Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über den Brief an die Römer

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Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über den Brief an die Römer

Römer 8,17.18.

Sind wir Kinder, so sind wir auch Erben, und zwar Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir anders mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlichet werden. Denn ich halte dafür, dass die Leiden dieser Zeit nicht wert sind der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.

Wenn nur das Erste seine Richtigkeit hat, dann wird es an allem Übrigen ganz und gar nicht fehlen. Bist du ein wahres Kind Gottes, aus Gott geboren, mit seinem Geiste beseelt und versiegelt, von seinem Geiste getrieben, von seiner Liebe voll, kindlich gehorsam deinem Vater, so dass man dir die Eigenschaften eines Kindes Gottes nicht streitig machen kann, dass dir der Geist Gottes selbst Zeugnis davon gibt: so bist du auch Erbe Gottes und Miterbe Christi, und eine Herrlichkeit wartet auf dich, mit der alle Leiden dieser Welt nicht zu vergleichen sind; der man, wenn man alle Schmerzen der Märtyrer und alle Pein der Verdammten litte, doch nicht wert wäre, die man durch keine Leiden verdienen, um keinen Preis kaufen kann; die Gott nur seinen Kindern schenkt, denen, die an den Namen seines Sohnes von ganzem Herzen glauben, und durch Glauben und Liebe seinem Ebenbilde ähnlich werden. Damit tröste dich, wenn du hier als Kind Gottes verfolgt und geplagt wirst, wenn die Welt dich hasst, weil du nicht ihr Kind bist. Hinaus mit deinem Blicke in jene Welt, wenn dir diese Welt zu enge wird! Jene ist dein, diese nicht. Verlange, erwarte daher hier nichts von der Welt, als den freien Durchzug in dein Vaterland. Und wenn dir auch dieser erschwert wird, wie es denn zu geschehen pflegt, so tröste dich damit, dass selbst all dies, was du auf dieser Welt in deinem Durchzuge erfahren muss, deine Herrlichkeit dort erhöhen wird.

Römer 15,1.

Wir aber, die wir stark sind, sollen die Gebrechlichkeit der Schwachen tragen. Einer trage des andern Last. Galater 6,2.
Seid aber unter einander freundlich, herzlich, und vergebet einander, so wie euch Gott vergeben hat in Christo. Epheser 4,32.

Welche Lasten haben wir unserm Heilande aufgelegt - „fürwahr, er trug unsere Krankheit - Gott warf all unsre Sünden auf ihn -“ und wie sanft, wie stille ging das Lamm unter unsrer Last, ohne seinen Mund aufzutun. Er sagt wohl: Du hast mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden, du hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten - aber nicht, um sich zu beklagen oder zu beschweren, oder uns Vorwürfe zu machen - denn er setzt gleich bei: - Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen, und gedenke deiner Sünden nicht. Jesaja 43, 24.25. Er will uns also nur zeigen, wie auch wir die Arbeit, Mühe und Last, die uns andere mit ihren Gebrechen auflegen, stillschweigend tragen und ihrer gar nicht gedenken, alle Beleidigungen vergessen und vergeben sollen. Oder wollten wir Vergebung von ihm nehmen, und unsern Brüdern ihre Sünden behalten? Würde er uns nicht machen, wie dem Knecht im Evangelio? Matthäus 18,33.34. Wem die Last, die ihm andere auflegen, zu schwer wird, der sehe auf den Rücken des Lammes Gottes, und frage: Wer hat dir diese schwere Bürde aufgelegt? Wer hat dich so geschlagen? verwundet? getötet? und warum schweigst du so stille und leidest so geduldig? - Die Antwort wird sich dann von selbst geben.

Römer 16,9.

Ich will aber, dass ihr weise seid aufs Gute, aber einfältig aufs Böse.

Also nicht Kinder-Dummheit, nicht Unwissenheit des Kinder-Verstandes, sondern Kinder-Einfalt und Reinheit des kindlichen Gemüts meint der HErr und Paulus, wenn sie uns gebieten, Kindern ähnlich zu werden. Es zeigt sich auch, dass wahre Einfalt und Kindlichkeit der Sitz der wahren Weisheit ist. Je reiner das Gemüt, desto heller der Verstand; je verschrobener das Herz, desto blinder und teuflisch finsterer der Kopf. Reinige dein Herz von aller Bosheit, so zündest du das Licht im Verstand an! Duldest du aber Bosheit im Herzen, so löscht sie dir alle Lichter im Kopfe aus.

Gib, JEsu, dass ich jedem Triebe
Des heil'gen Geist's gehorsam sei,
Und mach' in mir die erste Liebe
Durch Seine Gnadenwirkung neu,
Die Liebe, die sich anfangs regte
und überall zu Tage legte,
Da Du mir Sünd und Schuld vergabst.
Und hilf sodann, bis ich erblasse,
Dass ich sie niemals mehr verlasse,
Und dass Du Freude an mir habst.

Amen.

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