Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (381).

Nr. 381 (C. R. – 1827)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (381).

Farel hatte sich anerboten, Calvin in seinen Nöten zu Hilfe zu kommen. Als nach dem 3. September (vgl. 377) der Rat nichts unternahm, protestierte Calvin selbst mit seinen Kollegen gegen die unerlaubte Freisprechung Bertheliers. Der Rat gab eine ausweichende Antwort, wagte aber nichts gegen Calvin zu tun; doch hoffte die Mehrheit, Perrin und seine Anhänger, die Frage des Exkommunikationsrechts vor dem Rat der Zweihundert zu ungunsten Calvins entscheiden zu können; von dieser Absicht weiß Calvin.

Farels Anwesenheit in Genf.

Ich weiß nicht, lieber Farel, wie ich dir danken soll für deinen außerordentlichen Liebeseifer um uns und die ebenso starke Fürsorge für unsere Kirche. Ich habe absichtlich nichts oder nur wenig geschrieben, weil ich fürchtete, du könntest dann gleich zu Pferde steigen, wie du auch schon getan hast. Ich wollte dir jedoch nicht die Mühe machen, bevor es höchste Zeit war. Wenn du sagst, es sei dir nicht lieb, wenn ich dich so schone, so weiß ich ja zur Genüge und auch aus Erfahrung, wie gern, ja geradezu wie begierig du jede Mühe auf dich nimmst für Gottes Kirche, und wie rasch du bereit bist, uns zu helfen. Wie die Verhältnisse jetzt liegen, hast du wohl von Viret erfahren, oder vielmehr aus meinem Brief an ihn, den ich in der Absicht schrieb, er sollte Euch beiden gelten. Die Feinde richten ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, es am 15. November im weiteren Rat durch eine Skandalszene zur Entscheidung zu bringen. Ich hielte es für gut, wenn Viret dann hier wäre. Von dir wünschte ich, du kämest früher, wenn es mit Servet Ernst gilt. Das wird hoffentlich vor Ende nächster Woche sein. Weil aber Claude Bernards Sohn Viret zu seiner Hochzeit auf nächsten Sonntag eingeladen hat, so wird er jedenfalls, wenn du über Lausanne reisest, mit dir kommen. Ich möchte aber nicht, dass du einen Schritt tust, wenn es dir nicht ganz gut passt, falls es nicht dringend notwendig ist. Da ich Viret benachrichtigt habe, wird er dir ohne Zweifel schreiben, was er im Sinn hat, wenn er einen zuverlässigen Boten findet.

Die Unsern lassen dich alle vielmals grüßen, vor allem unser Marchese, de Normandie und mein wieder zum Leben erstandener Bruder. Lebwohl, bester, liebster Bruder. Grüße deine Kollegen und dein ganzes Haus angelegentlich. Der Herr Christus regiere Euch alle, er behüte und segne Euch allezeit.

Genf, 14. Oktober 1553.
Ganz dein
Johannes Calvin.

Was mir beim Schreiben nicht einfiel: Francois Bernard heiratet die Tochter des Stadtschreibers Roset, der am selben Tag auch die Hochzeit seines Sohnes mit einem Mädchen vom Lande feiert.

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