Harms, Theodor - Der Heilsweg - Der Glaube.

Harms, Theodor - Der Heilsweg - Der Glaube.

Die Gnade unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Lasst uns beten: Lieber HErr und Heiland Jesus Christus, siehe auch heute Abend sind wir zusammengetreten vor Deinem heiligen Angesicht, um uns zu erbauen auf unserm allerheiligsten Glauben und aus Deinem Worte zu nehmen, was unsere Seele bedarf, und wir bedürfen so viel zum ewigen Leben, dass wir Dich bitten, Du wollest Deine milde Hand austun und uns überschütten mit Deinem Gnadensegen. Gib uns Deinen Heiligen Geist, ohne den uns Dein Wort ein versiegeltes Buch mit sieben Siegeln ist. Gib uns die rechte Aufmerksamkeit im Hören und die rechte Treue im Bewahren Deines Worts. Gib uns den lebendigen Glauben, wenn wir ihn nicht haben, mehre und kräftige unsern Glauben, wenn wir schon darin stehen, dass unser ganzes Leben durch und durch ein Glaubensleben werde. Lass unsere arme Seele etwas gelten vor Dir, unserm Gott, und beschäme unser Angesicht nicht. Wir haben ja die allertröstlichsten Verheißungen von Dir, dass Du uns den Heiligen Geist schenken, den Glauben in uns wirken und uns zum ewigen Leben bereiten willst; diese Deine Verheißungen halten wir Dir vor in kindlichem Glauben. Wenn wir auf unsere Unwürdigkeit sehen, möchte uns bange werden, aber Du willst, dass wir auf das Wort Deiner Verheißung sehen sollen und wenn wir das tun, dann willst Du uns erhören. Nun das wollen wir denn auch tun, wollen fest und unverwandt auf Dein Wort schauen und von Deiner treuen Hand uns segnen lassen. So sei denn unter uns und segne uns, wie Du verheißen hast, um Deines Namens willen. Amen.

Text: Gal. 5, 6.
Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Wir betrachten heute, meine Lieben, das vierte Stück der Heilsordnung, den lebendigen, seligmachenden Glauben. Wie der Welt die Reue und Buße das Allerwiderwärtigste ist, was es gibt, so ist ihr der Glaube das Allerunverständlichste, was es gibt, den Kindern Gottes ist es aber das Köstlichste und Tröstlichste, denn sie erkennen, was der Glaube sei und dass man ohne den Glauben weder ein Christ sein, noch selig werden könne. Durch den lebendigen Glauben wird der Mensch zum Christen und als Christ eine freie Person in dem HErrn, seinem Gott, durch den Glauben wird er seinem HErrn untergeben und mit Ihm verbunden, wie die Rebe mit dem Weinstock. Die wahre Freiheit der Christen steht in der Abhängigkeit von Christo, denn damit hören wir auf Knechte der Menschen und unser selbst zu sein. Und weil nur die, die Kinder Gottes sind, Erbrecht am Himmel haben, so können auch nur die, die im Glauben stehen, selig werden. So kommt Alles auf den lebendigen, seligmachenden Glauben an und die Heilige Schrift sagt es an vielen Stellen, dass nur der Gläubige selig werden kann, dass nur der Gläubige vor Gott gerecht ist, oder wie unser Text sagt, dass in Christo Jesu nur der Glaube gilt, der in der Liebe tätig ist. Wie die Buße und Reue geboren wird unter dem Donner und Blitz des göttlichen Gesetzes und Zornes, so kann der Glaube nur entstehen und gedeihen unter dem Himmelstau der göttlichen Gnade. Wenn du auch so weit in der Buße bist, dass deine Augen Tränenquellen werden, so kannst du doch mit allem Wasser der Buße nicht eine Sünde abwaschen. Hast du aber den lebendigen Glauben an Christum, so werden alle deine Sünden abgewaschen mit dem teuren Blute Christi und du erhältst Leben und Seligkeit.

Wir wollen nun zuerst die Entstehung des lebendigen Glaubens betrachten. Wie der Heilige Geist in Seiner Gnadenwirkung sich gebunden hat an Wort und Sakrament, so kann Er den Glauben auch nur durch die Gnadenmittel wirken. Kein Mensch wird mit dem Glauben geboren, wir können ihn uns auch nicht selbst geben oder von andern Menschen uns geben lassen, er ist eine Gabe Gottes, die Gott wirkt durch das Evangelium und die Sakramente. In dem Evangelium bietet uns der HErr Gnade und Vergebung dar, in dem Evangelium gibt Er uns das ganze Heil, in dem Evangelium ist Er selbst und schenkt sich den Menschen und so ist das Evangelium das Wort Gottes, welches den Glauben wirkt im Menschen. Das Gesetz zerschlägt und tötet, das Evangelium macht lebendig, das Gesetz wirkt Buße, das Evangelium wirkt Glauben. Es ist unmöglich, dass der Glaube im Menschen entstehen kann ohne die wahre Herzensbuße, und so kann man sagen, es entsteht der Glaube durch Gottes Wort aus der Angst und Not eines von Gott zerschlagenen Herzens. Darum möchte man, wenn man das sieht, denselben benennen, wie Rahel ihren Sohn im Sterben benannte Benoni, aber erkennt man, was der Glaube ist, so möchte man ihm den Namen geben, den Jakob seinem jüngsten Sohn von der Rahel gab, Benjamin. Es muss also wohl ein wunderbar Ding sein um den lebendigen Glauben, der eine solche wunderbare Entstehung hat. Nun ist der Glaube, wenn ihn Gott wirkt, allezeit klein und schwach, gleichwie ein Fünklein, das jeder Wind ausblasen mag, so klein und zart, wie ein feiner Halm, der leicht zertreten werden mag und der Teufel hat's immer auf den Glauben abgesehen, um ihn auszulöschen und zu zertreten. Da hält nun der HErr Seine beiden Gnadenhände schützend über den Glauben und lässt ihn sich stärken durch das Evangelium, dadurch Er ihm stets neue Kraft gibt. Was das Del für die Lampe ist, das ist die Gnade für den Glauben. Je mehr Gnade aus dem Evangelio zu dem Glauben kommt, desto stärker wird der Glaube. Daher sehen wir, es ist überaus notwendig, dass man fleißig Gottes Wort hört und liest, denn ohne die Predigt und ohne Gottes Wort muss die Flamme des Glaubens auslöschen. Das Feuer muss verlöschen ohne neues Holz und der Glaube ohne neue Gnade. Daher kommt es bei so vielen Christen, dass ihr Glaube schwächlich ist, eben weil sie nicht treu sind im Gebrauch der Gnadenmittel. Es gehört ferner dazu das treue Gebet, denn obgleich das Gebet die Tochter des Glaubens ist, so ist es doch dazu da, dass es die Mutter ernähren muss. Je brünstiger wir beten, desto stärker wird der Glaube. Der Glaube erzeugt das Gebet und das Gebet trägt und kräftigt den Glauben; und das ist eine andere Ursache, warum es bei vielen Christen nicht vorwärts will. Sie sind nicht treu im Gebet. Dann kommt der HErr noch mit dem dritten Mittel, den Glauben stark zu machen, das ist das liebe Kreuz. Der Glaube würde schwerlich stark werden, wenn der HErr nicht die Trübsalswinde der Anfechtung darüber gehen ließe. Es geht dem Glauben, wie dem Baum. Pflanzt man einen Baum im Garten, so stellt man zuerst einen Pfahl dabei und bindet ihn daran, dass er fest Wurzel fasse. So macht es der HErr auch mit dem Glauben. So lange derselbe jung und schwach ist, stützt ihn der HErr, dass der Teufel ihn nicht verderben kann. Wird er aber stark, so nimmt Er ihm die Stütze und lässt ihn tüchtig vom Winde der Anfechtung hin und her zausen, damit er immer fester wurzle im Erdreich und fester werde im Holz durch den Widerstand, den er leisten muss. So muss der Christ in Christo fester eingewurzelt und gegründet und immer kräftiger und fester werden durch den Kampf mit den Anfechtungen.

Es geht hier durch viel Not und Trübsal, das kann keinem wahren Christen erspart werden. Mit dem Glauben im Herzen und dem Kreuze auf dem Rücken geht der Christ durch dieses Leben; aber was ist das Ende des Glaubens? Der Seelen Seligkeit. Solch einen schmerzlichen Anfang nimmt der Glaube in der Buße und solch einen herrlichen Ausgang hat er, er sieht in den offenen Himmel.

Wir wollen weiter fragen: Was wirkt der Glaube? Wir können dreist behaupten, dass der Glaube die größte Kraft ist, die es auf der Welt gibt. Der HErr hat gewaltige Kräfte in die Natur gelegt und den Menschen teilweise erlaubt, dieselben sich dienstbar zu machen. Welch eine gewaltige Kraft ist der Wind; haben wir es doch erst vorigen Winter erlebt, wie viel Schaden derselbe an Bäumen und Häusern anrichten kann. Welch eine gewaltige Kraft ist die Dampfkraft, die der Mensch in seine Dienste zieht und sich dadurch die Natur untertan macht. Aber alle diese Kräfte reichen lange nicht an die Kraft des Glaubens; denn durch die Naturkräfte können wir uns wohl die Natur untertan machen, aber nie können wir dadurch in den Himmel kommen. Der HErr Jesus sagt: Ver da glaubt, dem sind alle Dinge möglich. Wenn dein Glaube auch nur so klein ist, wie ein Senfkorn, so kannst du damit doch Berge versetzen. Das bezeugt die Heilige Schrift an vielen Stellen und der Christ, der den Glauben hat, weiß es aus eigener Erfahrung. Denn das erste Wunder der Gnade Gottes hat man erfahren bei der Bekehrung, dass man durch den Glauben ein Kind Gottes geworden ist. Hat das der Glaube fertig gebracht, so kann er auch noch andere Dinge fertig bringen.

Durch den Glauben sind wir gerechtfertigt, denn dadurch nötigen wir Gott, dass Er uns frei spricht von allen unsern Sünden und dass Er uns Seine Gerechtigkeit zuspricht. Durch den Glauben bauen wir das Reich Gottes, ohne denselben ist es nicht möglich. Das Reich Gottes ist die Gemeine der Gläubigen und diese Gläubigen wirken durch die Kraft des Glaubens, dass Gottes Reich immer größer wird. Würde im Reiche Gottes der Glaube erlöschen, so müsste das Reich Gottes selbst hinfallen. Schwindet bei einem Glaubenswerke im Reiche Gottes der Glaube, so hört das Werk auf. Es geht dabei wie bei einer Mühle. So lange das Wasser auf die Räder fällt, bleibt sie im Gange, kommt aber kein Wasser mehr, so steht die Mühle still. So geht es auch bei der Arbeit im Reiche Gottes. Was bei der Mühle das Wasser wirkt, das wirkt bei dieser Arbeit der Glaube. Ist der Glaube weg, so steht die Arbeit still und das Werk hört auf. Durch den Glauben werden wir eins mit Christo, durch den Glauben zieht Er ein in unser Herz und da entsteht die wunderbare Vereinigung des begnadigten Sünders mit Christo, und diese Gemeinschaft ist so fest, das Glaubensband ist so stark, dass der Teufel mit all seinen Rotten dieselben nicht zu zerreißen vermag. Ja dem HErrn Jesu ist's unmöglich dieses Band zu lösen, das vermag nur der Mensch, wenn er aus dem Glauben fällt. Durch den Glauben bezwingen wir die Welt, die ganze Kirchengeschichte ist ein laut redendes Zeugnis davon. Wodurch haben die Apostel die Welt überwunden und besiegt? Allein durch den Glauben. Da steht der Apostel Paulus an der Küste von Makedonien und hat Niemand im Rücken als den HErrn Christus. Dennoch wagt er es, das Panier des Kreuzes auf europäischem Boden auszupflanzen und seine Arbeit war der Anfang, ganz Europa dem Evangelio untertänig zu machen. Seht, so ist es der Glaube, der die Welt überwindet. Durch den Glauben allein überwinden wir uns selbst und dieser Sieg über uns selbst ist viel schwerer, als der Sieg über die Welt, denn das eigene Herz bezwingen, das ist der glorreichste Sieg. Durch den Glauben überwinden wir Gott selbst, wenn Er sich hart gegen uns stellt. Wir haben zwei Geschichten in der Heiligen Schrift, worin uns das lebendig vor Augen gestellt wird; im Alten Testamente die Geschichte des Erzvaters Jakobs, 1. Mose 32 und im Neuen Testamente die Geschichte des kananäischen Weibes, Matth. 15. Die letztere Geschichte ist von besonderer Bedeutung, weil es ein Weib ist aus den Heiden, die den HErrn überwindet. Dieses Weib bittet, dass Jesus ihre Tochter gesund machen möchte. Der HErr Jesus scheint nicht zu hören auf ihre Bitte und zieht ruhig weiter Seine Straße. Die Jünger scheinen barmherziger zu sein als der HErr und legen Fürbitte bei Ihm ein, doch der HErr antwortet: Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Davids. Er konnte nicht anders antworten, denn nach Seinem Beruf und nach Seiner göttlichen Sendung musste Er zunächst lehren und helfen unter den Juden, denn das Heil sollte von den Juden ausgehen. Dr. Luther meint, wenn ihm das passiert wäre, er hätte dem HErrn den Rücken zugewandt. Aber das Weib lässt sich nicht irre machen, sie läuft an Ihm vorbei und wirst sich vor Ihm nieder, deshalb muss Er still stehen. Was wird Er nun tun? Um sie weg gehen, das leidet Seine Ehre nicht, sie mit Füßen treten, das kann Er eben so wenig.

Er sagt ihr das scharfe Wort: Es ist nicht sein, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde, d. h. das Heil gehört zunächst den Juden, nicht den Heiden. Da antwortet das Weib: Ja HErr, aber doch essen die Hündlein von den Brosämlein, die von ihrer Herren Tische fallen. Sie will sagen: HErr, ich begehre auch kein Kindesrecht, ich begehre nur Hunderecht, lass mich nur von den Brosämlein Deiner Gnade etwas erlangen, und so zwingt sie den HErrn zu dem Ausspruch: Weib, dein Glaube ist groß, dir geschehe, wie du geglaubt. Seht, das war ein ernster Kampf zwischen dem schwachen Weibe und dem starken Heiland, das Weib hat den Sieg davon getragen allein durch den Glauben. Aber wie kann der HErr durch den Glauben sich zwingen lassen, ist Er doch der starke Gott und wir sind schwache Menschen? Eben deshalb, weil Er sich gern überwinden lassen will. Wenn sich der HErr Christus auch noch so hart hält und wir stehen nur im Glauben und lassen uns nicht irre machen, so bezwingen wir Ihn doch zuletzt. Darum ist es ein großer Segen, wenn uns der HErr Kreuz und Trübsal schenkt, denn da soll es sich gerade zeigen, ob der Glaube echt und stark ist. Das sehen wir bei dem Weibe. Als sie anfing den HErrn zu bitten, da hatte sie ohne Zweifel schon den lebendigen Glauben, doch war er noch schwach; aber durch Christi scheinbare Abweisung wurde er immer stärker, bis sie den HErrn endlich überwand und ihre Tochter gesund wurde zu derselbigen Stunde. Dr. Luther sagt einmal, es sei keine Kunst zu glauben, dass Gott allmächtig sei, wenn Keller und Kasten voll wären; aber diesen Glauben fest zu halten, wenn Not und Trübsal hereinbrächen, das sei eine Kunst, dann müsse sich der Glaube bewähren. Wer glaubt der fleucht nicht, wer aber fliehen kann, der verleugnet den Glauben und leidet Schaden an seiner armen Seele. Endlich macht der Glaube das große Kunststück und wahre Meisterstück, dass er uns in die ewige Herrlichkeit bringt, denn wer an Jesum glaubt und im Glauben verharrt, der wird selig oder wie die Heilige Schrift sagt: Das Ende des Glaubens ist der Seelen Seligkeit. Hört denn der Glaube auf, wenn wir in den Himmel kommen? Man kann Ja und Nein darauf antworten. Der Glaube, wie wir ihn hier auf Erden haben, bleibt nicht, er verwandelt sich in Schauen, und doch ist das Schauen nichts anders als der vollendete Glaube. So bringt uns der Glaube in den Himmel und wir sehen, dass der Glaube es ist, der die Welt überwindet und dass der, der im Glauben steht, nicht untergehen kann, weil wir mit unserer Glaubenshand die Gnadenhand Christi festhalten. Allerdings, wenn der HErr Jesus mit Seiner Gotteshand nicht zufasste, dann würden wir es mit unserer Glaubenshand allein nicht fertig bringen; aber Er fasst zu und hält fest mit Seiner starken Gnadenhand und zieht uns in den Himmel.

Wir wollen zum Dritten fragen: Was ist der Glaube? Hebräer 11, 1 wird der Glaube so erklärt: Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet und nicht zweifelt an dem, das man nicht sieht. Das Wesen des Glaubens ist also eine feste gewisse Zuversicht auf den HErrn Jesum und dessen Gnade. Zu dem lebendigen Glauben gehören drei Stücke: Erstens, ich muss wissen, was ich glauben soll. Wenn ich z. B. an Jesum glauben soll, so muss ich wissen, wer Er sei, nämlich dass Er wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in einer Person ist. Zweitens, ich muss für wahr halten, was ich glaube, und ich darf nicht daran zweifeln. Denn wenn ich weiß, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist und ich bezweifle das, so ist das kein Glaube. Aber diese beiden Stücke machen noch lange nicht den lebendigen Glauben aus, obgleich viele, viele Christen sich damit täuschen, dass sie diese beiden Stücke schon für den lebendigen Glauben halten. Hast du nicht mehr vom rechten Glauben als das, so gehst du so gewiss verloren wie der Teufel. Der Teufel weiß auch, dass Jesus Gottes Sohn ist, ja er weiß es besser als die meisten Christen, denn er hat den Gottesarm Christi erfahren in seiner schmachvollsten Niederlage, er weiß, dass er Christi Werkzeug ist und tun muss, was Christus haben will. Wenn wir so viele Christen sehen, die nicht wissen, dass Christus Gottes Sohn ist, oder wenn sie es wissen, es doch nicht für wahr halten, so sehen wir, dass der Teufel noch besser ist als viele tausend Christen. Das dritte Stück des Glaubens ist die lebendige Zuversicht. Wir dürfen uns also ja nicht damit täuschen, dass wir die beiden ersten Stücke schon für den lebendigen Glauben halten. Viele machen es so, dass sie Gottes Wort und die reine Lehre unserer Kirche lernen und auch für wahr halten, aber sie sehen auf den HErrn Jesum nicht ihre ganze Zuversicht. Fehlt dieses dritte Stück, so ist der Glaube ein toter, und ein toter Glaube ist gar kein Glaube. Wir müssen uns allein auf Christum verlassen, müssen unsere ganze Zuversicht auf Ihn allein sehen, Er muss die einzige Stütze für unser Leben sein, der einzige Trost, das einzige Verlangen und Begehren unserer Seele, unser Ein und Alles. Wie schön weiß Asaph davon zu reden: HErr, wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil, Ps. 73, 25. 26. Wer das sagen kann, der hat den lebendigen Glauben und wer denselben bewahrt, der wird gewiss selig werden. Seht, so machet nichts anders selig als der lebendige Glaube und nichts anders verdammet als der Unglaube. Dieses Wort kann die Welt nicht fassen. Wenn die Schrift ungläubigen Heiden, Türken, Juden und Christen die Seligkeit abspricht, dann erhebt die Welt ein furchtbares Geschrei über Unduldsamkeit. Es kann auch nicht anders sein, denn der Glaube ist die Hand, womit ich meinen Heiland ergreife. Habe ich keine Hand, keinen Glauben, so kann ich Ihn nicht ergreifen und kann nicht selig werden. Nur durch Jesum kann ich selig werden, denn ich habe in der Buße erkannt, dass ich ohne Ihn ein blutarmer Sünder bin. Darum müssen wir alle Tage Gott anrufen, Er möge uns den Glauben stärken, damit wir immer fester mit dem HErrn Jesu zusammenwachsen. Aber wenn du auch nur einen kleinen schwachen Glauben hast, so gib dich doch zufrieden, denn bei der Seligkeit kommt es nicht auf die Größe des Glaubens an, sondern darauf, ob wirklich lebendiger Glaube da ist. Wie ein kleines Kind doch auch ein Mensch ist, so ist ein kleiner Glaube doch auch ein rechter Glaube, wenn er sonst rechter Art ist. Auch der kleine Glaube macht selig, aber ohne den Glauben geht es nicht. Ein Tropfen Wasser ist ebenso gut Wasser wie ein Meer und ein kleiner Edelstein ist ebenso gut ein Edelstein als ein großer und dasselbe gilt von dem Glauben. Im Reiche Gottes zu sein ist überhaupt nur echter lebendiger Glaube erforderlich, aber je mehr man im Reiche Gottes arbeiten will, je größer muss der Glaube sein. So hat Jeder von uns täglich die Bitte nötig: HErr, stärke uns den Glauben.

Lasst uns niederknien und beten: Wir danken Dir, lieber HErr Jesu, dass Du uns in Deinem heiligen teuren Worte so klar und unzweifelhaft zeigst, dass wir nicht anders selig werden können als durch den Glauben. Wir danken Dir, dass Du uns in der heiligen Taufe den rechten Glauben geschenkt hast und dass Du so herzlich gern bereit bist, den Glauben durch Dein Wort und Sakrament in uns zu stärken. Wir wollen uns auch nicht irre machen lassen, wenn allerlei Kreuz und Trübsal über uns kommt, wissen wir doch, dass der Glaube darunter erstarken muss. Wir bitten Dich nun, wie einst Deine Jünger Dich baten: HErr, stärke uns den Glauben. Ja, HErr, das wollest Du aus Gnaden tun. Wir bitten Dich unbedingt darum, denn Du hast selbst gesagt, dass wir ohne Glauben nicht selig werden können. Hilf uns, dass wir im Leben und Sterben mit Dir verbunden bleiben durch den Glauben. Nun Du treuer Gott und Heiland, bei dem Gnade und Erbarmung die Hülle und Fülle ist, erbarme Dich über uns arme elende Sünder, die Du berufen hast zu Deiner Arbeit und stärke uns den Glauben zu dieser Arbeit und stärke uns den Glauben in der Sterbestunde, dass wir dann eingehen in Dein himmlisches Reich. Erhöre uns um Deines teuren Namens willen. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/harms_theodor/harms_heilsweg/harms_theodor_heilsweg_4.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain