Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 13. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 13. Trinitatis.

1887.

(Luk. 10,23-37.)
(23) Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach insonderheit: Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr seht. (24) Denn ich sage euch: Viel Propheten und Könige wollten sehen, das ihr seht, und haben's nicht gesehen, und hören, das ihr hört, und haben's nicht gehört. (25) Und siehe, da stund ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? (26) Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du? (27) Er antwortete und sprach: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte, und deinen Nächsten als dich selbst.“ (28) Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben. (29) Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesu: Wer ist denn mein Nächster? (30) Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho, und fiel unter die Mörder; die zogen ihn aus, und schlugen ihn, und gingen davon und ließen ihn halb tot liegen. (31) Es begab sich aber ohngefähr, dass ein Priester dieselbige Straße hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber. (32) Desselbigen gleichen auch ein Levit; da er kam zu der Stätte und sah ihn, ging er vorüber. (33) Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sah, jammerte ihn sein, (34) Ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goss drein Öl und Wein, und hub ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge und pflegte sein. (35) Des anderen Tages reiste er, und zog heraus zwei Groschen und gab sie dem Wirte und sprach zu ihm: Pflege sein; und so du was mehr wirst dartun, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. (36) Welcher dünkt dich, der unter diesen dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? (37) Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und tu desgleichen.

Vor etlichen Wochen wurde in einer Kreisstadt unseres Landes ein Mann begraben, dessen Name einen guten Klang hatte im ganzen Land und weit über seine Grenzen hinaus, dessen Gedächtnis im Segen bleiben wird auf ferne Geschlechter. Er war kein hoher Staatsbeamter und doch tat sich bei seinem Tod eine allgemeine Teilnahme kund vom Thron bis in die Hütten. Er war ein hochbetagter abgearbeiteter Mann und doch noch das Haupt einer großen Familie, die Seele einer zahlreichen Gemeinde, und Hunderte von dankbaren Kindern und trauernden Angehörigen folgten seinem Sarg. Er besaß keine Kapitalien und doch verfügte er über einen reichen Schatz, mit dem er Tausenden wohltat ringsum im Lande. Dieser sein unerschöpflicher Schatz war der Reichtum seiner Liebe. Und seine trauernden Hinterbliebenen, seine große Familie, das sind die verwaisten Kinder, die beschäftigungslosen Armen, die Leidenden und Bedürftigen aller Art, denen er seit 50 Jahren wohlgetan hat an Leib und Seele. Und sein Name, den ihr alle kennt, heißt Gustav Werner oder lieber: Vater Werner. Warum ich an diesen Namen euch heute erinnere? Weil der Mann einer von denen war, die unser heutiges Evangelium vom barmherzigen Samariter verstanden und ins Leben übersetzt und sein Schlusswort befolgt haben: „Gehe hin und tue desgleichen.“

Auf einen solchen Mann darf ein Land stolz sein, aber vor einem solchen Mann müssen auch Viele im Lande sich schämen und wir alle können von ihm lernen. Nicht als ob wir alle wörtlich dasselbe tun könnten oder auch nur tun sollten, wozu er durch besondere Gnadengaben und Lebensführungen hingedrängt ward. Aber das was der Pulsschlag seines Herzens, die Triebfeder seines Lebens war, das können, das sollen wir alle in unserem Herzen erwecken und in unserem Leben beweisen, die rechte Samariterliebe. Darum

Gehe hin und tue des gleichen! Das soll auch uns einmal wieder eine Mahnung werden zur rechten Samariterliebe:

  1. als einer herzlichen,
  2. als einer tätigen,
  3. als einer gründlichen Nächstenliebe.

Was ich den Armen hier getan,
Den kleinsten auch von diesen,
Das siehst du, mein Erlöser, an,
Als hätt ichs dir erwiesen,
Drum gib mir, Gott, durch deinen Geist
Ein Herz, das dich durch Liebe preist. Amen.

„Gehe hin und tue desgleichen.“ Dies Schlusswort unseres Evangeliums vom barmherzigen Samariter soll uns heute einmal wieder eine Mahnung werden zur rechten Samariterliebe

1) als einer herzlichen.

„Und da er ihn sah, jammerte ihn sein,“ so heißt es vom barmherzigen Samariter. Der Priester und der Levit hatten ihn auch gesehen, wie er ohnmächtig in seinem Blut am Wege lag. Aber der Anblick ging ihnen nicht zu Herzen, oder wenn sich etwas von Mitleid in ihrem Herzen regte, so ging es nicht tief und währte nicht lang. „Also auch einmal wieder eine Bluttat in dieser verrufenen Gegend; schade um den Menschen; Gottlob, dass mich der Mann nichts angeht; helfen kann ich ja doch nicht; aufhalten darf ich mich nicht; ich will nur machen, dass ich selbst mit heiler Haut davonkomme, hier ist es nicht geheuer; vielleicht im nächsten Ort kann ich Anzeige machen!“ So mochten sie etwa bei sich selber sprechen, indem sie ihre Schritte beflügelten. „Ein Samariter aber reiste und kam dahin, und da er ihn sah, jammerte ihn sein.“ Und obwohl er auch Eile hatte, obwohl er den Menschen nicht kannte, obwohl er selbst landfremd war und nicht einmal ein rechtgläubiger Jude, geschweige denn ein Priester oder Levit ging er nicht vorüber, sondern blieb stehen „und ging zu ihm.“ Das ist die Samariterliebe, die ein Herz hat für den Mitmenschen und einen Bruder in ihm sieht, wenn sie ihn auch nicht kennt, weil er eben ein Mensch - und zwiefach, weil er ein leidender Mensch und dreifach, weil er von Gott selbst ihr in den Weg gelegt ist.

So ist es unserem Gustav Werner gegangen, da er als junger Pfarrvikar auf dem Dorf sein Samariterwerk anfing. Eine arme Frau war von sechs Kindern weggestorben. Er war nicht ihr Vormund, nicht ihr Pfleger, nicht ihr älterer Bruder. Aber ihn jammerte der Waislein. Und so legte er sie nicht nur an der Mutter Grab mit beweglichen Worten der Gemeinde ans Herz, sondern er selber, obgleich er noch keinen eigenen Haushalt hatte, nahm das Kleinste zu sich.

„Es habe ihn gar so lieb angeschaut,“ erzählte er nachher.

Mein lieber Mitchrist, dich hat vielleicht auch schon einmal ein verwaistes Kind recht lieb angeschaut, oder sonst ein Unglücklicher recht traurig angeschaut, vielleicht ohne zu betteln, nur mit der stummen Klage des Elends. Aber ist dir der rührende Blick des Elends, der stumme Jammer deines Mitmenschen auch zu Herzen gegangen, dass es wie beim Samariter hieß: Da er ihn sah, jammerte ihn sein?

Oder bist du vorübergegangen wie der Priester und der Levit? Vorübergegangen vielleicht, ohne das Elend auch nur zu sehen, in dem gedankenlosen Leichtsinn, der nur seinem Vergnügen nachjagt und nicht nebenaussieht links oder rechts, oder mit dem eiligen Geschäftsschritt, da man nur für sich fürchtet, für sich rechnet, für sich sorgt, und keine Zeit, kein Auge, kein Herz hat für fremde Not?

Oder wenn du die Not gesehen, wenn du auch etwas dabei gefühlt hast, bist du vielleicht doch möglichst schnell vorübergegangen? Hast das Gefühl wieder unterdrückt und den Anblick dir aus dem Sinn geschlagen entweder aus Weichlichkeit des Herzens, das nicht gestört sein will in seinem Behagen und sich scheut vor unangenehmen Aufregungen, oder aus Härtigkeit des Herzens mit dem Gedanken: So geht's einmal in der Welt, ich kann es nicht ändern, mich geht es nichts an, mögen andere sorgen, die es näher betrifft: die Verwandten, die Gemeinde, die Geistlichkeit, die Obrigkeit, der Staat!

So denkt der kalte Verstand, aber so fühlt nicht das warme Herz. Und alle diese klugen Gedanken und kalten Bedenken des Verstandes wirft Eine edle Aufwallung des Herzens übereinander, die herzliche Samariterliebe, die im Leidenden den Mitmenschen, im Fremden den Bruder sieht, die mit dem Bruder und für den Bruder fühlt und der sie mag wollen oder nicht geht, wie dem Mann im Evangelium: Und da er ihn sah, „jammerte ihn sein“.

Dieser Herzensjammer über fremdes Leid, dieses innige Mitleid und Erbarmen der Liebe - O, es ist ein göttlicher Funke in der sündigen Menschenbrust, ein Funke vom himmlischen Altar der ewigen Liebe, der herzlichen Barmherzigkeit unseres Gottes; es ist ein tröstender Engel, der segnend hingeht durchs Jammertal dieser Erde; es ist die bleiche, aber schöne, die zarte und doch starke Mutter kräftiger Kinder, herrlicher Taten, edler Werke der Barmherzigkeit.

Ohne dies Mitleid wären die besten Werke auf Erden ungetan, die gesegnetsten Anstalten in der Christenheit ungegründet, die kühnsten Wagestücke der Menschenliebe ungewagt, geschweige denn ungelungen geblieben.

Ohne dies Mitleid fehlt selbst dem glänzendsten Werk, das du tust, dem reichsten Almosen, das du hinwirfst, sein bester Wert, fehlt allem deinem Wohltun die Seele.

Unterdrücke es nicht, schäme dich sein nicht, höre auf seine sanfte Stimme in deiner Brust, es ist Gottes Stimme, es ist deines Heilands Stimme, der dich hinweist auf den barmherzigen Samariter mit dem Wort: Gehe hin und tue desgleichen! „Gehe hin und tue!“ spricht der Herr. Fühle nicht nur wie er, sondern tue auch wie er. Damit mahnt er uns weiter zur rechten Samariterliebe nicht nur als einer herzlichen, sondern auch

2) als einer tätigen.

„Ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goss drein Öl und Wein und hub ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge und pflegete sein.“ Also nicht mit einem mitleidigen Blick nur steht er vor ihm, nicht mit einem schmerzlichen Seufzer nur geht er von ihm, um etwa in der nächsten Herberge Hilfe für ihn zu bestellen. Nein, mit eigenen Händen greift er sofort zu, um den Ohnmächtigen aufzurichten; mit seinem eigenen Vorrat hilft er aus, ihm die erste Stärkung zu reichen; auf seine eigene Bequemlichkeit verzichtet er, um den Erschöpften weiter zu schaffen; mit seiner eigenen Person steht er ein, um ihm Unterkunft und Pflege zu verschaffen. „Gehe hin und tue desgleichen!“

Herzliches Mitleid ist schön, aber damit ist dem Leidenden nicht geholfen. Freundliche Worte tun wohl, aber davon wird niemand satt. Auch ein Almosen geben, mag hin und wieder angelegt sein, aber damit ist noch nichts für den Armen getan. Auch selber Handreichung tun, damit Arme gespeist, Kranke gepflegt, Verlassene untergebracht werden; selber einen Gang tun, selber auf eine Bequemlichkeit verzichten, selber eine Mühe auf sich nehmen, mit seiner eigenen Person einstehen zum Besten der leidenden Menschheit, das erst ist der rechte Samariterdienst.

Das ist die rechte tätige, ja wundertätige Samariterliebe, welche schwache Frauen zu beherzten Heldinnen macht am Krankenbette nicht etwa nur des eigenen Mannes oder Kindes, sondern wildfremder Menschen; welche hochgeborene Fürstinnen zu dienenden Spitalschwestern, welche ritterliche Krieger zu geduldigen Krankenwärtern, welche einen armen Dorfvikar zu einem Armenvater macht, der für sein ganzes Leben auf Ruhe und Behagen, auf Amt und Würden verzichtet, um den Armen Häuser zu bauen, Arbeitslosen Beschäftigung zu bieten, Hungrigen Brot zu verschaffen, verwaiste Kinder auf den Schoß zu nehmen und verirrte Seelen auf den rechten Weg zu bringen.

Gehe hin und tue desgleichen! Das heißt nicht: Tue buchstäblich dasselbe, was jener Samariter bei Jericho oder der zu Reutlingen tat, sondern es heißt schon nach dem Wortsinn des Grundtextes: Gehe hin und handle ähnlich! Nicht jeder kann schöpferisch auftreten auf dem Gebiet der Armenpflege. Nicht jeder kann ins Große und Weite wirken. Nicht jeder kann seinen nächsten häuslichen Pflichten oder seinem öffentlichen Beruf sich entziehen, um Fremden zu dienen. Nicht jeder Mann kann ein Armenpfleger sein, nicht jede Jungfrau kann eine Diakonissin werden.

Aber mancher und manche könnten es vielleicht doch, wäre er oder wäre sie nicht entweder zu vornehm und zu bequem oder zu schüchtern und zu verzagt dazu. Und irgend etwas tun, irgendwie sich beteiligen an den Werken der Barmherzigkeit, das kann und soll jedes nach dem Maße seiner Mittel und Kräfte bei den tausenderlei Nöten, die uns umgeben und bei den tausenderlei Mitteln und Wegen, die sich zum Wohltun uns bieten - und noch heute gleich unter der Tür dieses Gotteshauses am Opferbecken hat jedes unter uns Gelegenheit zu einem kleinen Samariterwerk. Nur, meine Lieben, ist es mit dem einzelnen Werk noch nicht abgetan. Die rechte Samariterliebe ist nicht nur eine herzliche und nicht nur eine tätige, sondern auch

3) eine gründliche und nachhaltige.

Sie will gründlich helfen und muss darum auch gründlich schöpfen.

Seht da zuerst wieder unseren Samariter bei Jericho. „Des anderen Tages reiste er und zog heraus zwei Groschen und gab sie dem Wirt und sprach zu ihm: pflege sein und so du was mehr wirst dartun, will ich dir's bezahlen, wann ich wiederkomme.“

Nicht notdürftig verbunden, sondern gründlich geheilt soll der Kranke entlassen werden. Nicht geschwind abmachen will der gute Mann die Sache, um dann der Last loszusein und seines Schützlings zu vergessen, sondern er will wiederkommen und weiter nachsehen, und wenn's nottut, mehr aufwenden, bis gründlich geholfen ist. Gehe hin und tue desgleichen!

Einmal geben, wenn man gerade in der Gebelaune ist, einmal zur guten Stunde in einer schönen Aufwallung ein gutes Werk tun, ist nicht so schwer. Aber wohltun und nicht müde werden; neue Opfer bringen, auch wenn man meinte fertig zu sein; die Armen auch fernerhin auf treuem Herzen tragen, die uns ein Augenblick der Not in den Weg geführt hat, und meine Lieben, - darin dürfen wir auch über den nächsten Sinn unseres Gleichnisses hinausgreifen, nicht nur für ihr äußeres leibliches, sondern auch für ihr inneres geistiges Wohl besorgt sein, das erst heißt gründlich helfen. Darin erst erprobt sich die rechte christliche Samariterliebe.

Und um so gründlich zu helfen, muss sie auch gründlich schöpfen, muss Kraft und Mittel schöpfen nicht nur aus dem Brünnlein brüderlicher menschlicher Liebe, sondern im tiefsten Grund aus dem Urquell der göttlichen Barmherzigkeit.

Schon die Beihilfe menschlicher Bruderliebe darf man da nicht verschmähen. Weil der reisende Samariter seinen Kranken nicht nach Haus mitnehmen kann, so bringt er ihn in der Herberge unter; weil ihn selbst seine Geschäfte des anderen Morgens weiterrufen, so bindet er ihn dem Wirt aufs Herz. Gehe hin und tue desgleichen!

An Herbergen, christlichen Herbergen für Arme und Kranke, für Kinder und Greise, für körperlich Leidende und geistig Verwahrloste, wo sie verpflegt werden nicht um Gewinn, sondern um Gotteswillen; wo sie versorgt sind nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele; wo ihre Bedürfnisse besser erforscht und besser befriedigt werden können, als es dir selbst bei deinen Geschäften möglich wäre, - an denen fehlt es ja, Gott sei Dank, und dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter sei Dank, nicht, zumal in unserer Zeit, zumal in unserem Land. Da sieh dich für deine Armen um, da klopfe für sie an, da hinterlege dein Scherflein für sie, und zwar nicht nur ein für allemal, sondern immer wieder, Jahr für Jahr, vielleicht auch noch, wenn du selber nicht wiederkommen und geben kannst, durch ein frommes Vermächtnis nach deinem Tode. Das ist der Segen brüderlicher Handreichung, wodurch gründlicher und nachhaltiger geholfen wird, als es dem Einzelnen möglich wäre, wodurch die Tröpflein und Bächlein der einzelnen Almosen, damit sie nicht im Sand versiegen, gesammelt werden zu fließenden Brunnen, welche Segen spenden von Geschlecht zu Geschlecht. Und doch soll das Brünnlein der Samariterliebe nicht versiegen in deinem Herzen, so muss es gespeist werden noch aus einem anderen Brunnen, so musst du schöpfen aus dem Urquell der göttlichen Liebe und Erbarmung.

Wo so tausenderlei Not ist und nirgends ein Ende, wo so viel gegeben wird und doch ists nie genug, wo man täglich neue Klagen über neue Not, täglich neue Bitten zu neuen Liebeswerken hört, gestehen wir's nur, da kann auch ein wohlwollendes Herz manchmal des Gebens satt, der Armen und selbst der Armenvereine überdrüssig werden. Da gehört viel dazu, wohlzutun und nicht müde zu werden, kraft der Liebe, die langmütig ist und freundlich, lässt sich nicht erbittern und hört nimmer auf; glaubt alles, trägt alles, hofft alles, duldet alles.

Aber - selig sind die Augen, die das sehen, das ihr seht! So ruft der göttliche Armenfreund seinen Jüngern, so ruft er auch uns im Evangelium zu. Was er von uns fordert, das will er uns auch geben, wenn wir gläubig auf ihn schauen. Er ist der rechte barmherzige Samariter, gekommen in die Wüste dieser Welt, zu suchen was verloren und zu heilen was verwundet ist. Er, der da will, dass allen Menschen geholfen werde, gibt uns Antwort auf die Frage: wer ist mein Nächster? Er, der sein Leben gelassen und sein Blut vergossen hat für die aus tausend Wunden blutende Menschheit, zeigt uns, was es heißt, herzlich, tätig, gründlich lieben. Er, der sein Wort uns gegeben und seinen Geist uns verheißen hat, kann beides in uns wirken, das Wollen und das Vollbringen. Selig die Augen, die auf ihn sehen und die Ohren, die auf ihn hören und die Herzen, die von ihm lernen! Haben wir seine Barmherzigkeit an uns erfahren, dann werden auch wir gern Barmherzigkeit üben. Will unsere Liebe erhalten, dann wollen wir seiner Liebe gedenken und ihn bitten, dass er seine Liebe immer neu und immer reicher und reiner ausgieße in unsere Herzen, damit wir Gott unseren Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt - und um Gotteswillen unseren Nächsten wie uns selbst. So haben's alle christlichen Armenfreunde gemacht von Stephanus und Tabea bis auf einen August Hermann Franke und Johannes Wichern und Gustav Werner.

Gehe hin und tue desgleichen!

Der Vater ist die Liebe, der Sohn ist Lieb allein,
Des heilgen Geistes Triebe sind Liebe heiß und rein;
Das ist die Lebensquelle vom Vater und vom Sohn;
Mach' unsre Seelen helle, du Strom von Gottes Thron!

Amen.

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