Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über das Evangelium nach Lukas

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Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über das Evangelium nach Lukas

Lukas 2,14.

Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen.

So sangen Gottes Engel in den Wolken am Tage der Geburt des Erlösers der Welt. So singt nun ewig die erlöste Menschheit; alle Kinder des Friedens, denen wirklich Gnade, Vergebung der Sünden und Friede durch seine Menschwerdung und durch seinen Tod zu Teil geworden ist. So können aber die noch nicht singen, in welchen Christus, unser Friede, (Epheser 2,14.) noch nicht geboren ist. Wo die Sünde und Welt noch lebt und herrscht, kann kein Gesang von Friede und Ehre Gottes Statt haben. Denn so lange der Mensch den nicht in sein Herz aufnimmt, den ihm Gott gesandt hat zu seinem Heile, gibt er Gott die Ehre nicht, und so lange gibt ihm Gott den Frieden nicht. Menschenkind! gib Gott die Ehre, so gibt er dir den Frieden, gibt dir seinen Sohn. Gib Gott die Ehre, bekenne vor ihm, dass du ein verdammter, verfluchter Sünder bist, für welchen Gottes Sohn vom Himmel hat kommen müssen, um seine Schuld und Sünden zu büßen, ihn zu retten und selig zu machen. Erkenne und bekenne dies mit gebeugtem, zerknirschtem Sinne, und bitte Gott um seinen Sohn, dass du seiner aus Gnaden teilhaftig wirst - so gibst du Gott die Ehre, und die Engel Gottes singen dann auch über dir diesen Lobgesang. - Nun hat Gott seine Ehre: darum Friede diesem Menschen! Gottes Wohlgefallen ruht auf ihm. Was hilft dir sonst der Engelgesang, wenn in dir noch der Welt- und Sünde-Klang erschallt, wenn immer kein Friede in dir ist?

Lukas 2,28-32.

Simeon nahm das Kind auf seine Arme, und lobte Gott und sprach: Nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, nach deinem Wort. - Meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast im Angesichte aller Völker, das Licht, das die Heiden erleuchten soll, die Zierde des Hauses Israel.

Beneide den frommen Simeon nicht - denn du kannst Jesum so nahe, ja noch näher haben, als er. Er hatte ihn in den Armen; Jesus will zu dir in dein Herz kommen und Ein Geist mit dir werden, in dir leben, wohnen und wandeln. Strecke die Arme deiner Seele, Glaube und Liebe, so nach ihm aus, öffne dein Herz dem neugebornen Heiland, so wie Simeon sich nach ihm sein ganzes Leben hindurch sehnte, auf ihn, als den Trost Israels, wartete und keine andre Freude kannte, als ihn zu sehen, und da er ihn sah, nun gern starb. Solche Herzen müssen ihn haben und haben ihn gewiss. Ist nichts in deinem Innern, als die heißeste Begierde, der brennendste Durst nach ihm: so ist er gewiss in diesem Durste, so offenbart er sich gewiss deinem sehnenden, durstenden Herzen so, dass dir die Freude, ihn zu besitzen, über alle Freuden des Lebens geht, und du nun nicht mehr der Welt, nicht mehr dir, nicht mehr der Sünde, sondern nur dem lebst, der sich dir geschenkt hat. Ist uns doch Allen dieses Kind geboren. (Jesaja 9,6.) Liegt es doch Allen vor Augen in seinem Worte; wird es uns doch durch die Verkündigung des Evangeliums dargeboten und uns ins Herz eingepflanzt. (Jakobus 1,21.) Ei! so nimm es doch auf deine Arme, so hebe es doch mit Glauben und Liebe aus dem Worte heraus und schließ es in dein Herz ein; denn es kann und wird deine Seele selig machen.

Lukas 9,35.36.

Und es fiel eine Stimme aus den Wolken, die sprach: Dieser ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören. Und indem solche Stimme geschah, finden sie Jesum allein.

Auf diese Stimme, die aus den Wolken fiel, sollte billig alle Welt horchen. Aber die Menschen können ihren Kopf und ihre Ohren hart in die Höhe halten, geblendet und betäubt von den Stimmen, die sie von unten hören. Die Welt liegt ihnen zu sehr in den Ohren, als dass sie Gottes Stimme Gehör geben könnten. Gott hat hiermit Jesum, als seinen liebsten Sohn, und als den glaubwürdigsten, hörenswürdigsten Prediger erklärt, feierlich, öffentlich vor den Jüngern auf Thabor, so wie dort am Jordan, Matthäus 3,17. und Johannes 12,28. vor allem Volke. Aber der liebe Gott muss, wie alle seine Boten, selbst klagen: Wer glaubt unserer Predigt? Gott hat hier vom Himmel herab gepredigt, und seinem Sohne ein wunderbares Zeugnis gegeben, hat ihn der Welt angeboten, ihn als Prediger und Lehrer installiert und konfirmiert; und sieh! die Welt hat seiner gespottet, hat ihn am Ende als Gotteslästerer gekreuzigt; den, den Gott selbst als seinen Sohn erklärt hat? Ja, sie will ihn auch bis auf den heutigen Tag nicht hören. Aber wer soll denn der Welt predigen; wenn sie diesen Prediger nicht hört, der eine so hohe, erhabene Kanzel hat, der aus den Wolken prediget, der so lieblich und freundlich prediget? Willst denn du nicht, lieber Leser! des Vaters Predigt vom Sohne glauben? Willst du nicht dem Worte und Zuge des Vaters folgen und zum Sohne gehen? wie geschrieben steht Johannes 6,44: Wer es vom Vater hört und lernet, der kommt zu mir. Willst du nicht den über alles lieben, den der Vater über alles liebt? Willst du ihn nicht annehmen, da der Vater aus den Wolken ihn dir anbeut und schenket? - Als die Jünger die himmlische Predigt hörten, fanden sie niemand mehr als Jesum allein. Moses war weg, Elias war weg; damit sie gewiss wissen sollten, der Vater predigt vom Sohne, nicht von Moses und Elia, den Sohn sollten sie hören - allein; den Sohn sollten sie predigen, nicht den Moses. Wer da Zuhörer sein will, kann alle Tage die Predigt des Vaters hören; denn der Vater zeugt immer vom Sohne und zieht immer zum Sohne; wenn wir nur hören und folgen wollten!

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