Decken, Louis von der - Jesus und seine Jünger
Jesus spricht: Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist mein nicht wert. Wer mir nachfolgen will, der muß sich selbst verleugnen und sein Kreuz täglich auf sich nehmen. Wer ein Jünger Jesu sein will, der muß also seinen eigenen Willen in großen, aber auch - und das ist vielleicht das Schwerste - in allen kleinen Dingen täglich beugen unter den Willen seines Herrn. Er muß stets bereit sein, die schwersten Opfer zu bringen, die größte Schmach zu leiden, selbst sein Leben in den Tod zu geben, wenn Jesus es von ihm verlangt. So gesinnt sein und handeln, das heißt Gott leben in Gemeinschaft mit Christus Jesus, unserm Herrn. Wie wichtig diese innige Gemeinschaft mit Jesus ist, geht schon daraus hervor, daß Paulus in seinen ins Neue Testament aufgenommenen Briefen 164mal darauf hinweist. Er ermahnt uns auch, alles, was wir tun in Worten oder Werken, selbst Essen und Trinken, zu tun im Namen Jesu und zur Ehre Gottes. Nichts aber wird uns schwerer als gerade diese völlige Hingabe des eigenen Willens in Jesu Hände, denn „des Menschen Wille ist sein Himmelreich“. Aber es ist eine große Torheit, daß wir immer unsern Willen durchsetzen wollen. Die Erfahrung lehrt es, daß die Menschen schwer zu beklagen sind, die es in der Kindheit und in der Jugend nicht gelernt haben, ihren Willen zu beugen. Sie werden meist unglücklich und leisten wenig. Seine Kraft vermag der Bogen nur dann zu entwickeln, wenn er durch Anziehen der Sehne stark gebeugt wird. Es kann deshalb nicht genug gesagt werden, daß Selbstverleugnung und Demut, d. h. Dienemut, das Wesen des Christentums sind.