Clemen, Adolf - Andachten über das Johannes-Evangelium

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Clemen, Adolf - Andachten über das Johannes-Evangelium

Johannes 3, 16.

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Diesen Spruch hat Luther die Bibel im Kleinen genannt, und in seinem Sterben hat er ihn sich immer wieder vorsprechen lassen. Und gewiss, wenn uns auch aller Trost im Tod unterginge, klammern wir uns nur an dies Eine Wort, so können wir doch getrost sterben. Aber erst der heilige Geist lässt ihn uns recht verstehen. O darum, du heiliger Geist, bringe du ihn uns ins Herz hinein; verkläre du uns Gottes Liebe, tauche uns hinein ins Meer dieser Liebe, dass wir selig werden. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab. Das ist die höchste Liebe. Denn alle anderen Gaben, die Gott uns schenkt, machen den göttlichen Geber nicht ärmer. Unversiegbar fließt der Strom seiner Segnungen. Aber in Christo gibt Gott sich selbst hin. Denn er hat nur Einen Sohn, seinen eingebornen Sohn, nur Einen Christus, und den gibt er hin. Er gibt ihn hin in der Weihnacht, als das Kind in der Krippe, in unser armes Fleisch und Blut. Er gibt ihn auf Golgatha in den Tod am Kreuz. Aber dann gibt er ihn noch einmal, im höchsten Sinn. Er lässt ihn auferstehen und zum Himmel fahren, scheinbar von uns gehen; aber nur, um ihn aufs Höchste uns hinzugeben, nämlich ihn in uns zu geben im heiligen Geist, dass wir ihn fortan im Herzen haben, bleibend, immer. Er gibt ihn nicht bloß für uns hin am Kreuz, sondern kraft seiner Himmelfahrt frei von allen Erdenschranken, gibt er ihn in uns im heiligen Geist. Also am Pfingstfest erst ist es aufs Höchste erfüllt: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab.

Johannes 3, 17.

Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde.

Wer Arges tut und am Argen seine Lust hat, der hasst das Licht, und kommt nicht an das Licht. Das ist der letzte und tiefste Grund, weshalb so viele Gottes Wort nicht hören mögen, weshalb sie nicht betend vor Gott treten mögen. Sie haben am Argen ihre Lust; deshalb kommen sie nicht an das Licht, weil von dem Licht ihre Werke gestraft werden. Deshalb suchen sie mit solcher Hast Zerstreuungen und Arbeit und den Rausch des Weltlebens, vergraben sich nur um so tiefer in ihre Finsternis, um nicht ans Licht zu kommen, um nur nicht die strafende Stimme des Geistes zu hören. So muss sie Gott dem Gericht überlassen. Dahingegeben sein in des Herzens Finsternis, untergehen in Trotz und Schuld - das heißt schon gerichtet! Davor behüte uns der gnädige Gott! Wir wollen uns von seinem Geist strafen lassen, wollen an sein Licht kommen, wie weh es uns auch tue. Dann wird er uns aufwecken zu neuem Leben, zu Werken, von denen es heißt: sie sind in Gott getan. Dann wird die Pfingstsonne in unsern Herzen aufgehen und in dem armen, harten Boden die Früchte des Geistes reifen: Liebe, Friede, Freude, Geduld, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Und wenn der heilige Geist uns in diesem Augenblick an ein besonderes, einzelnes Werk erinnert, das wohl wäre in Gott getan, das uns aber bisher zu schwer war, lasst den Geist uns wecken, so können wir's, heute noch.

Johannes 14, 23. 26. 27.

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, derselbige wird es euch Alles lehren, und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

O seliges Herz, das der Geist zu einer Wohnung, zu einem Tempel Gottes macht, in dem der Vater, in dem der Heiland nicht bloß in einzelnen Stunden Einkehr halten, in dem er bleibend wohnen kann. Das Herz empfängt dann auch alle anderen Pfingstgnaden. Vor Allem die, dass der heilige Geist die Jünger lehren und sie erinnern soll alles des, das Jesus ihnen gesagt hatte. Das feine, gute Land hat den Samen aufgenommen, aber noch liegt es tot da. Fällt aber der Regen vom Himmel, dann wächst es über Nacht mächtig und herrlich empor. So mit den Jüngern, so heute mit uns. Der heilige Geist ist der gnädige Pfingstregen, der über uns kommen muss; dann wird das Wort, das wie tot in unsern Herzen lag, lebendig und fruchtbar. Dann wird das Wort, das wir längst gehört, nun auf einmal hier unser Trost, dort unsere Warnung, hier unser Gericht, dort unser Frieden. Von uns selbst haben wir keinen Frieden in unsern Herzen. Wir erfahren es nur zu sehr, alle Tage. Aber Christus hat ihn für uns teuer erworben und wiedergebracht. Und der heilige Geist bringt ihn in unsere Herzen hinein. Selig, wer diesen Frieden hat; dessen Herz erschrickt nicht und fürchtet sich nicht; der hat eine Macht wider alle Angst der Welt.

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