Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 7

Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 7

Bedingungen zum Seligwerden

Teurer Freund! Du hast mir ja zwei Fragen vorgelegt auf die ich gerne eintrete. Was ist zum Seligwerden unumgänglich notwendig? Worin besteht hauptsächlich und wesentlich die Seligkeit? Für diesmal wollen wir die erste Frage in's Auge fassen. Ueber den zweiten Punkt will ich einstweilen nur Bemerken, dass die Vereinigung eines Menschen mit Jesus, dem Haupte der neuen Menschheit, die Hauptsache ist. In dem Masse als es unserem Herrn gelingt, hienieden sein Bild in uns auszugestalten und Seine Gottesfülle uns mitzuteilen, in dem Masse werden wir dort fähig sein, Seine Gottesnähe zu ertragen und Seiner Herrlichkeit teilhaftig zu sein. Ihn sehen, wie er ist, kann nicht, wer hier nicht Ihn angezogen hat und in Ihm geblieben ist. Wenn Jesus uns hier nicht an Seine Gemeinschaft hat gewöhnen können, so können wir dort Sein Angesicht nicht schauen. Der Herr will jetzt Sein Wesen, Seine Gottesfülle, Seine ganze Person uns schenken; Er will in den Gläubigen verherrlicht sein. Wo Ihm dies gelingt, da ist des Himmels Natur und Wesen ausgebreitet, da hat der Himmel in die Seele sich eingesenkt. Der Eingang in die Lichtwelt ist deshalb sicher und gewiss.

Wer an die Unsterblichkeit der Menschen glaubt, der will selig werden. Aber welche Vorstellung hat er hievon? Was denkt er sich den unter der Seligkeit? Möchten sich doch Alle hierüber klar werden! Tausende sehen es ein, dass hienieden das Leben sehr unvollkommen ist und das es unter der Sonne eine reine und vollendete Seligkeit nicht gibt. Es sind der Störungen gar viele. Und so lange einer seinem hinfälligen Leib mit sich herumträgt und täglich einem Heer von Gefahren ausgesetzt ist, kann er nicht völlig befriedigt sein. Jenseits des Grabes, so denken Unzählige, soll die unumwölkte Glückseligkeit anbrechen. Eine in allen Teilen vorteilhafte Veränderung, ein angenehmes Dasein wünschen sie dort. Das Ende aller Erdennot und ungetrübtes Wohlsein ist die Seligkeit an die sie jetzt denken. Würde ihnen dort ein fürstliches Schloss mit unerschöpflichen Reichtümern und allen nur erdenkbaren Bequemlichkeiten angeboten, so könnte ihnen Gott unendlich ferne bleiben, sie begehrten Seine Gemeinschaft nicht. Nur Störung des Genusses könnte ihnen Seine Gegenwart bringen. Ihr Herz und ihre Gesinnung stimmt nicht mit Ihm überein, darum möchten sie unbelästigt nach ihrer Art das sein und das tun, was sie für gut halten. Bei ernster Prüfung müssen Manche finden, dass dies ihres Herzens Sinn ist. Selbst Sündenvergebung begehren Solche am Ende ihres Lebens nur aus dem Grunde, weil sie nicht in die Hölle fahren möchten. Aus Furcht von Pein wollen sie mit Gott nicht auf Gespanntem Fusse stehen. Leider wollen Tausende selig werden ohne ihr Glück Jesu verdanken zu müssen, ohne Seiner Gesinnung und Seines Wesens teilhaftig zu sein, ohne Seine Verherrlichung als ihr höchstes Glück sein zu lassen! Nicht Jesum begehren sie, nur ein Himmelreich nach ihres verkehrten Herzens Gelüsten suchen und verlangen diese Törichten. Das himmlische Erbe, in so weit es in äusserer Herrlichkeit und Pracht besteht, wäre ihnen angenehm, aber die reinen, wahrhaftigen Himmelsfreuden, die göttliche Gesinnung und die sichtbare Gemeinschaft mit dem Herrn und Seinen Heiligen verlangen sie nicht.

Mit irdischem Sinn und unerleuchtetem Herzen selig zu werden ist nun aber völlig unmöglich. Himmelsherrlichkeit ohne die Gesinnung Christi würde das Vaterhaus schnell in einen Ort der Lustbarkeit, des Neides und des Streites, des Unfriedens und des Jammers verwandeln. Der Mensch verdirbt, wen er sich getrennt von Gott grosser Reichtümer sich erfreut. Wir müssen notwendig zur Erkenntnis kommen, dass der Sünder erst Buss tun, von den Sünden los, abgewaschen und gereinigt werden und zu einer göttlichen Gesinnung und Natur gelangen muss, ehe er aus Gottes Hand eine ihn glücklichmachende Herrlichkeit empfangen kann. Reichtum und Wohlergehen macht den Menschen nicht besser und göttlicher, auch nicht zufriedener und seliger; nur in Verbindung mit Jesus erlangt er die Befähigung, unvergängliche Seligkeiten und Herrlichkeiten so geniessen zu können, dass er dabei nicht Schaden nimmt an seiner Seele, sondern vielmehr zum Preise seines Schöpfers und Erlösers sich entfaltet. Der Seligkeitstraum ohne wahrhaftige Erneuerung ist ein betrüglicher Wahn.

Unwidersprechlich gewiss ist es, dass Gott selbst als die erste Bedingung zum Seligwerden die Busse hinstellt. Vor des Lammes Thron werden wir keinem einzigen Menschen begegnen, der nicht Busse getan hätte. Die bussfertige Gesinnung macht angenehm vor Gott. Die Busse ist ein Innewerden der Fleischlichkeit und Verkehrtheit, sie in eine Erweichung und eine Zerknirschung des harten Herzens, sie ist ein Bruch mit der Sünde, sie ist ein Klarwerden über die eigene Person und das Verhältnis zu Gott. Ein Lichtstrahl aus dem Heiligtum ist ins Innere gedrungen, der hat die Sünde überaus sündig gemacht, der hat das Todeseis aufgelöst. Ein warmer Lebenshauch des Herrn hat die Seele durchweht, da ist ein Hinneigen zu Ihm entstanden und Seine Liebe, weckende Liebe hat Reue und Schmerz und Heimweh bewirkt.

Wenn der Mensch sein Sündenelend wirklich erkennt, so ist es ihm nicht mehr wohl darin; er nimmt jetzt die Botschaft des Heils dankbar an. Und im Himmel ist Freude über einen Sünder, der Busse tut. Im Vaterhause weiss man also, was auf Erden vorgeht. Die Himmlischen sehen die Tränen der Reumütigen, sie erhalten Kunde von dem Kampfe, der im Herzen wogt, die Sinnesänderung, die ganze Person eines Menschen, der in sich geht, hat für sie etwas anziehendes, ja sie haben das höchste Interesse daran. Der himmlische Vater freut sich, wenn sein Verlorener an den eingeborenen Sohn glaubt. Jesus freut sich, wenn eine Seele Ihn als das einzige Heil ergreift und alle Himmlischen freuen sich, wenn sie einem Bruder und Mitbürger mehr erhalten haben. Und diese Freude der Lichtwelt tönt hinein in des Bussfertigen Herz, so dass er eine selige Freude empfindet. Die Busse ist zum Seligwerden unumgänglich notwendig.

Und die also bussfertig fragen; was muss ich tun, damit ich selig werde? denen antwortet die heilige Schrift: Glaube an den Herrn Jesum Christum! Der Glaube ist ein Erfassen des Herrn und Seiner Gnade. Er hat der Menschheit Missetat und Schuld getragen, Sein vergossenes teueres Blut macht rein von aller Sünde. Mit ihm nun muss der Bussfertige vertrauensvoll sich verbinden; dann wird er selig. Aber ohne diese Tat des Willens, ohne der Übergabe der ganzen Person sammt ihrer Vergangenheit an den gekreuzigten Herrn, gibt es keine Seligkeit. Der Gott, der uns die Augen geöffnet hat, unser Verderben zu erkennen, der öffnet uns auch das auch die Augen das herrliche Heil zu sehen, das in Jesus Allen, die an Ihn glauben bereitet ist. Ohne Glauben ist es aber unmöglich selig zu werden, denn der verbindet uns mit Jesus und er allein ist unsere Seligkeit.

Durch diese Verbindung mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen wird der Mensch eine neue Schöpfung, er empfängt Leben aus dem Quell des Lebens. Ohne die Geburt aus Gott gibt es keine Seligkeit. Das Reich Gottes kann nur sehen, wer von oben herab geboren ist. Die Wiedergeburt ist deshalb unumgänglich notwendig für Alle, die selig werden wollen. Der Mensch muss in solche Gemeinschaft mit Gott kommen, dass er nichts mehr begehrt und nichts mehr tut, was dem Wesen Gottes zuwider ist. Vor Ihm und mit Ihm zu leben muss seine Art werden.

Einen grossen Nachdruck legt die heilige Schrift ferner auf das Bleiben in dem Herrn. Das Stehenbleiben in der Gnade, in dem erlangten Heile, das Ausharren bis an's Ende, das Überwinden durch des Lammes Blut, gehört zum selig werden. Standhaftigkeit und Treue ist erforderlich. Der Gefahren sind unzählige, der Feinde sind viel, darum gilt es zu wachen und zu beten, zu kämpfen und zu überwinden. Der Herr ist bei den Seinen alle Tage; in Seiner Kraft können sie bis an's Ende den Sieg behalten. Er bewahrt und stärkt alle, die von Herzen an Ihm hangen.

Busse, Glaube, Wiedergeburt und Standhaftigkeit ist unumgänglich, um hier im Glauben und dort im Schauen selig zu sein. Wer das verborgene Leben mit Christo in Gott hasst und wer es nicht ernstlich zu gewinnen sucht, wer nur eine äussere Glückseligkeit aber keine Gemeinschaft mit dem Herrn begehrt, der hat auf die Seligkeit jenseits des Grabes keine Aussicht. Gottes Wort bezeugt es, dass ausser Christo kein Heil ist. - Das mein Lieber, bewegt oft mein Herz beim Blick auf die Massen, die selig werden wollen, während sie doch in ihrem natürlichen Sinne verharren, des Herrn Jesu Gebote verachten und Seinen Gläubigen aus dem Wege gehen. Möchten sich doch ihrer Viele die Augen öffnen lassen! Seligkeit durch Vollendung! Gott ähnlich werden, heisst selig werden. Die Unerlässlichkeit der Busse, des Glaubens, der Wiedergeburt und des Ausharrens, der Bewährung, liegt in der Natur der Sache. - Du wirst kaum etwas dagegen einzuwenden haben? -

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