Goßner, Johannes Evangelista - Am Tage Petri und Pauli, (d. 29. Juni.)
Evang. Matth. 16,13 - 20.
Petrus und Paulus waren allerdings Männer, deren Andenken der ganzen christlichen Kirche ein gesegnetes ist, und von denen es, wenn von irgend Jemand, vorzüglich gilt: „Gedenket an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes gesagt haben, schauet an den Ausgang ihres Wandels, und folget ihrem Glauben nach.“ Hebr. 13, 7. Also nicht um ihrer Person, sondern um ihres Glaubens willen an den, den sie bekannten, predigten und bis in den Tod bezeugten, daß Er der Christ, der Sohn des lebendigen Gottes, und daß in Ihm alles Heil sey. Von Paulus haben wir schon an einem besondern Gedenktage geredet. Darum handelt das heutige Evangelium und die Epistel allein von Petrus.
Der Heiland wollte einmal aus dem Munde Seiner Junger ein lautes Bekenntniß hören, was sie von Ihm hielten. Darum fing Er zuerst an zu fragen: Wer sagen die Leute, daß des Menschensohn sey? Sie sprachen: Etliche sagen, Du seyst Johannes der Täufer, die Andern, Du seyst Elias; Etliche, Du seyst Jeremias, oder der Propheten Einer. Wenn schon damals, da man Ihn sah und hörte, die Leute nicht wußten, was sie aus Ihm machen sollten, was wird es jetzt seyn? Wie soll man sich wundern, daß sie nicht wissen, was sie von Ihm denken sollen, da sie Ihn nicht kennen, und kennen lernen wollen, nicht beten wollen, daß ihnen Gott Seinen Sohn offenbare? Niemand kennt den Sohn, als der Vater, und Niemand kennt den Vater, als der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will. Matth. 11, 27. Es giebt jetzt der sogenannten Christen und besonders der Gelehrten nur zu Viele, die Ihn nicht einmal für einen Propheten gelten lassen wollen, sondern bloß für einen frommen, weisen Mann, der der Welt mit Seinem Leben und Sterben ein gutes Beispiel gegeben hat. Das würde uns aber nicht nur nichts nützen, sondern uns noch mehr verdammen, und verzweifelt machen, weil wir, wenn Er uns nicht mehr geben und seyn könnte, Ihm nicht nachfolgen könnten, und darum würde uns Sein Beispiel mehr als Mosis Gesetz verdammen, und mehr Zorn anrichten, weil es mehr fordert und höher steht als das Gesetz. Gott sey Dank, daß wir Ihn besser kennen und wissen, daß Er uns erst gesunde Beine und dann Fußsalbe giebt, wenn Er sagt: Folget mir nach. Das konnte Moses nicht und kein Gesetzlehrer geben.
Nun sprach Er zu ihnen: Wer saget denn ihr, daß ich sey? Auf sie war es angesehn, sie sollten heraus mit der Sprache, weil sie Ihn aller Welt verkündigen sollten. Christus will, wir sollen Ihn recht kennen und genau wissen, wer Er ist -. besonders Lehrer und Zeugen. Das ist die Hauptfrage im ganzen Christenthum und in der ganzen Gottesgelehrtheit. Wer auf diese Frage mit seiner Antwort nicht besteht, der taugt nichts. Weißt du, wer Er ist? und was Er dir ist? -
Da antwortete Simon Petrus: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Wer das nicht glaubt, der ist kein Christ, so weise, fromm und gelehrt er seyn mag. Wer nicht an den Sohn glaubt, der hat auch den Vater nicht - der hat keinen Gott, l Joh. 2, 23. u. 2 Joh. 0. Wessen Gott keinen Sohn hat, dessen Gott ist kein Vater. Welcher aber bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott, l Joh. 2, 15. Das trägt viel aus, mehr als alle Welt glaubt; denn in die innigste Gemeinschaft mit Gott tritt der Gläubige durch den Sohn Gottes; so zwar, daß Christus selbst sagte: Ich sage euch nicht, daß ich für euch bitte, denn der Vater selbst hat euch lieb, darum, daß ihr mich liebt und glaubt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Joh. 16, 27. Dagegen schadet es mehr als alle Welt meint, wenn man nicht an den Sohn glaubt; denn Johannes sagt geradezu: Wer ist ein Lügner, wenn der nicht, der da läugnet, daß Jesus der Christ (der göttliche Messias, der Sohn Gottes) sey. Das ist der Antichrist, der den Vater und Sohn läugnet. 1 Joh. 2, 22. So viel liegt an diesem Bekenntnisse. Darum wolle uns Gott ewig bewahren vor dem schrecklichen Unglauben so vieler unserer Zeitgenossen, die sich dennoch Christen nennen, obwohl sie den Vater und Sohn leugnen und also Antichristen - Christi Feinde und Gegner sind.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn! denn Fleisch und Blut hat dir dieses nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Seht: seligmachend ist dieser Glaube, selig ist, wer Jesum als Gottes Sohn erkennt und glaubt, und göttliche Offenbarung ist es, nicht Vernunft-Erkenntniß. Keine Vernunft kann das begreifen und annehmen; es ist ihr Thorheit - daß Gott in's Fleisch gekommen und als Mensch auf Erden wandeln sollte. Das kann nur der Vater geben. Gottes Sohn kann nicht ohne Gott nicht ohne Gottes Offenbarung erkannt und geglaubt werden. Wer Ihn bloß durch Fleisch und Blut, durch seine Vernunft kennt, der hat nur einen selbstgemachten, einen ausgedachten Kopf-Christus, der ihn nicht erlösen, ihm nicht mehr helfen kann, als er sich selbst hilft. Wie eitel und vergeblich ist daher alle Mühe und Anstrengung der thörichten, stolzen Menschen, daß sie mit ihrer Vernunft - Christus heißt sie: Fleisch und Blut - über die Bibel und über Christum herfallen, und dadurch sich selbst eine Offenbarung und Erkenntniß der Wahrheit verschaffen wollen. Wo wahre, lebendige Erkenntniß Jesu ist, da hat sie der Vater gegeben. Das dürfen wir zu einem jeden wahren Gläubigen, der Jesum Christum frei und freudig als Gottes Sohn und seinen Heiland bekennt, sagen: Das hat dir nicht Fleisch und Blut - weder deine noch eines andern Menschen Vernunft - sondern der Vater im Himmel durch Seinen heiligen Geist geoffenbart. Und wer daran nicht glaubt, das nicht erfahren hat und bekennt, dem darf man ohne Scheu sagen: Du hast Ihn weder gesehen noch erkannt. Wir wollen damit nicht die Vernunft schmähen, sondern nur den Stolz der Unvernunft, die sich anmaßt, was sie nicht ist und kann. Allerdings offenbart Gott nur vernünftigen Menschen, und nicht unvernünftigen Thieren oder Steinen Seinen Sohn; aber Er muß ihn der Vernunft offenbaren, nicht sie sich selbst. Sie muß sich belehren, erleuchten und Jesum offenbaren lassen von Gott, der höchsten Vernunft - sie muß Schülerin, nicht Lehrerin seyn wollen. Wir danken Gott, daß wir Vernunft haben und vernünftige Menschen sind - aber eben darum wollen wir Gott gehorsam seyn und uns von Ihm leiten lassen durch Seinen Geist in alle Wahrheit. Denn ein unvernünftiger Mensch, der seiner Vernunft und Sinne beraubt ist, kann nichts - selbst von Gott vernehmen; Gott muß ihm zuvor die Vernunft wieder geben, und sie dann erleuchten.
Und ich sage dir auch: Du bist Petrus (ein Fels), und auf diesen Felsen, will ich bauen meine Gemeine, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Warum wird Petrus ein Fels oder eigentlich felsern genannt? Wegen dieses freien und offnen Bekenntnisses, daß Christus der Sohn Gottes ist. Dieser Glaube an Ihn, dieses Bekenntniß Christi, daß Er allein der Fels unsers Heils ist, war Gottes, des Vaters Werk und Offenbarung, nicht ein eignes Werk seiner Vernunft - seines Fleisches und Blutes - und auf dieses feste, gläubige Bekenntniß, auf diesen Felsen-Glauben an den Sohn Gottes, bauete Christus Seine Kirche, nicht auf die Person, den Menschen, Simon Petrus. Gott baut nicht auf Menschen, baut nicht das Heil aller Menschen, Seine ganze Kirche und Gemeine der Heilige n auf ein Geschöpf, welches ohne den Glauben an Christus, ohne Gott so schwach, gebrechlich und sündig ist, wie jedes andre Glied der Kirche. Auf die Predigt des Evangelii, das Petrus am ersten Pfingsttage und nachher verkündigte, wobei der heilige Geist ausgegossen wurde, hat Christus Seine Kirche gegründet, nicht Petrus, sondern das Wort - d/er heilige Geist, der aus ihm das Wort verkündigte, war der Grund und Ursprung der Kirche. Christus hat nicht auf Petrus gebaut, sondern Petrus hat auf Christum gebaut, oder Christus hat durch Petrum, durch das Bekenntniß und die Glaubens-Predigt Petri Seine Kirche auf sich, auf den Glauben an Ihn gebaut. Und nur wo dieser Glaube, dieses lebendige Bekenntniß ist, da ist die Kirche Christi, die die Höllenpforten nicht umstürzen können. Nur wer Petto in diesem Glauben und Bekenntniß nachfolgt, der ist sein Nachfolger; das kann nicht an der äußerlichen Persönlichkeit hängen oder gebunden werden. Es ist die stolzeste, unverschämteste Anmaßung, sich Petri Nachfolger nennen, und der Fels seyn wollen, auf dem die ganze Kirche ruhen soll, und doch Petri Felsenglauben, Petri Sinn und Geist nicht haben.
Wollen wir zu der Kirche gehören, die die Pforten der Hölle nicht überwältigen können, so müssen wir Petri Glauben und Erkenntniß haben und behalten; müssen Christum als unsern Gott und Heiland geoffenbart vom Vater in unserm Herzen, als unsere Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung selbst erfahren. Da Gott Seinen Sohn in mir offenbarte, sagt Paulus Gal. 1, 16. fuhr ich alsbald zu, ohne mich mit Fleisch und Blut zu besprechen, ohne Petrum oder die Apostel, die vor mir waren, zu fragen. So muß es Jeder vom Vater selber haben, sonst bekommt er es nicht und hat es nicht. Die Kirche besteht aus lauter Petrussen, d. i. aus lebendigen Steinen, wie Petrus 1 Br. 2, 5. selber sagt: Und auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause, zum heiligen Priesterthum rc. Darum muß jeder Christ ein Petrus seyn oder werden, so lebendig wie Petrus an Christum glauben und Ihn frei bekennen, dann ist er ein Glied der lebendigen Kirche Christi, auf diesem Felsenglauben steht das ganze Gebäude; und wer an diesem Grund und Eckstein rüttelt, oder auf Ihn fällt, sich an Ihm stößt, der wird zerschellen, auf welchen Er aber fällt, den wird Er zermalmen und zerstücken. Matth. 21, 44. Darauf kommt es doch an, worauf ein Jeder gegründet und gebaut ist - ob auf Christum, den Grund und Eckstein, den Petrus und die Apostel legten, oder auf Menschen und Formen. Wer nicht auf Christum gegründet ist, Christum nicht zum Grund und Eckstein in seinem Herzen hat, der mag tausend Petrusse haben, die sich rühmen, Petri Nachfolger nach dem Fleische, nach äußerlicher Reihenfolge zu seyn, die werden ihm alle nichts helfen, sie können ihn weder selig machen, noch verdammen.
Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben, Alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden seyn, und Alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los seyn. Die Binde- und Löseschlüssel sind nichts Anderes als die Gewalt, in die Kirche und Gemeinschaft der Heiligen aufzunehmen, und aus derselben auszuschließen Alle, die man zur Aufnahme oder zum Ausschließen geeignet hält, nemlich: gesunde Glieder aufzunehmen, und fremde, kranke, verderbliche Glieder abzuhauen, wegzustoßen oder durch Strafen und Züchtigungen zu heilen und zu bessern. Und wenn das im Geiste Jesu, in der Wahrheit, ohne Parteilichkeit und Leidenschaft geschieht, so gilt es, als wenn es von Gott und Christo im Himmel geschehen wäre; es wird oben genehmigt. Wenn von einem verordneten Diener der Kirche im Namen Christi einem reumüthigen, gläubigen Sünder die Vergebung seiner Sünden verkündigt wird, so ist es so viel, als wenn er vom Himmel herab, von Gott und Christo selbst absolviert worden wäre. Eben so, wenn einem unbußfertigen, muthwilligen, frevelhaften Sünder angekündigt wird, daß seine Sünden behalten seyen, und er ausgeschlossen sey aus der Gemeine, so ist es nicht weniger gültig, als wenn Christus selbst gesagt hätte: Weiche von mir, und gehe in's ewige Feuer! Er ist und bleibt ausgeschlossen und verdammt, wenn er nicht dadurch erschreckt, wieder Buße thut und sich ernstlich bekehrt, der Gemeine abbittet und wieder angenommen wird.
Hat aber Christus diese Gewalt allein dem Petrus, der Person Petri gegeben? Gewiß nicht; hier wohl, wie es scheint, da Er sagt: Dir will ich's geben. Allein, da Petrus offenbar im Namen Aller sprach, weil Christus Alle fragte: Ihr aber, was haltet ihr von mir? und also Petrus im Namen Aller antwortete: Du bist Christus, der Sohn Gottes rc., und sie Alle damit übereinstimmten, Alle denselben Glauben und dasselbe Bekenntniß hatten, also Alle auf demselben Grunde standen, so gilt auch das, was Christus dem Petrus gab, allen Aposteln und ihren Nachfolgern im Glauben und Bekenntniß, im Geist und in der Wahrheit. Denn, Joh. 20, 19 - 23. da die Jünger alle außer Thomas versammelt waren, kam Jesus, trat mitten unter sie, und sprach zu ihnen: Wie mich mein Vater sandte, so (mit derselben Vollmacht, Geist und Kraft) sende ich euch - blies sie an, und sprach ferner: Nehmet hin den heiligen Geist, welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Eben so Matth. 18, 17. 18. giebt Christus dieselbe Gewalt der ganzen Gemeine, und erklärt, daß, wer die Gemeine nicht hört, sich nicht von ihr strafen und bessern läßt, der soll wie ein Heide und Zöllner abgesondert, ausgeschlossen und gemieden werden. Denn wahrlich, ich sage euch (allen Aposteln und der ganzen Gemeine), was ihr auf Erden binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden seyn, und was ihr auf Erden löset, soll auch im Himmel los seyn. Christus kann sich aber nicht widersprechen; daher ist kein Zweifel, wenn man Alles zusammenhält, was Er zu Petrus, zu allen Jüngern und zur ganzen Gemeine gesprochen hat, so erscheint es klar, daß Christus Seiner Gemeine, allen Seinen Gläubigen diese Gewalt, die Binde- und Löse-Schlüssel gegeben hat; nur die Lehrer und Hirten verwalten es im Namen der Gemeine, und nicht ohne ihre Zustimmung. Darum hat auch Paulus 1 Kor. 5, 3 - 5. ohne den Petrus, den blutschänderischen Korinther ausgeschlossen und dem Satan übergeben; und die Korinthische Gemeine gescholten, daß sie ihn nicht schon ausgeschlossen hätte; deswegen habe er, zwar leiblich abwesend, aber im Geiste gegenwärtig unter ihnen, im Namen Jesu Christi, in ihrer Versammlung (also nicht eigenmächtig und nicht ohne sie, die Gemeine) mit seinem Geiste und mit der Kraft unsers Herrn Jesu Christi beschlossen, denselbigen dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches (durch leibliche Strafe, Zucht, Krankheit oder Tod) auf daß der Geist selig werde. Paulus meinte, wenn nach Ankunft seines Briefes die Gemeine mit seinem Geiste in der Kraft Christi versammelt seyn werde, so sollte das vor der ganzen Gemeine in der Kraft Christi geschehen. So ist also offenbar der Binde- und Löse-Schlüssel nach den Worten und der Praxis der Apostel nicht in den Händen eines Einzigen, eines Petrus, sondern der Gemeine gegeben, die versammelt mit ihren Vorstehern und Hirten durch diese und mit diesen die Gewalt ausübt und bindet und löset. Darum ist eine öffentliche Beichte und Absolution in der Kirche dem Sinne Christi und der Apostel und ersten Kirche ganz gemäß; und wer sich selbst absolviert und die öffentliche Anstalt Christi verachtet, handelt gegen die Anordnung Christi und die Praxis der Apostel, mag zusehn, wie er besteht vor dem Herrn der Herrlichkeit. Zu bemerken ist noch, daß gleich nach dieser Schlüssel-Uebergabe, wo Petrus besonders ausgezeichnet und über Alle erhoben zu seyn scheint, er es wieder verdarb, und unter Alle herabgesetzt, ja ein Teufel genannt wird vom Heiland. Denn als Jesus (V. 21.) von Seinem Leiden und Tod sprach, nahm Ihn Petrus bei Seite, hob an Ihn zu strafen (weil er schon glaubte, er könnte den Meister meistern) und sprach: Das widerfahre Dir nicht, schone Deiner selbst. Aber da wandte sich Jesus und sprach zu Petro: Hebe dich von mir, Satan, du bist mir ärgerlich, d. h. mein Widersacher wie der Teufel, ein böser Rathgeber. Sollte Christus Seine Kirche auf einen Menschen gebaut haben, von dem Er vorhersah, daß Er ihn bald darauf einen Satan werde nennen müssen? Und gilt das nicht auch von Seinen sogenannten Nachfolgern, die eben so das Leiden scheuen, und Ehre, Glanz und Weltherrlichkeit suchen? Wie Paulus den Petrus strafte und ihm widerstand in's Angesicht, weil er wirklich strafbar - nicht unfehlbar - handelte und auch Andre verführte, kann Jeder lesen Gal. 2, 11 - 14.
Damit wollen wir den sonst so lieben Jünger und Apostel Petrus nicht herabsetzen, sondern nur seine hochmüthigen, anmaßenden Nachfolger zurückweisen, mit dem: Hebet euch! ihr seyd uns ärgerlich, ihr meint nicht, was göttlich, sondern was menschlich, sinnlich und teuflisch ist; wollen nur zeigen, daß Petrus auch ein Sünder war, der nur aus Gnaden selig wurde, und daß Christus das Heil und die Seligkeit aller Menschen nicht in Eines schwachen, sündigen Menschen Hand legte, daß er verdammen und selig sprechen könne, wie er wolle, sondern daß Er Seiner ganzen Gemeine die trostvolle und heilige Anstalt hinterlassen hat, Vergebung der Sünden zu verkündigen und zu retten, was sich erretten läßt, und zu strafen und zu züchtigen, was strafbar und zuchtlos ist.
Daß nun der Löse-Schlüssel oft ungehörig, der Binde-Schlüssel gar nicht mehr angewendet wird, ist zu bedauern, und ist das Verderben der Kirche, so daß nun vielmehr die Ungläubigen herrschen und sich einschließen, aber die Gläubigen als Ausgeschlossene und Verwerfliche angesehn, verachtet und verdrängt werden. Allein das müssen wir leiden und so durch Leiden in die Herrlichkeit und Gemeinschaft der Heiligen und vollendeten Gerechten, denen es ja auch nicht besser ging, eingehen; wenn wir nur auf dem Grunde der Apostel stehen bleiben und darauf bauen, nicht Heu und Stoppeln, sondern Gold, Silber und Edelsteine. Amen.
Petrus und Paulus.
Heil den hohen Auserwählten,
Ewig tönt der Sieger Chor!
Heil den ersten Auserwählten,
Die der Heiland sich erkor,
Denen Er Sein Wort vertraute,
Und auf deren Fels Er baute
Seines Reiches Herrlichkeit!
Eingeweiht durch Gottes Flamme,
Voll von Gottes Kraft und Licht
Zeugen sie vom ew'gen Lamme
Der Versöhnung, vom Gericht.
Gottes Geist, der sie beseelet,
Rüstet, führet sie, bekehret
Tausende durch ihren Ruf.
Wie mächtig stärkte euch stets Gott!
Ihr achtetet nicht Schande;
Vergebens warf man euch mit Spott
In Ketten und in Bande,
Ihr starbet selbst mit frohem Muth,
Besiegeltet mit eurem Blut
Die Wahrheit eurer Botschaft.
In alle Welt ging aus der Schall
Bis an der Erde Enden;
Man sah die Herzen überall
Sich zu dem Heiland wenden.
Es schwand des alten Irrthums Nacht;
Zertrümmert fiel des Lasters Macht,
Und Heil und Segen blühten.
Gieb diesen Segen immerfort,
O Herr, durch Deine Lehrer;
Auch uns erschall noch jetzt Dein Wort,
Gieb Zeugen und Bekehrer,
Die uns an der Apostel Statt
Mit Muth und Kraft, mit Wort und That
Das Wort vom Kreuz verkünden!