Nr. 147 (C. R. – 726)
Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (147).
Aime Maigret ist ein Pfarrer, gegen den Klage wegen Unsittlichkeit geführt wurde. Über den Karmeliter-Mönch siehe Brief Nr. 87. Quintin (vgl. 130) ist ein Libertiner, der in Belgien Anhänger warb.
Allerlei Schwierigkeiten.
Könnte ich doch von hier für drei Tage abkommen, um wenigstens ein paar Stunden mit dir reden zu können! Ich werde versuchen, mich loszumachen, kann aber nichts versprechen. Ich wundere mich, dass du in deinem Brief den von mir nicht erwähnst, den dir ein Mann aus dem Dauphine bringen sollte, der behauptete, einst bei Francois Martoret gewohnt zu haben. Es täte mir leid, wenn er mich betrogen hätte. Denn ich hatte seinem Empfehlungsbrief eine Kopie unseres Briefes an die Berner Pfarrer beigelegt. Wir haben jetzt mit Maigret zu tun, dessen Sache wir dem Rat überwiesen haben. Es wird uns leicht sein, ihn auszustoßen. Täten wirs nicht, so hegten wir eine Schlange am Busen. Wir haben beschlossen, uns soweit zu mäßigen, dass wir nicht ausdrücklich seine Abdankung zu fordern scheinen. Wenn dir gewisse Leute einen Kollegen aufdrängen wollen, so geschieht es ohne Zweifel, um dadurch dich zu verdrängen. Ist einer gewählt, so hast du dann gerechte und begreifliche Ursache zu klagen. Weißt du, wer vor kurzem bei uns angekommen ist? Der Karmeliter-Mönch von Lyon. Und zwar ganz erfüllt von der Lehre Quintins, so viel wir aus einer Probe, die er davon in unserm gestrigen Konvent ablegte, schließen können. Freilich, bis jetzt ist es bloß Vermutung. Wir werden noch näher zusehen, da wir besonders aufmerksam gemacht sind. Lebwohl, lieber Bruder und trefflichster Freund. Der Herr behüte dich und deine Frau. Richte ihr und allen Freunden viele Grüße aus.
Genf, 7. November 1545.
Dein
Johannes Calvin.