Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das zehnte Capitel. Danksagung für die Bewahrung im Guten.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das zehnte Capitel. Danksagung für die Bewahrung im Guten.

Dir, Herr, sey Ehre und Ruhm und Preis und Dank, daß du mich nicht bloß erbarmungsvoll aufgenommen, da ich Buße that, sondern mir auch Kraft gegeben hast, mich von Sünden zu enthalten und ein besseres Leben zu führen. Was nützte es, einer Krankheit los zu werden, wenn sogleich ein schlimmerer Rückfall folgte? Was nützte es, von Sünden erlöst zu werden, wenn nicht Gnade gegeben würde, fromm zu leben? Du, treuester Gott, hast alle Obliegenheiten eines treuen und erfahrnen Arztes bei der Heilung der Wunden meiner Seele erfüllt! Meine Wunden waren tödtlich; du hast sie durch die Wunden deines Sohnes geheilt. Es war Gefahr vorhanden, daß die geheilten Wunden wieder aufbrechen möchten; du hast dies durch die Gnade des heiligen Geistes, wie durch einen Verband, verhütet. Wie reichlich ist die Saat Jener, welche, nachdem sie Vergebung der Sünden erlangt haben, aufs Neue zu ihrer alten Lebensweise umkehren, und durch abscheuliche Wiederholung ihrer Verbrechen Gott noch schwerer beleidigen! Ach, wie Viele sehen wir, von dem Joch der Sünde befreit, zur alten Gefangenschaft zurückkehren, und aus dem geistlichen Aegypten herausgeführt, zu dessen Fleischtöpfen zurückblicken! Sie sind entflohen dem Unflath der Welt durch die Erkenntniß Christi, werden aber wieder in denselbigen verflochten durch die alte Uebung des schlechtesten Lebens. Sie waren befreit von Satans Banden, durch die Bekehrung; aber sie hangen wieder in denselben verstrickt durch den Betrug ärgerer Geister. Es ist gewiß mit ihnen das Letzte ärger geworden, als das Erste, und es wäre ihnen besser gewesen, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als daß sie ihn erkannten, und sich kehreten von dem Pfade des heiligen Gebotes, daß ihnen gegeben war. Das sind die Hunde, die wieder fressen, was sie gespieen haben, und die Säue, die sich nach der Schwemme wieder im Koth wälzen. Dasselbe konnte mir widerfahren, wenn dir nicht gefallen hätte, mich durch die Gnade deiner Kraft und durch die Wirksamkeit des heiligen Geistes im Guten zu bewahren. Derselbe unsaubere Geist, der Jene bezwang, hat mich angegriffen; dieselbe Welt, die Jene verführte, hat mich angelockt; dasselbe Fleisch, das Jene überwand, hat mir eine Lockspeise gestellt.: Deine Gnade allein hat mich gegen ihre Anfechtungen geschützt und mit den zum Siege nöthigen Kräften ausgerüstet. Deine Kraft war in mir Schwachen mächtig; von dir kam die Stärke des Geistes herab, durch welche ich des Fleisches Triebe zügeln konnte. Was an mir Gutes ist, das kam von dir, der Quelle alles Guten, herab, - da in mir von Natur nichts als Sünde ist. So viel ich daher an mir gute Werke finde, die doch, durch das Gebrechen meines Fleisches, unrein und unvollkommen sind, eben so viel Geschenke deiner Gnade muß ich anerkennen. Für dieses dein unermeßliches Geschenk, das du mir gegeben hast, will ich dir ewig danken! Amen.

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