürlich CHRISTUS.

LX.

Denn er ist darumb nicht ein anderer CHristus/ ob er schon eine andere weise mit seiner gegenwertigkeit brauchet/ wider er sonst sichtbarlicher begreifflicher weis erzeigt hat/ vnnd sich erzeigen kan/ wenn er wil/ als er am Jüngsten Tag thun wird.

LXI.

Darumb/ es sey CHristus sichtbarlich oder vnsichtbarlich gegenwertig/ so ist er doch allweg allein nur der einige CHristus/ der von Maria geboren ist.

LXII.

Gleich wie Er nicht ein anderer CHristus war/ ob er wol zu verschlossener Thür kam zun Jüngern/ durch den versiegelten Stein erstunde/ vnd vor den zweyen Jüngern zu Ehmaus verschwande.

LXIII.

Also ist er auch darumb kein anderer CHristus/ ob er wol von vns im Nachtmal genossen vnd entpfangen wird/ vnentpfindlich vnnd vnsichtbarlich.

LXIIII.

Denn eben derselbige CHristus der die Jünger aussendet zu predigen in alle Welt/ der verspricht ihn auch/ das er bey ihn wolle sein/ bis zum ende der Welt.

LXV.

Darumb/ dieweil kein anderer Christus ist/ Er sey sichtbarlich oder vnsichtbarlich/ Denn der für vns gelitten hat/ vnd vns erlöset.

LXVI.

So folget/ Das auch eben derselbig sein will/ wo zween oder drey versamlet sind in seinem Namen/ mitten vnter jhnen/ nach laut seiner Verheissung.

LXVII.

Welchs er auch erzeiget hat mit eigener Person (da die zween gen Ehmaus giengen) Vnnd nicht allein mit seiner Gnad/ wie etliche deuten.

LXVIII.

Darumb werden vns diese zwey wörtlein/ Sichtbarlich vnnd Vnsichtbarlich/ keinen andern CHristum machen noch anzeigen können.

LXIX.

Sondern der einige Christus/ GOtt vnnd Mensch/ sey wo er sey/ auch wie er sey/ so ist er der einige/ vnzertrente/ natürliche CHristus der vns erlöset hat.

LXX.

Ob wol die Schrifft von beyden Naturen Christi etwa vnterschiedlich redet/ so trennet sie dieselben zwo Naturen nirgent von einander/ sondern lesset sie eine einige Person vnzertrennet vnd vnzerteilet bleiben.

Ende der Schlußreden D. Casparis Huberini.

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