Gerhardt, Johann - Tägliche Übung der Gottseligkeit - Vierte Abtheilung. - Das vierte Capitel. Fürbitte für den Hausstand.

Gerhardt, Johann - Tägliche Übung der Gottseligkeit - Vierte Abtheilung. - Das vierte Capitel. Fürbitte für den Hausstand.

Allmächtiger und barmherziger Gott, Vater unsers Herrn Jesu Christi, der du nach deinem allweisen Rathe außer dem Kirchendienst und dem Staatsregimente auch den Hausstand eingerichtet hast, ich bete dich an und bitte dich von ganzem Herzen, daß du jene heilige Pflanzschule der Kirche und des Staates erhalten wollest! Gib den Jungfrauen, Witwen und Ehegatten wahre Heiligkeit der Seele und Reinigkeit und Zucht am Leibe. Laß die Jungfrauen mit völlig ungetheiltem Herzen dir anhangen; die Witwen am Gebete bleiben Tag und Nacht; die Ehegatten sich gegenseitig mit aufrichtiger Liebe lieben; alle in Gerechtigkeit und Heiligkeit von ganzem Herzen dir dienen; das Ehebette unbefleckt, die Seele Aller ohne Makel seyn! Sie seyen Veilchen an Demuth und Lilien an Keuschheit; sie seyen Rosen an Liebe und Balsam an Heiligkeit. Vereinige die Herzen frommer Ehegatten mit dem Bande keuscher Liebe, daß sie sich mit gegenseitiger Hingebung umfassen, und in ihrer heiligen Dienstbarkeit beharren. Bewahre sie vor den Nachstellungen des bösen Geistes, daß sie nicht in gegenseitigen Haß wider einander entbrennen. Das Weib sey dem Manne Gehülfin und gewähre ihm Trost in Widerwärtigkeit. Das unauflösliche Band der Ehe sey uns Allen das Geheimniß der Liebe zwischen Christus und der Gemeinde. Je enger die Gemeinschaft der Ehegatten ist, desto brennender sey auch ihr Eifer im Gebet; je größeren Gefahren und Trübsalen sie ausgesetzt sind, desto inniger seyen ihre Seelen verbunden zum Wandel in der Gottseligkeit und im Gebet. Stehe frommen Eltern bei mit deiner Gnade, daß sie ihre Kinder in heiliger Vermahnung und Zucht erziehen. Laß sie jene Früchte der Ehe als deine Gabe erkennen, und dieselben durch fromme und treue Unterweisung dir wiedergeben. Laß sie denselben vorleuchten mit dem Beispiel eines heiligen Lebens, und sich nicht der schweren Sünde des Aergernisses schuldig machen. Neige auch die Herzen der Kinder, daß sie ihren Eltern den schuldigen Gehorsam erweisen; laß sie wohlriechende Pflänzchen des himmlischen Paradieses seyn, damit sie nicht unnützes Holz werden, das in die Flammen der Hölle gehört. Laß sie den süßen Geruch der Frömmigkeit, des Gehorsams, der Ehrfurcht und mannigfacher Tugend von sich verbreiten, daß sie nicht in den abscheulichen Gestank der Sünden und der Hölle fallen. Laß sie eingedenk seyn des Gebotes, die Eltern zu ehren; besorgt um die Vergeltung der Elternliebe; eingedenk der Erstattung der schuldigen Dankbarkeit für die Erziehung, daß sie sich nicht selbst in die Tiefe mannigfaltigen Elends stürzen. Laß Eltern und Kinder mit vereintem Eifer in diesem Leben dich, den wahren Gott, verehren, daß sie im ewigen Leben mit vereintem Lobe dich preisen! Die Knechte laß ihren Herren pünktlich und in Furcht gehorchen, und darnach streben, in Einfältigkeit ihres Herzens ihnen nicht nur vor Augen zu dienen, den Menschen zu gefallen, sondern sich dünken, daß sie Christo in diesem Stande dienen. Wiederum aber laß die Herren dieselben mit väterlichem Wohlwollen umfassen, daß nicht aus einer rechtmäßigen Herrschaft eine tyrannische Grausamkeit werde. Die Verbindung der Familie sey eine Gemeinde im Hause, Gott und den Engeln angenehm! Amen.

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