Hofacker, Ludwig - Predigt am Sonntage Septuagesimä
Von der Einladung Gottes zur Arbeit in Seinem Weinberge.
Text: Matth. 19,27 - 30. 20,1 - 16.
Da antwortete Petrus, und sprach zu Ihm: Siehe, Wir haben Alles verlassen, und sind Dir nachgefolget; was wird uns dafür? JEsus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, daß ihr, die ihr mir seyd nachgefolget in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl Seiner Herrlichkeit, werdet Ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechter Israel. Und wer verläßt Häuser, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Aecker um meines Namens willen, der wird es hundertfältig nehmen, und das ewige Leben ererben. Aber Viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten seyn. Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausgieng, Arbeiter zu miethen in seinen Weinberg. Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Groschen zum Taglohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und gieng aus um die dritte Stunde, und sah Andere an dem Markt müßig stehen, und sprach zu ihnen: gehet ihr auch hin in den Weinberg, ich will euch geben, was recht ist. Und sie giengen hin. Abermal gieng er aus um die sechste und neunte Stunde, und that gleich also. Um die eilfte Stunde aber gieng er aus, und fand Andere müßig stehen, und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns Niemand gedinget. Er sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg: und was recht seyn wird, soll euch werden. Da es nun Abend war, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Schaffner: Rufe die Arbeiter, und gib ihnen den Lohn: und hebe an den Letzten bis zu den Ersten. Da kamen, die um die eilfte Stunde gedinget waren, und empfieng ein Jeglicher seinen Groschen. Da aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfiengen auch ein Jeglicher seinen Groschen. Und da sie den empfiengen, murreten sie wider den Hausvater, und sprachen: diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er antwortete aber, und sagte zu Einem unter ihnen: Mein Freund, ich thue dir nicht unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Groschen? Nimm, was dein ist, und gehe hin. Ich will aber diesen Letzten geben gleichwie dir. Oder habe ich nicht Macht, zu thun, was ich will, mit dem Meinen? Siehest darum scheel, daß ich so gütig bin? Also werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten seyn. Denn Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählet.
Das heutige Evangelium ist sehr lieblich, sehr herzerhebend und herzergreifend; dieses müssen wir Alle bekennen. Die erste Veranlassung zu diesen Reden des Heilandes gab der Vorfall mit dem reichen Menschen, welcher zu JEsu kam und Ihn fragte: was muß ich thun, daß ich das ewige Leben haben möge? JEsus antwortete ihn: du weißt ja die Gebote, und diese sollst du halten. Der Jüngling sagte: diese Alle habe ich gehalten von meiner Jugend auf: was fehlet mir noch? Da erwiederte JEsus: gehe hin, und verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, und folge mir nach! Der Heiland fühlte, als der Herzenskündiger, wohl, daß es dem Jüngling an redlicher Neigung, Ihm nachzufolgen, fehle: darum sagte Er solches zu ihm, worauf dann der Jüngling traurig und betrübt von hinnen gieng. Nun nahm Petrus das Wort, und sprach zu JEsu: „siehe, wir haben Alles, unser Gewerbe, unsern Stand und Beruf, unser Eigenthum verlassen und sind Dir nachgefolgt: was wird uns dafür?“ Damit wollte er zeigen, er gehöre nicht zur Klasse Derjenigen, welche den Gütern dieser Welt anhangen, und begehre für diese Verläugnung einen besondern Lohn. Auf dieses hin gab nun der Heiland das Gleichniß in unserem Evangelium. Dieses Gleichniß böte uns eine schickliche Gelegenheit dar, von der Lohnsucht und von dem verkehrten Sinne: „was wird mir dafür?“ zu reden; denn auch im täglichen Leben ist dieses die gewöhnlichste Frage, wenn ein Mensch seine Pflicht erfüllt: „was wird mir dafür?“ - Wir wollen aber dieß Mal nicht von der Lohnsucht reden, sondern:
Von der Einladung Gottes zur Arbeit in Seinem Weinberge.
Und zwar
- von der Arbeit im Weinberge;
- von der Einladung dazu;
- von dem Arbeitslohne.
O himmlischer Vater! Du bist beschäftigt, durch Deine große Liebe und Treue unsere armen Herzen zur Arbeit in Deinem Weinberg immer und immer wieder einzuladen. Wir danken Dir für Deine Geduld und Treue auch in dieser Stunde, und bitten Dich: laß doch nicht ab, Diejenigen einzuladen, welche noch müßig stehen! Hilf uns Allen, das Tagewerk, das Du uns verordnet hast, treulich vollbringen. Segne uns auch in dieser Stunde. Amen!
I.
Es fragt sich zuerst, was unter der Arbeit im Weinberge des HErrn zu verstehen sey? Da glauben nun Manche, die ganze Welt sey ein Weinberg Gottes. Wenn wir aber diese Welt betrachten, wie sie ist, in ihrem gegenwärtigen verdorbenen Zustande, in welchem sie seit dem Sündenfalle liegt, und aus welchem sie sich auch nicht erheben wird bis auf die Stunde, da das Böse und alle Aergernisse derselben ausgelesen, und ihrem bestimmten Orte zugewiesen werden, und bis alle Reiche der Welt Gott und Seinem Christus anheimfallen zum Eigenthum; wenn wir die Welt betrachten, wie sie im Argen liegt, und unter der Herrschaft und dem Einflusse des Argen durch so manche Zeitläufe schon dahin gegangen ist, und noch dahin geht bis auf diese Stunde; die Welt, in welcher das Unkraut überhand genommen hat, und wo ein von Gott gepflanztes gutes Samenkorn, so bald es sich regt und gedeihen will, sogleich durch das üppige und alle Kraft an sich ziehende Unkraut überwältigt werden; ich sage, wenn man diese Welt betrachtet, diese arme, verblendete, verfinsterte Welt: so kann man nichts weniger sagen, als daß sie ein Weinberg des guten, heiligen Gottes sey, von Ihm gepflanzt, an welchem Er Seine Lust ersehen, an welchem Sein großer, heiliger Name verherrlicht wird. Nein, liebe Zuhörer, das ist die Welt nicht, ein Weinberg Gottes ist sie nicht, das lehrt uns ein kurzer Anblick derselben; lieber möchte man sie mit einem verwüsteten Erdreich vergleichen, auf welchem Satanas seine Werkstätte hat, und wo er seine Giftpflanzen hegt und pflegt, Giftpflanzen, welchen er das böse Wesen, das in ihm selbst wohnt, eingehaucht hat, Giftpflanzen, die, wie sie Andere verderben, also auch den Keim des Verderbens und des Todes in sich selbst tragen, und auch nicht aufhören, zu verderben und verderbt zu werden, bis sie durch die Hand des großen Gottes und durch den Geist Seines Mundes werden ausgerauft, und dem ewigen Feuer überantwortet werden.
Diese Welt ist also nicht ein Weinberg Gottes, von welchem in unserem Evangelium die Rede ist; denn es sind in ihr zu viele, zu viele Pflanzen, die der himmlische Vater nicht gepflanzet hat. Aber weil Gott dieses Verderben sah, und es Ihn der argen Verwüstung Seiner Erde und Menschheit jammerte: so beschloß Er, mitten in diesem Gräuel der Verwüstung einen Weinberg anzulegen und zu bepflanzen, in welchen alle diejenigen Pflanzen, die sich aus ihren elenden, giftigen Zustande wollten herausbringen und in wahre Gottespflanzen verwandeln lassen, konnten und sollten versetzt werden; mit andern Worten; Er beschloß ein Reich Gottes auf dieser Erde zu gründen, das neben dem Reiche des Argen bestehen, und, obwohl klein und unscheinbar, doch sollte nach und nach mächtig und groß werden und heranreifen bis zur völligen Wiedergeburt der Welt, bis zur völligen Umwandlung und Umgestaltung der Erde in einen Garten Gottes, in ein Land, auf welchem Gerechtigkeit wohnet und der Friede, der längst von der Erde verschwunden ist, und die Liebe; mit einem Worte: bis das Reich Gottes durch Hinwegschaffung des Bösen ganz könnte Raum gewinnen, ja, bis ein Hütte Gottes bey den Menschen seyn, und Er bey ihnen wohnen, und ihr Gott seyn könnte, und sie Sein Volk. Darum sagte der Heiland zu Petrus: „ihr, die ihr mir seyd nachgefolget, werdet in der Wiedergeburt, wenn des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhle Seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechter Israels.“ Also auf eine Wiedergeburt der Welt ist es abgesehen mit diesem mitten unter die Giftpflanzen hinein gepflanzten Weinberge Gottes; auf eine Zeit ist es abgesehen, wo erscheinen wird, der da spricht: „siehe, Ich mache Alles neu!“ - Darum ist der Weinberg, oder das Reich Gottes mitten unter die Aergernisse, mitten in die Welt hinein gepflanzt, damit, wenn auch durch viele Kämpfe hindurch, doch zuletzt das von Gott Gepflanzte bleibe, und, wenn alles Andere, das den Keim der Vernichtung in sich selbst trägt, weil es aus der Sünde kommt, längst wird vergangen seyn, als etwas Göttliches und darum Ewiges fortdaure, und durch den auf Ihm ruhenden Segen den von der Erde gewichenen Segen, die herrliche Freiheit der Kinder Gottes, wieder auf sie zurückbringe.
Das ist meines Erachtens der Weinberg Gottes, von welchem in unserem Evangelium die Rede ist. Im Alten Testamente war Alles, was von Gott gethan und verordnet wurde, nur eine Voranstalt auf diesen Weinberg Gottes; es wurde, daß ich mich so ausdrücke, nur das Feld zu diesem Weinberg auserlesen und bebaut, es wurde ein Zaun darum gemacht und Alles zugerichtet, damit der Gärtner, wenn er einmal erscheine, ein Feld antreffe, das zu bebauen wäre, in das er seine Reben einsenken könnte, das schon hinlänglich gedüngt und fruchtbar gemacht wäre, daß Pflanzen der Gerechtigkeit darin wachsen und gedeihen könnten. In der Fülle der Zeit, als die von Gott zur Vorbereitung bestimmten Jahre und Jahrhunderte abgelaufen waren, erschien der rechte Gärtner, JEsus Christus, und bauete und pflanzte den Acker mit eigener Hand; Seine Reben waren Ihm so angelegen, daß Er aus Liebe für sie und aus Sorgfalt für Seinen Weinberg das Leben ließ. Aber, wenn auch der Gärtner weggegangen war, blieb Sein Weinberg darum nicht verlassen, sondern der HErr hatte Sich schon Leute ausgewählt, die, mit Kraft von Oben ausgerüstet, des Weinberges pflegten, welche durch Lehre und Wandel leuchteten mitten unter einem verkehrten und ungeschlachten Geschlecht, und Seelen gewannen für das Reich ihres Gottes, und Christum groß machten unter den Menschen-Kindern, und Seine Erkenntniß beförderten, und oft unter großer Last und Mühe und mit vielem Schweiße arbeiteten, ja ihr Leben daran setzten, und die Welt und ihren Fürsten überwanden durch des Lammes Blut und durch das Wort Seines Zeugnisses. So steht das Reich Gottes bis auf diese Stunde trotz aller An- und Eingriffe der Welt und ihres Fürsten, der sein Werk hat in den Kindern der Welt.
Die ersten Arbeiter im Weinberge Gottes waren die Apostel, und wie diese des Tages Last und Hitze getragen haben, das lehret uns die Geschichte; es gieng ja durch Arbeit, durch Fasten, durch Wachen, durch Hunger, durch Blöße, durch Hohn und Schmach, durch Schwert und alle möglichen Verfolgungen, bis ihnen endlich die Ehre widerfuhr, über ihrem heiligen Beruf ihr Leben zu lassen, und einzugehen zu ihres HErrn Freude, zu Ihm, der gebetet hatte: „Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch Die bey mir seyen, die Du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen.“ Und als sie heimgegangen waren, erweckte Gott an ihrer Stelle neue Arbeiter, die sich's wiederum von Herzensgrund angelegen seyn ließen, den Weinberg Gottes zu bebauen, die, wie die vorigen, als Lichter in der Welt leuchteten, und zum Heil der Seelen die Tugenden Dessen verkündigten, der sie berufen hatte zu Seinem wunderbaren Lichte. Und wie in allen Zeitaltern, so hat der Heiland auch jetzt noch in dieser argen ungläubigen Welt Seine Arbeiter in Seinem Weinberge; Er schenkt ihnen, wenn sie wollen, Kraft und Gnade, daß sie die Erbarmungen des großen Gottes und unseres HErrn JEsu Christi in der Welt ausrufen, und Ihn, den gekreuzigten und auferstandenen Fürsten des Lebens, dem Teufel und der Welt zum Trotz, den Seelen anpreisen können, ob sich nicht Einige möchten aus der großen Menge, die verloren und ihrem ewigen Verderben entgegen geht, herausfinden und in den lieblichen Garten des HErrn verpflanzen lassen. Sie rufen in Seinem Namen den Menschen zu: gehet heraus aus dem großen Haufen, der auf dem Markte dieser Welt müßig steht; gehet hin und arbeitet im Weinberg eures HErrn, so werdet ihr einen Gnadenlohn empfangen! Durch sie läßt der HErr ausrufen: ihr müden Seelen und ihr Frommen, versäumet nicht, heut' einzukommen zu meiner Ruhe Lieblichkeit!
Doch würden wir uns sehr irren, wenn wir glaubten, nur die zum öffentlichen Lehramte Berufenen seyen die Arbeiter im Weinberge Gottes, von welchen in unserem Evangelium die Rede ist. Nein, das sey ferne, daß wir diesen Begriff so sehr beschränken sollten! das wäre nicht nach der Absicht des Heilandes. Ein Arbeiter in Seinem Weinberge kann und soll jeder Christ seyn, er habe Stand, Amts- und Berufs-Geschäfte, welche er wolle, das trägt nichts aus zur Sache. Ein Arbeiter im Weinberge Gottes ist Jeder, der zur Beförderung des Reiches Gottes in der Welt das Seinige beiträgt, sey es durch Wort oder That, oder durch Lehre, oder durch Beispiel, oder durch Wandel, oder durch Gebet. Ja, liebe Zuhörer, dazu sind wir berufen; dazu sind wir getauft, dazu schenkt uns der HErr Sein Wort; das ist Seine Absicht, warum Er oft so stark an unsern Herzen anklopft, die Absicht bey allem Erfreulichen, die Absicht bey allem Leiden: daß wir Arbeiter werden sollen in Seinem Weinberge; Leute, die des Teufels Reich in dieser Welt zerstören helfen, Knechte und Mitarbeiter Gottes an dem Heil der theuer erkauften Seelen. Zum Beispiel, du, Vater, und du, Mutter, welche Arbeiter im Weinberge Gottes könnet ihr werden, wenn ihr eure Kinder auferzieht in der Zucht und Ermahnung zum HErrn, wenn ihr durch Wort und Wandel ihnen vorleuchtet, wenn ich euch bestrebet, nichts von euern Kindern an euch bemerken zu lassen, als was aus der Liebe zu JEsu kommt! Wie werdet ihr euch dann der Früchte eurer Arbeit in die ewigen Ewigkeiten hinein, wann die Erde mit all' ihren Gütern nicht mehr ist, erfreuen können! Aber wie viele, ach wie viele Eltern werden sich wegen der heillosen Arbeit an ihren Kindern in die ewigen Ewigkeiten hinein tief zu schämen haben! Du, Jüngling, welch' ein Arbeiter kannst auch du in dem Weinberge Gottes werden, namentlich in dieser elenden Zeit, wo der größte Theil der Jugend, von frühe an den breiten Weg des Verderbens geht, wenn du treulich und kindlich dich hältst nach deines Gottes Wort, wenn du deinem Heilande dein Herz rechtschaffen ergibst, und dadurch deinen jungen Mitpilgern ein Vorbild wirst, wie man auf dem Wege der Wahrheit wandeln soll; oder wenn du die, so in's Verderben, in den Tod der Lüste stürzen wollen, brüderlich und mit dem Liebesgeist JEsu zurückhältst, sie ermahnst, und mit herzlichem Erbarmen zu Ihm zu leiten suchst! Und so kann Jeder ein Arbeiter im Weinberge Gottes werden; er möge nur zurücksehen auf seine Verhältnisse, auf seinen Beruf, so wird er es leicht finden, wie und wo er's anzugreifen habe, daß er des HErrn Reich vermehre, und des Teufels Reich vermindere, und wenn er es nicht findet, so bitte er den HErrn um Weisheit, der so gerne gibt einfältig jedem wahren Beter, und rücket's Niemand auf.
Nicht ist das so zu verstehen, als ob es nöthig wäre, das Evangelium auf den Gassen zu predigen; wiewohl, wer möchte sogar dieses demjenigen verargen, der Lust und Beruf, aber göttlichen Beruf, dazu hätte; aber es ist nicht so zu verstehen. Ach, wir suchen das Christenthum und die Arbeit für das Reich Gottes meistens außer unserem Hause und außer unsern nächsten Umgebungen, und wir können sie doch allernächst im Hause finden. Sey du nur in dem, was dir vorliegt, treu; thue du nur, was du thun sollst im stillen Aufblick auf den Heiland; laß es dir nur ein Anliegen seyn, deinen Dienst und deine Pflicht gegen des Nächsten Seele und Leib nach bestem Wissen und Gewissen zu thun; ziehe nur gegen deine nächsten Umgebungen und für Alles, was dir vorkommt, herzliches Erbarmen an, Liebe, Demuth, Sanftmuth, Freundlichkeit, Lindigkeit, Geduld, Keuschheit; und vergib, wo du etwas gegen deinen Nächsten hast, wie dir Christus vergeben hat, und vertrage deinen fehlenden Bruder, wie du willst, daß dich JEsus mit deinem Elend trage, und sey treu im Kleinen: so wirst du ein Arbeiter im Weinberge Gottes seyn, oft ohne daß du es weißest, und einst würdig über Größeres gesetzt werden.
Dieses Alles setzt dann freilich voraus und schließt in sich, daß ein Mensch, der in Gottes Weinberg arbeiten will, selbst auf dem Wege der Wahrheit wandle, bey sich selbst anfange, und mit sich selbst es genau nehme; denn sonst ist er ein tönendes Erz und eine klingende Schelle; und wird nicht aufbauen für das Reich Gottes, sondern niederreißen als ein Heuchler. Wie manche Eltern begnügen sich einzig und allein damit, daß sie ihren Kindern gute Lehren und Ermahnungen geben, die sie selbst mit keinem Finger anrühren, und gegen welche sie in stockblinder Selbstzufriedenheit oft jeden Augenblick sündigen. Da wundern sie sich dann, wenn ihre Kinder nicht folgen, wenn sie aus der Art schlagen, und rechtfertigen sich sofort mit dem elenden Troste: wir haben ihnen oft genug gepredigt, oft genug sie ermahnt, gewarnt und gebeten! Ja, hätten sie das nur allererst an sich selbst gethan! So aber dürfen sie sich über ihre schlechten Früchte nicht wundern; denn sie sind mit all' ihren Worten und Ermahnungen selbst keine vom Heilande gedungenen Arbeiter; sie preisen das Wort Gottes schlecht an; mit dem Munde reden sie es, aber mit dem Herzen und Wandel verläugnen sie Seine Kraft, und so können sie nichts anders, als ihre Kinder zu solchen Maulchristen und Heuchlern machen, wie sie selber sind. Nein, wer nicht selbst in der Wiedergeburt steht, der lasse es nur bleiben, für den Heiland arbeiten zu wollen! Das ist eine sehr unverdungene Arbeit, eine Anmaßung, wo man sich Ihm mit einem heuchlerischen Herzen aufdringt, aber gewißlich übel von Ihm darüber angesehen wird. Er will in Seinem Reiche keine solchen Leute haben; sie sind ein Gräuel in Seinen Augen, und werden sicherlich den Lohn der Heuchler empfahen. Ach, es ist eben keine Kraft da: Worte wohl, aber keine Kraft, keine Wahrheit, kein Leben. Wie Manchem, der auf solche Weise des Teufels Reich zu zerstören sucht, möchte der Teufel antworten, was er jenen Juden (Apg. 19,14. ff.) geantwortet hat, welche sich vermaßen, den Namen des HErrn JEsu über Besessene anzurufen: „JEsum kenne ich wohl, und Paulum weiß ich wohl, aber wer bist denn du?“ Wer bist du, daß du dich erkühnest, dich als einen Mitarbeiter Gottes, als einen Feind von mir zu gebärden?
Wer dagegen wahre Liebe zu JEsu, oder wenigstens den Ernst hat, Ihm wohlgefällig zu werden, wer also in der Wiedergeburt steht, und mit seinem Herzen Sein ganzes Eigenthum zu werden sich bestrebt, der wird auch ohne viele Worte, nur durch sein Beispiel, durch sein häusliches und öffentliches Leben, durch seine fast unbemerkten Handlungen ein Arbeiter im Weinberge des HErrn seyn, und wird leuchten, weil er ein Licht ist, ohne weiter viel darauf auszugehen, daß er sein Licht leuchten lasse; denn es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen seyn, und ein Licht, sey es auch ein kleines Licht, leuchtet. In so fern also dürften wir wohl sagen: ein Arbeiter in dem Weinberge des Heilandes werden, heiße: ein Kind des Lichtes, ein Liebhaber und Nachfolger JEsu werden, weil jedes Kind des Lichts, jeder Liebhaber JEsu schon in sich selbst ein Zeuge Seiner Gnade und Wahrheit vor der Welt, ein Arbeiter ist in dem Reiche Gottes.
II.
Es fragt sich nun: an wen ergeht die Einladung zur Arbeit in diesem Reiche? - In unserem Evangelium kommen Leute vor, welche am Markte müßig stehen. Es gibt keine bezeichnendere Bestimmung der Leute, die da eingeladen werden als diese. Auf dem markte stehen sie, diese Menschen, ehe der Ruf des Hausvaters an sie ergeht: „gehet hin in meinen Weinberg!“ Auf dem Markte des Lebens, wo die Menschen ab- und zugehen, mitten im Gewühl der Welt stehen sie müßig da, thun nichts, bringen keine Frucht, gaffen bald nach diesem bald nach jenem, und bedenken nicht, daß sie zu einer großen Arbeit, zu einem heiligen Geschäfte berufen sind. O das ist der Zustand der meisten Menschen, ehe der HErr sie dingt; in träger Sorglosigkeit und Schläfrigkeit, unbekümmert, ob sie auch für die Zukunft zu leben haben, ohne Kraft und Leben von Oben, besteht ihr ganzes und hauptsächlichstes Geschäft darin, daß sie müßig stehen. Freilich, wenn's auf das Irdische ankommt, da sind sie nicht müßig; da sind sie sehr geschäftig, emsig und sorgfältig; da tragen sie des Tages last und Hitze gern: aber für das Himmelreich sind sie erstorbene, unfruchtbare, müßige Bäume, wie es im Evangelium heißt: daß der HErr alle Jahre Frucht suchte an Seinem Baume, und fand sie nicht. Ach, sehet nun die Thoren! müßig für das Himmelreich, geschäftig für Schätze, die von Motten und Rost verzehrt werden; müßig für das Unvergängliche, geschäftig für das Vergängliche; müßig für das, was ewig glücklich macht, geschäftig für das, was Unruhe in's Herz bringt! Es werden wohl auch unter uns Solche seyn, die so müßig dastehen, und noch nichts im Weinberge Gottes gethan haben. Oder, gestehet es lieber, habt ihr denn bis jetzt im Weinberge des HErrn gearbeitet, ihr, die ihr bisher nur nach den Gütern der Welt getrachtet, die ihr bisher das Wesen dieser Welt lieb gehabt, die ihr bisher nur für euer Essen und Trinken und für die Wollüste des Lebens gesorgt, aber noch nie ernstlich gefragt habt: „was soll ich thun, daß ich selig werde?“ - Ihr seyd ja bisher unfruchtbar und müßig dagestanden, und habt wohl oft obendrein diejenigen, welche zur Arbeit in Gottes Weinberg gehen wollten, durch das Beispiel eures Müßiggangs, durch euren eiteln Wandel abgehalten, daß sie nicht hingiengen, sondern in ihrer alten Trägheit blieben.
Warum aber stehen denn die Leute so müßig an dem Markte? - Wir hören sie selbst darauf antworten im Evangelium: „Es hat uns Niemand gedinget!“ - Das wäre also der Grund. O wie gut wäre es, wenn auch die Müßigen unter uns dem Hausvater also mit gutem Gewissen antworten könnten! Aber, ich vermuthe, bey uns ist es nicht also! Müssen wir nicht bekennen, daß wir schon unzählige Male gerufen und gedingt worden sind vom Hausvater? - Was ist sein Wort, das Er uns bisher verliehen hat; was sind Seine Sakramente; was sind die unzähligen Lockungen Seines Geistes; was sind die Wohlthaten und Leides des Lebens; was ist unsere gegenwärtig so tief bewegte Zeit; was sind die großen Thaten Gottes; was ist so manche einladende und erschütternde Stimme, die schon an uns ergangen ist; was ist die mächtige Ausbreitung des Reiches Gottes in unsern Tagen; was sind alle diese Dinge anders als eben so viele Aufforderungen des Hausvaters an uns: „gehet hin in meinen Weinberg!“ Ich verweise einen Jeglichen auf sein eigenes Herz und Leben, auf seine inneren und äußeren Verhältnisse, ob er nicht schon unzählige Male die Mahnung von Gott an sein Herz bekommen hat: Was stehest du müßig hier? - Sollte wohl auch eine Seele unter uns seyn, die an jenem Tage, wenn der große Hausvater sie fragen würde: warum bist du müßig gestanden und nicht in meinen Weinberg gegangen? - Ihm sagen könnte: Du hast mich nicht gedinget! - Ich glaube nicht. Da fiele ja die Schuld auf Gott. - Nein, nein, es hat andere Gründe, wenn wir müßig stehen bleiben. Es hat seinen Grund in unserem Herzen, das diesen Müßiggang, das dieses fleischlichen Sinn, diese Trägheit, die Weltliebe, die Liebe zum bequemen, gedankenlosen Marktleben nicht will fahren lassen. Es graut der Seele wohl vor der Arbeit im Weinberge; sie müßte aus ihrer fleischlichen Bequemlichkeit heraus, müßte in einen ersten, eines Christen würdigen Sinn hinein, müßte aufmerksam werden auf die Stimme des Geistes Gottes, dürfte nicht mehr sich selbst leben, sondern Dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. - Das ist der Grund, warum so Wenige rechte Arbeiter im Weinberge Gottes werden. Sie fürchten sich vor der Arbeit; sie sind, wie der Apostel Paulus sich ausdrückt, faule Bäuche, welchen die Schmach des Kreuzes Christ nicht gefällt, die Jahr aus Jahr ein sich können einladen lassen, und kommen doch nicht; die sich können durch das Wort und die Predigt ein Jahr lang und wieder ein Jahr lang vorhalten lassen, was JEsus Christus für sie gethan hat, wie Er sie erkauft, und sich's unaussprechlich sauer hat werden lassen, sauer bis zum Todesschweiß, um ihre Seelen zu gewinnen; - sie selbst aber mögen für Ihn, daß sie Ihm ihre Herzen zum wohlerworbenen Eigenthum hingäben, kein Glied rühren, keinen Schritt thun. Und wenn der Hausvater hundert Mal vor ihr Herz tritt und sie dingen will, so ist's ihnen eben nicht bequem; sie wollen vorher thun, was sie gelüstet, wollen vorher noch ihrem Fleische gütlich thun, und dann, wenn sie sich satt gesoffen und gegessen haben an der Welt, am Ende noch geschwind den Himmel als eine Beute davon tragen. Darum weisen sie den Hausvater ein Mal über das andere ab, und sprechen: laß uns noch eine Weile müßig stehen; laß uns noch eine Stunde schlafen, dann wollen wir gehen! und so läuft ihre Gnadenzeit mit starken Schritten zu Ende, der Tod überfällt sie mitten im Traum, und sie empfangen den Lohn der Müßiggänger, die ewige, höllische Verdammniß. - Denn wer nichts säet, der wird auch nichts ernten, und wer auf sein Fleisch säet, der wird vom Fleische das Verderben ernten.
Dem sey aber, wie ihm wolle: so stehe ich auch heute hier, um diese müßigen Seelen im Namen des Hausvaters, im Namen unsern HErrn JEsu Christi einzuladen, und ihnen zuzurufen: Gehet hin in Seinen Weinberg! Gehet hin und arbeitet im Weinberge meines HErrn, dir ihr bis in die dritte, oder sechste, oder neunte Stunde müßig geblieben seyd, die ihr vielleicht schon in der eilften Stunde eures Lebens stehet! Ihr alten, grauen Sünder, die ihr schon dreyßig und fünfzig und sechzig Jahre eurer besten Zeit elendiglich vorbeygehen ließet, die ihr noch keine Früchte getragen habt, ihr armen Seelen, die ihr der höllischen Verdammnis zueilet, - schauet an die Arbeit, welche JEsus Christus um euer Heil gehabt hat, wie Er spricht: „Mir hast du Mühe gemacht mit deinen Sünden und Arbeit mit deiner Missethat!“ Kommet in den Weinberg! Seyd ihr denn nicht lange genug müßig gestanden? ist es denn nicht genug, daß ihr so viel edle, theure Gnadenzeit versäumt habt, daß ihr so lange hingegangen seyd ohne Gott, ohne Buße, ohne Arbeit, ohne Liebe, ohne Treue, ohne Leben, ohne Hoffnung der Seligkeit? Wofür seyd ihr denn in dieser Welt? Etwa zum Essen und Trinken, zum Schlafen und Träumen, zum Reichwerden und zur Wollust? Ach, dazu seyd ihr nicht da, daß ihr auf dem Markte müßig stehet; der Müßiggang ist nicht euer Beruf! Ihr seyd berufen zu einem himmlischen, unbefleckten, unverwelklichen Erbtheil, das euch Gott vorhält in Christo JEsu, und das ihr erreichen sollet! So lasset euch erbitten; lasset euch versöhnen mit Gott; gehet hin in Seinen Weinberg, und ihr sollt bekommen, was recht ist! Und auch euch, ihr Spötter und Feinde des Heilandes und der Seinen, die ihr bisher nicht bloß müßig gestanden, sondern Seinen Weinberg lieber niedergerissen und umgewühlt als bebaut habt, die ihr bisher in Hohn und Verachtung gegen Ihn gewandelt habt, - auch euch läßt Er, nach Seiner grundlosen Barmherzigkeit, einladen in Seinen Weinberg! Kehret um; kommet zu Ihm; arbeitet für Ihn: so sollt ihr noch angenommen werden! Schauet doch an - Seine Liebe und Sein Erbarmen! Auch eure Sünde soll, wenn ihr kommet, getilgt und zugedeckt werden mit Seinem theuern Blut, und ein Lohn der Gnade liegt für euch bereit, wenn ihr für Ihn zu leben und zu wirken euch befleißet! O welch' eine Barmherzigkeit ist im Herzen des Hausvaters!
III.
Wer in dem Weinberge Gottes arbeitet, der soll auch seinen Lohn bekommen. Ach, es herrschen so schlechte Begriffe hierüber unter den Menschen, und diese elenden Begriffe, die der Teufel ihnen vorspiegelt, mögen auch der Grund seyn, warum so manche Seele sich nicht zur Arbeit im Garten Gottes entschließen mag. Viele denken dießfalls, als ob ein Leben für den Heiland das peinlichste, das genußloseste Tagewerk sey, das man sich denken könne, wobey man keine Freude genießen: sondern ein trübselig, elendes Leben führen müsse. Lauter Lügen des Satans! Gerade das Gegentheil! Es gibt ja kein vergnügteres, kein herrlicheres Leben als ein Leben für das Reich Gottes; es kann kein glückseligerer Mensch seyn als ein Christ, und zwar der fleißigste Arbeiter im Weinberge des HErrn ist auch der Glücklichste; denn diese Arbeit hat unaussprechlich viel Seliges, und es ist ein Genuß dabey, den nur diejenigen wissen, welche ihn erfahren. Saget es nur selbst: ist's nicht in Kleinen schon also? Wer ist schon im Natürlichen glücklicher: der reiche Müßiggänger, oder der Mensch, der seinen Garten oder Weinberg treulich anbaut, und die Frucht seiner Arbeit im Frieden genießt?
Freilich wer sich Christo ergibt, und in Seinen Weinberg geht, der hat auch des Tages Last und Hitze zu tragen; es geht durch manche Entbehrung, sey es auch nur die, welche darin besteht, daß er nicht mehr an dem Markte müßig stehen darf; aber die Einbildung, als ob nichts so angenehm sey, als auf dem Markte müßig zu stehen und die elenden Freuden, die ein solcher Müßiggang mit sich führt, lernt man bald vergessen über der Süßigkeit der Arbeit im Weinberge, und lernt sie mit Füßen treten. Und wenn dann der Hausvater, der Gärtner zuweilen kommt, und spricht dem müden Arbeiter Muth ein, und erquickt ihn mit einem Labetrunk aus der lebendigen Quelle, und hilft ihm in seiner Arbeit segnend fort, - o was geht über diese Gnade, was ist mit dieser Wonne zu vergleichen? Nichts, nichts, es habe Namen, wie es wolle! Ja, schon das Bewußtseyn, einem solchen Hausvater anzugehören, welch' eine Ehre und Wonne für einen armen Sünder, für ein so verdienstloses Geschöpf: auserlesen zu seyn, das Reich Gottes in sich und außer sich zu erbauen! Könnet ihr euch, liebe Zuhörer, etwas Größeres denken? Ach nein! den göttlichen Gedanken gäb' ich nicht für alle Welten hin! Ja, setze, die Sonnenstrahlen brennen dir bey solcher Arbeit senkrecht auf dein Haupt; setze, du würdest müde und matt seyn, du könntest dich kaum mehr tragen, und deine Seele würde von den Trübsalswogen ganz überdeckt, - was ist doch das Alles, wenn du dem Heilande angehörst, und ein Arbeiter in Seinem Weinberge bist? Ach, es ist ja Alles für nichts zu achten! Es bleibt bey Seinem Worte: „Wer um meinetwillen verläßt Weib, Kinder, Haus, Hof, Güter, und was es sey, der wird's hundertfältig wieder nehmen, und dazu das ewige Leben ererben.“ Es ist wahr, was Luther sagt:
Nehmen sie uns den Leib,
Gut, Ehr', Kind und Weib:
Laß fahren dahin!
Sie haben's keinen Gewinn;
Das Reich muß uns doch bleiben!
O wenn uns nur das Reich bleibt: dann ist aller irdische Verlust für nichts zu achten! Und doch dürfen wir heut zu Tage ja nicht einmal so viel verlassen, sondern nur unser Herz vollen wir dem HErrn ergeben.
Und wenn dann ein solcher müder Arbeiter Feierabend machen und seinen Pilgerstab niederlegen darf; wenn des Tages Last und Hitze getragen ist, und die ewigen Hütten im Glanze der Herrlichkeit thun sich vor ihm auf: was ist's doch dann! wie ganz anders ist's ihm doch als Jenem, der sein Lebenlang müßig an dem markte stand, und endlich nur mit Unruhe und mit erschrockenem Herzen vom Markte vor den Richterstuhl treten muß! O ein köstlicher Arbeits- und Gnadenlohn, der des treuen Arbeiters, des müden Streiters wartet! Da wird man sagen: „Ein Tag in Deinen Vorhöfen, o Gott, ist besser denn sonst tausend! Es war besser, die Thüre hüten in Deinem Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten!“
So verläugnet nun die Welt und ihre Lüste, und euch selbst; bleibet nicht länger müßig bey dem großen Haufen stehen! lasset euch erbitten, wenn ihr offene Ohren habt, und kommet in den Weinberg des HErrn. Ringet und arbeitet! es wird euch wohl belohnt werden. Im Namens meines HErrn JEsu Christi sage ich euch: Gehet hin! und wenn ihr auch mit Thränen säet, ihr werdet doch mit Freuden ernten!
Schenke, HErr, auf meine Bitte
mir ein göttliches Gemüthe,
Einen königlichen Geist,
Mich als Dir verlobt zu tragen,
Allem freudig abzusagen,
Was nur Welt und irdisch heißt.
So will ich mich selbst nicht achten!
Sollte gleich der Leib verschmachten,
Bleib' ich JEsu doch getreu;
Sollt' ich keinen Trost erblicken:
Will ich mich damit erquicken,
Daß ich meines JEsu sey.
Wenn Du uns, o JEsu, durch die Kraft Deines Blutes einführen wirst in die ewigen Hütten, dann werden wir Dir unsere Freudengarben, unsern ewigen Dank und Lobgesang darbringen; - aber hienieden gib uns doch den Sinn, daß wir nicht ernten wollen, wo wir nicht gesäet haben. Amen!