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Hörschelmann, Paul - Andachten
Matthäusevangelium
Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
(Matth. 20,16.)
Wie alles, muss auch dieses Deiner Gnade Gabe und ihr Werk sein. Vor Dir steht jeder nur mit leeren Händen. Gib, dass die Herzen um so voller sein mögen an Gebet und Flehen, an gläubigem Vertrauen, an frommem Ernst, an froher Eile, auf Deinen Ruf zu merken und Dir zu folgen in JEsu Christo unsrem HErrn! Sein Geist weihe uns heute und auf immer für Deinen Bund der Gnade, den Du zu unsrem Heile durch Ihn hast aufrichten lassen, und keiner fehle, den Du durch Dein Wort und Evangelium berufen hast! Lass uns denn auch Dir geweiht werden, barmherziger Gott, nicht bloß um der vielen geistlichen Gaben willen, die wir aus Deiner Hand empfangen haben, sondern viel mehr noch, weil Du den Bund der Gnade auch für uns durch Deinen heiligen und teuren Sohn aufgerichtet hast, und uns in selbigen aufgenommen zu unsrem Heile in Zeit und Ewigkeit! O mache selbst uns diesem Bunde treu, dass keiner unter uns ihn je vertilge! Erwecke ihm viel treue Mitglieder unter uns, die, wenn der Abend kommt, in gläubigem Vertrauen sich Deiner Gnade überlassen können, in Jesu Christo, unsrem Herrn! Amen. (E. P. Hörschelmann.)
Johannesevangelium
Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in Meinem Namen, so wird er es euch geben.
(Joh. 16,23.)
Wir nahen uns Deinem Angesichte, Du unser himmlischer Vater, der Du in Jesu Christo uns geliebt und uns gelobt hast, Du wollest uns hören, so wir von Herzen zu Dir beten. Hilf uns zu jeder Zeit in Seinem Namen bitten, was wir bedürfen, so wird Dein Segen auch nicht ferne sein! Darin, dass wir kindlich bitten, lass unsere Freude vollkommen sein, so wird sie nicht geringer werden, ob wir gleich nicht an irdischen Gütern nehmen, was uns mangelt. Aber an himmlischen mache die Betenden reich, auf dass sie Deinen Namen verherrlichen! (E. P. Hörschelmann.)
HErr Jesu Christ, Dich zu uns wend',
Den heil'gen Geist Du zu uns send';
Mit Hilf und Gnad' Er uns regier
Und uns den Weg zur Wahrheit führ',
Bis wir singen mit Gottes Heer:
Heilig, heilig ist Gott der HErr!
Und schauen Dich von Angesicht
In ew'ger Freud und sel'gem Licht!
Amen.
Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei!
(Joh. 16, 24.)
Hilf uns, o Gott, der Leitung Deines Geistes völlig folgen! Zu frommen Gebeten hat Er uns heute durch Dein heiliges Wort gerufen; hat frommen Gebeten heute wiederum Deinen Segen zugesagt; hat uns freundlich locken wollen, dass wir glauben sollen, Du seist unser rechter Vater und wir Deine rechten Kinder. Ja! Du bist es, wir sind des fröhlich und gewiss. Wir aber sollen es noch täglich mehr und völliger werden. So beten wir denn, Du wollest uns darin helfen, und flehen, dass durch Deine Gnade dieses Gebet uns solchen reichen Segen bringen möge, der uns beseligt in Zeit und Ewigkeit. (E. P. Hörschelmann.)
HErr JEsu Christ! ich schrei' zu Dir
Aus hochbetrübter Seelen:
Dein' Allmacht lass erscheinen mir
Und mich nicht also quälen!
Viel größer ist die Angst und Schmerz,
So anficht und erschrickst mein Herz,
Als dass ich's kann erzählen!
Amen.
1. Korintherbrief
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
(1 Kor. 13,1.)
Wir verdanken Dir, o Gott, dies volle Maß der väterlichen Liebe, das Du zumal über uns ausgeschüttet hast, die wir in JEsu Christo Dich unseren Vater nennen dürfen. Wir gedenken, Dich lobpreisend, des Reichtums Deiner Gnade. Wir erkennen uns, dankerfüllt, als die von Dir Gesegneten. Lass diese Erkenntnis auch unsere Herzen in frommer liebe Dir weihen! Dass ihren Geist uns regieren, dass unser ganzes Leben geheiligt sei durch Liebe! Geheiligt in Worten und Werken, Damit wir wandeln mögen getreu dem Vorbilde Deines Sohnes und würdig Seines hohen Namens.
Wenn einer alle Kunst und alle Weisheit hätte,
Wenn er mit Menschen- und mit Engelzungen red'te,
Hätt aber sonst dabei der Liebe nicht,
So wäre doch damit vor Gott nichts ausgericht't.
Er wäre wie ein Erz, das zwar sehr helle klinget,
Sonst aber keine Frucht und keinen Nutzen bringet.
Es wär' ein solcher Mensch, ein solcher guter Christ
Wie eine Schell', an der kein Geist noch Leben ist.
Amen.
Judasbrief
Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die zuvor gesagt sind von den Aposteln unseres HErrn JEsu Christi, da sie euch sagten, dass zu der letzten Zeit werden Spötter sein, die nach ihren eigenen Lüsten des gottlosen Wesens wandeln!
(Juda 17-18.)
Das Gericht des gerechten Gottes hält unser Text uns vor, wenn er an die Worte der Apostel erinnert, in denen zuvor gesagt ist, dass der HErr kommen wird mit vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über die Gottlosen und zu strafen alle Werke ihres bösen Wandels. „In der letzten Zeit werden Spötter sein, die nach ihren eigenen Lüsten des gottlosen Wesens wandeln.“ Mit diesen Worten weist der Apostel auf die Erscheinung der Ungerechtigkeit am Ende hin. Als Spötter bezeichnet Er die Gottlosen zuerst. Wohl begegnete dem Evangelium von Christo gleich bei seiner ersten Verkündigung der Spott der ungläubigen Verächter. Wenn aber hier mit besonderem Ernst von den Spöttern der letzten Zeit geredet wird und von der offenbaren Gottlosigkeit ihres Wesens und Wandels, so ist damit auf das Wachstum der Bosheit, auf die Steigerung des Widerspruchs hingewiesen, die zum vollendeten Ausbruch der Gottesfeindschaft führt. Es wird wachsen die Sünde der Menschheit, bis sie in dem Menschen der Sünde ihren Gipfel erreicht. Und dieses Wachstum der Ungerechtigkeit und Sünde geht fort durch alle Zeit. Dieses Wort des heiligen Gottes aber, der die Sünden mit Seinen Gerichten begleitet, wird zum Mahn- und Warnwort des barmherzigen HErrn an die Sünder, dass sie bedenken möchten, was zu ihrem Frieden dient. O, so lass dich finden von Seiner Liebe, lass dich heilen durch Seine Gnade und retten durch Seine Gotteskraft, dass du dem Gericht des heiligen Gottes entgehst und in dem Bund der Gnade bewahrt werdest zum ewigen Leben! Amen. (P. Hörschelmann.)
Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben durch den heiligen Geist, und betet und behaltet euch in der Liebe Gottes, und wartet auf die Barmherzigkeit unseres HErrn JEsu Christi zum ewigen Leben!
(Juda 20-21.)
Siehe, da hat der Apostel uns das Bild der Gemeinde gezeichnet, wie sie fortschreitet und heranreift dem Ziel ihrer Berufung entgegen; Zug für Zug ein Gegenbild zu dem Bilde der wachsenden Ungerechtigkeit und Bosheit. Dort der Quell der Sündenlust, hier der Brunnen der Gottesgnade; dort das Wachstum im Dienst der Sünde, hier das Erstarken im Gehorsam des Glaubens; dort Murren und Lästerung wider Gott, hier der Lobpreis dankbarer Liebe; dort ein schreckliches Warten des Gerichts, hier ein freudiges Hoffen auf Gottes Barmherzigkeit. Und die Warnung im Hinblick auf den Weg der Sünde und die Mahnung im Hinweis auf den Weg des Heils, sie fasst sich zusammen in den Ruf des HErrn: „Wachet und betet, wacht, dass ihr nicht in Versuchung fallt, betet, dass ihr in der Anfechtung besteht!“ Und was der HErr in diesen Worten sagt, das tut wahrlich uns allen not. Denn wessen Herz ist so rein, dass in ihm die böse Lust keinen Raum fände, und wessen Glaube ist so fest, dass er nicht der tieferen Begründung bedürfte? Darum, auf dass wir bewahrt werden vor Verleugnung und Abfall, und bestehen mögen vor der Zukunft des HErrn, so lasst uns tun nach Seinem Wort und treulich im Wachen und Beten beharren! Der HErr aber bekenne Sich aus Gnaden zu uns und helfe uns nach Seiner Barmherzigkeit, abzutreten von der Ungerechtigkeit, dass wir Seinem Gericht entgehen, und uns zu erhalten in Seinem Bund, dass wir unsere Seelen behalten zum ewigen Leben! Amen. (P. Hörschelmann.)