Collenbusch, Samuel - Gedanken über die Offenbarung des Lebens Jesu, an dem sterblichen Leibe der Christen. Nach 2 Kor. 4,11.
Von dem Herrn Jesu heißet es: Ebr. 12,2. „Er erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht, um der Freude willen, die er vor sich hatte.“ Eben diese christliche Gesinnung wohnte auch in dem Apostel Paulus, welcher spricht: „Ich freue mich in meinen Leiden. Ich bin gutes Muths in Schwachheiten, in Schmach, in Nöthen, in Verfolgungen, in Aengsten,“ Colosser 1,24. 2 Kor. 12,10.
Siebenmal und vielleicht mehrmal finden wir d)e Wahrheit bezeuget in der heiligen Schrift: daß alle Dinge möglich sind bei Gott. Es ist der Mühe werth, zu untersuchen, wie es möglich ist, mit Wahrheit sagen zu können; Ich freue mich in meinem Leiden. Um sich im Leiden zu freuen, dazu sind zwey Sachen nothwendig. Zum ersten: die Hoffnung der Herrlichkeit; zum andern: der geistliche Saft aus dem geistlichen Weinstock. Daher bittet Paulus für die Epheser Kap. 3,14-16. „daß Gott ihnen Kraft gebe stark zu werden, am inwendigen Menschen durch seinen Geist;“ weil ohne ein großes Maaß des Geistes, kein Christ sich freuen kann in seinen Leiden, wie wir dieses lernen können aus der Historie der Verläugnung Petrus, und aus der Historie der Freudigkeit Petrus. Die Hoffnung der Herrlichkeit hatte ihn willig gemacht, mit dem Herrn Jesu ins Gefängniß und in den Tod zu gehen, aber wollen und können, das ist bisweilen himmelweit von einander entfernet. Der Herr Jesus sagte zu ihm, Petre, du kannst es nicht, Joh. 13,36.37.38. Aber nach Pfingsten, da konnte er sich freuen in seinen Leiden. Der Geist der Herrlichkeit, der in einem großen Maaß in ihm wohnte, gab ihm eine solche Kraft, stark zu werden am inwendigen Menschen, daß er sich nicht allein, nicht mehr fürchtete für einer Magd, sondern so furchtlos war, den allergrausamsten Menschen, welche damals auf Gottes Erdboden lebten, mit großer Freudigkeit ins Angesicht zu sagen: „Im Namen des verachteten Jesus von Nazareth, den ihr gekreuziget habt, ist dieses Wunder an diesem kranken Menschen geschehen.“ Apost. Gesch. 4,8-10. Die Kraft des heiligen Geistes, welcher in den Aposteln wohnte, war so groß, daß die grausamen Menschen sich über die Freudigkeit dieser Layen und Fischer verwunderten. Freudig sagten sie diesen Christusmördern ins Angesicht: „richtet ihr selbst, obs vor Gott Recht sey, daß wir euch mehr gehorchen, denn Gott.“ Diese Freudigkeit war eine Offenbarung des Lebens Jesu Christi an ihrem sterblichen Fleische.
Eine andere Historie von der Kraft und Stärke des geistlichen Safts aus dem geistlichen Weinstock, oder von der Kraft und Stärke des Geistes der Herrlichkeit, der in den Aposteln wohnte, lesen wir Apost. Gesch. 5,41. da es heißet: „Sie gingen aber fröhlich von des mörderischen Raths Angesicht, daß sie würdig gewesen waren, um des gekreuzigten Namens Jesu willen, Schmach zu leiden.“
Noch eine andere Historie von der Offenbarung des Lebens Jesu Christi, an dem sterblichen Leibe der Christen finden wir Apost. Gesch. 6,12-15. da heißet es von Stephanus: „Sie bewegten das Volk, und die Aeltesten, und die Schriftgelehrten; und traten herzu, und rissen ihn hin, und führten ihn vor den Rath. - Und sie sahen auf ihn alle, die im Rath saßen: und sahen sein Angesicht, wie eines Engels Angesicht.“ Diese Freudigkeit ist Herrlichkeit. Es heißet Röm. 8,30. „Die er gerecht gemacht, die hat Er auch herrlich gemacht“ Diese Freudigkeit wird als eine Folge der Einwohnung des heiligen Geistes beschrieben, 1. Pet. 4,12-14. da heißet es: „Ihr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden, die euch widerfähret, daß ihr versuchet werdet, als widerführe euch etwas seltsames: Sondern freuet euch, daß ihr mit Christo leidet; auf daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit, Freude und Wonne haben möget. Selig seyd ihr, wenn ihr geschmähet „werdet über den Namen Christi; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepriesen.“ Von dieser Herrlichmachung redet der Apostel Paulus 2 Kor. 3,17.18. da es heißet: “ Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.„ Freiheit vom Sünde thun, Freiheit von der Finsterniß im Leibe. Freiheit von der Menschenfurcht, Freudigkeit den Namen Gottes zu heiligen. Die Apostel konnten sagen: „wir aber schauen des Herren Herrlichkeit, wie in einem Spiegel mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verwandelt in dasselbige Bild, von einer Herrlichkeit zu der andern.“ Es ist aber dieses eine inwendige Herrlichkeit, wie zu sehen aus Col. 3,3.4. Daher heißet es Ps. 45. „Die Braut ist ganz herrlich inwendig.“