Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 18.

Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 18.

(1) Ein Psalm vorzusingen, Davids des Herrn Knechts, welcher hat dem Herrn die Worte dieses Liedes geredet zur Zeit, da ihn der Herr gerettet hatte von der Hand seiner Feinde und von der Hand Sauls. (2) Und sprach: Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke; (3) Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, und mein Schutz. (4) Ich will den Herrn loben und anrufen, so werde ich von meinen Feinden erlöst. (5) Denn es umfingen mich des Todes Bande, und die Bäche Belials erschreckten mich. (6) Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. (7) Wenn mir angst ist, so rufe ich den Herrn an, und schreie zu meinem Gott, so erhört er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren. (8) Die Erde bebte, und ward bewegt, und die Grundfeste der Berge regten sich, und bebten, da er zornig war. (9) Dampf ging auf von seiner Nase, und verzehrendes Feuer von seinem Munde, dass es davon blitzte. (10) Er neigte den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen. (11) Und er fuhr auf dem Cherub, und flog daher; er schwebte auf den Fittigen des Windes. (12) Sein Gezelt um ihn her war finster, und schwarze dicke Wolken, darinnen er verborgen war. (13) Vom Glanz vor ihm trennten sich die Wolken, mit Hagel und Blitzen. (14) Und der Herr donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seinen Donner aus mit Hagel und Blitzen. (15) Er schoss seine Strahlen und zerstreute sie; er ließ sehr blitzen, und schreckte sie. (16) Da sah man Wassergüsse, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, Herr, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase. (17) Er schickte aus von der Höhe, und holte mich, und zog mich aus großen Wassern. (18) Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren. (19) Die mich überwältigten zur Zeit meines Unfalls; und der Herr ward meine Zuversicht. (20) Und er führt mich aus in den Raum, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir. (21) Der Herr tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände. (22) Denn ich halte die Wege des Herrn, und bin nicht gottlos wider meinen Gott. (23) Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir. (24) Sondern ich bin ohne Wandel vor ihm, und Hüte mich vor Sünden. (25) Darum vergilt mir der Herr nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinigkeit meiner Hände vor seinen Augen. (26) Bei den Heiligen bist du heilig, und bei den Frommen bist du fromm. (27) Und bei den Reinen bist du rein, und bei den Verkehrten bist du verkehrt. (28) Denn du hilfst dem elenden Volk, und die hohen Augen erniedrigst du. (29) Denn du erleuchtest meine Leuchte; der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht. (30) Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschmeißen, und mit meinem Gott über die Mauer springen. (31) Gottes Wege sind ohne Wandel; die Reden des Herrn sind durchläutert; er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen. (32) Denn wo ist ein Gott, ohne der Herr? Oder ein Hort, ohne unser Gott? (33) Gott rüstet mich mit Kraft, und macht meine Wege ohne Wandel. (34) Er macht meine Füße gleich den Hirschen, und stellt mich auf meine Höhe. (35) Er lehrt meine Hand streiten; und lehrt meinen Arm einen ehernen Bogen spannen. (36) Und gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stärkt mich, und wenn du mich demütigst, machst du mich groß. (37) Du machst unter mir Raum zu gehen, dass meine Knöchel nicht gleiten. (38) Ich will meinen Feinden nachjagen, und sie ergreifen, und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe. (39) Ich will sie zerschmeißen und sollen mir nicht widerstehen; sie müssen unter meine Füße fallen. (40) Du kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit; du kannst unter mich werfen, die sich wider mich sehen. (41) Du gibst mir meine Feinde in die Flucht, dass ich meine Hasser verstöre. (42) Sie rufen, aber da ist kein Helfer, zum Herrn, aber er antwortet ihnen nicht. (43) Ich will sie zerstoßen, wie Staub vor dem Winde; ich will sie wegräumen, wie den Kot auf der Gasse. (44) Du hilfst mir von dem zänkischen Volk, und machst mich ein Haupt unter den Heiden; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. (45) Es gehorcht mir mit gehorsamen Ohren; ja den fremden Kindern hat es wider mich gefehlt. (46) Die fremden Kinder verschmachten, und zappeln in ihren Banden. (47) Der Herr lebt, und gelobt sei mein Hort; und der Gott meines Heils müsse erhoben werden. (48) Der Gott, der mir Rache gibt, und zwingt die Völker unter mich; (49) Der mich errettet von meinen Feinden, und erhöht mich aus denen, die sich wider mich sehen; du hilfst mir von den Frevlern. (50) Darum will ich dir danken, Herr, unter den Heiden, und deinem Namen lobsingen, (51) Der seinem Könige großes Heil beweist, und wohltut seinem Gesalbten, David, und seinem Samen ewiglich.

Kein Wunder, wenn dieser Psalm länger ist, als alle, die wir bisher betrachtet, denn dieser Psalm umfasst ein ganzes Menschenleben mit seinen Erfahrungen und Errettungen. Am Abend seines Lebens, nachdem ihn Gott von allen seinen Feinden, also auch von Absalom und Seba im Alter wie einst von Saul in der Jugend errettet hatte, in seinen letzten Regierungszeiten, im Alter von etlich und sechzig Jahren, hat David seinem Gott dieses Loblied gesungen, in welchem sich mit dem ungeschwächten Feuer der Jugend die reife Erfahrung des Alters verbindet. So ist denn dieser Psalm als der letzte vielleicht, den der greise Gottesmann gedichtet, auch in die Lebensbeschreibung Davids, 2. Sam. 22 unmittelbar vor des Königs letzten Worten eingeschaltet.

Davids Danklied am Ende seiner Tage!

Dürften wir auch einst am Ende unserer Tage im Rückblick auf unsere Lebenswege ein so schönes Abendlied, einen so fröhlichen Dank- und Siegespsalm singen! Möchten wir schon jetzt, da wir noch auf dem Wege sind, einige noch am Anfang, wo der Ernst des Lebens eben erst beginnt, andere in der Mitte schon, wo es am heißesten hergeht, noch andere schon gegen das Ende des Weges, wo der Pfad sich hinabsenkt ins dunkle Tal, möchten wir jetzt schon auf dem Weg an diesem Psalm uns erbauen, und uns auf den Adlerflügeln Davids über die Sorgenberge und Trübsalstiefen der Gegenwart emportragen lassen in jene seligen Höhen des Glaubens, auf denen man Gottes Wege im Zusammenhang schaut und alle trüben wie alle heiteren Erfahrungen des Lebens zusammenfasst in das Lob:

Der Herr hat alles wohlgemacht
Und alles, alles recht bedacht,
Gebt unsrem Gott die Ehre!

1) Mit einem solchen: Gebt unserem Gott die Ehre! beginnt David sogleich den Psalm. Das liegt schon V. 1 in der feierlichen Überschrift des Psalms. Des Herrn Knecht, das ist der höchste und schönste Titel eines frommen Königs; des Herrn Knecht zu sein auf dem Thron wie einst unter den Schafen seiner Herde, das hatte David als die Aufgabe seines Lebens betrachtet; im Dienste seines Gottes war er nun ergraut, und so darf er wohl wie einst ein Abraham und Moses, wie später ein Paulus und die andern Apostel diesen demütigen und doch so hohen Titel tragen: Ein Knecht Gottes. Wohl uns, Geliebte, dürfte man einst auch uns auf den Grabstein sehen: Hier ruht ein Knecht Gottes, eine Magd des Herrn; wohl uns, dürften auch wir einst dort aus dem Munde des Herrn selbst den Gruß vernehmen zum Willkomm: Ei du frommer und getreuer Knecht, ei du fromme und getreue Magd!

Und willst du wissen, ob du diesen Titel verdienst, ei so frage dich, ob du mit David sprechen kannst V. 2: „Herzlich lieb hab ich dich, Herr meiner Stärke.“ Das ist die Grundgesinnung eines erprobten Gottesknechts, herzliche Liebe zu seinem Herrn. Ein schönes Wort dieses: Herzlich lieb hab ich dich! diese Liebeserklärung eines gläubigen, dankbaren Herzens gegen den Gott, der uns zuerst geliebt. Ein besonders schönes und bedeutsames Wort in dem Mund eines ergrauten Gottesknechts wie David war. Viel Lieb und Leid hatte dieser vielgeprüfte König erfahren in einem fast siebzigjährigen Leben; viel hatte er auf Erden gesehen, erfahren, geliebt, gearbeitet und geduldet; aber nun, an seines Laufes Ziel, war ihm ein Freund nur geblieben als der treueste, sein Gott und Herr, war nur eine Liebe ihm geblieben, die beste, die Liebe zu seinem Gott.

Meine Freunde, möchte auch in unsern Herzen mit den Jahren mehr und mehr aufblühen diese Liebe, die edelste, heiligste, seligste, die Liebe zu Gott dem höchsten Gut. Das ist eine Rose, die auch im Herbst des Lebens noch blüht, wenn die Maienrosen irdischer Liebe und weltlicher Lust längst verwelkt und abgefallen sind; das ist ein Feuer, das auch unter dem Schnee des weißen Haars noch fortglühen und fortglimmen kann, wenn das Feuer der andern Leidenschaften verglommen ist. Das hat sich schon an manchem edlen Davidsherzen auch nach Davids Tagen erwiesen. So war das Lied, das auf unsern Psalm gedichtet ist: „Herzlich lieb hab ich dich, o Herr,“ einst vor 200 Jahren das Lieblingslied des Herzogs Ernst III. von Sachsen-Gotha. In seiner Jugend hatte er als ein frommer Held unter Gustav Adolfs Fahnen gekämpft und dann viele Jahre lang als gottesfürchtiger und väterlicher Fürst sein Land regiert. Als er 73 Jahre alt sein Ende herannahen fühlte, da erquickte er sich täglich an diesem Liede, das man ihm vorlesen, vorsingen und vorspielen musste, sprach am liebsten von der Süßigkeit der Liebe Gottes und Jesu Christi und betete noch sterbend mit schwacher Stimme:

Herzlich lieb hab ich dich, o Herr,
Ich bitte, sei von mir nicht fern
Mit deinem Geist und Gaben.

Freilich, David hatte auch Ursache, seinen Gott zu lieben. und zu rühmen: Herr meine Stärke,

V. 3: „Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils;“ er hatte auch Ursache zu bekennen: V. 4: „Ich lobte den Herrn und rief ihn an, da ward ich von meinen Feinden erlöst.“ Haben wir in den ersten Versen den Ausdruck dankbarer Liebe vernommen, wovon sein altes Herz noch jugendlich erglühte, so schildert er nun, woher diese Liebe?

2) V. 5-20. Die Wunderhilfe des Herrn, die er so oft schon erfahren. Nicht leicht stehen im Lebenslauf eines Gottesknechts so viel Nöte und Gefahren, aber auch so viel Wunderhilfen und Gnadentaten des treuen Gottes verzeichnet, wie in Davids Lebenslauf. Wohl durfte er sagen, V. 5. 6: Es umfingen mich des Todes Bande und die Bäche Belials, des Teufels erschreckten mich. Der Höllen Bande umfingen mich und des Todes Stricke überwältigten mich.“ Wohl hat er oft die Wogen des Todes um sich rauschen hören und oft war nur ein Schritt zwischen ihm und dem Tode. Als Sauls Speer über seiner Schulter in die Wand flog, als er durchs Fenster seinen Verfolgern entsprang und nur eines Berges Saum ihn von seinen Verderbern trennte, da waren des Todes Stricke nach ihm ausgeworfen und nur ein Wunder konnte ihn retten. Aber dieses Wunder ist geschehen, die Wunderhilfe Gottes hat er erfahren mehr als einmal.

Wie dies geschah, wie der Allmächtige seine Stimme erhob zu seinem Heil und gleichsam im Donnerwagen ihm zu Hilfe eilte und aus Wolken seinen Arm hervorstreckte, ihm zum Schutz, den Feinden zum Trutz, das schildert er nun V. 8-17 unter dem Bild eines majestätischen Gewitters, in welchem der Herr herabfuhr auf Erden. Wie der Herr Zebaoth seine Herrlichkeit im Gewitter offenbart zum Schrecken der Menschenkinder, ach das haben wir ja vor wenig Tagen erst mit viel tausenden unserer Brüder landauf und landab gar schmerzlich erfahren; da war auch sein Gezelt um ihn her finster und schwarze dicke Wolken, darinnen er verborgen war; da wars auch als neigte sich der Himmel und wollte einbrechen über der Erde, und als er nun seine Blitze schoss und seine Donner rollen ließ durch die schwüle Nacht, als nun alle Schleusen des Himmels aufgetan wurden und Wassergüsse herniederschossen ohne Ende, als tausende und abertausende ihre Felder überschwemmt, ihre Ernten verwüstet, ihre Häuser zerstört, ihr Leben bedroht sahen von den reißenden Fluten, ach da bebte auch die Erde vor dem Zorn des Alleingewaltigen, da ging wie ein Erdbeben durch tausend Herzen das erschütternde Gefühl: Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Da fühltens tausend Seelen in tiefen Ängsten: Herr wenn du zürnst, wer kann bestehen vor dir!

Aber auch in solchen Nöten wollen wirs nicht vergessen: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen. Auch in solchen Jammertagen und Schreckensnächten habens doch viele, viele erfahren, was David erfuhr und rühmt V. 17: Er schickte aus von der Höhe und holte mich und zog mich aus großen Wassern.“ Noch schickt er seine helfenden Engel denen, die zu ihm flehen, noch greift er aus den Wolken heraus mit seinem rettenden Arm, noch zieht er aus Wassern, die zu ihm schreien, und stellt sie wohlbehalten aufs Trockene.

Noch wollen wirs dankbar rühmen und auch denen zum Trost sagen, die nicht so glücklich waren, als unsere Stadt, über der der Herr auch diesmal wieder seine Hand gehalten, denen nun auf zerstörte Ernten und verwüstete Felder die Sonne scheint, auch denen wollen wirs zum Troste sagen und durch unsere Liebesgaben beweisen so gut wir können: Wir haben einen Gott, der da hilft und einen Herrn Herrn, der vom Tode errettet. - Selig wers dann erfährt und rühmt V. 20: „Er führte mich aus in den Raum, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.“ Damit du aber solcher Davidshilfe dich erfreuen darfst, musst du auch führen einen Davidswandel, das ist

3) der dritte Teil V. 21-28. Warum diese Hilfe? „Alle seine Rechte habe ich vor Augen und seine Gebote werfe ich nicht von mir, darum vergilt mir der Herr nach meiner Gerechtigkeit. Bei den Heiligen bist du heilig und bei den Frommen bist du fromm, und bei den Reinen bist du rein und bei den Verkehrten bist du verkehrt.“ Dass der ergraute König beim Rückblick auf sein Leben sich einer unbefleckten Gerechtigkeit habe rühmen wollen, das können wir nicht glauben von dem den wir im 19. Ps. bekennen hören: „Wer kann merken, wie oft er fehle! Verzeihe mir, Herr, die verborgenen Fehler,“ und der im 51. Ps. klagt: „Ich erkenne meine Missetat und meine Sünde ist immer vor mir.“ Aber dass es ein süßer Trost ist, beim Rückblick auf seine 50, 60, 70 Lebensjahre mit David bei allen Demut sich das Zeugnis geben zu dürfen: Mein Leben lang habe ich Gott vor Augen und im Herzen gehabt, und mit Paulus sagen zu können: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, wer wollte das leugnen, wer sollte das sich nicht wünschen, danach nicht trachten mit Gottes Hilfe? Und dass nur die Gottes durchhelfende Treue recht selig erfahren dürfen, die auch ihrerseits Gott getreu verbleiben, nach der alten Regel: Der Herr verlässt keinen, der sich auf ihn verlässt, dass aber den Verkehrten auch er verkehrt, den Treulosen auch er treulos erscheint, weils ihnen am rechten Glaubensauge fehlt, seine heiligen Wege zu erkennen, und an der Glaubenshand, seine helfende Hand zu fassen, wo sie dann sprechen, wie jener Tor im Gleichnis: Ich wusste, dass du ein harter Mann bist, schneidest wo du nicht gesät hast, sammelst wo du nicht gestreut hast, - das ist eine Erfahrung, die von Davids Zeiten bis auf diesen Tag tausend und abertausendmal sich bestätigt hat, und die nicht ausbleiben kann, so gewiss Gott ein heiliger und gerechter ist. Darum machs wie David: Bleibe du fromm und halte dich recht, denn solchen wirds zuletzt wohlgehen. Seid fröhlich ihr Gerechten, der Herr hilft seinen Knechten, jeglichem in seinem Beruf. Mit ihm wollen wir Taten tun.

4) Wie David mit Gott seine Taten getan und bis ans Ende zu tun hoffte, das rühmt er nun dankbar und demütig V. 29-51. Da hören wir den Kriegshelden, der so manche Schlacht gewonnen, so manche Stadt erstürmt. V. 30: „Mit dir kann ich Kriegsvolk zerschmeißen und mit meinem Gott über die Mauern springen,“ den Flüchtling, der so mancher Gefahr entgangen V. 34: „Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellt mich auf meine Höhe;“ - den tapferen Streiter in der Schlacht V. 35: „Er lehrt meine Hand streiten und lehrt meinen Arm einen ehernen Bogen spannen;“ den Sieger über so manchen boshaften Feind V. 43: „Ich habe sie zerstoßen wie Staub vor dem Winde, ich habe sie weggeräumt wie den Kot auf der Gasse;“ den glücklichen Eroberer, V. 44: „Du hilfst mir von dem zänkischen Volk und machst mich ein Haupt unter den Heiden; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir;“ den Besieger der Empörer im eigenen Lande, V. 49: „Der mich errettet von meinen Feinden und erhöht mich aus denen, die sich wider mich sehen, du hilfst mir von den Frevlern.“ Aber über dem allem und in dem allem vernehmen wir auch den demütigen dankbaren Knecht Gottes, der Gott die Ehre gibt und ihm allein V. 50. 51: „Darum will ich dir danken, Herr, unter den Heiden, und deinem Namen lobsingen; der seinem Könige großes Heil beweist, und wohltut seinem Gesalbten, David, und seinem Samen ewiglich.“

Wir, Geliebte, werden freilich solche Taten nicht tun mit unserem Gott, unser Beruf ists nicht, den ehernen Bogen zu spannen und Mauern zu überspringen, nicht auf gewonnene Schlachten und eroberte Städte werden wir einst zurückblicken am Abend unseres Lebens. Aber doch sprechen auch wir: Mit Gott wollen wir Taten tun. Mit Gott wollen auch wir unsern Beruf ausrichten, sei er groß oder klein und in unserem Kreise wirken, so lang es Tag ist; mit seiner Hilfe wollen auch wir das Schwere bemeistern und das Widerwärtige überstehen. Und wenn dann auch unser Berufsfeld klein gewesen und kaum hinausgereicht hat über die vier Wände unseres Zimmers, über den kleinen Kreis unserer Familie, statt dass David das Zepter schwang über Völker und Länder: Man sucht ja nichts an einem Haushalter, denn dass er treu erfunden werde, und selig der Knecht, der am Ende das Zeugnis bekommt vom Herrn: Du bist über Wenigem getreu gewesen; selig die Magd, über die er spricht: Lasst sie mit Frieden, sie hat getan, was sie konnte. Die Kronen, die wir hienieden nicht getragen, die warten drüben auf den treuen Knecht, und das große Berufsfeld, dem wir hier fern geblieben, wird dort sich auftun, wo es heißt: Ich will dich über viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude!

Seele, gib dich nun zufrieden,
Jesus kommt und stärkt die Müden;
Nur vergiss nie sein Gebot:
Sei getreu bis in den Tod!

Amen.

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