Nr. 101 (C. R. – 443)
Calvin, Jean - An Francois de Mandallaz in Cernex.
Der Adressat, katholischer Pfarrer der savoyischen Gemeinde Cernex, hatte die Genfer aufgefordert, die Pest als Strafe Gottes anzusehen für den Abfall von seiner Kirche.
Verteidigung der evangelischen Lehre.
Herr Pfarrer, wir anerkennen, dass die Bemerkung in Ihrem Briefe ganz wahr ist, die Pest, die in unsrer Stadt herrscht, sei eine Geißel Gottes, und wir bekennen auch, dass er uns gerecht straft und uns züchtigt für unsere Fehler und Vergehen. Wir zweifeln auch gar nicht, dass er uns dadurch mahnt, unser Gewissen zu prüfen, um uns zur Buße zu führen und zu leiten. Deshalb nehmen wir auch an, was Sie sagen, dass es Zeit ist für uns, umzukehren zu Gott und seine Vergebung und Barmherzigkeit zu erflehen und zu erlangen. Wir sehen auch, dass in der ganzen Christenheit kaum ein Winkel ist, der nicht heimgesucht wird an seinem Ort. So müssen wir daraus schließen, dass Gottes Zorn heftig entbrannt ist über diese arme Welt. Und das ist kein Wunder. Denn die Ursachen sind offenkundig, und man braucht nicht weit zu suchen, da man sieht, welche Verderbnis allenthalben herrscht, und wie das Böse regiert mit höchster Macht. Wir sagen das nicht, um uns zu entschuldigen, indem wir uns zu den andern zählen; sondern der Zorn Gottes muss uns umso furchtbarer erscheinen, wenn er so sich erstreckt über die ganze Erde, wie eine Art Sintflut. Haben wir das nun alles bedacht, so können wir nicht anders urteilen, als dass, abgesehen von der allgemeinen Herrschaft des Bösen überall, zwei Tatsachen unter den Christen den Zorn Gottes herausfordern. Das ist es, dass die einen ihm seine Ehre rauben durch Götzendienst und Aberglauben, und statt sein Wort anzunehmen und dadurch sich auf den rechten Weg führen zu lassen, es nicht nur verachten und verspotten, sondern es sogar hassen, verabscheuen und verfolgen. Wir andrerseits, die wir durch sein Evangelium wissen, wie man ihm dienen und ihn ehren soll, tun unsre Pflicht nicht genügend, so dass das Wort des Lebens gleichsam müßig und unnütz ist unter uns. Wir wollen uns nicht rechtfertigen, indem wir andere verdammen. Denn je mehr uns Gott nach seinem Wohlgefallen aus der entsetzlichen Finsternis, in der wir saßen, hervorgezogen und uns erleuchtet hat, den rechten Weg des Heils zu erkennen, umso größer ist unsere Schuld, wenn wir nachlässig sind in der Erfüllung unserer Pflicht, wie geschrieben steht: Der Knecht, der den Willen des Herrn kennt und tut ihn nicht, wird am härtesten gestraft werden [Luk. 12, 47]. So dürfen wir gar nicht überrascht sein, wenn unser Herr uns doppelt schwer heimsucht, wegen unserer Undankbarkeit, die darin liegt, dass wir nicht wandeln als Kinder des Lichts und nicht die Früchte zeigen des heiligen Berufs, zu dem er uns berufen hat. Er hat es ja besonders verkündet, dass er sein Gericht beginnen wird mit seinem Hause (1. Petr. 4), d. h. dass er seine Diener zuerst züchtigen wird.
Aber andrerseits muss man auch bedenken, dass er, da er vor allem auf seine Ehre hält, besonders hasst und verabscheut den Götzendienst und Aberglauben, die ihm seine Ehre nehmen und ihn schwerer beleidigen, als alles andere. Denken Sie nun ein wenig an das, was bei Ihnen geschieht. Da betet man Holz und Stein an; da ruft man Tote an; da verlässt man sich auf nichtige Dinge. Man will Gott dienen durch törichte, ohne sein Wort erfundene Bräuche. Die wahre Lehre ist begraben, und will einer sie hervorholen, so wird er grausam verfolgt. Sagen Sie selbst, ob wohl Gott solche Befleckung und Lästerung seiner Ehre dulden kann? St. Paulus sagt, dass Gott in Korinth die Pest habe kommen lassen, weil das Abendmahl nicht gefeiert wurde, wie es sollte (1. Kor. 11). Was muss man nun erwarten, da es nun schon so lang verkehrt ist in eine entsetzliche Schändung des Heiligen, wie es Ihre Messe ist? Was wir da sagen, brauchen wir nicht lang zu beweisen. Schauen Sie, wie unser Herr Jesus es eingesetzt hat, und vergleichen Sie damit Ihre Messe. Sie werden einen Abstand finden wie zwischen Himmel und Erde. So wäre es wahrhaftig unsere Pflicht, miteinander einmütig Gott die Ehre zu geben und jeder an seinem Ort unsre Schulden zu bekennen (Dan. 9). Nämlich so, dass wir es als eine schwere Sünde empfinden, seine Gnade, die er uns anbietet, nicht anzunehmen, wie es sich gehört, und nicht vollkommener zu sein im Leben, trotz der Kenntnis seines Evangeliums, die er uns gegeben, und der Mahnungen, die er täglich an uns richtet durch sein Gebot. Die aber, die statt seinem Wort ihrer eignen Phantasie und menschlicher Überlieferung folgen, sollten einsehen, dass es ein Gräuel ist, der Gott sehr missfällt, wenn man den Gottesdienst verkehrt, wie sie es tun, falschen Lehren anhängt, sein Vertrauen auf Kreaturen setzt, um selig zu werden, den rechten Brauch der Sakramente umstürzt, den Namen Gottes missbraucht und dabei noch die Zeugen Jesu Christi verfolgt, die es wagen, ihren Mund aufzutun gegen solche Missbräuche. Und wenn manche von diesen Leuten gegenwärtig im Glücke sind, so sollen sie darauf kein zu großes Vertrauen setzen. Denn stets wars der Brauch der Heuchler, und namentlich der Götzendiener, wenn die Hand des Herrn sie nicht drückte, sich zu brüsten, das sei so, weil sie Gott wohl gedient hätten, da sie doch ihm seine Ehre raubten im Götzendienst. Und so verstocken sie sich in ihrer Gottlosigkeit, sich selber schmeichelnd und die andern verdammend. Aber wie sagt der Herr? Ich habe ihnen, sagt er (Hosea 2) alles mögliche Gute getan und sie haben gedacht, es sei der Lohn dafür, dass sie den Götzen nachgehurt hätten, deshalb will ich von ihnen nehmen alles, was ich ihnen gegeben, um ihre Schande aufzudecken und sie zu zwingen zur Rückkehr zu mir.
Jetzt, da es sich darum handelt, die Fehler zu suchen, um deretwillen Gott uns straft und mit denen wir ihn beleidigt haben, werfen Sie uns vor, wir hätten den Gottesdienst und die kirchliche Ordnung, die in unsrer Stadt so wohl Bestand und Beachtung gehabt habe, geändert. Der Vorwurf ist nicht neu. Man machte ihn seinerzeit dem Jeremia schon, wie er im 44. Kapitel erzählt. Denn die Heuchler klagten, seitdem man die Verehrung der Himmelskönigin aufgegeben habe, sei nichts als Hungersnot, Krieg und alles Elend gekommen. Ebenso zeigten Lactantius, ein alter Kirchenvater, und St. Augustin, dass zu ihrer Zeit alle Not, die in der Welt war, dem Evangelium zugeschrieben wurde, weil es die Ursache war, dass der Aberglaube der Heiden, den man für Gottesdienst hielt, zerstört wurde. Sie werden sagen, das sei nicht ganz das Gleiche. Wir behaupten: doch, es ist das Gleiche. Was nun tun? Wir werden von den Tatsachen aus nach der Wahrheit forschen müssen, um gut und richtig urteilen zu können. Nun, abgesehen davon, dass wir im Bezug auf diesen Vorwurf ein reines Gewissen haben vor Gott, können auch die Tatsachen deutlich für uns antworten vor den Menschen. Denn noch niemand hat uns bewiesen, dass wir etwas geändert hätten, was Gott befohlen hat, noch dass wir auch nur eine Kleinigkeit neu eingeführt hätten gegen sein Wort, noch dass wir von der Wahrheit abgewichen wären, um eine falsche Lehre anzunehmen. Im Gegenteil ist es eine bekannte Tatsache, dass wir unsre Kirche reformiert haben nach der reinen Lehre Gottes, die allein die Richtschnur ist, die Kirche recht in Stand zu setzen und zu halten. Wahr ists, es ist unangenehm, ändern zu müssen, was man übernommen hat. Die Ordnung aber, die uns unser Herr eingegeben hat, muss auf ewig unverletzlich bleiben. Wenn sie nun zeitweilig aufgegeben worden ist, so muss man sie wieder aufrichten, und wollten auch Himmel und Erde drüber aneinander geraten. Es gibt kein Recht des Alters, keinen Brauch, der daran etwas ändern kann, dass die Einrichtung der Kirche, die gegründet ist auf den Willen Gottes, bleiben muss bis ans Ende der Welt, da er es so gewollt und bestimmt hat. Die Gründe, die uns zur Änderung brachten, waren zu dringend. Die Hauptsache des Christentums ist doch die rechte Anbetung Gottes. Nun haben wir erkannt, dass die Form unserer Anbetung, die wir früher brauchten, falsch und verkehrt war. Denn sie geschah nicht in Geist und Wahrheit (Joh. 4), sondern in äußerlichen Zeremonien, ja sogar in abergläubischen Handlungen. Dazu beteten sie noch nicht einmal Gott allein an, sondern an seiner Statt Holz und Stein, Gemälde, Totenschreine und ähnliche Dinge. – Mit der Anbetung Gottes ist verknüpft die Art der rechten Anrufung. Und ruft man ihn im ganzen Papsttum anders an als mit Zweifel und Misstrauen, da man doch das Amt Jesu Christi nicht mehr kennt, unser Fürsprecher und Mittler zu sein, der uns erlangen lässt, was wir bitten? (Röm. 8; 1. Timot. 2; 1. Joh. 2; Hebr. 4). Dazu, was waren die öffentlichen Gebete anders als ein Murmeln oder Schreien ohne Verstand. Drittens, welche Lästerung liegt darin, dass man das Amt des einen Mittlers auf männliche und weibliche Heilige überträgt, Gnade zu erlangen in ihrem Namen und um ihrer Verdienste willen! – Nach der Anrufung Gottes folgt der Dienst? Nun hatte man uns gelehrt, Gott zu dienen in eiteln menschlichen Bräuchen. Er dagegen will und verlangt, dass wir allein seinen Willen als Richtschnur nehmen (5. Mos. 11; 1. Sam. 15). Darüber, wie wir zur Seligkeit gelangen könnten, was doch gleichsam die Grundlage alles andern ist, hatte man uns gelehrt, nicht auf seine Gnade allein zu trauen, damit wir ein ruhiges Gewissen hätten, und ihm die Ehre zu geben, die ihm gebührt, sondern unser Vertrauen teils auf uns selbst, teils auf andere Geschöpfe zu setzen. Es ist gar nicht nötig, alles Weitere aufzuzählen, man käme damit ja doch zu keinem Ende. Genug, dass es so stand, dass die Gnade Jesu Christi uns wie begraben lag. Hatten wir nun das erkannt und war es uns klar bewiesen, dass das alles ein Gräuel sei vor Gott, was sollten wir tun? Sollten wir etwa Gott widerstehen und seiner Wahrheit? Wäre die frühere Ordnung der Kirche auch nur einigermaßen erträglich gewesen, wir wären wohl zufrieden gewesen, darin fortzufahren. Aber es war eine solche babylonische Verwirrung, dass kein andres Mittel übrig blieb, als sie ganz zu erneuern. Was sollen wir sagen von den Sakramenten? deren Gebrauch verkehrt war, ganz anders als ihn unser Herr Jesus Christus befiehlt. Wie viel törichte Bräuche waren bei der Taufe, von Menschen erfunden, ohne Gottes Willen? Und noch schlimmer, die wahre, reine Einsetzung der Taufe durch unsern Herrn war wie vernichtet durch solchen Unrat. Es war so: man achtete die Salbung mehr als die Wassertaufe. Und heute scheint Ihnen unsere Taufe sozusagen als nichtig, weil wir nichts behalten haben, als was der Herr befohlen hat und die Apostel gehalten und beobachtet haben. Das Abendmahl war noch viel mehr entweiht. Unser Herr hat es uns hinterlassen als ein Pfand, damit wir gewiss seien, dass unsere Seelen gespeist werden mit seinem Leib und Blut und Teil haben sollen an allen seinen Gütern, besonders an seinem Leiden und Sterben. Deshalb sollte man es austeilen, wie es sein Befehl mit sich bringt, nämlich mit einer Erklärung der Kraft und Wirkung des Geheimnisses. Nun hat mans aber im Gegenteil verkehrt in ein Opfer, um eine neue Versöhnung mit Gott zu schaffen durch eine menschliche Handlung, und das nicht allein für die Lebendigen, sondern auch für die Toten. Der Priester trennte sich von der Gemeinde, um das Sakrament zu gebrauchen. Alles geschah und wurde gesprochen in einer unverständlichen Sprache, wie die Zauberer ihre Sprüche murmeln. Und wenn die Osterkommunion kam, so gab man dem Volk erst noch nur die Hälfte des Sakraments, indem man ihm den Kelch nahm gegen das ausdrückliche Gebot des Meisters. Diesen Entweihungen beizustimmen, davon konnte doch keine Rede sein. Und jetzt wirft man uns trotzdem vor, wir hätten das heilige Sakrament vernichtet. Die Tatsachen aber zeigen, dass wir es wiederhergestellt und ganz gemacht haben, wo es in jeder Weise verdorben und befleckt war. Als St. Paulus den Missbrauch abstellen wollte, der bei den Korinthern an diesem Sakrament aufgekommen war, verwies er sie auf den ersten Befehl des Herrn, als auf ein unverletzliches Gebot (1. Kor. 11). Was konnten wir denn anders tun, um es von den zahllosen Missbräuchen zu reinigen, die es befleckt hatten, als eben diese Regel zu befolgen? Man soll uns doch zeigen, wenn man kann, ob wir etwas haben in der Art, wie wir Abendmahl halten, das nicht mit der Einsetzung unseres Herrn, mit dem Brauch der Apostel übereinstimmt, und wir sind bereit, den Fehler zu verbessern. Klagt man uns aber ohne Sinn und Verstand an, so wird uns das nicht dazu bewegen, die sichere Wahrheit zu verleugnen. Deshalb halten wir das, was Sie uns als Fehler anrechnen, für ein Werk von Gott, das Beste, was wir tun konnten. Trotzdem leugnen wir nicht, dass wir vielfach arg gefehlt haben, wofür uns jetzt der Herr mit Recht straft, aber nur darin, dass unser Leben nicht seiner heiligen Lehre entspricht, die wir bekennen.
Ebenso weisen Sie uns bei ihrer Ermahnung, zu Gott zurückzukehren zur Beschwichtigung seines Zorns, auf solche Mittel, die diesen Zorn eher hervorriefen und noch mehr entflammten. Erstens verlangen Sie, wir sollen das kostbare Fleisch und Blut unseres Herrn Jesus Gott als Opfer darbringen. Wir wissen wohl, dass das bei Ihnen Gewohnheit ist; um aber klar zu werden, ob es auch ein Gott wohlgefälliges Werk wäre, müssen wir untersuchen, ob es seinem Willen gemäß ist. Nun sagt er uns aber nicht, dass wir seinen Leib darbringen sollen, sondern dass wir ihn hinnehmen sollen. (Matth. 26; Mark.; Luk.; Paul.) Nehmet, sagt er, esset. Wenn wir nun, statt den Leib Jesu Christi hinzunehmen, Gott glauben machen wollten, es sein ein Opfer, das wir ihm darbringen, wo fänden wir Billigung für ein solches Phantasiespiel? Wir bitten Sie, betrachten Sie diesen Grund wohl. Sie raten uns, den Leib Jesu Christi darbringen zu lassen durch einen Priester, um Gnade zu erlangen. Wir antworten, er hat uns sein Sakrament nicht gegeben zu solchem Zweck, sondern um es anzunehmen, damit wir Teil hätten an dem einen ewig gültigen Opfer, das er allein dargebracht hat, wie sein Amt es wollte (Hebr. 7, 8. 9. 10). Wir sagen sogar, es hieße ihm seine Ehre nehmen, da er allein zum Hohenpriester geweiht war, ohne Nachfolger noch Gesellen, um sich selbst darzubringen, weil kein andrer würdig war, ein so hervorragendes Werk zu tun. Denn die Aufgabe des Opfers ist die, das Mittel zu sein zur Versöhnung zwischen Gott und den Menschen. Wem sollen wir nun glauben? Jesu Christo oder Ihnen, da solch ein Widerspruch besteht. Sie raten uns dann weiter die schönen öffentlichen Bittgänge an. Aber was täte man damit, als dass man Gott zufrieden stellen wollte mit großem Pomp und Zeremoniell? Sie werden sagen, Ihre Absicht sei, dass solche Bittgänge geschehen sollen in Ehrfurcht vor Gott. Aber welche Ehrfurcht wäre das, sein Vertrauen zu setzen auf Kerzen und Fackeln, prächtige, kostbare Gewänder, Bilder und Totenschreine? Das ist immer die Art und Weise der Heiden gewesen, wie die Geschichte uns lehrt. Aber man müsste nun auch wissen, wie eine solche Weise zum Christentum passte. Wir reden nicht darüber, ob man sich versammeln dürfe zum feierlichen Gebet zu Gott. Aber wir fragen, was denn an öffentlichen Bittgängen ist außer der Pracht der Gewänder, Leuchter, Reliquien und anderer ähnlicher Dinge? Nun, das schmeckt alles nach Judentum und steht Heiden besser an als Christen. Freilich ruft und singt man dabei wohl! Aber wie? In fremder Sprache. Und das gegen das ausdrückliche Verbot des heiligen Geistes (1. Kor. 14), der befiehlt, man solle gemeinsame Gebete in der gewöhnlichen Sprache halten, damit die Ungelehrten und Einfältigen könnten daran teilnehmen und Amen sprechen am Schluss. Weiter ermahnen Sie uns, die Jungfrau Maria und die Heiligen anzurufen, und heben dabei besonders St. Petrus hervor, als unsern Schutzpatron. Gott aber ruft uns zu sich allein und verbietet uns, anderswo Hilfe zu suchen. (Ps. 49.) Und das mit gutem Recht.
Denn darin liegt hauptsächlich seine Ehre, dass wir ihn allein anrufen im Namen Jesu Christi. Aber wenn auch dieser Grund nicht vorläge, so gibt es doch in der Schrift viele Ermahnungen, zu Gott zurückzukehren mit Bitten und Beten in Zeiten der Pest, des Kriegs und der Teuerung (Jes. 44. 45; Jer. 3; Hos. 2). Nie aber sagt ein einziges Wort, man solle die Heiligen anrufen. So wäre es zu unüberlegt gehandelt von uns, wollten wir dem folgen, was Sie sagen, und uns abwenden vom ganzen Wort Gottes. Wenn Sie nun St. Peter unsern Schutzpatron nennen, so ist das nichts anderes, als was der Prophet sagt: Israel, so manche Stadt, so manchen Gott hast du (Jer. 2). Denn es war auch damals nicht die Absicht des Volkes, sich mehrere Götter zu machen, um den wahren Gott, den Weltschöpfer, zu verdrängen. Aber weil jede Stadt sich einen Schutzpatron wählte, auf den sie ihr Vertrauen setzte, wirft ihnen der Prophet vor, jede Stadt habe einen eignen Gott. So wollen Sie es nun mit uns machen. Gott aber gefällt es nicht, wenn wir einen andern Schutzpatron nehmen als Jesum Christum, der es auf sich genommen hat, uns zu empfehlen Gott seinem Vater. Waren wir früher in dieser Verblendung, so ist nun die Finsternis vergangen (Joh. 10). Es ist nicht mehr Zeit, zu irren, da wir jetzt die leuchtende Klarheit so vor Augen haben. Aber Sie sagen, Sie hätten es erfahren, wie viel es nütze. Wie wir schon gesagt – es ist nicht neu, dass man die Wohltaten Gottes unsern törichten und verkehrten Werken zuschreibt, als ob wir durch den Götzendienst die Güter verdient hätten, die Gott uns schenkt. Auch die Hexenmeister, Zauberer, Wahrsager und ähnliche Leute berufen sich ebenso auf ihre Erfahrung. Wir aber haben unsere bestimmte Regel, nämlich dass die Überlegung vorgeht und die Erfahrung nachfolgt. Handeln wir so, so schweifen wir nicht aus und weichen nicht ab von dem, was Gott uns befiehlt, und wir finden wahrhaftig und ohne Trug, dass seine Hilfe denen nie gemangelt hat, die sich ganz auf ihn verlassen. Im Gegenteil, wenn wir anderswo Hilfe suchen, so denken wir wohl manchmal, wie hätten Nutzen davon; zuletzt aber sind wir betrogen. Nun, unser Herr Jesus wolle Ihnen die Augen öffnen, dass Sie sehen, was es heißen will, wenn er sich nennt das einzige Heil, das einzige Leben, die einzige Heiligung, die einzige Weisheit, die einzige Zuversicht der Menschen, damit wir ihn alle zusammen als solches erkennen, einmütig ihn preisen mit Herz und Mund und mit allen unsern Werken, so dass, wie wir eine Taufe empfangen haben in seinem Namen, wir auch das gleiche Glaubensbekenntnis haben werden in unsrer Christenheit.
[September 1543.]