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Frommel, Max - Am Gründonnerstag.

Frommel, Max - Am Gründonnerstag.

Lukas 23, 26-31.
Als sie ihn hinführten, ergriffen sie Einen, Simon von Kyrene, der kam vom Felde; und legten das Kreuz auf ihn, dass er es Jesu nachtrüge. Es folgte ihm aber nach ein großer Haufe Volks, und Weiber, die klagten und beweinten ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen, und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst, und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gesäugt haben. Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns! und zu den Hügeln: Deckt uns! Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?

Wir stehen inmitten der stillen Woche, in welcher die Christenheit stille hält vor dem Bilde ihres leidenden Herrn und sich versenkt in die Züge dieses Bildes sonder Gleichen, auf dessen Rahmen mit leuchtender Inschrift die Worte stehen: „Für uns“, und unten stehen die Worte: „Ein Jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war.“ Unser Text ruft uns auf den Weg von Jerusalem nach Golgatha, ein Weg, der noch heute in Jerusalem gezeigt wird und den inhaltvollen Namen trägt: Via Dolorosa, die schmerzensreiche Straße. Es ist ein Weg, der uns alle angeht, als Opfergang des Herrn für uns und als Weg der Nachfolge an unserm Teil. Mancher unter uns hat schon einen schmerzensreichen Lebensweg hinter sich, andere sind vielleicht mittendrin, und wir alle darüber können wir uns nicht täuschen haben noch manche schmerzensreiche Straße vor uns. Darum lasst uns heute miteinander eine Wallfahrt tun, nicht des Leibes sondern des Geistes; wir wollen Ihn begleiten auf der Schmerzensstraße und lauschen, was Er einem Jeden von uns zu sagen hat. Wir wollen mit Thomas sprechen: „Lasst uns mit ihm ziehen, dass wir mit ihm sterben!“ Sind es doch die letzten Stunden seines Erdenlebens, die unser Text uns malt: hinter ihm die dreißig Jahre in Nazareth, die drei Jahre seines Lehramts, und angebrochen nun die drei großen Tage: Karfreitag, großer Sabbat und Ostern, in welchen sein ganzes Werk gipfelt, anbrechend nun die drei letzten Stunden, in welchen der Mittler das Größte vollbringt. Zu diesen drei Stunden, welche wir am Karfreitag betrachten wollen, predigt unser Text die Einleitung, und wir sehen darin Jesum auf dem schmerzensreichen Gang nach Golgatha, Zusammenbrechend unter der Last des Kreuzes, Begleitet von den weinenden Töchtern Jerusalems, Gefolgt von Simon von Kyrene, welcher zum Kreuzträger wird.

Herr, präge Dein Marterbild tief in unsere Seele, dass wir's nie vergessen können, wie göttlich Du uns geliebt, und zeuch uns tief in Deine heilige Nachfolge, dass wir's nie vergessen, dass Dein Weg nur geht durch Leiden zur Herrlichkeit. Amen.

I.

Heraus aus den Toren Jerusalems strömt ein Zug, vorauf der lärmende Pöbel, darauf die Schar der Kriegsknechte, in ihrer Mitte der Herr, zu seinen Seiten die beiden Schächer und hinterdrein die Obersten und Hohenpriester mit ihrem Trotz. Ein Einziger ist unter der ganzen Schar, dem das Herz brennt für den Hochgelobten, es ist der Jünger, welchen der Herr lieb hatte, Johannes, dessen Auge unverwandt auf ihm haftete und der, was er gesehen, wiedergibt mit dem Wort: „Und Jesus trug sein Kreuz.'

Auch wir wollen unsere Augen auf Ihn heften, auf die hehre Gestalt in ihrer tiefsten Erniedrigung, auf den Allerverachtetsten und doch Schönsten unter den Menschenkindern, das Haupt von der Dornenkrone zerstochen, den Leib von den Geißelhieben zerrissen, die Wangen so bleich von dem Ringen der Nacht und von den Wunden des Tages, die Schultern gebeugt und die Knie zitternd unter der Last des Fluchholzes. „Wer ist der?“ so haben sie einst gefragt, als er am Palmsonntag hineinritt nach Jerusalem auf dem Füllen der lastbaren Eselin, unter dem Hosiannarufen des Volks, als sich die ganze Stadt erregte und von Mund zu Mund die Frage lief: „Wer ist der?“ so wollen auch wir heute fragen, wenn wir mit allen Jüngern und Jüngerinnen Jesu mit Ihm ziehen und Ihn dort auf dem Schmerzenswege sehen tragen die Last des Kreuzes. Und Johannes, als der Führer im Zuge, wird uns antworten: Er ist der, dessen Herrlichkeit wir sahen, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Und Jesaias wird uns antworten: Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte; er war der Allerverachtetste und Unwerteste, er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg.“ Und Johannes der Täufer wird antworten: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“ Und Moses wird weissagend deuten: Es ist der wahrhaftige Abrahamssame Isaak, der das Holz zum Brandopfer gen Moriah trägt auf seinem heiligen Rücken. Und Er trug sein Kreuz.“ Was macht denn diese Last schwerer als andere Last? Es ist die Last einer ganzen gefallenen Sünderwelt. „Denn der Herr warf unser aller Sünden auf Ihn.“ O, tue deine Augen auf und siehe schärfer zu: Es ist nicht sein Kreuz; denn Er war der Heilige in Israel und durfte sprechen: „Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen?“ Es ist unser Kreuz und unser Fluchholz, unser Schandpfahl, den Er getragen in seiner heiligen Liebe, in seiner Stellvertretung als der ewige Bürge unsrer Schuld.

Aber wir stehen noch und warten, ob wir nicht aus seinem eignen Munde auf unsere Frage eine Antwort empfingen, welche uns Licht gäbe über das tiefe Dunkel, in welches seine Gestalt gehüllt ist.

II.

Da naht eine Schar Frauen, welche weinen über dem erschütternden Bilde. Sie haben Ihn ja gekannt, wie er umhergezogen war und hatte wohlgetan, vielleicht hat er auch von ihren Kranken geheilt, von ihren Kindern geherzt, von ihren Hungernden gespeist. Es fasst sie das menschliche Mitleid und presst ihnen die Tränen aus in edlem weiblichen Mitgefühl. Aber Jesus hält an, und unter seinem Kreuz hervor hebt er sein müdes, dorngekröntes Haupt und blickt sie an mit seiner unaussprechlichen Majestät und hält die gewaltigste Passionspredigt, die je gehalten ist, welche mit den Donnern des jüngsten Gerichtes schließt.

„Weint nicht über mich“ ich bin gekommen selig zu machen, ich bin gekommen die Schrift zu erfüllen „es muss also gehen.“ Ich habe eine Speise, da ihr nicht von wisst, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat. Das ist meine Ehre unter aller Schmach, das ist meine Wonne unter allem Schmerz. Jesus lässt sich nicht bedauern in seinem Leiden, es ist sein Siegergang und seine Brautfahrt, wozu er sich anschickt, und seine Braut, um die er wirbt, ist die Gemeinde erlöster Seelen, die ihm ans Herz sinkt. „Aber weint über euch und über eure Kinder“ weint, wie ich einst geweint habe über Jerusalem, darum, dass es nicht erkannt hat die Zeit seiner Heimsuchung. „Denn siehe, es wird die Zeit kommen, da sie sprechen zu den Bergen: Fallt über uns! und zu den Hügeln: Deckt uns! Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?“ Horch, welche Sprache! Der zusammenbrechende verurteilte Nazarener weissagt unter dem Kreuz hervor von den Schrecken des jüngsten Tages. Es ist die Sprache des Weltenrichters, und doch geredet mit der Stimme des Welterlösers, dem das Herz brennt über seinen Schafen, die verloren gehen. Das ist aber seine Passionspredigt und seine Antwort auf unsere Frage: Wer ist der? Er ist das grüne Holz, wir sind das dürre. Er als unser Bürge und Retter lässt sich verzehren von den Flammen des Zornes Gottes über unsere Sünde. Aber als er Alles vollbracht, weckte ihn der Vater auf als das Eine grüne Reis am erstorbenen Baum der Menschheit, welches das ewige Leben bringt. Wer in Ihn als in das grüne Holz sich einpfropfen lässt, der grünt und blüht; wer ohne Ihn bleibt und sich gegen Ihn abweisend verhält, der verfällt als dürres Holz den Flammen des Gerichts.

Halten wir etwas inne. Es gibt Tränen menschlichen Mitleids, welche bei Betrachtung der Passion Christi geweint werden, im Anblick dieses größten Trauerspiels der Menschheit, Tränen der tiefen Scham über die Schuld unseres Geschlechts und über die Macht des Bösen in der Welt. Ist's nicht zum Weinen, dass die Menschen die Finsternis mehr lieben als das Licht? Ist nicht jede Station der Passionsgeschichte zugleich ein Denkmal der Schande für die Menschheit, aufgerichtet für alle Zeiten? Der Judasverrat und die Petrusverleugnung, die Kaiphasheuchelei und die Pilatushalbheit, der Wankelmut des Volks, das vom „Hosianna“ zum „Kreuzige“ gerät, jenes nicht aussterbende Geschlecht, welches der alten Propheten Gräber schmückt und die Dornenkrone flicht für die lebenden Propheten, welche den Wahn von den Augen reißen und die Sünde strafen.

Aber diese Tränen sind nur dann rechter Art, wenn man Jesu Worten Raum gibt: „Weint über euch!“ wenn wir in den handelnden Personen uns selbst erkennen nach dem, was wir von Natur sind. Meine Lieben, was ist doch das eigentlich Beweinenswerte in unserm Leben? Etwa unsere verfehlten Hoffnungen und zerfallende Luftschlösser? Oder die Not des Lebens und der Schmerz des Todes? Der Herr begehrt andere Tränen, wenn er sagt: „Weint über euch!“ Das Beweinenswerte in unserm Leben ist im tiefsten Grunde unsre Sünde, wenn unser natürlicher Mensch meint glücklich sein zu können ohne Gott, ohne Gemeinschaft und Umgang mit ihm, ja, wohl in der Auflehnung gegen sein Gebot, in der Verkehrtheit unserer trotzigen und verzagten Herzen, wenn man meint, es sei Alles in Ordnung, wenn man bleibe wie man nun einmal sei, ohne göttliche Traurigkeit, ohne Bruch mit der Welt und ihrer Lust, ohne gründliche Umkehr zu Gott. Siehe, das predigt dir eben das Leiden Christi, dass du in deinem natürlichen Wesen ein dürres Holz bist, welches verderben muss, wenn es nicht durch Christus Leben aus Gott und in Gott empfängt. So wird das Kreuz Christi zum gewaltigen Bußprediger, weil wir an Christo vollzogen sehen die Strafe, die wir verdient haben.

Aber weil es die heilige Liebe ist, welche hier für mich ins Leiden und Sterben geht, weil es das grünende Holz des Lebens ist, welches den Tod auf sich nimmt, damit ich aus meinem Tode zum Leben käme, weil es die menschgewordene Liebe Gottes, der eingeborne Sohn Gottes ist, welcher in diese Flammen des Zornes Gottes hineintritt an unsrer Statt, darum ist das Kreuz Christi der gewaltigste Gnadenprediger, weil hier in Christo die Schuld getilgt und die Menschheit versöhnt ist. Darum will ich weinen. über mich und meine Sünde, aber über Jesus will ich fröhlich sein und jauchzen im Glauben an das: „für uns“, für mich.

III.

Der Zug geht vorüber. Nachdem die Straße sich gesenkt hatte ins Tal zwischen Moriah und Zion, steigt sie nun steil hinan zur Schädelstätte. Aber die Kraft versagt dem großen Kreuzträger, er kann nicht weiter, er bricht zusammen unter der Last, und da ist Keiner, der sich seiner erbarmte, Keiner, der ihm hilft, obgleich geschrieben stand: „Wenn du den Esel dessen, der dich hasst, siehst unter seiner Last liegen, hüte dich, lass ihn nicht, sondern versäume gern das deine um seinetwillen.“ Da kommt des Wegs daher Simon von Kyrene; erstaunt über den Zug, der ihm begegnet, weder Freund noch Feind Christi, geht er dem Strom entgegen und will vorüber. Aber „sie zwangen ihn, dass er Jesu das Kreuz nachtrüge.“ Es erschien ihm wohl erst gar ungeschickt und unbequem, und er wird bei sich gedacht haben: Wie komme denn gerade ich dazu, der ich doch mit dem ganzen Handel nichts zu schaffen habe? Und doch ist ihm dieser Tag auf der Schmerzensstraße gen Golgatha, dieser Tag, da er zum Kreuzträger Jesu Christi wurde, zum größten Segenstag seines Lebens geworden. Markus 15, 21 wird uns erzählt, dass Simon der Vater war des Alexander und Rufus, und diese mussten bekannte Glieder der Christengemeinde sein. Paulus aber schreibt Römer 16, 13 den Brudergruß der Liebe mit den zarten Worten: „Grüßt Rufus, den Auserwählten in dem Herrn und seine und meine Mutter.“ Das lässt uns schließen, dass Simon von Kyrene auf Golgatha für den Herrn gewonnen worden ist, gleich dem Schächer zur Rechten und dem heidnischen Hauptmann unter dem Kreuz, und als er heimgekommen ist, hat er vor Weib und Kind Zeugnis getan von dem König des Himmelreichs in der Dornenkrone, dem er das Kreuz getragen und dessen Jünger er geworden.

Meine Lieben, Simons Weg ist aller Jünger Weg geworden, und auch uns ruft der Herr auf die schmerzensreiche Straße mit dem Wort: Komm und folge mir nach! Zwar geht es uns auch erst wie Simon; wir sind unwillig, und es dünkt uns wie eine Durchkreuzung aller unsrer Pläne und Gedanken, auch wir müssen wohl gezwungen werden, Jesu das Kreuz nachzutragen, bis wir erkennen, wessen Kreuz es ist, bis wir den göttlichen Blick lernen, in unserm Leiden die Gestalt des Kreuzes Christi zu sehen, bis wir uns üben, das Kreuz mit dem Anstand und der Würde eines Christen auf uns zu nehmen, nicht gezwungen es hinter uns her zerren, auch nicht prahlend es vor uns her tragen, sondern in stiller Geduld es auf unsere Schultern legen lassen und um die demütige Hoheit ringen, in welcher ein Christ sich nicht bedauern lässt in seinem Christenleiden, sondern von Petrus lernt, dass der Geist der Herrlichkeit über den leidenden Christen ruht, und Paulus sieht, wie er die Malzeichen Christi trägt, und von Mose hört, dass er die Schmach Christi für größeren Reichtum achtet als die Schätze Ägyptenlands. Hat unsere Sünde das Kreuz für unsern Herrn Christus so schwer gemacht, so können wir nun sagen: der Blick auf Jesum, den großen Kreuzträger für uns, macht uns das Kreuztragen in seiner Nachfolge leicht. Halleluja! Er hat unser Kreuz getragen, nun dürfen wir sein Kreuz tragen, und davon sagt er: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Auch soll es uns und unserm Hause an seliger Frucht solchen Kreuztragens nicht fehlen, so wenig als sie Simon gefehlt hat, für dessen Weib und Söhne jener Leidenstag so unaussprechlich selig und für Zeit und Ewigkeit unvergesslich geblieben ist. Und wenn du zusammenbrechen willst unter der Last deines Kreuzes, halte nur stille, der Herr sendet auch dir zur rechten Stunde einen Simon in den Weg, der dir dein Kreuz tragen hilft.

Das sind die Gestalten, die uns begegnen auf der schmerzensreichen Straße nach Golgatha: der Herr als das Lamm Gottes, die Töchter Jerusalems in ihren Tränen und Simon von Kyrene mit dem Kreuz auf dem Rücken. Die christliche Legende malt uns in ihrer sinnigen Weise noch zwei Gestalten auf jenem Wege.

Sie erzählt von Ahasverus, der mit all seinen Leuten vor seiner Haustüre stand, sein jüngstes Kind auf dem Arme, als Jesus vorüberkam und begehrte auf der steinernen Bank einen Augenblick zu ruhen. Ahasverus stößt ihn mit rauer Hand und Scheltwort hinweg, worauf ihm Jesus geantwortet habe: „Ich werde ruhen, aber du wirst gehen, bis dass ich komme.“ Und Ahasver setzt das Kind nieder und geht von Stund an, er geht nach Golgatha und sieht den Herrn sterben und siegen, unstet und flüchtig, wie ein anderer Kain durchzieht er Land und Meer, er sucht Ruhe und findet sie nicht, er sucht den Tod bei der Zerstörung Jerusalems, aber umsonst, er stürzt sich in den Krater des Ätna, aber das Erdbeben speit ihn wieder aus, er steht als Henker bei den Märtyrern und sieht sie freudig sterben, aber er muss leben, ruhelos und rastlos, qualvoll und elend der ewige Jude. Wohl ist's nur eine Legende und keine geschichtliche Wahrheit, aber sie ist voll tiefen Sinnes. Denn Ahasver ist ein Sinnbild des Judenvolkes, das seinen Messias verworfen und nun zerstreut ist in alle Lande, an welchem der schauerliche Ruf in Erfüllung gegangen: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.“ Ahasver ist aber auch das Sinnbild eines jeden Menschen, der Jesum abweist und ihm keinen Platz gönnt in seinem Herzen und in seinem Hause. Die Feinde des Kreuzes Christi, von denen Paulus mit Tränen schreibt sie sind noch immer der ewige Jude in der Welt, der nicht stirbt, bis der Herr kommt.

Aber neben dem dunkeln Bilde Ahasvers kennt die Legende auch die lichte Gestalt jener Veronika, welche dem unter dem Kreuz zusammenbrechenden Herrn das Schweißtuch reicht, auf welchem sich das Bild des Angesichts Jesu abgedruckt habe. Auch nur eine Legende, aber auch voll tiefen Sinnes. Denn wer in Jüngerliebe mit Jesu die schmerzensreiche Straße zieht, dem prägt sich das Bild Jesu immer tiefer ins Herz, in seinen Wandel und in sein Leiden ab. Und wie Ahasver der ewige Jude ist, der nicht ausstirbt in der Welt, so ging von Johannes eine Rede aus unter den Brüdern: „Dieser Jünger stirbt nicht.“ Ja, Johannes und Veronika, das ist der Jünger und die Jüngerin, die auch nicht aussterben in der Welt, das ist der ewige Christ und die ewige Christin, die da bleiben sollen bis der Herr kommt. Denn hinter Christo her und hinter Simon sehe ich einen großen Zug - es ist der stille Zug aller Kreuzträger durch die Jahrhunderte. Jesus wendet sich zu ihnen mit seiner holdseligen Stimme: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden,“ und zurück schallt es aus dem Zuge mit Luthers Worten: Eins Christen Herz auf Rosen geht, wenn's mitten unterm Kreuze steht“ „als die Sterbenden und siehe, wir leben,“ während es von den Feinden des Kreuzes Christi heißt: „als die Lebenden und siehe, sie sind geistlich tot!“

Gesegnet sei uns die schmerzensreiche Straße nach Golgatha. In diesem Zuge lasst uns aushalten. Ihm nach und Ihm entgegen! Amen.

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autoren/f/frommel_max/frommel_max_-_gruendonnerstag.txt · Zuletzt geändert: von aj
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