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Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über das Evangelium nach Matthäus
Matthäus 5,12.
Freuet euch und frohlocket; denn groß ist euer Lohn in dem Himmel.
Der Gottlosen Hoffnung ist wie ein Staub, vom Winde verweht. - Aber die Gerechten werden ewiglich leben, und der Herr ist ihr Lohn. Weish. 5,15.16.
So tröstet uns der Heiland in seinem Worte über die Leiden und Verfolgungen dieser Zeit. Wahrlich, ein großer Lohn, wenn kein anderer wäre, als ihn zu sehen, wie er ist, und ewig zu sein! Die Züchtigung, so lange sie hier währet, dünkt zwar nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber in der Folge bringt sie denen, die durch sie geübt werden, eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit. (Hebr. 12,11.) Und man schauet dann, was man hier nicht allemal freudig glauben kann, dass dieser Zeit Leiden nicht wert sind der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar wird, wenn wir ihn haben werden von Angesicht zu Angesicht. - Ein Blick auf ihn, wie er ist, muss schon unsre ganze Natur verändern, und uns himmlisch und ewig verklären. Was wird es sein, wenn wir ihn ewig haben und schauen. O ihr Augen der Menschen, warum sehet ihr so neugierig umher auf dieser Erde, wo ihr doch nicht findet den, der eure Seele ewig erfreuen kann? Warum schauet ihr nicht im Glauben hinaus auf ihn, dessen Blick euch ewig befriedigen und beseligen wird? Wie viel Ursache haben wir also bei unserm Berufe zum himmlischen Erbe uns zu freuen auf das Hinüberkommen? Wie viel Ursache zu frohlocken; denn der Lohn ist unbeschreiblich groß, größer als der Himmel selbst. Wir freuen uns hier so sehr, wenn wir lang vermisste Freunde auf einmal wiedersehen, oder einen Mann kennen lernen, dessen Bekanntschaft wir lange gern gemacht hätten. Was wird es sein, wenn wir ihn sehen, kennen lernen von Angesicht, ihn, vor dem die Engel auf ihren Angesichtern liegen? Und was werden wir bei ihm und in ihm finden? Alle Lieben, alle Kennenswürdigen, über deren Gemeinschaft und Umgang die Cherubim sich freuen? Wie ferne werden alle Feinde, alle Anfechtungen und Betrübnisse sein? Vor ihm ist Freude die Fülle, und liebliches Wesen zu seiner Rechten ewiglich. (Psalm 16,11.)
Matthäus 18,3
Wahrlich, ich sage euch: es sei denn, dass ihr euch umkehret, und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. - Denn ihrer ist das Himmelreich. und 19,14.
Dass der Herr dieses nicht zu den einfältigen Leuten, von denen man glaubt, sie bedeuten nichts, und es wäre besser für sie, wenn sie einfältig blieben, sondern vorzüglich zu denen gesagt habe, die Etwas, ja die Ersten und Bedeutendsten in seinem Reiche sein wollten, zu den Aposteln selbst, das wissen und lesen wir vor und nach dem angeführten Spruche, und noch in so manchen andern Stellen, wo er seine Jünger zum Kleinwerden ermahnte. Und da er selbst der Kleinste und Kindlichste geworden ist, so lehrt es uns schon sein Beispiel, wenn er es auch nicht so deutlich mit Worten gesagt hätte. Wer kein Kind, wer nicht kinderartig werden will, der ist kein Kandidat zum Himmelreiche, wie soll er ein Lehrer und Führer ins Himmelreich werden oder sein können? So unterscheidet sich dieses Reich vor allen andern Reichen: es ist das größte, ist unermesslich, und doch kann es kein Riese, und kein Gewaltiger oder Held erobern, nur Kinder können es einnehmen und an sich reißen. Da heißt's wohl auch, wenn ich schwach - schwach wie ein Kindlein bin, bin ich stark, denn ich kann den Himmel heben und davon tragen. Wenn ich aber stark bin, bin ich schwach, dass ich gar nichts halten kann, dass ich alles, Himmel und Erde, fallen lassen muss.
Matthäus 19,25
Ja, wer kann selig werden?
Wer bis ans Ende beharret, der wird selig. (Matthäus 10, 22)
Es wollen Viele selig werden, aber das wollen sie nicht, was zum Seligwerden und Seligbleiben erfordert wird - beharren in der Gottseligkeit, wandeln in der geschenkten Gnade bis ans Ende. Sie möchten selig in Christo und doch zugleich lustig, oder reich, oder angebetet in der Welt sein. Darum glauben sie an Christum, und lieben dabei die Welt, um von beiden etwas Lust und Seligkeit zu genießen. Sie werden aber beides verlieren und ewig unselig sein. Die Beharrlichkeit ist eine Gnade, die man sich alle Tage auf den Knieen von seinem Heilande ausbitten muss; denn der uns zur Seligkeit berufen hat, kann uns auch allein darin erhalten und fördern. Die Sicherheit, das falsche Wissen der Gnadenlehre, ohne mit dem Herzen in das Element und Wesen der Gnade recht hinein zu gehen oder darin zu bleiben, betrügt Viele, dass sie nicht lebendig bleiben in dem, der sie berufen und erwecket hat; sie schlafen wieder ein, und träumen, dass sie noch leben, da sie doch immer auf dem alten Flecke des bloßen Wissens und Schwatzens liegen bleiben, ohne in der ersten Liebe zu beharren. Wachet! wachet auf, und bittet Eines Bittens um das heilige Feuer der Liebe, das ewig brennt und nimmermehr verlöscht.