Clemen, Adolf - Andachten über den 1. Brief des Johannes

Clemen, Adolf - Andachten über den 1. Brief des Johannes

1. Johannes 4,19.

Lasst uns ihn lieben; denn Er hat uns zuerst geliebt.

Vom Himmel kommt Sonnenschein und Regen auf das Feld, und es ist natürlich, dass es nun sein Gewächs gibt. Es müsste denn Wüste oder Fels sein. Gott hat uns zuerst geliebt, und wenn unser Herz nicht der Wüste oder dem Fels gleicht, so müssen wir ihn wieder lieben. Er hat uns zuerst geliebt. Ehe Vater und Mutter uns liebten, hat er schon seine Arme nach uns ausgestreckt. Da wir noch fern von ihm in der Irre gingen, da wir ihn noch nicht liebten, sondern seine Gebote verachteten, da ist er uns schon nachgegangen mit seinen Wohltaten und Züchtigungen. Darin steht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Er hat uns zuerst geliebt, alle die Jahre unseres bisherigen Lebens bis heute, und wenn wir ihn etwa noch meiden und betrüben mit unseres Herzens Feindschaft, er liebt uns dennoch, liebt uns zuerst. Sollte es denn nun nicht ganz von selbst und notwendig bei uns Allen heißen: Lasst uns ihn wieder lieben? Wir sollten alle die Jahre unseres Lebens täglich Liebe und Güte von ihm empfangen haben, Schutz und Hilfe, Erhörung unserer Gebete, Vergebung unserer Sünde, Geduld und Langmut, und sollten ihn nicht wieder lieben? Wir sollten immer wieder hören: Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir sollen Gottes Kinder heißen, und unser Herz bliebe doch kalt, und wir liebten ihn doch nicht wieder? Lasst uns ihn lieben, nun ist es eine selige Pflicht; nun ist es ein sanftes Joch, eine leichte Last. Nun ist es nicht mehr schwer, sondern das sollte uns schwer und unmöglich sein, ihn nicht wieder zu lieben. O du Gott der Liebe, offenbare uns deine erste Liebe, damit wir dich wieder lieben mit aufrichtigem Herzen. Deine Liebe sei unser Schutz und unsere Kraft auch in dieser Woche. Deine Liebe überwinde unsere Herzen, dass wir uns dir weihen zu einem neuen Gehorsam: Alles zu deiner Ehre, du ewiger Gott. Amen.

1. Johannes 4,20.

So jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?

So Jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Trifft uns dies strafende Wort? So Jemand spricht: Ich liebe Gott, und er hört gern Gottes Wort und freut sich im Gebet der Liebe seines Gottes, und dann geht er hin, und lässt sich von seinem Bruder, seinem Nächsten zu Zorn und Leidenschaft hinreißen, zu bitteren Worten, oder begegnet dem der ihn bittet, mit Härte, der hat die Liebe Gottes nicht. So Jemand spricht, ich liebe Gott, und hält auch wirklich viel auf seinen Christenstand, und mag nicht mit der Welt gehen, aber er verachtet dabei die Anderen in geistlichem Hochmut: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin, wie die, der hat die Liebe Gottes nicht. So Jemand spricht: Ich liebe Gott, und hat's auch wirklich erfahren, wie sein Gott und Heiland ihn also zuerst geliebt hat, und will ihn nun gern wieder lieben, aber in seinen nächsten, alltäglichen Pflichten gegen sein Haus, seine Kinder, seinen Dienst, darin zeigt er seine Christusliebe nicht, der hat die Liebe Gottes nicht. Und der ist ein Lügner. Denn ein solch Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. Wir können ja auch Gott gar nicht anders lieben, als in den Brüdern. Was wollen wir denn Gott geben? Ihm gehört ja doch Alles schon. Er bedarf unseres Dienstes für sich nicht. Darum weist er uns an die Brüder. Was wir ihnen Gutes getan, das will er ansehen, als ihm selbst getan. Ist das uns nun heute wieder gesagt, so lasst uns hingehen und danach tun. Lasst uns mit Gottesliebe überwinden allen Hass und Stolz. Lasst uns aus der Gottesliebe, die wir selber erfahren haben, Geduld, Sanftmut, Lindigkeit schöpfen gegen alle Menschen; auch die wider uns sind. Lasst uns an der Liebe, die uns zuerst geliebt hat, lernen, auch selber zuerst zu lieben, zuerst die Hand zu reichen, zuerst zu vergeben und Frieden zu stiften. Dazu hilf uns heute, o du ewige Liebe. Amen.

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autoren/c/clemen_a/clemen_andachten/clemen-andachten_ueber_den_1._brief_des_johannes.txt · Zuletzt geändert: von aj
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