Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 12

Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 12

Lichtherrlichkeit

Es ist ein erhabener Gedanke, dass Gott den Menschen nach Seinem Bilde gemacht hat. Welche Seligkeitstiefen erschliesst uns nur diese eine Wahrheit! Ihm in die Ewigkeit der Ewigkeiten immer ähnlicher zu werden, darin besteht unsere wahre Menschenwürde. Und eben darin besteht auch die grösste Verherrlichung Gottes von Seiten des Geschöpfes nach Seinem Bilde. Das denkbar Grösste, was ein guter Vater hienieden an Seinem Sohn erleben könnte ist: Wenn ein Sohn so völlig den Geist, das Wesen und die Gesinnung Seines Vaters erfasst, dass dieser in Seinem Sohne sich selbst wieder findet und ihm nicht nur ruhig und getrost alles überlassen kann, wissend, dass der Sohn so ganz wandelt und handelt wie er, sondern auch zugleich auch völlig davon überzeugt ist, dass des Sohnes süsseste Freude darin besteht, genau den Willen Seines Vaters zu erfassen und auszuführen. Wie viel Ehre, Freude und Vergnügen, wie viel wahre Glückseligkeit müsste beides aus solchem Verhältnis erwachsen! Als Kinder Gottes geniessen wir das hohe Vorrecht, Seines Geistes und Wesens teilhaftig zu werden und unseren Gott so vollkommen zu erfassen, dass wir wollen, was Er will und wir geniessen zugleich das erhabene Glück, in Seiner Gemeinschaft eine solche Befähigung zu erlangen, dass tun zu können, was wir nach Seinem Wohlgefallen tun sollen. Die Tätigkeit der Seligen gehört auch zur Gottes Ebenbildlichkeit. Als Kinder des Schöpfers aller Dinge gehört es zu ihrem Wesen, tätig zu sein. Leben ist Entfaltung, ist Wirken und Schaffen, ist Verbreitung der Lebensseligkeiten. Unser hochgelobtes Haupt ist fort und fort zur Beglückung Seiner Geschöpfe tätig. Sollten Seine Glieder nicht den selben Trieb und die selbe Gesinnung, sollten sie nicht dieselbe Art haben? Alle Gottseligen waren hienieden unter kümmerlichen Verhältnissen sehr beschäftigt; sollten sie nun in ihren vollkommenen Verhältnissen einem süssen Nichtstun sich hingeben können? Nimmermehr! Wahres Wohlsein ist bedingt durch eine den Fähigkeiten und Kräften entspreche Tätigkeit. Und wie glücklich sind die Himmlischen auch in diesem Stück gestellt! Ein Ermüden und Ermatten kennen sie nicht, mit Hindernissen der Natur haben sie keinen Kampf zu bestehen; sie sind frisch, gesund, kräftig, begabt. Was könnte es da Seligeres geben, als nach aller Lust der Seele die empfangenen Pfunde zu verwerten zu Ehre und zur Verherrlichung Gottes!

Unzweifelhaft wird im ewigen Leben ein Jeder eine ihm völlig angemessene berufliche Stellung haben. Das hier an einen Broderwerb und an das was drum und dran hängt nicht zu denken ist, liegt auf der Hand. Und das jeder unedle, entwürdigende, aus der Sünde und aus dem Falle hervorgegangene Beruf ausgeschlossen ist, braucht nicht erst gesagt zu werden. „Seine Knechte werden Ihm dienen“. Offb. 22,3. Dieser Dienst schliesst die Verherrlichung Gottes und die Beseligung Seiner Geschöpfe in sich. „Und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Offb. 22,5. Im persönlichen, sichtbaren Verkehr und Umgang mit dem Herrn nehmen sie immer zu an Weisheit auch werden ihre Geistes, Verstandes und Naturkräfte fortwährend erhöht. Da wird der König Seiner Zierde, Ihm ähnlich gewordenen Glieder und Dienern als Priesterkönige in weiten Gebieten der Schöpfung zur Ausführung Seiner erhabenen Gottesgedanken in Seinem Namen wirken lassen. In Seinem himmlischen Königreiche setzt Er den einen treuen Knecht über zehn und den anderen über fünf Städte zum Könige. Grosses anvertraut Er denen, die treu sind im Kleinen. Vermutlich finden Viele nach Massgabe ihrer Fähigkeiten und Kräfte eine Anstellung im Herrschaftsgebiete dieser Könige. Dass auch die Engel verschiedene Stellungen und Berufsarten haben, zeigt uns an, dass in allen himmlischen Welten wohlgeordnete Verhältnisse und Zustände sich vorfinden.

Gott ist ein Gott der Ordnung. Er teilt einem Jeden das seine zu. wer im Lande des Staubes unter viel Not und Kampf doch viel Nutzen und Segen verbreiten konnte, der wird in seinem grossen Erteile Unzählige zu leiten und zu beglücken im Stande sein. Was lässt dich dort wo keine Nacht mehr ist, wo ein Lichtleib das willige, fähige und geschickte Werkzeug des erleuchteten Geistes ist, mit unendlich vollkommenen Gaben und Kräften nicht alles herstellen und ausrichten! Der Herr wird durch die Seinen den Namen des ewigen Gottes weit und breit sehr verherrlichen.

Ein mit dieser Weisheit angetaner Verklärter, der seine Wohnung in den Palästen des Königs der Könige hat, kann mit seine mannigfachen Geistes und Körperkräften Grosses leisten. Und das Gelingen seiner Absichten muss ihn sehr glücklich machen. Die von aller Sünde und von allem Elende Erlösten werden nie sein wie Gott; aber sie werden unaufhörlich schöpfen aus Seiner Fülle und durch unverbrüchliche Treue und durch kindlichen Gehorsam ihre Fähigkeiten zur Ausführung göttlicher Pläne ewig erhöhen.

Mit sehr verschiedenen Geistesanlagen und Wirkungsfähigkeiten treten täglich viele Bekehrte in die Ewigkeit ein. Auch ist der Gnadenstand nicht bei allem derselbe. Die einen haben erst angefangen hineinzublicken in die Wunder der Erlösung, sie besitzen noch sehr wenig Gotteserkenntnis und haben sich noch wenig angeeignet aus Christi Gnadenfülle; während andere frühe sich dem Herrn ergaben und Ihm treu geblieben sind bis in den Tod.

Und wenn wir hinüber kommen finden wir dort Selige, die im Erdenleben es schon sehr weit brachten in allen Stücken der Gottseligkeit und die hier schon eine weitausgedehnte und reich gesegnete Tätigkeit entfalteten; wie unendlich werden die nun dort in der Heiligung gewachsen und in allen Stücken dem Herrn ähnlich geworden sein! Da denke ich mir das Verhältnis so, dass alle Neuangekommenen nach Massgabe ihrer Reise in Christo solchen zugestellt werden, die ähnlich stehen wie sie und das ihre Tätigkeit zunächst darin besteht, zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Während Geförderte bei Höherstehenden selbst auch Unterricht empfangen, können sie gewonnenes uns geübtes in den Kreisen lehren, die Anfänger in Christo sind. Durch solche Tätigkeit können sie am Besten wachsen und zunehmen.

Die Bildung des Herzens und des Geistes nach Gott ist von ausserordentlichem Wert. Dies allein ist die wahre Bildung. Dort auf den Lichtgefilden werden wir hinblicken dürfen in das Walten und Wirken Gottes. Da gibt es viel zu lernen. Wir werden immer mehr Ratschlüsse des Herrn zu erfassen vermögen und sein Tun immer klarer verstehen. Die ewige Vollendung der Geretteten schliesst ein beständiges Tätigsein in sich: Hier geht alle so langsam; öfter brauchen wir Jahre, bis wir eine Absicht des Herrn verstehen und eine heilige Wahrheit bei uns Geist und Leben geworden ist. Dort wird dies, Gott lob, anders sein. Unsere Aussichten auf Vervollkommnung wären sehr unbedeutend, wenn wir dies nicht hoffen dürften.

Wie mir scheint, bildet in den himmlischen Welten auch das Gemeinschaftsleben der Seligen eine rege und vielseitige Tätigkeit. Die Liebe Gottes wird bei Allen immer vollkommener. Wen hienieden die Liebe das Hauptgebot für Gottes Volk ist, wenn hier alle Jünger des Herrn hiefür erzogen werden. so muss auch dort die Liebe das Band der Vollkommenheit sein. Gemeinschaft ist Seligkeit. Wo Alle die Gesinnung Christi haben, wo es Aller Bestreben ist, den Nächten möglichst glücklich zu machen, da besteht eine wahre Gemeinschaft. Die Seligen kennen und lieben sich untereinander. Welch' herrlicher Gedankenaustausch muss da stattfinden! Die Lebensführungen im Tränentale, die empfangenen Ganden, die Wonnen des ewigen Lebens und vor allem die wunderbaren Werke und Schöpfungen Gottes, die in den Lichtgefilden die Seligen umgeben, bilden für die Unterhaltung und für vertrauliche Gesprächen einen unerschöpflich reichhaltigen Stoff. Die Vorstellung, als ob wir dort auf einmal alles wissen würden, ist durchaus unbegründet. Das Gemeinschaftsleben im Himmel wird unsere Seelen und Geistesanlagen erst recht erweitern und unendlich entwickeln. Eines erbaut, stählt und entfaltet sich in der Gesellschaft des Anderen. Auch auf diese Seligkeit dürfen wir uns von Herzen freuen.

Ob wohl auch gottesdienstliche Versammlungen im Himmel stattfinden? fragst du. Dies ist unzweifelhaft. Beim Durchlesen der Offenbarung wirst du hierüber befriedigende Aufschlüsse finden. Gott loben ist hier und dort, ist in alle Ewigkeit ein köstliches Ding. Um den Thron des Lammes versammelt loben die .Überwinder den Herrn. Es ist ganz gewiss, dass die herrlichen Gaben des Gesanges und der Tonkunst dort erst recht gepflegt und ausgebildet werden. Dies wird eine köstliche und wonnevolle Beschäftigung sein. Wie herzerhebend muss von reinen Lippen und gottesvollen Seelen der vollkommene Gesang erklingen! Und dazu noch die himmlische Musik! Wir lesen von Harfen und Posaunen und sind davon überzeugt, dass diese und ähnliche Instrumente in den Versammlungen ihre Verwendung finden. Die Verherrlichung durch Lob, Anbetung, Gesang und Musik und die Vertiefung in Sein Wesen und in Seinen Willen wird der Versammlungen Hauptzweck sein. Es ist mir gar nicht undenkbar, dass auch der Vortrag noch seine Stelle haben wird bei diesen Zusammenkünften.

„Seine Knechte werden Ihm dienen.“ Auch wenn wir nicht in Betracht ziehen wollten, dass Jesu Jünger aus dem Erdenleben mit sehr verschiedenen Lebens und Erkenntnisstufen dort ankommen und somit einer weiteren Erziehung und eines Fortschritts jedenfalls bedürfen, wenn wir nur an gereifte Kinder Gottes denken wollen, so würde uns dieser Umstand geistgesalbte Vorträge gar nicht überflüssig erscheinen lassen. Der vom Herrn erfüllten, von Seinem Geiste durchflammte Seele ist es Labsal, aus Anderer Mund die Verkündigungen der Tugenden dessen zu hören, der uns geliebet hat ehe der Welt Grund gelegt ward. Je mehr wir in die Geheimnisse Gottes und Christi hinein zu schauen vermögen, desto offener sind wir für alles, was uns sein Wesen und Seinen Willen nahe legt. Unsere ganze Person wird da an wahrem Leben gewinnen. Neue Verklärungsherrlichkeit ergiesst sich über die Himmelsbewohner. Die unausforschliche Weisheit Gottes erschliesst sich ihnen gerade in solchen Versammlungen immer mehr. Sollten sie hiedurch nicht befähigt werden in wachsendem Masse unausdenklich willige, reine und geschickte Organe zu sein, durch die Gott in dem unabsehbaren Gebiete Seiner Schöpfung Seligkeit und Leben ausbreitet? - Christi Apostel hatten hienieden das Vorrecht Sein Angesicht zu sehen und aus Seinem Mundes Geistes und Lebensworte zu vernehmen. Und wo der Herr lehrend und predigend auftrat, da versammelten sich stets Tausende um Ihn. Das Volk fühlte Seine Liebe, Geistesmacht drang an ihr Herz, wenn Jesus redete, Klänge aus der Ewigkeit durchzitterten da ihre Seele; es lag so etwas ganz besonderes darin, wenn Er selbst von des Vaters Liebe zeugte und den Weg zur Seligkeit verkündigte. - Wie muss erst das Herz schwellen, wenn Er dort in der Herrlichkeit selbst in die Mitte Seiner Gemeinde tritt! Unbeschreibliche Wonne bringt Sein Friedensgruss. Ja überaus holdselig werden Seine Worte klingen, wenn wir im Verklärungsstande zu Seinen Füssen sitzen und Seinen Reden lauschen dürfen. Da wird sich der Gottliebende Geist sich erweitern, da wird die Seele von Lichtskräften erfüllt, da wird das Angesicht einen göttlichen Glanz erlangen. Vollkommene Sättigung unseres ganzen Wesens und reichen Gewinn zur fernerer Wirksamkeit werden uns diese Versammlungen gewähren. Gottes Angesicht zu schauen, dazu bedarf es schon einen hohen Grad von Jesusähnlichkeit; welche Wirkungen und Folgen muss aber dieser Anblick haben? - In solcher Gemeinschaft wir der durch und durch geheiligte Mensch befähigt, Gottes Werke zu wirken. Mit starker Liebesglut der gotterfüllten Seele und mit wunderbar erhöhten Kräften des Geistes, des Verstandes und des Leibes Den verherrlichen zu dürfen, der uns aus Gott erkauft hat mit Seinem Blute, oh welch' Wonne!! Zu den grössten Seligkeiten der himmlischen Welt zähle ich das Tätigsein zur Ehre Gottes. Mit andern Gnaden scheinen mir nur geeignete Mittel zu diesem Zwecke zu sein. Göttlicher Natur sollen wir hier teilhaftig werden, Gott ähnlich will uns Jesus vor Sein Angesicht stellen; und der Trieb und die Gabe des Wirkens ist unwidersprechlich eine hervorragende Seite der göttlichen Natur. Es liegt uns deshalb ganz nahe, aus der Jesusähnlichkeit der Seligen den Schluss zu ziehen, dass sie gleich ihm im Wirken, Schaffen und ausbreiten des Guten ihre wahre Befriedigung und Glückseligkeit finden. Der persönliche Umgang mit dem Herrn und die innige Gemeinschaft mit den Edelsten der Menschen wird jeden Himmelsbewohner ausserordentlich befähigen, dem Gott der Herrlichkeit zu dienen.

Mein teurer Freund! Die Kehrseite des Wortes! „Seine Knechte werden Ihm dienen“. Offb. 22,3, wollen wir später in Erwägung ziehen. Der Dienst des Herrn ist hier und dort Seligkeit; aber der Dienst des Teufels ist nichts als die elendste Sklaverei. Oh das Alle, die in die Sünde verstrickt sind, dies erkennen möchten! Lass uns alle Tage unseres Lebens in Heiligkeit und in Gerechtigkeit unserem Heiland dienen. Er hat ja zuerst uns gedienet. und nachdem wir mit dem Wenigen, dass uns anvertraut ist, werden treu gewesen sein, wird er gewiss nach Seinem Worte uns über viel setzen. wer immer nur bei sich selbst stehen bleibt, der ist unglücklich; Hingabe zum Wohle Anderer, das sei unser grösstes Vergnügen. Dann haben wir angefangen den Sinn Christi zu erfassen und wir sind auf dem rechten Wege Ihm ähnlich zu werden. Wenn wir des Heilandes Ruhm und Ehre ausbreiten, können wir ganz wohl noch Kanäle werden, durch die Gott Welten beglückt.

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