Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von dem Geheimnis des Mahles des Herrn.

Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von dem Geheimnis des Mahles des Herrn.

Bewundern, nicht grübeln, ist wahre Weisheit.

In dem heiligen Mahl des Herrn wird ein das Innerste, erschütterndes und auf alle Weise anbetungswürdiges Geheimnis uns vorgestellt; es ist da der Schatz und die Schatzkammer der göttlichen Gnade. Wir wissen, dass der Baum des Lebens von Gott gepflanzt war, dass seine Frucht unsere Stammeltern in der Seligkeit der anerschaffenen Unsterblichkeit bewahrte; es war aber der Baum der Erkenntnis Gutes und Böses in das Paradies gesetzt, aber gerade das, was zu ihrem Heil und Leben und zur Übung im Gehorsam von Gott gegeben war, ist ihnen die Veranlassung zum Tod und zur Verdammnis gewesen, indem jene Unseligen den Täuschungen des Satan's und ihren eigenen Lüsten Gehör gaben. Hier ist der wahre Baum des Lebens wieder aufgerichtet, jenes süße Holz, dessen Blätter zur Arznei, dessen Frucht zur Gesundheit dient Ezech. 47,12. Off. Joh. 22,2: seine Süßigkeit hebt alle Bitterkeit der Übel, ja selbst des Todes auf. Den Israeliten ward das Manna gegeben 2 Mos. 16,15, dass sie mit himmlischer Speise genährt würden; hier ist das wahre Manna, das vom Himmel gekommen ist, damit es der Welt das Leben gäbe; hier ist das himmlische Brot und die engelische Speise: wer davon isst, den wird nimmer mehr hungern Joh. 6,35,51. Die Israeliten hatten die Lade des Zeugnisses und den Gnadenstuhl, wo sie den Herrn reden hören konnten von Mund zu Mund 2 Mos. 23,21.22; hier ist die wahre Lade des Zeugnisses, der allerheiligste Leib Christi, in dem alle Wissenschaften, die Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen Kol. 2,3; hier ist der wahre Gnadenstuhl in Christi Blut Röm. 5,25, welches wirkt, dass wir geliebt sind in dem Geliebten Eph. 1,6; und er redet nicht bloß zu uns durch die innerliche Tröstung, sondern er wohnt auch in uns, er speist uns nicht mit himmlischem Brot, sondern mit sich selbst. Hier ist die wahre Pforte des Himmels und die Leiter der Engel 1 Mos. 28,12.17; denn ist der Himmel größer als der, welcher im Himmel ist? Ist der Himmel Gott inniger geeinigt, als das Fleisch und die angenommene menschliche Natur? Der Himmel ist wohl der Stuhl Gottes Jes. 66,1, aber in der angenommenen Natur Christi ruht der Heilige Geist Jes. 11,2. Gott ist im Himmel, aber in Christo wohnt die Fülle der Gottheit Kol. 2,9. Wahrhaft groß ist dieses untrügliche Unterpfand unsers Heiles: was er Größeres uns hätte geben können, hatte er nicht, denn was ist großer als er selbst? Was ist so eng ihm geeinigt, als seine menschliche Natur, welche in die Gemeinschaft der seligsten Dreifaltigkeit aufgenommen und die Schatzträgerin der himmlischen Güter geworden ist? Was ist so eng ihm verbunden, als Fleisch und Blut? Mit diesen wahrhaft Himmlischen Nahrungsmitteln stärkt er uns arme Würmlein, und macht uns teilhaftig seiner Natur, wie nicht auch mit seiner Gnade? Wer hat je sein eigen Fleisch gehasst? Eph. 5,25. Wie also wird uns der Herr verachten können, welche er mit seinem Fleisch und Blut weidet? Wie wird er derer vergessen können, denen er das Pfand seines Leibes gegeben hat? Wie wird der Satan uns überwinden können, da wir mit himmlischer Speise gestärkt werden, auf dass wir im Kampf nicht unterliegen?

Christus hält uns wert, weil er uns teuer erkauft hat; er hält uns wert, weil er mit werten und teuren Gaben uns weidet; er hält uns wert, weil wir sein Fleisch und seine Glieder sind Eph. 5,30. Dies ist das einzig sichere Heilkraut aller geistlichen Krankheiten, dies die Arznei der Unsterblichkeit; denn welche Sünde ist so groß, dass sie das Heilige Fleisch Gottes nicht sühnte? welche Sünde so groß, dass sie das Leben schaffende Fleisch Christi nicht heilte? was so zum Tod, dass es durch den Tod des Sohnes Gottes nicht weggenommen würde? welche Pfeile des Teufels so Tod bringend, dass sie in diesem Duell der göttlichen Gnade nicht ausgelöscht würden? welche Befleckung des Gewissens so groß, dass sie das Blut nicht abwüsche? Den Israeliten war der Herr in der Wolke und in dem Feuer nahe 2 Mos. 13,21; hier aber ist nicht die Wolke, sondern die Sonne der Gerechtigkeit selbst Mal. 4,2, das Licht unserer Seelen gegenwärtig; hier wird nicht das Feuer des göttlichen Zornes, sondern der Eifer der Liebe empfunden, und er weicht nicht von uns, sondern macht Wohnung bei uns Joh. 14,23.

Die ersten Eltern wurden in das Paradies, jenen duftreichsten und lieblichsten Garten, das Vorbild der ewigen Seligkeit eingeführt, dass sie eingedenk der göttlichen Güte ihrem Schöpfer den schuldigen Gehorsam leisteten. Siehe hier ist mehr als Paradies: nämlich mit dem Fleisch des Schöpfers wird das Geschöpf gesättigt. Durch das Blut des Sohnes Gottes wird das mit Reue erfüllte Gewissen gereinigt, mit dem Leib Christi werden die Glieder Christi des Hauptes genährt: mit göttlicher und himmlischer Speise wird die gläubige Seele geweidet. Das heilige Fleisch Gottes, welches in der Einheit der Person die Engel anbeten, die Erzengel verehren, vor dem die Mächte erzittern, das die Gewalten bewundern, das wird unsere geistliche Speise. Der Himmel freue sich und die Erde sei fröhlich Ps. 96,11, mehr aber die gläubige Seele, an die solche und so große Gaben gewendet werden.

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