Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über den Brief an die Römer

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Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über den Brief an die Römer

Römer 15,1.

Wir aber, die wir stark sind, sollen die Gebrechlichkeit der Schwachen tragen. Einer trage des andern Last. Galater 6,2.
Seid aber unter einander freundlich, herzlich, und vergebet einander, so wie euch Gott vergeben hat in Christo. Epheser 4,32.

Welche Lasten haben wir unserm Heilande aufgelegt - „fürwahr, er trug unsere Krankheit - Gott warf all unsre Sünden auf ihn -“ und wie sanft, wie stille ging das Lamm unter unsrer Last, ohne seinen Mund aufzutun. Er sagt wohl: Du hast mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden, du hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten - aber nicht, um sich zu beklagen oder zu beschweren, oder uns Vorwürfe zu machen - denn er setzt gleich bei: - Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen, und gedenke deiner Sünden nicht. Jesaja 43, 24.25. Er will uns also nur zeigen, wie auch wir die Arbeit, Mühe und Last, die uns andere mit ihren Gebrechen auflegen, stillschweigend tragen und ihrer gar nicht gedenken, alle Beleidigungen vergessen und vergeben sollen. Oder wollten wir Vergebung von ihm nehmen, und unsern Brüdern ihre Sünden behalten? Würde er uns nicht machen, wie dem Knecht im Evangelio? Matthäus 18,33.34. Wem die Last, die ihm andere auflegen, zu schwer wird, der sehe auf den Rücken des Lammes Gottes, und frage: Wer hat dir diese schwere Bürde aufgelegt? Wer hat dich so geschlagen? verwundet? getötet? und warum schweigst du so stille und leidest so geduldig? - Die Antwort wird sich dann von selbst geben.

Römer 16,9.

Ich will aber, dass ihr weise seid aufs Gute, aber einfältig aufs Böse.

Also nicht Kinder-Dummheit, nicht Unwissenheit des Kinder-Verstandes, sondern Kinder-Einfalt und Reinheit des kindlichen Gemüts meint der HErr und Paulus, wenn sie uns gebieten, Kindern ähnlich zu werden. Es zeigt sich auch, dass wahre Einfalt und Kindlichkeit der Sitz der wahren Weisheit ist. Je reiner das Gemüt, desto heller der Verstand; je verschrobener das Herz, desto blinder und teuflisch finsterer der Kopf. Reinige dein Herz von aller Bosheit, so zündest du das Licht im Verstand an! Duldest du aber Bosheit im Herzen, so löscht sie dir alle Lichter im Kopfe aus.

Gib, JEsu, dass ich jedem Triebe
Des heil'gen Geist's gehorsam sei,
Und mach' in mir die erste Liebe
Durch Seine Gnadenwirkung neu,
Die Liebe, die sich anfangs regte
und überall zu Tage legte,
Da Du mir Sünd und Schuld vergabst.
Und hilf sodann, bis ich erblasse,
Dass ich sie niemals mehr verlasse,
Und dass Du Freude an mir habst.

Amen.

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