Calvin, Jean - An Herrn de Falais in Straßburg.

Nr. 169 (C. R. – 806)

Calvin, Jean - An Herrn de Falais in Straßburg.

Der eingeschlossene Brief an Frau de Falais datiert vom 21. Juni. Herr de Falais hatte einen Rückfall seiner Krankheit gehabt. Non placet = Es gefällt mir nicht; ich willige nicht ein.

Frage nach einer Frau für Viret.

Monseigneur, Sie sehen am Datum des eingeschlossenen Briefes, wie lang er bei mir liegen blieb, seitdem ich ihn geschrieben, weil der Bote keine Gelegenheit fand, seines Amtes zu walten. Ich wollte Sie davon nur in Kenntnis setzen, damit Sie nicht etwa glauben, er habe ihn so lange in den Händen gehabt [ohne ihn abzugeben]. Wir sind sehr gespannt auf Nachricht von Ihnen des Gerüchtes wegen, das umgeht. Gott lasse es durch seine Gnade geschehen, dass Sie Grund haben, uns Freude zu machen. Da nun der Bote doch schon in Anspruch genommen ist, habe ich mich entschlossen, Monseigneur, ein Gesuch an Sie zu stellen. Sie wissen, dass unser Bruder Viret eine Frau bekommen sollte. Ich bin darum ebenso besorgt wie er. Nun finden wir zwar Frauen genug hier, in Lausanne und in Orbe; aber es ist darunter noch keine, mit der ich ganz zufrieden wäre. Da wir nun darüber beraten, möchte ich Sie bitten, falls Sie in Straßburg eine bemerkt hätten, die Ihnen für Viret passend schiene, es mir gefälligst zu melden. Ich wollte mich an niemand wenden als an Sie, da nicht alle die Klugheit haben, die es dazu braucht. Sie könnten mir freilich einwenden, ich müsste in Straßburg doch mindestens eine kennen; aber ich möchte doch kein Wörtlein wagen, ehe ich Ihr Urteil habe. Sie können es in ein Wort fassen; dann schweigen Sie, so halte ich das für ein Non placet. Ich habe nicht gezögert, in dieser Sache, so heikel sie ist, mich gerade an Sie zu wenden, denn die Notwendigkeit wird mich entschuldigen, selbst wenn ich zudringlich schiene, da es niemand anders gab, dem ich mich hätte anvertrauen mögen, und da ich denke, Sie hätten damit wohl nicht verschont bleiben wollen, weil Sie ja wohl wissen, wie wichtig für die Kirche Gottes die Heirat eines solchen Mannes ist. Freilich möchte ich Sie nicht damit belästigen, für ihn zu werben, falls sich in Straßburg eine Partie für ihn fände. Aber Ihren Rat einzuholen, diese Freiheit werden Sie mir, denke ich, gestatten. Indem ich mich nun, Monseigneur, Ihrer Gunst in dem Grad, wie ich Sie liebe, empfehle, bitte ich den lieben Gott, stets für Sie so zu sorgen und Sie so zu führen, dass Sie mehr und mehr seiner Ehre dienen.

Genf, 4. Juli [1546].
Ihr Diener, ergebener Bruder und guter Freund
Johann Calvin.

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