Closter, Eduard - 2. Konfirmationsrede

Closter, Eduard - 2. Konfirmationsrede

Pastor Dr. Closter in Hohenstein

2. Konfirmationsrede über Ev. Luk. 24, 50-53
(gehalten am Himmelfahrtsfeste 1855).

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch Allen und mit mir! Amen.

Meine Geliebten in dem Herrn Jesu Christo! Teure liebe Kinder! Zum letzten Male nenn' ich euch an dieser heiligen Stätte mit dem teuren Kindheitsnamen. Wenn ihr heute das Haus des Herrn wieder verlasst, dann liegen die Tage der Kindheit hinter euch. Mit tiefbewegten Herzen blicken wir auf euch; tiefbewegt steh' ich hier am Altar, am Tage dieses freudenreichen Doppelfestes. Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, dessen Gnade uns diesen Tag hat erleben lassen. So muss vor Allem ich ja sprechen. Denn von langem, schweren Krankenlager, als wie aus den Pforten des Todes, hat der Herr mich aufgerichtet. Als die Sterbenden und siehe, wir leben! Ja meine Seele erhebt den Herrn, dass ich euch, teure Kinder! und unter euch dich, mein geliebtes, erstgeborenes Kind! vor dieser teuren Gemeinde dem Herrn darstellen darf, um euch in die Gemeinschaft ihrer Erwachsenen einzuführen. Solche Himmelfahrtsfeier, als der Herr uns heute schenkt, haben wir noch nicht gehalten. Und soll ich euch sagen, wie lieblich unser heiliges Handeln zum lieben Festtage stimmt? Euer ganzes Leben soll nun ja so recht erst ein Himmelfahrtsleben werden! Das wisst ihr. Ach, möcht' es das immerdar bleiben! Das hilf Du, o Herr JEsu! Lass das dieser geliebten Kinder Freude und herzliches Anliegen sein und bleiben! Hilf, dass die Himmelfahrtsfreude und der Himmelfahrtsernst dieses teuren Tages immerdar ihrer Herzen Teil sein möge!

Da steht ihr nun, meine Kinder! und wollt euer Konfirmationsbekenntnis und Gelübde tun. Ihr seid bewegt. Aber wir, eure Eltern, sinds wohl tiefer noch! O, welche Erinnerungen, zurück bis an die Stunde eurer Geburt, welche Gebete und Hoffnungen weit hinaus, bis zu euren letzten Augenblicken, bis in den Himmel hinein, füllen unsere Seelen! Soll ich davon reden? Nein! Denn in heiliger Stille, mit rechter Andacht will der Herr uns handeln sehen, ganz hingerichtet auf das teure Gelübde, welches ihr tun wollt.

Ein seliges, teuer-wertes, doch auch ein ernstes Gelübde ist's. Ihr wollt geloben, dass ihr trachten wollt nach dem, das droben ist, da Christus ist zur rechten Hand Gottes. Das ist die heilige Bedeutung dieser Stunde. Vor diesem ihrem teuren Ernste muss Alles, was sonst uns bewegt, schweigen, und alle unsre Gedanken gehen auf in einem inbrünstigen Gebet und Wünschen: O, dass ihr treu bleiben möchtet! Ja das ist jetzt unser herzliches Flehen. Aber das teure Evangeliumswort unsers hochgelobten Herrn soll nicht allein flehen über euch, es soll auch lehren, aus Gottes Wort.

Und wie könnte es heute seinen heiligen Dienst besser üben, als wenn es euch zeigt, was ihr, teure Kinder! an eurem Teile suchen müsset, wenns euch an Kraft aus der Höhe zum treuen Bleiben in eurem Himmelfahrtsgelübde nimmer fehlen soll?

Das ist's, was dieser teure Tag eurer Konfirmation, das ist's auch, was das Gotteswort unseres Festes uns nahe legt. So hört denn, bevor ihr euch dem Herrn als aufs Neue gelobt, seine gnadenvolle Gottesstimme als Gottesantwort auf die Frage:

Was ihr unablässig suchen müsset, um eurem Konfirmationsgelübde treu bleiben zu können?

Unser teures Festwort, welches eure Liebe alsbald hören wolle, antwortet:

  1. Die rechte Hingabe an die Führung des Herrn;
  2. Das rechte Aufsehen zur Stätte des Herrn;
  3. Die rechte Dankbarkeit für die Liebe des Herrn.

Text: Ev. Luk. 24,50-53.
Er führte sie aber hinaus bis gen Bethania, und hub die Hände auf, und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen; und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an, und kehrten wieder gen Jerusalem mit großer Freude. Und waren allwege im Tempel, priesen und lobten Gott,

Das sind die Schlussworte des heiligen Evangeliums Lukas. Sie erzählen von den letzten Augenblicken jener heiligen 40 Tage, in welchen unser lieber Herr nach seiner glorreichen Auferstehung den lieben Jüngern die Schrift ausgelegt und alle Erkenntnis des ganzen Gnadenrates Gottes anvertraut hatte. Nun war der Augenblick des Abschieds gekommen. Nun sollten sie fortan wandeln im Glauben, an ihn, den sie nicht sahen, als sähen sie ihn, und ihrem Herrn anhangen wie die Glieder dem Haupte, und ihm getreu sein bis in den Tod. Dazu wollte Er, ihr lieber Heiland, in der Scheidestunde noch einmal sie heiligen, auf dass sie einst mit Freuden könnten gestellt werden in das Licht vor seinem Angesichte.

Ein solcher Abschiedsaugenblick ist jetzt auch für euch gekommen, ihr teuren Kinder! Der Herr ist in all' diesen Tagen eurer Bereitung bei euch gewesen in seinem Worte und Geiste, um euch die Schrift ewig auszulegen und euch in der Erkenntnis seines Gnadenrates zu heiligen. So wie ihr bisher zur Erkenntnis des seligmachenden Glaubens seid geführt worden, so werdet ihr fortan nicht mehr geführt werden. Ihr wisst nun den Glauben. Derselbige Glaube will nun euer Führer sein. Und jetzt wollt ihr ihn bekennen und geloben, ihm treu zu sein, dem Glauben, welchen unsre teure evangelisch-lutherische Kirche auf Grund göttlicher Schrift bekennt, dem Glauben, welchen auch die heiligen Apostel bekannt haben.

Sie sind ihm treu gewesen, das wisst ihr. Und ihr Glaube ist der Sieg gewesen, durch welchen sie sich und die Welt und den Tod überwunden, und der Seelen Seligkeit davon getragen haben. Werdet auch ihr in dieser Treue, die ihr jetzt geloben wollt, bestehen? meine Kinder, meine teuren Kinder! der Herr verleihe es euch wie uns Allen! Heil und Seligkeit, hier zeitlich und dort ewig, hängt ja an dem Beweis dieser Treue!

Soll's euch aber damit gelingen, dann müsset ihr unablässig suchen, was wir hier an den heiligen Aposteln sehen, worin sie auch bestanden und Kraft zur Treue darin gefunden haben. Was ist das?

I. Die rechte Hingabe an die Führung des Herrn.

Denn das ist es, was zunächst uns die Worte vorhalten: Er führte sie aber hinaus bis gen Bethanien, und hub die Hände auf und segnete sie.

Da seht ihr die rechte Hingabe an die Führung des Herrn. Es ist eine Hingabe, welche ganz still und ohne alle Widerrede, vertrauensvoll und getrost ihm folgt. So tun die Jünger hier. Bis kurz vor diesem Augenblicke haben sie immer noch mancherlei nach ihren Gedanken mit Ihm zu reden gehabt. Sie waren ihm ja hingegeben, aber ihre Hingabe war doch die rechte noch nicht gewesen. Es war zu viel Unruhe des eigenen Willens darin. Das hat nun aufgehört. Sie haben nun gründlich gelernt, was ihnen gebührt und was ihnen nicht gebührt. Was denn? Einfältig ihm zu folgen, seiner Hut sich zu überlassen und an seinem Segen ihr Genüge zu finden. Und siehe! welch' eine Seligkeit haben sie damit gefunden! Unser Text erzählt es uns. Er führte sie hinaus hinweg aus dem wunderlichen Jerusalem, welches den Namen trug, dass es eines großen Königs, dass es des ewigen Gottes Stadt wäre. Doch in der Tat und in der Wahrheit war's das nicht, denn alles unheilige Gewimmel dieser Welt trieb sein Wesen darin, und das Gottesdienen seines Volkes war ein vergebliches. Der Name Gottes wurde um dieses Volkes willen gelästert und der Herr der Herrlichkeit war vor den Toren dieses Jerusalems gekreuzigt worden. Von seiner Auferstehung aber wollte sein Volk nichts wissen.

Aus dieser Getümmelstadt führte Er sie hinaus, um sie zu Zeugen seiner Himmelfahrtsherrlichkeit zu machen. Still gehen sie mit ihm, ihr ungeduldiges Fragen hat sein Ziel gefunden. So langen sie in Bethanien an. Und als er dort seine letzten heiligen Worte des ewigen Lebens mit ihnen geredet hat, da sieht er mit seinen lieben Jesusaugen sie noch einmal an und heißt es weiter hub die Hände auf über ihnen.`

O, ihr geliebten Kinder! wisst ihr, was das sagen will? Habet ihr eure Eltern, eure Lieben wohl einmal ihre treuen Hände über euch aufheben sehen, wenn eine Gefahr euch nahte oder ein Unglück über euch hereinbrechen wollte? dann wisst ihr auch, was solches teure Handaufheben bedeuten will. Es will den Schwachen und Wehrlosen, es will den Angefochtenen und Verfolgten in die Hut schirmender Hilfe nehmen. So ist's auch hier! Er nimmt sein Häuflein da so ganz in seine allmächtige Hut, wie Einer ein liebes Eigentum fasst, um es nimmermehr aus seiner Hand reißen zu lassen. - Selig, über welchem der Herr so seine Hände aufhebet! Was da auch kommen mag, ihn von seinen Lieben zu trennen, er breitet seine Hände über sie aus und spricht: Siehe da, meine Mutter und meine Brüder! Wen sucht ihr? Lasst diese gehen! So redet er zu denen, die ihnen drohen. - Und zu den lieben Jüngern spricht er: Wer euch antastet, der tastet mich an. Seid getrost! Das ist das Andere, was die Führung des Herrn uns geben will. Sie bringt so ganz in seine Hut, dass du auch sprechen kannst: und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich doch kein Unglück, denn Du bist bei mir, dein Stab und Stecken trösten mich! Wer will mich scheiden von der allmächtig schirmenden Liebe meines lieben Heilandes Jesu Christi? -

O, nicht nur das soll nimmermehr geschehen, sondern diese treuen Heilandshände haben noch viel Überschwänglicheres für dich, wenn du dich ihrer Führung überlässt. Sie schirmen nicht nur, sie segnen dich auch, wie's hier nun ferner geschrieben steht: und segnete sie.

Und wie können diese Hände segnen! Wo ist ein Gut Himmels wie der Erden, das nicht in diesen Jesushänden beschlossen liege? Den Kindlein geben sie das Himmelreich, den Kranken die Gesundheit, den Blinden das Gesicht, den Tauben und Stummen Gehör und Sprache und die Aussätzigen machen sie rein! Das sind die Hände, welche für uns am Kreuze sind angeheftet worden, zu büßen unsrer Sünden Schuld, die Hände, in welche am Kreuze sind hineingezeichnet worden die Namen aller Sünden! Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet! Das sind die Hände, in welchen für alle Bußfertigen beschlossen liegt das werte Lösegeld seines teuren Fleisches und Blutes und seines unschuldigen Leidens und Sterbens. In diesen Händen liegt die Vergebung der Sünden, samt aller himmlischen Gabe; denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit. Und mit all' diesen Gaben uns zu begnadigen, dazu sind diese Hände erhoben und aufgetan. Und wer diesen Händen sich recht überlässt, wie hier die lieben Jünger tun, den segnen sie. Der kann dann auch treu sein dem teuren Gelübde der Treue gegen Jesum Christum, seinen lieben Herrn. Seht da, ihr teuren Kinder! das ist das Erste, was ihr unablässig suchen müsset, wenn ihr eurem Konfirmationsgelübde wollt treu sein können: dass ihr der Führung des Herrn euch recht überlasset, so dass Er euch aus dem Getümmel dieses eitlen Lebens herausführen könne zur Erkenntnis seiner Himmelfahrtsherrlichkeit, sodass Er euch in Wahrheit in seine Hut nehmen und euch segnen könne. Darauf vor Allem kommt es an, wenn ihr wollt treu erfunden werden. Solltet ihr fragen: wie können wir so ihm uns hingeben? wo ist er? So werdet ihr nicht fragen; denn ihr wisst, dass er hier ist in seinem Worte, ja bei Allen, die sich der Führung seines Wortes recht überlassen, still, vertrauensvoll und getrost die solche Hingabe immer suchen, denn wer sie nicht sucht, der findet sie nicht! bei denen ist er, unser Herr, durch den Glauben an sein Wort, alle Tage bis an der Welt Ende, Jesus Christus gestern und heute und Derselbe bis in Ewigkeit!

Und sucht ihr unablässig nach solcher Hingabe, dann wird euch auch das Andere nicht fehlen, was gleichfalls unablässig gesucht sein will, wenn ihr eurem Konfirmationsgelübde treu wollt bleiben können. Was ist es? Die teuren Textesworte weisen darauf hin.

II. Es ist das rechte Aufsehen zur Stätte des Herrn.

Denn von dieser Stätte predigen die Worte: Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.

Dahin, in den Himmel, sehen die Jünger ihm nach, als ihr gnadenvoller Herr und Heiland von ihnen schied. Das wisst ihr aus der heiligen Apostelgeschichte. Wie aber sehen sie ihm nach? Voll Freude über die unsichtbare ewige Welt, in welche hinein der Herr sich erhoben hatte, um ihnen dort die Stätte zu bereiten in den Wohnungen unseres frommen himmlischen Vaters. Und voll Ehrfurcht vor der Majestät, in welcher sie durch den Glauben ihn thronen sehen zur Rechten Gottes, und voll Trostes auf den Tag hin, an welchem er in seiner Herrlichkeit kommen würde, sie heimzuholen in sein ewiges Reich. So haben sie, laut dem Gottesworte der heiligen Apostel, ihm nachgesehen vom Tage seiner Himmelfahrt an, bis dass er sie aufgenommen dorthin, wo er ist. Sie haben ihm nachgeblickt voll Freude über seinen Heimgang in den Himmel Gottes. - Seht sie nur an! da knieten sie noch auf der teuren Höhe, von welcher er sich erhoben und durch die wunderbare Wolke ihren Blicken sich entzogen hatte. Sie sehen ihn nicht mehr; aber sie waren nicht mehr betrübt, dass sie ihn auf der alten Erde nicht mehr sehen sollten. Ihr Leben hieß von nun an ein Warten des neuen Himmels und der neuen Erde.

Sie konnten mit Augen den Ort nicht sehen, wohin er sich erhoben hatte, aber sie wussten nun, dass er zu der Herrlichkeit eingegangen war, welche er bei dem Vater hatte, ehe denn der Welt Grund gelegt ward. In diesem Himmelreiche, wo ihn die Engel und die Geister der vollendeten Gerechten sehen in ewiger Freude und seligem Licht, dort wussten sie ihn nun. Nun war's ihnen lieb, dass er gegangen war, denn sie wussten, dass er dorthin für sie gegangen war, nachdem er die Reinigung unserer Sünden gemacht hat durch sein Blut, um sich zu setzen zur Rechten der Majestät. Dort sehen sie ihn durch den Glauben, wie er uns vertritt, immerdar für uns bittet und also uns die Stätte bereitet. Von der vergänglichen Welt waren ihre Blicke nun gründlich hinweggewendet. Ihre Lust lockte sie nicht mehr, ihre Angst übermochte sie nicht mehr. Wie Stephanus sehen sie den Herrn droben durch den Glauben zur Rechten Gottes und sehnten sich, dass er ihren Geist aufnähme und sie daheim sein könnten bei ihm, und freuten sich unaussprechlich auf den Tag des Wiedersehens.

Aber wie sie so voll Freude zu ihm, dem gnadenvollen Stättebereiter aufsahen, so sahen sie auch voll Ehrfurcht vor seiner Majestät zu ihm auf. Sie dienten ihm im Geiste und in der Wahrheit als ihrem ewigen unsichtbaren Könige. Sie wollten fortan in keinem Stücke einem andern Willen folgen, als seinem guten, gnädigen Willen. Wie die Augen der Knechte und Mägde sehen auf die Augen ihrer Herren und Frauen, so sehen unsere Augen Herr, auf dich: das war nun durch und durch das Gesetz ihres Wandels, das war's, was sie so gern eine Macht über sich sein ließen. Er allein ist der Herr, er allein kann selig machen und verdammen, ihm allein gebühret die Ehre der ewigen Königlichen Herrlichkeit! Knechte Jesu Christi zu sein, Knechte, die ihren hochgelobten Herrn frei vor aller Welt bekennen, als Den, der allein hoch ist und einen Namen hat, der über alle Namen ist, das wollten sie sein, sonst nichts. Und je mehr ihnen die blinde Welt gebot, diesen Namen nicht mehr zu verkündigen, desto fröhlicher taten sie's und freuten sich, wenn sie würdig erfunden wurden, um seines Namens willen Schmach und Bande, Not und Tod zu leiden. Wisst ihr, was ihnen diesen Mut gab? Sie sahen durch den Glauben Jesum Christum nicht allein als den gnadenvollen Stättebereiter, sondern auch als den alleinigen Richter über die Lebendigen und die Toten. So übten sie sich einander, zu ihm aufzusehen, ihn durch den Glauben zu suchen zur Rechten der Majestät im Himmel.

Wie sie aber voll Ehrfurcht vor seiner Majestät zu ihm aufblickten, so denn auch voll Trostes auf den Tag hin, da er sie heimholen würde aus diesem Jammertale zu sich in den Himmel. Sie wussten's, dass wir durch viel Trübsal müssen eingehen ins Reich Gottes. Es war ihnen auch bange. Aber wie sie das wussten, so wussten sie auch, dass er, ihr Herr, sie nicht verlassen und versäumen würde, so lange sie seine Pilger und Mitgekreuzigten sein sollten, und dass er sie mitten in der Angst erquicken und aus allen Ängsten reißen würde. Und sie wussten noch mehr.

Was denn? Sie wussten, dass dieser zur Rechten Gottes erhöhte Jesus Christus, ihr und unser lieber Heiland, in letzten Stündlein mit Ehren sie durchbringen und ihnen danach eine Herrlichkeit geben würde, die über alle Maßen wichtig und gegen welche alle, alle Trübsal wie nichts zu achten ist. So blickten sie zu ihm auf, so sahen sie ihn durch den Glauben im Himmel, an der Stätte seiner Herrlichkeit, voll Freude, voll Ehrfurcht, voll Trostes. Solches Aufsehen machte sie tüchtig, mit Kraft aus der Höhe immerdar gerüstet und treu erfunden zu werden.

Und solches Aufsehen müsset auch ihr, teure Kinder, samt uns suchen, wenn ihr eurem Konfirmationsgelübde wollt treu bleiben können. Ihr werdet darin geheiligt werden, wenn ihr den Herrn in dem Himmel, da wir jetzt ihn suchen sollen, unablässig sucht, nämlich in seinem heiligen Worte. Wie da von diesem Jesu Christo geschrieben steht, dass er allein das Himmelreich geben kann, dass er einem Jeglichen gibt, wie er gehandelt hat bei Leibes Leben, dass er aber auch denen, die Gutes tun, durch die Kraft seiner Gnade wird geben Preis, Ehre und Friede und in der andern Welt das ewige Leben, so sollt ihr, zu ihm dem hocherhabenen Sohne Gottes und des Menschen aufzusehen, unablässig euch üben. Aus diesem Himmel seines Vaters heraus ruft er euch wie uns, als vom Throne der Majestät herab, zu: Seid getreu bis in den Tod, so will ich euch die Krone des Lebens geben! so blicket denn fleißig hinein in diesen Himmel des Wortes Gottes und sucht den Herrn nach diesem Worte durch den Glauben an seiner Stätte, in seiner Herrlichkeit, wie die heiligen Apostel getan haben.

Das ist das Andere, was wir suchen müssen, unablässig, wenn wir dem teuren Konfirmationsgelübde treu wollen bleiben können. Und, wo es gesucht wird, da wird auch endlich das Letzte nicht fehlen, was zum Treubleiben uns tüchtig macht. Wie lautet dieses Lette?

III. Es ist die rechte Dankbarkeit für alle Liebe des Herrn.

Denn von dieser Dankbarkeit predigen die Schlussworte unseres lieben Textes, die Worte: Sie aber beteten ihn an und kehrten wieder gen Jerusalem mit großer Freude und waren allewege im Tempel, priesen und lobten Gott.

Was ist's für eine Dankbarkeit? Eine solche, welche vor Allem dem Herrn, ihrem Heilande, die Ehre gibt, die ihm gebührt, die ihm dann auch herzlichen und unbedingten Gehorsam zu beweisen trachtet und im wahrhaftigen Gottesdienste zu ihm sich hält.

Das ist die Dankbarkeit, welche unser hochgelobter Heiland bei euch finden will, und deren Beweisung euch treu macht. Denn wer Dank opfert, wer wahrhaft dankbar ist, der bezahlet auch seine Gelübde. Und solche Dankbarkeit ist sie nicht das Allermindeste, was er für alle Liebe, die er an euch getan hat, wohl reichlich finden möchte? O, meine geliebten Kinder! Blicket doch um euch her, um die Größe dieser Liebe zu ermessen! Ist's nicht diese Liebe, der allein ihr es verdanket, dass ihr hier, in diesem unserm teuren Gotteshause, hier vor diesem Altare der Kirche lauteren Bekenntnisses und lauterer Sakramentsverwaltung steht? Ihr seid geboren in der Kirche, die den wahren seligmachenden Glauben bekennt! Seine Gnade, die Gnade eures Erbarmers hat euch hier in der heiligen Taufe angenommen. Seine Gnade hat euch an die Herzen eurer teuren Eltern gelegt, die euch mit unsagbarer Liebe und wer kann sagen mit wie vielen Gebeten großgepflegt haben! Seine Gnade hat euch an eure teuren Lehrer gewiesen, durch deren Mund ihr die lautere Lehre des teuren Evangeliums vernommen habet, der Lehre, dass Gott also die Welt geliebt hat, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Ihr wisst es, dass kein Mensch, kein Engel uns verlorene und verdammte Menschen retten konnte ohne allein Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Ihr wisst es, wie Er so mildiglich sich für uns zu Tode geblutet hat, auf dass wir Frieden hätten. Ihr wisst es, dass ihr aus Gnaden sollt selig. werden, und wie ihr es werden könnet durch den wahren Glauben an Jesum Christum unsern lieben Herrn. O, wer könnte ausreden die Liebe Jesu Christi, die euch an Leib und Seele getragen hat von Kindesbeinen an und große Barmherzigkeit allerwege vom Vater im Himmel hat wiederfahren lassen bis auf diese Stunde!

Wie soll's denn da in euren Herzen lauten?

Wenn Alle untreu werden,
So bleib' ich Dir doch treu,
Dass Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei! 1)

Aber rechter Art soll die Dankbarkeit sein.

Wenn sie tut, wie hier geschrieben steht! Was denn?

Sie aber beteten ihn an! Ja, das ist das rechte Opfer wahrer Dankbarkeit. Denn sie erkennt, wie den Wert der Gabe, so auch die Herrlichkeit des milden Gebers und gibt ihm dafür die Ehre, die ihm gebührt. Die Ehre aber, die Jesu Christo gebühret, ist die Ehre der Anbetung, sie besteht darin, dass ihr ihn laut als euren Herrn und als euren Gott bekennt vor den Menschen, dass ihr vor ihm Kniee und Herzen demütig beugt frei öffentlich. Es gibt ihrer genug, die solches Bekenntnis nicht geben mögen, das wisst ihr wohl. Es gibt ihrer genug, welche dem teuren Heiland seine ewige Gottesehre rauben möchten, wenn es möglich wäre. Auch ihr werdet schon manche Stimmen gehört haben, die ihn nicht als ihren Gott bekennen wollen. Weicht von ihnen, wo sie euch nahen, und fallt dagegen alle Tage in eurem Kämmerlein und öffentlich in der Gemeinde vor ihm aufs Knie und ruft ihn an samt dem Vater und dem heiligen Geiste: Mein Herr und mein Gott! - Und wo euch ein solcher Gottesdienst verlocken wollte zu beten und anzubeten ohne allein in seinem Namen, wo man euch Engel oder Heilige als Helfer zeigen wollte, in deren Namen ihr bei dem Herrn eurem Gotte Zuflucht suchen sollt, da weicht und betet an und sprecht: Du Jesus bist's allein, Dich ruf ich an, Du bist's, der helfen will und kann! sonst Keiner!

Wann ist sie's?

Das ist das erste Opfer der rechten Dankbarkeit für alle Liebe des Herrn. Das andere aber ist die Beweisung fröhlichen und unbedingten Gehorsams. Auch dieses Opfer bringen hier die lieben Jünger, denn sie kehrten wieder gen Jerusalem mit großer Freude. Dahin hatte er sie gewiesen, dort sollten sie warten, bis er ihnen den Ausgang gebieten würde. Leicht war's ja nicht für sie, dahin zurückzugehen. Wer liebte dort den Herrn? Es waren ihrer Wenige. Und der Widersacher und Feinde waren so Viele! Aber der Herr wollte sie dort wissen. Dort war die angewiesene Stätte, wo sie, ein Jeder, des ewigen und auch des vergänglichen Berufes treulich warten und sich ihrer Hände Arbeit nähren sollten. - So will's der Herr von euch auch haben. Ihr geht jetzt bald hinaus ein jeglicher, um in dem angewiesenen Berufe und Stande zu verkündigen die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Lichte. Das sollt ihr tun mit großer Freude. So will's euer Erbarmer haben. Und ob ihr in euren kommenden Tagen gar manchmal an Stätten weilen müsstet, oder Wege nehmen, die euch schwer werden, murret nicht, wo ihr auch seid, und wohin eure Lebenswege auch gehen. Der Herr ist's ja doch, der euch führt. Er ist bei euch. So folgt denn ohne Widerrede! Wollt nicht eigene Wege wählen! Gehet mit Freuden, gehorsam seinem gnädigen Willen, wohin es auch sei, und schaffet mit euren Händen etwas Gutes. Das ist das andere Dankesopfer, welches der Herr von euch nehmen will.

Und endlich das dritte. Worin besteht's? Darin, dass ihr zu ihm im wahrhaftigen Gottesdienste euch haltet! Denn das ist's, was hier zum Schlusse von den lieben Jüngern geschrieben steht: Und waren allewege im Tempel, priesen und lobten Gott.

Ja, es war ihnen nicht genug, dass sie daheim am Worte des Herrn, welches er zu ihnen geredet hatte, sich erquickten; es war ihnen nicht genug, dann und wann einmal in den Tempel zu gehen, sie waren allewege im Tempel. Dort fanden sie sich zusammen, die zerstreuten Kinder Gottes. Dorthin kamen sie nicht nur alle Tage, sondern auch an jedem Tage zu allen Stunden des Gebets und der Anbetung. Was kümmerte sie's, ob dort auch viele aus und eingingen, welche ihre Füße nicht bewahrten, noch ihre Lippen und ihre Herzen auch nicht mit allem Fleiße behüteten. Was kümmerte sie's, ob da aus dem Worte des Herrn eine Verkündigung erscholl, welche nichts wissen wollte von Jesu Christo, dem Gekreuzigten. Es war doch der Ort, wo des Herrn Wort musste gelesen werden, der Ort, wo er seinem Namen ein Gedächtnis gestiftet, und den er gesetzt hatte, dort zu sammeln, die im Geist und in der Wahrheit zu seinem Volke zählten.

Und wenn sie da nun sich zusammenfanden, Ein Herz und Eine Seele, o, wie mag's da ihre Herzen erfüllt haben, was wir singen:

O wie selig ist die Freundschaft
Und Gemeinschaft
Aller Frommen,
Die durch Dich zum Vater kommen!

Und dann lag die Welt hinter ihnen!

Weicht, nichtige Gedanken hin,
Wo ihr habt euren Lauf,
Wir bauen jetzt in unserm Sinn
Gott einen Tempel auf! 2)

Ihre Seelen erhoben den Herrn und ihre Geister freuten sich Gottes ihres Heilandes. Ihn priesen sie und rühmten untereinander all seine Herrlichkeit, und dass er ihrer Herzen Gut und ihr Teil und ihr köstlichstes Kleinod wäre. Ihn lobten sie auch um alle seine Werke, in guten, wie in bösen Tagen. Sein Lob war immerdar auf ihren Lippen, ob er sie stäupen ließ oder ihnen Frieden gab. Sie lobten ihn! Mit solchem Gottesdienste hielten sie sich zu ihm, damals, als sie noch im Tempel von Angesicht zu Angesicht sich finden konnten, und danach im Geiste, wo sie auch waren. Sie hielten fest an der wahren Gemeinschaft der Gläubigen, unter deren Lobgesängen der Heilige Israels wohnt. Das war der teuren Jünger Dank. Und weil sie dieses Dankes nie vergaßen, so konnten sie auch treu sein.

Und wollt auch ihr treu erfunden werden eurem Konfirmationsgelübde, wollt auch ihr nicht matt werden im Trachten nach Dem, das Droben ist, o teure Kinder! dann vergesst dieses Dankes nicht! Haltet euch zu ihm im wahrhaftigen Gottesdienste. Suchet ihn in diesem seinem Tempel, wo sein Wort verkündigt wird, sucht ihn in dem Tempel seines heiligen Wortes, sucht ihn durch den Glauben in seinem lebendigen Tempel, in der Gemeinde der Heiligen. Und wo und wenn ihr euch zu ihm nahet, da übt euch vor Allem, ihn als das Allerteuerste, als das Gut des höchsten Preises zu rühmen, und ihn zu loben. Das ist der wahre Gottesdienst, das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und seinen Namen lobsingen. Das gibt Mut treu zu sein, und gilt es auch Kreuz dabei zu dulden, wie Paulus und Silas zu Mitternacht im Kerker zu Philippi es dulden mussten. Ein dankbares Herz ist ein preisendes Herz, und ein also preisendes Herz ist ein treues Herz.

Was soll ich weiter sagen, ihr teuren, ihr geliebten Kinder! Ich kehre zum Anfange zurück. Seht! unsrer Herzen Flehen ist: O dass ihr treu erfunden würdet! O dass euer Leben für und für ein Himmelfahrtsleben bliebe bis zum Augenblicke eurer seligen Heimfahrt! Ach Viele haben hier ihm gelobt, wie ihr nun geloben wollt, aber wie bald, o wie bald sind sie treulos geworden! Nein, das müsse nimmer von euch gesagt werden! haltet, was ihr habet, dass euch Niemand eure Krone raube!. Ach, meine teuren Kinder, wollt treu sein! An der Treue erkennt sich's, ob Einer in Wahrheit erwachsen sei. Das ist das rechte Kennzeichen der Mündigkeit. Und wenn ihr es seid, siehe, dann habet ihr Freude und Friede bei dem Herrn und mit euch selber. Siehe, dann lohnt ihr aufs Köstlichste euren Eltern und Herren. Dann seid ihr ein Segen eurer Häuser, der Gemeinde, der Christenheit. Und der Lohn ist groß! O bleibt treu! Und auf dass ihr's bleiben könnet, auf dass euch nimmer aus der Höhe die Kraft zum Treusein fehle, sucht, sucht unablässig die rechte Hingabe an die Führung des Herrn, das rechte Aufsehen zur Stätte des Herrn, die rechte Dankbarkeit für alle Liebe des Herrn. Dann habt ihr das rechte Maß des Christenwachstums erreicht. So sucht denn, sucht unablässig, das sei der Ruf des teuren Amts an euch! Suchet, so werdet ihr finden! Dann werdet ihr die Hoffnungen unserer Gebete erfüllen. Der Herr wird euch vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen, und euch aushelfen zu seinem himmlischen Reiche. O hochgelobter teurer Heiland, lieber Herr Jesu Christe! Gib, was wir bitten, hilf diesen teuren Kindern ein gut Bekenntnis ablegen und erhalte sie treu ihrem Gelübde, bis an den großen Tag der Vergeltung! Herr höre uns, Herr erhör' uns, um Deines Namens willen! Amen!

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