Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von unserer Versöhnung mit Gott.

Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von unserer Versöhnung mit Gott.

Christus hat meine Schuld getilgt.

Fürwahr Christus trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen Jes. 53,4. O Herr Jesu! was in uns die ewigen Strafen verdient, das hast du auf dich genommen; die Last, die uns bis zur Hölle niederdrücken wollte, die hast du getragen. Du bist um unserer Missethat willen verwundet, und um unserer Sünde willen zerschlagen. Durch deine Wunden sind wir geheilet; der Herr hat auf dich die Sünden von uns allen gelegt Jes. 53,5.6. Wunderbarer Wechsel: du nimmst auf dich unsere Sünden und schenkst uns deine Gerechtigkeit; den Tod, den wir hätten leiden sollen, erkennst du dir zu, und schenkst uns das Leben. Darum kann ich nimmermehr zweifeln an deiner Gnade, oder verzweifeln wegen meiner Sünden. Was das Schlechteste an uns ist, das nimmst du auf dich: wie wirst du, was das Beste an uns und dein Werk ist, Leib und Seele nämlich, verachten? Du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen, und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese Ps. 16,10. Denn der ist in Wahrheit heilig, dessen Sünden getilgt und hinweggenommen sind: wohl dem, dem die Uebertretungen vergeben sind; wohl dem Menschen, dem der Herr die Missethat nicht zurechnet Ps. 32,1.2. Wie wird der Herr unsere Sünden uns zurechnen können, wenn er sie einem andern zugerechnet hat? Wegen der Sünde seines Volks hat der Herr seinen geliebtesten Sohn zerschlagen; er selbst wird also durch seine Erkenntnis viele gerecht machen und selbst ihre Sünden tragen Jes. 53,12. Wie wird er die Seinen gerecht machen? Höre, liebe Seele, und merke auf! Er wird sie gerecht machen durch seine Erkenntnis, das ist durch die heilsame Erkenntnis der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade in Christo, und durch deren zuversichtliche Erfassung kraft des Glaubens. Das ist das ewige Leben, daß sie dich, daß du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, deinen Sohn, Jesum Christum, erkennen Joh. 17,3; und dann: So du mit deinem Munde bekennest Jesum, daß er der Herr sei, und glaubest in deinem Herzen, daß ihn Gott von den Todten auferwecket hat, so wirst du selig Röm. 10, 9. Der Glaube ergreift die Genugthuung Christi, denn Christus hat die Uebertretungen der Seinen auf sich genommen, die Sünden vieler getragen und für die Uebelthäter gebetet Jes. 53,13. Fürwahr er hätte wenig Gerechte gehabt, wenn er nicht erbarmungsvoll die Sünder angenommen hätte. Wenig Gerechte hättest du, o Jesu, wenn du nicht den Ungerechten die Sünden vergäbst. Wie wird also Christus die Sünden der Bußfertigen, die er auf sich genommen hat, mit strengem Gericht richten? wie wird er den, der der Sünden schuldig ist, verdammen, da er selbst zur Sünde gemacht ist?, 2 Cor. 5,21. Wird er die richten, welche er seine Freunde nennt? Wird er die richten, für die er gebetet hat? Wird er die richten, für die er gestorben ist?

Sei gutes Muthes, meine Seele, und vergiß deiner Sünden, weil der Herr ihrer nicht mehr gedenket Jes. 43,25. Wen fürchtest du als Rächer der Sünden außer den Herrn, der selbst für die Sünden genug gethan hat? Wenn ein Anderer für meine Sünden das Lösegeld bezahlt hätte, konnte ich da mit Recht noch zweifeln, ob der gerechte Richter jene Genugthuung annehmen wolle? Wenn ein Mensch oder ein Engel für mich genug gethan hätte, wäre da noch ein Zweifel vorhanden, ob der Preis der Erlösung zureichend sei? Es wird aber dem Zweifel gar kein Raum übrig gelassen. Wie wird er den Preis nicht annehmen, den er selbst gezahlt hat? Wie könnte das nicht zureichend sein, was von Gott selbst ist? Was beunruhigest du dich noch, meine Seele? Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit Ps. 25,10. Der Herr ist gerecht, und sein Wort ist recht Ps. 119,137.

Was beunruhigest du dich, meine Seele? Das göttliche Erbarmen mache dich getrost; auch die göttliche Gerechtigkeit mache dich getrost; denn wenn Gott gerecht ist, so wird er gewiß für ein Vergehen nicht eine doppelte Lösung fordern. Um unserer Sünden willen hat er den Sohn zerschlagen, wie wird er um derselben willen uns, die Knechte, zerschlagen? Auch die Wahrheit des Herrn ändert sich in Ewigkeit nicht Ps.117,2. 100,4. Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen, und lebe, ruft unser Gott Ezech. 33,11. Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken, ruft unser Heiland Matth. 11,28. Wollen wir den Herrn der Lüge zeihen, und es wagen, durch das Gewicht unserer Sünden seine Barmherzigkeit niederzuhalten? Gott der Lüge zeihen und seine Barmherzigkeit leugnen ist eine größere Sünde, als alle Sünden der ganzen Welt, daher auch Judas schwerer gesündiget hat mit seiner Verzweiflung, als die Juden mit der Kreuzigung Christi. Ja vielmehr wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger geworden Röm. 5,20, welche, in die Waagschale gelegt, unendlich schwerer wiegt als unsere Sünden; denn die Sünden sind der Menschen, die Gnade aber ist Gottes: die Sünden sind zeitlich, die Gnade unsers Herrn aber währet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Für die Sünden ist genug gethan, die Gnade Gottes ist durch den Tod Christi wieder erworben und in Ewigkeit festgestellt, zu ihr nehme ich in Demuth und Anbetung meine Zuflucht.

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