Girgensohn, Thomas - Zur Erbauung - Die Herrlichkeit des Evangeliums.

Girgensohn, Thomas - Zur Erbauung - Die Herrlichkeit des Evangeliums.

Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben.
(Röm. 1, 16.)

Die Jünger Jesu sind berufen mit dem Evangelium den Kampf gegen die Welt zu führen, indem sie Zeugnis ablegen vom Evangelium und dadurch sein Licht in der Welt leuchten lassen. Wer dieser Aufgabe der Jünger Jesu nachkommen will, der muss frischen Mut haben zum Bekennen, der muss mit Paulus sprechen können: ich schäme mich des mich des Evangeliums von Christo nicht.

Aber die Welt mit ihrer Macht und Weisheit verfolgt das Evangelium, verspottet es, achtet es für Torheit und lässt seine Bekenner ihren Hass und ihre Verachtung fühlen. Über die Christen aber ergeht dadurch die schwere Versuchung, sich des Evangeliums zu schämen, es zu verbergen, von ihm zu schweigen, es für sich allein zu behalten. Da heutzutage in besonderem Maße die Jünger Jesu Gefahr laufen, in solcher Versuchung zu unterliegen, sich der Welt gleichzustellen, so gilt es um so mehr, die Herrlichkeit des Evangeliums ins Auge zu fassen, wie sie dem Apostel vor Augen stand und ihn zu dem Zeugnis trieb: ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht. Paulus redet von einem Evangelium von Christo; das haben wir zu bekennen; der Heiland, der Erlöser der Welt, dem alle Gewalt gegeben ist, der ist der Mittelpunkt des Evangeliums; dieses Evangelium ist sein Wort. Muss es uns nicht Mut machen, von dem Evangelium Zeugnis abzulegen, wenn wir uns bewusst sind dabei ihm, der uns bis in den Tod geliebt hat, zu dienen und von seiner Macht geschützt und getragen zu werden? Aber auch heilsam schrecken muss es uns, wenn wir bedenken, dass, wer des Evangeliums sich schämt, sich Christi schämt, und dass an solchem der Herr nach seiner Heiligkeit das Wort zur Erfüllung bringen wird: wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Der Apostel begründet aber seine Freudigkeit das Evangelium zu bezeugen besonders damit, dass er es eine Kraft Gottes nennt, die da selig macht alle, die daran glauben. Seit den Tagen der Apostel hat sich in der Geschichte der christlichen Kirche das Evangelium mehr und mehr erwiesen als eine die Welt überwindende und erneuernde Kraft Gottes. Trotz Irrlehre und Sündenmacht ist das Evangelium bis heute in der Kirche nicht erstorben, sondern immer wieder mit neuer Lebenskraft hervorgebrochen, wo es mit ihm zu Ende zu sein schien; und gerade in unserer Zeit dringt das Evangelium immer weiter zu den Heiden und gewinnt Siege, die es bewähren als eine Gotteskraft. Und stellt uns Gott nicht reichlich Zeugnisse vor Augen, die es uns, wenn wir sie nur betrachten wollten, zur Überzeugung bringen können, dass das Evangelium eine Kraft Gottes ist, selig zu machen, die daran glauben; die großen Männer Gottes aus allen Zeiten der Geschichte des Gottesreichs, die aus der Finsternis zum Lichte gekommenen Heiden auf dem Missionsfelde; mancher Mitchrist, der durch das Evangelium frei und froh geworden, mancher Sterbende, der durch das Evangelium selig entschlafen kann, sie predigen uns alle: das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben. Wenn man an alles das denkt, und an das Evangelium glaubt, wie ist es möglich sich des Evangeliums zu schämen? Ist solches nicht die unbegreiflichste Torheit? Wenn aber diese Torheit nun doch bei denen, die Jünger Jesu sein wollen, immer wieder zu finden ist, so ist das ein Zeichen dafür, dass die Christen noch sehr viel von dem Wesen der Welt in sich tragen, so dass sie sich mit ihr verwandt fühlen und sich daher vor ihrer Feindschaft fürchten. Da tut es Not, dass das Evangelium noch viel mehr an den Seelen der Christen selbst sich in seiner Herrlichkeit erweise, dass sie am eigenen Herzen inne werden die göttliche Kraft des Evangeliums, selig zu machen. Der Christus im Evangelium muss werden mein Hirt, die Kraft seines Worts muss sich in der Erneuerung meines Lebens zeigen, ich, ich selbst, kein Fremder nicht, muss in seiner Liebe brennen, seinen Frieden schmecken, die seligmachende Wirkung des Evangeliums erfahren. Wo das geschieht, da wird die Welt in uns überwunden und wir gewinnen dann auch gegenüber der Welt um uns die Freudigkeit zu bekennen: ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht. Den Weg aber dazu, die Herrlichkeit des Evangeliums am eigenen Herzen zu erfahren, weist uns der Herr, wenn er Joh. 7, 17 spricht: So jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede.

R. K. 93. Nr. 3.

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autoren/g/girgensohn_thomas/zur_erbauung/girgensohn_-_die_herrlichkeit_des_evangeliums.txt · Zuletzt geändert: von aj
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