Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit - 15

Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit - 15

Unsere ewige Erwählung

Mein teurer Freund! Unsere ewige Erwählung in Christo Jesu schliesst ein Meer von Seligkeiten in sich. Paulus schreibt darüber: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allem geistlichem Segen in den Himmeln in Christum. Wie Er uns denn in Ihm erwählt hat vor der Grundlegung der Welt, dass wir heilig und unsträflich vor Ihm seien, da Er in der Liebe uns zuvor bestimmte zur Kindschaft für Ihn, durch Jesum Christum, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade mit der er uns begnadigt hat um des Geliebten willen“ (Eph. 1, 3-6).

Jemand wollte mir beibringen, Jesus würde in Seiner Herrlichkeit ungeschmälert selig sein, auch wenn die ganze Menschheit verloren ginge. Ist das möglich? Lesen wir nicht in Eph. 5,30: „Wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinen Gebeinen.“ Dem hochgelobten Haupte Jesus Christus müsste doch wohl der Verlust Seines Leibes in alle Ewigkeiten eine empfindliche Lücke zurücklassen! Die Braut, das Weib des Lammes, gehört wesentlich zu des Herrn Herrlichkeit. Dieser kann Er offenbar nie verlustig gehen. Vor Grundlegung der Welt sind wir in Ihm erwählt, Sein teuerstes Eigentum zu sein. Jesus hat sein Volk erlöst, weil es zu Seiner Herrlichkeitssphäre gehört. Unzertrennlich ist Er verbunden mit denen, die Ihm der Vater gegeben hat. Sie bilden den Mittelpunkt Seiner Herrlichkeit. Darum drängt es Ihn die Erlösten mit aller Gottesfülle zu erfüllen und sie heilig und unsträflich vor Sein Angesicht zu stellen. Jesus sehnt sich nach der Vollzahl und nach der Vollendung der Seinen.

Die Heilige Schrift redet vom Lebensbuch und vom lebendigen Buch des Lammes. In dieses Buch sind diejenigen eingetragen, die Seinen Leib und Seine Gemeinde bilden. und da sie ihn Ihm vor Grundlegung der Welt zu Seinem Eigentum erwählt worden sind, so hat Er auch schon ihr Bild vor sich gesehen und ihre künftige Lebensgeschichte gekannt, ehe sie die Berufung zu Ihm und Seiner Herrlichkeit empfangen konnten. Er überschaut schon jetzt und von Ewigkeit her Seine Gemeinde in ihrer Vollendung. Welch ein köstliches Licht fällt von diesem Gesichtspunkte aus auf die durch Christum geschehene Erlösung! Es sollte den Berufenen wahrlich nicht schwer fallen ein völliges, inniges Vertrauen zu Ihm zu haben.

Nichts ist ihnen gewisser als die Liebe Christi! Mit ewiger Liebe liebt Er Seine Gemeinde. Wie nahe liegt Ihm doch unsere Errettung, Beseligung und Vollendung! Wenn die Berufenen sich nur den Schleier von den Augen nehmen lassen, wenn sie nur Seinen Willen erkennen und erfassen, so steht ihrer Beseligung nichts mehr im Wege, das Jesus nicht selber beseitigen muss und wird. Ihr Heil steht allein bei Ihm, Er bringt sie gewiss zum Ziele durch Seine Macht. Für alle wahren Jünger liegt ein grosser Trost in dem Worte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh. 15,16). Lies, mein Lieber das 17. Kapitel im Johannesevangelium. Der Herr spricht da tiefe und herrliche Wahrheiten aus, über Sein Verhältnis zu den Seinen. Wie gross ist doch das, dass Jesus Sein Blut gegeben hat für Seine Braut; von Ewigkeit her ist Ihm diese vom Vater gegeben worden, aber Er hat sie sich auch rechtmässig erworben, den höchsten Preis, Sein Leben, hat Er für sie bezahlt.

Es gibt eine Erwählung zur Gemeinde des Herrn vor Grundlegung der Welt. Es ist diese Erwählung aber nicht so zu fassen, als ob Gott willkürlich die einen Seinem Sohne zum Eigentum bestimmt, die andern aber zum voraus hiervon ausgeschlossen hätte. Wäre dies so, so würden ja die Auserwählten einem aufgezogenen Uhrwerk gleichen, das sich mechanisch und ohne einen freien Willen zu haben abzuwickeln hätte. Ihr Überwinden und Heiligsein könnte keinen hohen Wert haben, da sich ja nur das entwickeln würde, was Gott von Ewigkeit her in sie gelegt hätte. Die Erwählung beruht vielmehr auf dem Voraussehen und Vorauswissen Gottes. Bei Ihm ist die Zukunft ein jetzt, bei Ihm ist das Kommende ein Dastehendes. Das Buch der Offenbarung macht uns dies klar. Was bald geschehen soll, wird dem Seher so deutlich und klar gezeigt, als ob es schon der Geschichte angehörte. Ebenso lesen wir im Psalm 22 und in Jesaja 53 vom Leiden und Sterben Christi so sehr die Einzelheiten, als ob dies alles schon geschehen wäre. Gott sah das Zukünftige vor sich, als ob es schon der Geschichte angehörte und eröffnete es Seinem Knechte. Bei dem Allwissenden gibt es sozusagen weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft, bei Ihm gibt es nur ein Jetzt. Alle Werdende steht als vollendete Tatsache vor Ihm, deshalb offenbart Er Seinen Propheten was geschehen wird. Verstehst du nun, mein Lieber, warum gesagt werden konnte: „Den Jakob habe ich geliebt, den Esau aber gehasst.“ Ehe die Kinder noch geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, sah Gott ihre Geschichte voraus.

Wie gross und ehrwürdig steht doch die Berufung vor uns. Wir wissen wer uns berufen hat und was diese Berufung in sich schliesst. Wir gehören dem Herrn an und sollen nun tatsächlich das werden, was Er aus uns machen will und machen kann. Sterben ist kein Tod für solche, die von dieser Wahrheit erfüllt sind. Sie haben alles und in erster Linie ihre eigene Person völlig ausgeliefert an Jesus. Ihm haben sie sich mit Leib und Seele übergeben, sie wissen es somit, dass sie sein sind und dass sie ewig Sein Eigentum bleiben. Und weil sie so rückhaltlos sich dem Herrn ergeben, darum konnte Er auch tun, was Er so gerne tut, Er konnte sich ihnen völlig schenken; und Er konnte es ihnen durch den Heiligen Geist innerlich versiegeln, dass Er mit Seinem Leben, Bluten und Sterben, dass Er mit Seinem Auferstehen und mit Seiner ganzen Herrlichkeit ihnen zugehört. „Ihr seid erfüllt mit Ihm,“ sagt der Apostel und an einem anderen Ort: „In uns allen spiegelt sich des Herrn Klarheit.“ Wo ein so inniges Verhältnis und ein so enger Zusammenhang zwischen dem verklärten Haupte im Himmel und Seinem geheiligten Gliede auf Erden stattfindet, da macht sich je und je ein stilles Heimweh geltend.

Man kann nicht von ganzem Herzen trachten nach dem, das droben ist, was droben ist ohne hierdurch ein starkes Verlangen zu bekommen, Jesus bald zu sehen, wie Er ist und die Herrlichkeit zu schauen, die Ihm der Vater gegeben hat. Und wo die Seele so empor gezogen ist, da kann der Eingang in die Welt Herrlichkeit nur noch Wonne sein. Nicht mit Seufzen und mit Bangen denken Gottes Kinder ans Scheiden aus diesem Leben; die Heimat hat etwas sehr anziehendes für sie. Den um Seines Namens willen Verfolgten sagt der Herr: „Freuet euch den euer Lohn in den Himmeln ist gross!“ Da gibt es kein düsteres Scheiden aus diesem Leben. Wer zur Herrlichkeit Christi gehört und Christi Herrlichkeit als Erbe in Aussicht hat, wer in der Welt lebte als nicht von dieser Welt seiend, wer mit Jesus so innig verbunden war wie eine Rebe mit dem Weinstock, wie ein kleines Kind mit seiner lieben Mutter, wer lange schon ein Heimweh nach dem Herrn und nach dem Vaterhause in sich trug, der geht auf wie eine Rose, wenn er sich der Staubhülle erledigt. Jubelnd eilt er seinem Urquell entgegen, mit Freuden nimmt er die Lichtwelt auf. Unter Jubelgesängen der Erlösten hält er seinen Einzug in die Stadt Gottes. Der von oben Geborene fühlt sich nun in seinem Element. Längst war durch den Heiligen Geist das Klima, die wahre Lebenswärme über seiner Seele ausgegossen; die heimatlichen Verhältnisse und Zustände entsprechen nun völlig seiner neuen Natur.

Die Heilige Schrift spricht vom lebendigem Wasser und vom Wasser des Lebens. Der Strom, der das himmlische Jerusalem durchfliesst, ist ein Lebenswasserstrom sein Wasser ist lebendig und bringt Leben, wer es trinkt, der geniesst Leben. Für die himmlische Welt scheint dieses Wasser das zu sein, was das Blut für den menschlichen Organismus ist. Der Strom geht aus vom Throne Gottes und des Lammes, ist glänzend wie ein Kristall und belebt die himmlische Welt. Schon hier gibt Jesus den Seinigen lebendiges Wasser, ein Wasser das Geist und Leben ist. Wer von diesem Wasser trinkt, der hat einen Lebenswasserquell in sich, er steht mit dem Throne Gottes und des Lammes in Verbindung, darum kann er jederzeit trinken und muss niemals dürsten. Die Seligen im Himmel trinken im Lebenswasserstrom und die aus Gott Geborenen auf Erden empfangen hier schon lebendiges Wasser. Auch hierin liegt eine Zubereitung zum Vaterhaus. Das natürliche, irdische Wasser ist ein Abbild des himmlischen, des wahren lebendigen Wassers.

Auch spricht die Schrift vom lebendigem Brote und vom Brote des Lebens. Dieses ist das wahrhaftige Brot wovon der lebt, der es geniesst; er nimmt Geist und Leben in sich auf. Der Herr selbst ist das lebendige Brot, wovon der lebt, der es geniesst; er nimmt Geist und Leben in sich auf. Der Herr selbst ist das lebendige Brot, das Brot des Lebens. „Wer mich isset, der wird leben in Ewigkeit,“ spricht Er. Die Lebensbäume der himmlischen Welt tragen Lebensfrüchte. Baum und Frucht sind lebendig, sie entsprechen dem Lebenswasserstrom. Die ganze Pflanzenwelt des Himmels ist lebensvoll, keine vergänglichen Stoffe finden sich hier; alles ist geistleiblich, wesenhaft, unvergänglich, vom Himmel selbst durchseelt. Wenn der Wonnemonat die Erde in ihrem schönsten Schmucke uns zeigt, wenn blühende Gefilde Aug und Herz erheben, so können wir etwas ahnen von der Pracht des Paradieses. Hier unten aber verwelkt auch die schönste Blume, während in jenen Lichtgefilden kein Verwelken mehr stattfindet. es gibt in der Herrlichkeit überhaupt nichts totes, lebloses. Dort ist alles lebendig und lebensvoll, auch der Boden, dem die Lebensbäume entspriessen, muss geistleiblich, muss lebendig sein. Und ebenso muss auch das Material der Mauern, der Gassen und der Wohnungen geistleiblich und lebendig sein. Welche eine wundervolle Heimat. Alles ist körperlich, greifbar und tastbar, aber alles ist beseelt, in allem ist Geist und Leben. Der Gott der Herrlichkeit durchdringt und belebt alles. Jesus ist der Ausgangs- und Mittelpunkt der überall und in allem sichtbaren, lebensvollen Herrlichkeit. Er ist die Quelle des Lichts und des Lebens.

Unser Leib ist beseelte und durchgereifte Erde, wenn wir in der Herrlichkeit Christi sein werden, dann werden wir einen verherrlichten Leib, einen Lichts- und Geistleib, wir werden einen lebendigen Leib haben. Und den Bewohnern der himmlischen Stadt entsprechend, wird auch diese selbst eine beseelte, eine lebendige Stadt sein. Und weil das neue Jerusalem auf die neue Erde zu stehen kommt, so wird auch diese selbst keine tote, kalte, finstere Erde mehr sein. Auch sie ist wiedergeboren und voller Licht und Leben, sie ist nun auch beseelt, lebendig; der Himmel durchdringt die Erde und macht sie himmlisch. Jetzt ist sie eine entseelte, eine Staub und Koterde, die Sünde ihrer Bewohner hat sich verderbt; der Himmel und das Paradies sind ihr entwichen, darum muss sie sich um eine Sonne bewegen, bis der Herr der Herrlichkeit, bis der Gott des Lebens und des Lichtes mit dem himmlischen Jerusalem auf sie herniederkommt.

Auf die Herrlichkeit unserer ewigen Erwählung wollte ich dich mein Lieber, zuerst aufmerksam machen, mit den oben ausgesprochenen Wahrheiten aber wollte ich deine Gedanken darauf hin lenken, dass die wahre, wesenhafte, bestandhabende Welt droben ist. Hienieden sind die Schatten der dort bestehenden Dinge. Die Stiftshütte musste Mose machen nach der wahren Hütte im Himmel. In Offb. 11,19 lesen wir: „ Es wurde der Tempel Gottes im Himmel geöffnet und die Lade des Bundes ward gesehen in Seinem Tempel.“ Vom Gewächse des Weinstocks will Jesus mit den Seinen wieder trinken in des Vaters Reich. In der Offenbarung Jesu Christi ist von zahlreichen Dingen im Himmel die Rede, die das Urbild der Dinge auf Erden sind. Dort sind die lebendigen, lebensvollen Realitäten, hier zerbricht, zerrinnt alles. Vergänglichkeit und Tod ist hienieden allem aufgeprägt. Die Lebenswelt ist droben und diese Lebenswelt ist die Heimat der in Christo Lebendiggewordenen. „Das Jerusalem das droben ist, ist unser aller Mutter“ (Gal. 4,26). Von dieser Staubwelt, die nun einmal im Argen liegt, uns loszuringen wird uns viel leichter, wenn wir in Jesu Herrlichkeit einen Einblick gewinnen. Hier muss alles zergehen und verwesen. Dort sind die Schätze, die Bestand haben, die voller Geist und Leben sind.

Seinen auserwählten Gläubigen und Heiligen hat der Herr diese Herrlichkeit bestimmt. Sie gehören zu seiner Herrlichkeit und sind Erben Seiner Herrlichkeit. Sie haben hienieden das himmlische Wesen angezogen, darum sind sie schon jetzt mitgesetzt in den Himmeln in Christo Jesu (Eph. 2,6). Jesu Glieder haben vom lebendigen Wasser getrunken und vom verborgenen Manna gegessen, vom wahren Wasser und vom wahrem Brote, der himmlischen Heimat haben sie hier schon genossen, sie standen in Verbindung mit Gott und mit der Welt, aus der sie geboren sind, darum standen ihnen die Himmel offen, darum waren sie mitgesetzt in den Himmeln, in Christo Jesu. Die Gottverbundenen ragen hinein in die Lebenswelt, ihr Leben ist verborgen mit Christo in Gott, sie werden von oben herab regiert und geleitet, ja beseelt und genährt. Sie sind aus Gott geboren und tragen deshalb die Natur des Himmels in sich, göttlicher Natur werden sie durch Gottes Geist teilhaftig, darum sind sie befähigt, die himmlischen Dinge zu besitzen. Wer mit dem Geist der Herrlichkeit in ewiger Gemeinschaft steht, der darf sich darüber freuen, dass sein Name in den Himmeln angeschrieben ist. Dort denkt man an ihn, dort hat sein Name einen guten Klang, dort freut man sich auf seinen Eingang in den Himmel. Er unser Gott und Heiland, steht Seinen Erlösten wunderbar nahe und führt sie gewiss in Seine Herrlichkeit. Gelobt sei Er!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hauser/hauser-blicke/hauser_blicke_15.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain