Frommel, Emil - Die zehn Gebote Gottes in Predigten - Vorrede.

Frommel, Emil - Die zehn Gebote Gottes in Predigten - Vorrede.

Nur wenig Worte habe ich diesen Predigten voranzuschicken. Gehalten habe ich sie, weil ich fand, dass es not sei, nach dem Gesetzeshammer wieder zu greifen, um denen, die ohne Gesetz sind, begreiflich zu machen, dass sie Heiden seien; denen, die unter dem Gesetz sind, zu zeigen, dass sie es nicht halten können, denen, die über dem Gesetz zu stehen vermeinen, zuzurufen, dass Christus nicht gekommen ist, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. Zugleich lag es mir am Herzen, gerade der Gemeinde, die mir der Herr gegeben, ein Wort des Herrn zu bringen, das mit seinem „Du sollst“ Alle ohne Ausnahme des Standes trifft, das wie dem Kind und dem Greis, so auch dem Kind in Christo sowie dem Mann in Ihm, gleich verständlich ist, das aber auch Allen gleichmäßig ihre Fehler vorhält.

Aber zwischen Halten und Druckenlassen von Predigten liegt ein gewaltiger Gedankenstrich. Ich habe ihn nicht übersehen und bin lange und bange an ihm stehen geblieben. Die Bitte aber und der Wunsch Vieler aus der Gemeinde haben mich über die Bedenken hinausgehoben. Für sie und für sie allein sollen diese Predigten zunächst sein und haben keinen andern Zweck als anzuregen, durchaus nicht zu erschöpfen; das Letztere wird auf den ersten Blick Jedem ersichtlich sein. Drum was die eine zu lang ist, ist die andere zu kurz; je nachdem es der Gemeinde not tat, mit ihr über einen Punkt mehr zu reden, denn über den andern: daraus folgt, dass sie keine Musterpredigten sind noch sein wollen. Meine liebe Gemeinde mag daher mit mir alle Vorwürfe teilen und es geduldig hinnehmen, wenn man ihr sagt, dass sie einen schlechten Geschmack habe, solche Predigten anzuhören und noch einen viel schlechteren, sie gedruckt zu lesen. Wäre es freilich mir nach gegangen, so hätte ich den Einen Ahlfeld's köstliche Predigten über das erste Hauptstück in die Hände gegeben, den andern Casparis goldene Predigten über das erste Hauptstück des kleinen lutherischen Katechismus und sein herzerquickendes „Geistliches und Weltliches“ dazu ins Haus geschickt, oder den Alten unsern teuren Luther oder Scriver empfohlen, den Gebildetsten aber den geistvollen Niemann angeraten. Aber mir wars, als gälte hier auch das Wort;

„Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ Habt Ihr sie zusammen gehört, so sollt Ihr sie auch zusammen lesen. Ob ich von jenen Männern etwas gelernt habe, das mögen die nachfolgenden Blätter sagen; ob zu viel, ob zu wenig, ob gar nichts, das mögen Die entscheiden, die lieber Predigten kritisieren, als darnach tun. Wo ichs nicht besser sagen konnte, habe ich jene Männer selbst reden lassen, weil ich meinte, es sei besser, etwas Gutes Fremdes zu geben, als etwas Schlechtes Eigenes.

Zugleich aber wollte ich meiner Gemeinde durch die Herausgabe dieser Predigten einen Dienst leisten. Wir haben nach Gottes Gnade durch Kirchenregiment und General-Synode vor Kurzem einen Katechismus erhalten, der den Älteren in der Gemeinde ein lieber alter Freund, den Jüngern aber, und namentlich den jungen Hausvätern und Müttern ein Fremdling war, der ihnen in seiner alten Tracht, und um seiner ehrlichen, derben Sprache willen seltsam vorkam und den sie ihren Kindern nicht recht vorzustellen und heimisch zu machen wussten. Ich gedachte ihn meiner Gemeinde vorzuführen durch die Predigt, wie ihn auch bereits Stadtpfarrer Bechtel in seiner trefflichen Bearbeitung: „Der badische Katechismus für Kirche, Schule und Haus“ eingeführt hat.

Mögen denn diese Predigten in die Gemeinde gehen unter dem Segen des HErrn; mögen sie gerade in ihrer Schwachheit um so mehr Jedem die Bitte auf die Lippen legen: „Herr, öffne mir die Augen, dass ich schaue die Wunder an deinem Gesetz,“ mögen sie vor Allem die Nacht unsrer Sünde zeigen, auf dass wir uns freuen auf die einzige geweihte Nacht, vor der wir jetzt stehen, in welcher der geboren, der uns vom Fluch des Gesetzes erlöst am Stamm des Kreuzes, und von seinem Thron herab durch seinen Geist es fortwährend erfüllt in den Herzen seiner aus ihm geborenen Kinder. Ihm sei Preis und Ehre in Ewigkeit!

Statt einer Vorrede zur dritten Auflage kann ich nur dem HErrn danken, für den Segen den Er bisher hier und dort auf die Predigten gelegt, und Ihn bitten, dass Er sie ferner begleite und Seines Segens würdige.

Karlsruhe, im Oktober 1858.

Der Verfasser.

Vorrede zur vierten Auflage.

Zum vierten Male sollen diese Predigten hinausgehen. Hätte ich eine bessernde Hand anlegen wollen, so würde die ursprüngliche Gestalt, in welcher sie vor meiner unvergesslichen Gemeinde gehalten worden sind, verloren gegangen sein. Mögen sie darum in der alten Gestalt hinausgehen und der HErr selbst ersetzen, was ihnen mangelt, wie Er es bisher reichlich getan hat.

Meine teure frühere Gemeinde zu Karlsruhe grüße ich aus der Ferne mit diesem Büchlein von Herzensgrund.

Berlin, 1. Mai 1871.

Emil Frommel.

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