Unter den Christen gibt es Etliche, die da meinen, sie wären zu Jesu gekommen und es doch deutlich zeigen, dass sie Ihm nicht nachfolgen. Sie halten sich für Bekehrte, weil sie einer Zeit gedenken, in welcher ihr Herz sich in einer starken religiösen Aufregung befunden. Bald war es eine Predigt, bald eine Krankheit und bald der Tod eines Freundes, wodurch sie sich getrieben fühlen, um des Herrn Gnade zu flehen. Es geschah dann, dass sie alsbald Trost fanden in der Hoffnung, dass ihnen ihre Sünden vergeben seien, auch legten sie davon ein öffentliches Bekenntnis ab, indem sie zum Tische des Herrn kamen, aber darauf sanken sie nach und nach wieder in ihre frühere Gleichgültigkeit zurück. Möglich zwar, dass sie jetzt auf die Erfüllung äußerer christlichen Werke mehr Bedacht nehmen, allein die wahre Liebe zum Herrn ist nicht größer bei ihnen geworden, und weder ihr Eifer im Gebet, noch das Trachten nach der Verherrlichung Christi sind stärker, denn zuvor. Das einzige Zeugnis, welches sie dafür beizubringen wissen, ist die Berufung auf einen Vorgang, den sie in früherer Zeit einmal erlebt haben, nicht auf das, was sie jetzt sind, nein, auf das, was sie einst erfahren zu haben vermeinen. Eine sehr gewöhnliche und vorherrschende Meinung ist, dass das Heil in Christo in weiter Nichts bestehe, als dass man die Vergebung der Sünden erlange, dass man Frieden finde und die Anwartschaft des Himmels habe. Allein es gehört mehr, weit mehr dazu: nämlich das Freisein von der Sünde selbst, das Wachstum in der Ähnlichkeit mit Gott und die beständige Freude an der Gemeinschaft mit Ihm. Unsere Erlösung wird uns nicht ein für alle Mal sicher gestellt, so dass Nichts mehr zu tun übrig bliebe, wenn das, was man Bekehrung zu nennen pflegt, mit uns vorgegangen ist. Mit der Reise zum Himmel hat es eine andere Bewandtnis, wie mit einer Fahrt auf der Eisenbahn, da wir uns nur in einen Wagen zu sehen brauchen, um dann fortgefahren zu werden, ohne dass wir unsrerseits irgendwie etwas dabei zu tun hätten; sie gleicht vielmehr einer Fußreise, die eine beständige Anstrengung erfordert. Wer sollte es sich wohl träumen lassen, dass er von London nach Edinburgh, oder von Berlin nach Hamburg gewandert, wenn er nach Zurücklegung der ersten Meile stehen geblieben wäre? Oder wer, dass er einen Berg erstiegen, wenn er mit einem Fuße unten am Berge geblieben und nur den andern hinaufgesetzt hätte? Wenn Christus spricht: „Kommt her zu mir!“ steht Er nicht stille, sondern führt die Sünder empor zu Gott. Wenn wir nun zu Ihm gehen, uns aber weigern mit Ihm voranzuschreiten, so werden wir dahinten gelassen. Wahrhaftige Bekehrung ist wohl das erste Glied der Kette, nicht aber die Kette überhaupt; sie ist wohl das Titelblatt, allein nicht das Buch; bleibt es bei ihr, so ist sie wertlos, ja albern. Das Heil in Christo begreift eine stete Vereinigung mit Ihm in sich, sowie eine feste Beharrlichkeit Gutes zu tun. Da Er sein Volk von Stufe zu Stufe in Heiligkeit und Seligkeit emporleitet, so müssen wir uns Ihm auch je länger desto fester anschließen. Wir müssen Ihm eben sowohl folgen, als zu Ihm kommen, und wir können des gewiss sein, dass wir nicht treulich zu Ihm gekommen, wenn wir Ihm nicht treulich folgen. Wir kommen zu Ihm, um unser Heil bei Ihm zu finden, das Heil aber liegt eben in seiner Nachfolge! Es sind nur zwei verschiedene Namen für ein und die nämliche Sache, Eins kann jedoch vom Andern nicht getrennt werden. Folgen wir Jesu nicht, so sind wir seine Jünger nicht, sind daher auch nicht seines Heiles teilhaftig. Er spricht: Wer mir dienen will, der folge mir nach, und: Will mir Jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir; ferner: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und endlich: So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger.