Hall, Christopher Newman - 7. Folge Jesu als einem Unterweiser.
Die Nachfolger Jesu werden im neuen Testamente als seine Jünger oder Schüler bezeichnet. Wenn es sich nun erweist, dass die Jünger großer menschlicher Meister demselben viele Aufmerksamkeit schenken, obwohl sie ihnen persönlich unbekannt und dem Irrtum unterworfen sind, um wie viel größeren Ernst sollten wir den Unterweisungen Dessen zuwenden, „welchen wir nicht gesehen haben, und doch lieben“ und dessen Lehre mit gar keinem Irrtum vermischt, weil Er der Göttliche, daher der Untrügliche ist. Er unterweist seine Jünger durch die Schrift, welche geschrieben haben die heiligen Männer Gottes, getrieben von dem heiligen Geist. Alle Schrift von Gott eingegeben, kann uns unterweisen zur Seligkeit. Er hat uns geboten: Sucht in der Schrift! Die Bibel sollte daher die stete Begleiterin Derer sein, die Jesu folgen. Kein Tag sollte deswegen vergehen, ohne dass wir ein Stück aus ihr gelesen, jedoch nicht wie eine Schulaufgabe, von der man sich so bald als möglich loszumachen sucht, sondern lesen sollten wir's, wie den Brief von einem lieben Freunde, der uns von sich selbst Nachricht gibt, der uns seiner Anhänglichkeit versichert und uns Anleitung gibt, wie wir ihm angenehm und wohlgefällig werden können. Lasst uns an die heilige Schrift herantreten, nicht um eine Bestätigung zu finden für unsere selbsteigenen Ansichten und Meinungen, sondern um dieselben vielmehr ihrer Lehre zu unterwerfen. Lasst uns nicht bloß das wert halten, was unsern Wünschen entspricht, sondern was ihnen zuwider ist, da es unser eifrigstes Anliegen sein muss, den Willen Jesu in allen Dingen kennen zu lernen.
Auch unterrichtet Er uns nicht deswegen durch seinen Geist, dass wir die Bibel hintansetzen oder Etwas dazu tun möchten, sondern um uns zu ihrem Verständnis geschickt und ihre Offenbarungen teuer zu machen. Wir bedürfen durchaus der göttlichen Anleitung, damit wir die Schrift verstehen lernen nicht bloß mit dem Kopfe, sondern im Herzen. So lasst uns denn ernstlich beten: Öffne uns die Augen, damit wir sehen die Wunder an deinem Gesetz! Fördern mögen wir unsere christliche Erkenntnis durch Predigten und Bücher gottseliger Männer, auch durch den Umgang mit gläubigen Seelen, aber folgen dürfen wir nur Christo allein. Jede sichtbare Kirche ist nichts als eine Schar irrtumsfähiger Menschen. Welch' eine ungleich größere Einigung würde unter den Jüngern Christi sein, wenn statt Menschen zu ihren Führern zu machen und statt zu sagen: Ich bin Paulisch oder ich bin kephisch - sie nur darauf eifrig bedacht wären, Jesu nachzufolgen!
O, Du gnädiger Unterweiser! hilf, dass ich dir folge als ein demütiger und fleißiger Schüler der Wahrheit! O, dass Dein Wort doch sein möge meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege! Unterweise mich den Weg Deiner Befehle! Neige mein Herz zu Deinen Zeugnissen!