Girgensohn, Thomas - Zur Erbauung - Christi Armut unser Reichtum.
Christus Jesus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.
(1. Kor. 1, 30.)
Alle die in vorstehenden Schriftworten genannten Gaben verdanken wir dem Kreuze Christi; Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber, versöhnte sie durch den Kreuzestod Christi; wenn nun Gott seinen lieben Sohn zur Versöhnung der Welt dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken, auch alle die hohen Güter, die Paulus in unserem Spruche hervorhebt? Nachdem unser Herr Jesus Christus am Kreuze uns den Ratschluss der unergründlichen Barmherzigkeit Gottes offenbart hat, so will derselbe Heiland als der zum Himmel erhöhte seine Jünger in alle Wahrheit leiten und ihnen durch sein Wort je mehr und mehr die Tiefen göttlicher Weisheit erschließen. Auf Grund dessen, dass der Sohn Gottes, welcher Mensch geworden, am Kreuz alle Gerechtigkeit erfüllt hat, dass er am Kreuz bezeugt hat: es ist vollbracht, teilt er diese seine vollendete Gerechtigkeit durch seine Gnadenmittel als der Auferstandene seinen Jüngern mit, dass sie würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Durch seinen völligen Gehorsam bis zum Tode am Kreuz hat der wahre Hohepriester sich selbst für die Seinen geheiligt, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit (Joh. 17, 19); er hat uns am Kreuz ein wirkungskräftiges Vorbild der Heiligung gegeben; nun wirkt er als der in die Herrlichkeit Eingegangene durch seinen heiligen Geist in seinen Gliedern die Lebensheiligung, dass sie könnten nachfolgen seinen Fußstapfen. Weil der Herr am Kreuz der Schlange den Kopf zertreten hat, den Tod und die Macht der Sünde überwunden hat, so steht er als der Lebendige und Allgegenwärtige den Seinen im Kampfe mit Sünde, Tod und Teufel zur Seite, in ihm haben sie Erlösung von aller Macht der Finsternis und gehen entgegen der endlichen Erlösung von allem Übel. So ist uns der gekreuzigte Christus von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung; aber viele, die sich Christen nennen, sind dieser Segnungen doch nicht teilhaftig und können sich ihrer nicht freuen. Gott rückt seine Gaben Niemand auf; wir müssen sie uns schenken lassen, annehmen, was Gott uns gibt und den ernstlichen Willen es anzunehmen mit der Tat beweisen, wir müssen den heiligen Geist in uns wirken lassen den Glauben, mit dem wir Christum und die Früchte seines Kreuzes ergreifen. Dieser Glaube aber soll sich, auf dass wir Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung empfangen, darin erweisen, dass wir fleißig und treulich aus der Weisheitsquelle, dem Worte Gottes schöpfen, dass wir täglich als die armen Sünder in unserer Buße Gerechtigkeit suchen, dass wir der Heiligung nachjagen, Gottes Wort und Gebot wirklich zur Richtschnur unseres Lebens nehmen, und endlich dass wir, die wir umgeben sind von Not und Gefahr, anhalten am Gebet, den Herrn unermüdlich anrufen und anlaufen, damit wir nicht zu Schanden werden. Wenn man mit Paulus bekennt im Blick auf die Gaben Gottes in Christo: ich jage ihm nach, ob ich es auch ergreifen möchte, dann erfährt man etwas von dem Segensreichtum, den Christus uns am Kreuz erworben, dann erlebt man die Wahrheit der Worte: ihr wisst die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, dass, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet (2. Kor. 8, 9).
R. K. 97. Nr. 14.