Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 9

Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 9

Seligkeit b: Freiheit von den Folgen des Falles

Die Sonne, die so schön und prächtig am Himmel pranget, wie ist sie uns ein sprechendes Bild des Verhältnisses Christi zu den Seinen in der Gottesstadt. Von Millionen wird sie in demselben Augenblick gesehen und Millionen erleuchtet, erwärmt, stärkt und belebt sie in ein und demselben Augenblick. Und doch ist sie nur eine Schöpfung des Herrn, den wir anbeten. Wenn du die Sonne siehst, so denke: So werde ich einst meinen Gott von Angesicht zu Angesicht schauen, und so sieht er mich schon jetzt, wo immer ich bin. Du siehst Ihn nicht, aber du verspürst doch Seine Nähe, Er erleuchtet, erquickt, erwärmt, stärkt und belebt dich. Wie wird uns sein, wenn wir Sein Auge auf uns ruhen sehen und wenn wir in Demut Ihn schauen! Wenn ich die Sonne betrachte, so ist es mir, wie jetzt der Herr überall unsichtbar gegenwärtig ist, so könne Er in der himmlischen Welt sehr wohl überall sichtbar gegenwärtig sichtbar sein.

Eine unreine, finstere Seele könnte dies freilich nicht ertragen. Die sichtbare Gegenwart des heiligen Gottes müsste eine furchtbare Wirkung auf sie haben. Sündenknechten könnte es im Himmel nicht wohl sein. Aber für die Heiligen hat die Gegenwart Gottes nichts Beängstigendes. Vor dem Throne des Lammes ist jede Faser ihrer gereinigten Seele von Freude durchdrungen. Das tiefste Sehnen der neuen Natur ist hier gestillt. Durch das Blut und durch den Geist Jesu Christi, sowie durch den Wandel vor Gott im Erdenleben, ist die Seele geheiligt worden, der in ihnen wohnende Christus war ihre Heiligung; darum kann sie nun fröhlich sein in seinem Anblick. Das Heimweh hat sie von der Erde Fesseln losgemacht, nun ist dieses Heimweh in unendliche Wonne verwandelt. Mit vollem Recht stellen wir das Schauen Gottes voran, wenn wir uns fragen: Worin besteht im Himmel hauptsächlich und wesentlich die Seligkeit? Ich denke, mein Freund du wirst hierin ganz mit mir übereinstimmen. Solche Erwägung ist uns gewiss ein Ansporn zum Wachstum in der Heiligung. Es ist uns ja das Wort längst zu Herzen gegangen: „Ohne Heiligung kann niemand den Herrn sehen“. Hebr 12,14. Und: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ Und wiederum: Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.„ Matth. 5,8. Wir können es nach und nach verstehen, dass nur durch Jesu Blut gereinigte Seelen den Herrn schauen zu schauen vermögen.

Ein zweites Stück der Seligkeit, ist das Freisein von allen Übeln, von all' den schmerzlichen Folgen des Sündenfalls. Auch hierauf freuen sich Jesu Nachfolger sehr. Welche Summe von Leiden und Unvollkommenheiten haften uns doch hienieden an! Das irdische Leben birgt des Drückenden und Beengenden viel in sich. Ein Ausblick in die Ewigkeit in dieser Richtung ist entzückend. Der Herr offenbart uns hierüber viel. Offb.7,16 und 17 lesen wir: „Es wird sie nicht mehr hungern, es wird sie nicht mehr dürsten; es wird auch nicht mehr auf sie fallen die Sonne, noch irgend eine Hitze. Denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und leiten zu lebendigen Wasserquellen; und Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen.“ Im Himmel gibt es keine Angst, keine Furcht, keinen Schrecken mehr; Müdigkeit, Schrecken, Gebrechen, Krankheiten sind abgetan. Dort kennt man keine Missverhältnisse der Witterung und der Natur. Dort hört alle Armut, alles Hungern und Dürsten, alles entblösst und obdachlos sein auf. Von aller Augen sind die Tränen auf immer und ewig abgewischt.

Der Erde Jammer ist in der Hölle unendlich vervielfach; aber im Himmel hört man weder Leid noch Geschrei, noch irgend eine Wehklage. Es ist so wunderherrlich, dass Gott selbst den Seinen die Tränen für immer abwischt! Die rechte Hand des Höchsten kann alles ändern.

Wie muss es einem Menschen zu Mute sein, der aus den Trübsalen und aus den Hemmnissen dieses Leben in die vollkommene Freiheit eintritt! Hier verachtet und geschmäht, dort hoch geehrt, hier gehasst und verfolgt, dort innig geliebt in süsser Ruhe. Wenn wir die beengenden Schranken dieses Todesleibes durchbrochen haben, dann werden wir selig empfinden, was freie Bewegung ist. Wie oft liegt hier unser Geist unter den mannigfachen Nöten danieder. Die Arbeit verzerrt oft noch mehr, als nur die Kraft und was wir gerne ausführen möchten, bleibt zu unserem grossen Schmerze ungetan. Und gerade bei den besten Bestrebungen fühlen wir unsere Unvollkommenheit an meisten. Mittel und Kräfte versagen nicht selten gerade dann, wenn wir den Eindruck haben, wir seine jetzt mit dieser Sache bald am Ziele.

Dies alle wird dort ganz anders sein. Das alte ist vergangen, es ist alles neu geworden. Die Erlösten des Herrn sind dort von allen Übeln erlöst. Welche ein Wohlsein muss da der Mensch empfinden! Welche Kraftfülle muss ihn durchströmen; nun erst, weiss er, was das ist, gesund sein. Für Jesus Brüder ist dort der Sünde Fluch völlig abgetan. Gelobt sei Er!

Im Himmel gibt es kleine Anfechtungen, keine Reizungen und Lockungen zur Sünde mehr. Die dort Wohnenden sind geheiligt durch und durch. Jesu Blut hat sie vom Argwohn und Neid freigemacht. Sie sind so erfüllt von der Liebe und von der sichtbaren Gegenwart Gottes, dass sie freudig wollen und tun wie Er. Und der Satan kann sie nicht mehr reizen, kann sie nicht mehr benebeln. kann ihnen nicht mehr widerstehen. Sie sind hienieden von seinem Wesen und von seiner Macht freigeworden; dort hat er keinen Einfluss mehr auf sie. Jesu Heilige und Geliebte haben die Probe bestanden, darum sind sie dort von allen Anfechtungen und Versuchungen frei. Der Herr durchwohnt sie so vollständig, dass sie nur sein Bild wiederstrahlen. Die hier von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden sind, die der Herr hier hat bewahren und hindurch retten können, die haben dort völlig die Gesinnung Christi. Der Wille Gottes ist auch ihr Wille. Diesen zu tun ist ihre Freude. Sie folgen dem Lamme auf den leisesten Wink. Sie sind eins mit Ihm und handeln und wandeln unter Seinen Augen. Dass sie hier unter vielen Kämpfen Ihm ähnlich geworden sind, dass sie sich hier in Seinen Wegen geübt haben, dass sie hier kreuzigten ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden, dass sie hier den Eigenwillen und Eigensinn in den Tod gegeben haben, das gibt für ihre Gesinnung und Stellung in der Ewigkeit den Ausschlag. Die Erlösten sind Christo gleichförmig geworden, darum stehen sie nun in keiner Sündengefahr mehr.

Der Herr hat sie als die seinen erkannt und weiss es. dass sie nun auf immer und ewig treu bleiben werden. Ausserordentlich köstlich ist die Aussicht, dort nichts Befremdendes an sich zu tragen, keinen ungöttlichen Einfluss auszuüben und keinem solchen Einfluss mehr ausgesetzt zu sein. Die Heimat ist frei von Übeln und Unvollkommenheiten und frei von Gefahren. Dies ist überaus herrlich! Wer das Zeugnis der Gotteskindschaft in sich trägt, der fühlt (weiss) es, dass er zu solchem Leben wiedergeboren worden ist. Diese neuen Verhältnisse sind ganz der neuen Natur entsprechend. Paulus ruft aus: “ ER wird mich von allem Übel erlösen und mir aushelfen zu Seinem himmlischen Reich. - Und Seine Hoffnung und Zuversicht ist auch die Unsrige.

Ich will dir ein Lied von Langbecker hinsetzen, das trefflich den Freuden der Erlösung von allen Übeln Ausdruck verleiht. Und wenn dein Geist seufzt und in den gebrechlichen Hüttlein sich beschwer fühlt, so ging es mit ganzer Lust Deiner Herrlichkeit verlangenden Seele, und wenn dies nicht geht, so sag es so kräftig her, dass Leib und Seele und Geist darüber in freudige Stimmung kommt.

Wie wird mir sein, wenn ich Dich Jesu, sehe
In Deiner göttlich hohen Majestät;
Wenn ich verklärt vor deinem Throne stehe,
Die Ewigkeit mich Staunenden umweht?
Wie wird mir sein? Oh Herr ich fass es nicht,
Nur Tränen rinnen mir vom Angesicht.

Wie wird mir sein, wenn Deines Hauptes Strahlen
Mein Haupt umleuchten, dass dem Grabe entschwand,
uns wenn im Himmelsglanz sich vor mir malen
Die Freuden, die kein sterblich Herz empfand?
Wie wird mir sein? Oh welch' Seligkeit
Empfind ich, denk ich jener Freudenzeit!

Wie wird mir sein, wenn Engelsharfen tönen.
Und sanft ich ruh in meines Hirten Schoss;
Wenn ausgeweint sind alle Tränen,
Und ich nun ganz von Erdenfesseln los?
Wie wird mir sein, Oh du meine Herr und Gott,
Wenn nicht mehr Schrecken, Sünde, Höll' und Tod?

Wie wird mir sein, wenn ich sie wiedersehe,
Die Teuren alle, die ich hier geliebt;
Wenn ich mit ihnen in des Heiland Nähe
Lobsingend von Trennung nie betrübt?
Wie wird mir sein? Oh Freuden ohne Zahl.
Ihr strömend Licht ins dunkle Erdental.

Ja, unaussprechlich sind die sel'gen Freuden,
Die dort der Herr mir einst bereiten wird.
Drum will ich harren, stille sein und leiden,
Bis mich nach kurzen Streit der treue Hirt
Aus Gnaden führt zum ew'gen Frieden ein;
Mein Herr und Gott, wie wird mir alsdann sein?

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