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Gerok, Karl – Andachten

Psalter

Mein Herz hält Dir vor Dein Wort: Ihr sollt Mein Antlitz suchen. Darum suche ich auch, HErr, Dein Antlitz.
(Ps. 27,8.)

Ihr sollt Mein Antlitz suchen und finden. Fürwahr eine hohe Verheißung! Ihr sollt Mein Antlitz suchen, ihr sollt Mir ins Auge schauen und durchs Auge ins Herz hinein sehen. Wie aber können wir dem heiligen, allgewaltigen Gott, der in einem Licht wohnt, da niemand zukommen kann, wie können wir Kinder des Staubes Ihm ins Angesicht sehen? Wir könnens in Jesu Christo, Seinem Sohn. In Ihm hat Er Seine Gnade und Wahrheit uns geoffenbart. Im Sohn sehen wir den Vater. Aus Seinem Auge blickt die Liebe und Erbarmung Gottes uns so freundlich an, dass auch der größte Sünder vor Ihm nicht erschrecken darf. Jenes holde Angesicht, das einst zu so manchem Sünder Sich freundlich geneigt mit dem Gnadentrost: „Deine Sünden sind dir vergeben, gehe hin im Frieden!“ und das am Kreuz erblasst ist in Heiliger, bis in den Tod getreuer Liebe, das neigt sich auch zu uns in Gnaden hernieder und ruft es auch uns tröstend zu im Namen des Vaters: „Seid getrost, eure Sünden sind euch vergeben, ihr seid versöhnt mit Gott, und dürft eure Augen nicht mutlos vor Ihm niederschlagen!“ Hilf uns dazu, getreuer Gott! Lass leuchten Dein Antlitz, so genesen wir! Tue Deine Hand nicht von uns ab, und verlass uns nicht, Gott unseres Heils! Amen. (Carl Gerok.)

Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir und verstoße nicht im Zorn Deinen Knecht, denn Du bist meine Hilfe!
(Ps. 27,9.)

So fleht David in unserem Psalmspruch zu seinem Gott. Und es ist wahr, es gibt Zeiten im Leben, wo es ist, als hätte der barmherzige Gott Sein Antlitz vor uns verborgen. Wenn die Sonne der göttlichen Güte sich gleichsam für uns lange versteckt, wenn Wolken von Sorgen, Schatten der Trübsal, Ströme des Missgeschickes über uns heraufziehen, einmal ums andere; wenn bei unserer Arbeit kein Segen und Gedeihen ist, wie wir uns auch mühen und plagen; wenn selbst bei unserem Gebet kein rechter Mut und kein rechter Trost sich spüren lässt; wenn selbst Gottes Wort feine seligmachende Kraft nicht mehr an uns zeigen will, wie sonst, ach: da ist uns, als hätte sich Gott von uns gewendet. Da haben wir Ursache, mit dem Psalmisten zu bitten: Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir und verstoße nicht im Zorn Deinen Knecht! Da, meine Lieben, sieht es aus, als hätte Gott Sein Antlitz vor uns verborgen, als sähe Er nicht mehr so gnädig herab auf uns. Und doch, sieht es nicht vielleicht nur so aus? Liegt vielleicht der Fehler nicht darin, dass wir uns von Ihm gewendet, Ihn aus den Augen und aus dem Herzen verloren haben? „Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir.“ So rufen wir heute zu Gott empor. Aber könnte nicht die Antwort von oben lauten: Verbirg nur du dein Antlitz nicht vor Mir, wende nur du dich nicht ab von deinem heiligen Gott, deinem barmherzigen Vater, in Unglauben, Undank und Ungehorsam! Amen. (Karl Gerok.)

Matthäusevangelium

Vater unser, der Du bist in dem Himmel!
(Matth. 6,9)

Schreib' es uns aufs Neue in die Herzen: seht, welch' eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder heißen sollen, und schenkt uns den Geist der Kindschaft, der da ruft: Abba, lieber Vater! Lass uns alle Tage froher und reicher werden im Besitz Deines Namens! Lass es uns in Freuden jauchzen und in Tränen rufen, lehr es die Kindlein stammeln und die Alten nicht vergessen, lass es der Witwen Trost und der Waisen Zuflucht, der Sünder Bußgebet und der Frommen Lobgesang, unser Bekenntnis im Leben und unseren Notruf im Leiden, unseren letzten Seufzer im Sterben und unser Jubellied sein, mit dem wir drüben erwachen: „Vater unser, Der Du bist in dem Himmel!“ (Karl Gerok.)

Alles darf ich Dir bekennen,
Darf im Sohn Dich Vater nennen,
Und Du blickst, wie Väter pflegen,
Mir voll Lieb' und Huld entgegen;
Hörst, was ich von Dir begehre,
Trocknest meines Jammers Zähre,
Gibst mir noch vor meinem Flehen
Über Bitten und Verstehen!

Amen.

Dein Reich komme zu uns!
(Matth. 6, 10.)

Ob auch um uns her die Welt ihr gottloses Wesen treibt, lass Dein Reich nur inwendig in uns grünen und blühen und schenk uns den Frieden in's Herz, den die Welt nicht geben und nicht nehmen kann! Und ob auch unser Pilgerpfad hienieden durch Dornen geht, lass uns nur um so fröhlicher hinüberblicken in's Reich Deiner Herrlichkeit, wo Freude die Fülle ist und liebliches Wesen zu Deiner Rechten ewiglich! Ja, wie wenig oder wie viel Du uns geben willst von den Gütern dieser Welt, schenk' uns nur das Eine, was not ist, Dein seliges Gnadenreich hier, Dein ewiges Friedensreich dort; - uns komme Dein Reich! (Karl Gerok.)

Ich hab' von ferne,
HErr, Deinen Thron erblickt,
Und hätte gerne
Mein Herz vorausgeschickt,
Und hätte gern mein müdes Leben,
Schöpfer, der Geister, Dir hingegeben.

Ich bin zufrieden,
Dass ich die Stadt geseh'n,
Und ohn' Ermüden
Will ich ihr näher geh'n,
Und ihre hellen, goldnen Gassen
Lebenslang nicht aus den Augen lassen.

Amen.

Unser täglich Brot gib uns heute!
(Matth. 6.11.) HErr unser Gott, der Du die Vögel unter dem Himmel speist und die Lilien auf dem Felde kleidest; siehe, auch wir warten, dass Du heute wieder Deine milde Hand über uns auftust und uns darreichst, was wir zu des Leibes Nahrung und Notdurft bedürfen. Segne die Arbeit unserer Hände! An Deinem Segen ist ja alles gelegen. Gib uns einen genügsamen Sinn und ein dankbares Herz und bewahre uns vor kleingläubigen Sorgen! O HErr, siehe die Tränen an in den Augen so mancher Bedrängten, denen es fehlt am täglichen Brot! Höre die Seufzer derer, welche bekümmert sind ums zeitliche Fortkommen! Auf dich hoffen wir: erbarme Dich unser nach Deiner Gnade! „Gib täglich Brot uns in der Zeit, Das Lebensbrot in Ewigkeit!“

Was Gott tut, das ist wohlgetan,
Sei's Nehmen oder Geben;
Was wir aus Seiner Hand empfah'n,
Ist ja genug zum Leben.
Er nimmt und gibt,
Weil Er uns liebt,
Er übt auch im Entbehren
Und will uns Demut lehren.

Was Gott tut, das ist wohlgetan,
Es geh' nach Seinem Willen!
Lässt es sich auch zum Mangel an,
Er weiß das Herz zu stillen.
Wer als ein Christ
Genügsam ist,
Der kann bei wenig Brocken
Satt werden und frohlocken.

Amen.

Lukasevangelium

Man wird auch nicht sagen: siehe hie oder da ist es, denn seht das Reich Gottes ist inwendig in euch.
(Luk. 17,21.)

Das sei unsere Hauptsorge im neuen Kirchenjahre, dass es immer mehr zur Wahrheit werde: das Reich Gottes ist inwendig in euch, in eurem von Sünde gereinigten, durch Gottes Wort erleuchteten, durch seinen Geist geheiligten und beseligten Herzen. Und das sei unsere Hauptbitte, nun in der heiligen Adventszeit, dass der Friedefürst und Ehrenkönig mit Seiner Gnade und Wahrheit einziehe, nicht nur in unsere Kirchen, sondern auch in unsere Häuser und Herzen, wie wir ihn anrufen: „Sei willkommen, o mein Heil, Dir Hosianna, o mein Teil! Richte Dir auch eine Bahn, HErr, in meinem Herzen an!“ Amen.

Warum willst Du draußen stehen,
Du Gesegneter des HErrn?
Lass Dir, bei mir einzugehen,
Wohlgefallen, Du mein Stern!
Du mein Jesu, meine Freud',
Helfer in der rechten Zeit,
Hilf, o Heiland, meinem Herzen
Von den Wunden, die mich schmerzen!

Will ich dann mein Elend lindern
Und erleichtern meine Pein
Bei der Welt und ihren Kindern,
Fall' ich gar noch tiefer drein.
Da ist Freude, die betrübt,
Trost, der nicht Erquickung gibt,
Helfer, die mir Herzleid machen,
Gute Freunde, die mein lachen.

Aller Trost und alle Freude
Ruht in Dir, Herr Jesu Christ;
Dein Erfreuen macht im Leide,
Dass man doch ganz fröhlich ist.
Leuchte, o mein Freudenlicht,
Ehe mir mein Herze bricht,
Lass mich an Dir mich erquicken,
JEsu, komm, lass Dich erblicken!

Amen.

JEsus aber wandte Sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über Mich, sondern weint über euch und über eure Kinder!
(Luk. 23, 28.)

So rief unser HErr und Heiland auf Seinem Gang zum Kreuz mit sanftem Ernst jenen mitleidigen Frauen zu, die weinend und wehklagend Ihn hinausbegleiteten nach Golgatha, und wollte ihnen damit sagen: So groß Mein Leiden und so schön euer Mitleiden ist beklagenswerter als ich seid ihr selbst; Ich gehe schuldlos unter der Last Meines Kreuzes, über Dir aber, Meine Stadt Jerusalem, lastet eine schwere Schuld; Ich gehe durch Leiden des Todes ein zu Meiner Herrlichkeit, ihr aber mit euern Kindern geht in arger Verblendung einem schweren Geschick, einer furchtbaren Zukunft entgegen! Weint über euch selber, tragt Leid über eure Sünde! Oder ist ein einziges hier unter uns, das da sagen kann: Ich bin ohne Sünde? Das ist die göttliche Traurigkeit, die in diesen Tagen in uns allen geweckt werden soll, die wir als den rechten Karfreitagsschmuck mitbringen sollen zum Kreuz JEsu und zum Tisch des HErrn. Weint über euch selbst und über eure Sünde! Heil diesen Tränen, denn von ihnen gilt's: Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden! Gesegnet sei diese Traurigkeit, von welcher der Apostel sagt: sie wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereut! Der HErr segne dazu uns allen diese stille Woche und Seinen Abendmahlstisch! Er wolle uns göttlich betrüben, damit Er auch uns himmlisch trösten könne; Er wolle uns zeigen unterm Kreuz Christi unsere Sünde, damit Er uns auch Seine Gnade könne offenbaren und uns Kraft geben zum neuen Leben! „Ja, zeuch uns alle recht zu Dir, Holdsel'ger Heiland aller Sünder; Erfüll mit heiliger Begier Uns, die von Gott gewich'nen Kinder; Zeig uns bei unsrem Seelenschmerz Dein aufgeschlossnes Liebesherz! Und wenn wir unser Elend sehen, So lass uns ja nicht stille stehen, Bis dass ein jedes sagen kann: Gottlob! auch mich nimmt JEsus an!“ Amen.

Johannesevangelium

Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich und bewegte das Wasser. Welcher nun der erste, nachdem das Wasser bewegt war, hineinstieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er behaftet war.
(Joh. 5,4.)

Um Bethesdas wunderbaren, gnadenvollen Teich
Lagern in gedrängten Scharen
Kranke, matt und bleich,
Harren, bis des Engels Flügel
Leis die Flut erregt,
Und der stille Wasserspiegel
Zitternd sich bewegt.
Wer in selbem Augenblicke
Tauchet auf den Grund,
Nimmer braucht er Stab und Krücke,
Denn er ist gesund;
Jubelnd steigt er aus dem Bade,
Seine Not ist aus,
Preisend seines Gottes Gnade,
Wandelt er nach Haus.
Tauche gläubig deine Wunden
In Sein Gnadenmeer,
Aber hast du Gnade funden,
Sündige nicht mehr,
Wandle auf dem Friedenspfade,
Bet' Ihn ewig an,
Dessen Macht und dessen Gnade
Viel an dir getan! Amen.

(Karl Gerok.)

Apostelgeschichte

Der HErr aber tat hinzu täglich, die da selig wurden, zu der Gemeine.
(Apostg. 2, 47.)

Auch im geselligen Leben des Christen offenbart sich die herrliche Freiheit der Kinder Gottes, die in lieblicher Eintracht sich gern zusammentun, um mit Danksagung die Gaben Gottes zu preisen. Kein Wunder, dass eine solche Gemeinde Gnade hat vor dem ganzen Volk, nach dem Worte des HErrn: „Lasst euer Licht Leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!“

Die wir uns allhier beisammen finden,
Schlagen unsere Hände ein:
Uns auf JEsu Marter zu verbinden,
Ihm auf ewig treu zu sein.
Und zum Zeichen, dass dies Lobgetöne
Deinem Herzen angenehm und schöne,
Sage: Amen! und zugleich:
Friede, Friede sei mit euch!

Amen.

Geben ist seliger, denn nehmen.
(Apostg. 20,35.)

Da hat uns Paulus gelegentlich eine Perle aufbewahrt, die sonst verloren gegangen wäre, das schöne Wort aus Jesu Mund: „Geben ist seliger, denn Nehmen.“ Freude machen ist himmlischer, göttlicher, als Freude empfangen. Aber freilich: wer hat das besser sagen dürfen, als unser HErr JEsus Christus, der König der Liebe, der nichts von uns empfangen und uns alles gegeben hat und der in dieser Hingabe selig war, mitten unter den Schmerzen Seines Todes? Geben ist seliger, denn Nehmen - O möchten auch wir das immer besser verstehen, immer lebendiger erfahren und gern geben um des willen, der alles für uns dahingegeben!!

Wer Gott und seinen Nächsten liebt
Und wer den Dürft'gen gerne gibt,
Der soll es dort genießen.
Sein Tun vergleicht sich einer Saat,
Die ihre Ernt‘ im Himmel hat,
Da Freuden auf sie fließen.

Wer hier den Samen reichlich streut,
Der wird auch reichlich dort erfreut
Und erntet mit Vergnügen.
Wer aber kärglich sich erzeigt,
Und sich nicht gern zum Armen neigt,
Der wird auch wenig kriegen.

Amen.

In demselben übe ich mich, zu haben ein unverletztes Gewissen allenthalben, beide gegen Gott und den Menschen.
(Apostg. 24,16.)

Merke, wie demütig der große Apostel von seinem guten Gewissen spricht! Er sagt nicht: ich rühme mich, ein unbeflecktes Gewissen zu haben, sondern: ich übe mich, es zu haben, ich strebe danach, ich arbeite daran; denn wahrlich, wer es genau nimmt mit seinem Gewissen, der wird, auch wenn er im Stande der Gnade und guten Werke steht, nie sagen: „Ich bin fertig mit der Heiligung“, sondern immer wird ihm, wenn er sich ernstlich prüft, sein Gewissen Fehltritte und Versäumnisse aufdecken, die ihn wieder zum Gnadenquell hinführen, zur Buße mahnen und ins Gebet hineintreiben.

Ein Herz, das Demut übet,
Bei Gott am höchsten steht,
Ein Herz, das Hochmut liebet,
Mit Angst zu Grunde geht;
Ein Herz, das richtig ist
Und folget Gottes Leiten,
Das kann sich recht bereiten,
Zu dem kommt Jesus Christ.

Amen.

Und also geschah es, dass sie alle erhalten zu Lande kamen.
(Apostelgesch. 27,44.)

Wie kein Schwert der Kriegsknechte, so darf auch keine Wut der Wellen denen ein Haar krümmen, die Gott zu retten beschlossen hat. Wir wollen dankbar gedenken der Wunderhilfe des HErrn, die auch wir schon erfahren durften. in so mancher Angst und Not auf der stürmischen Seefahrt dieses Lebens, und wollen es Ihm zur Ehre bezeugen: Schien mir alles zu zerrinnen, Ward ich doch der Hilfe innen: Tausend, tausendmal sei Dir, Großer König, Dank dafür! Wir wollen auch künftig unser Lebensschifflein Seinem Schutz befehlen und Seiner Führung überlassen und einst, wenns nach manchem Sturm hineingeht in die Letzte Brandung, wenn der letzte Stoß uns zum Herzen dringt, davon unser Leib aus den Fugen geht wie ein morscher Kahn, und wenn die Wogen des Todes über unserem Haupt zusammenschlagen, dann wollen wir sterbend unsere Seele dem übergeben, der auch aus des Todes Rachen die Seinen erlösen, ihre Füße auf den Felsen des Heils stellen und ihnen hinüber helfen kann an die Friedensgestade der seligen Ewigkeit! (Karl Gerok.)

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