Bucer, Martin - Die "Collegiorum pietatis"
Mehrung götlicher gnaden und geists durch unsern herren Jesum Christum. Amen.
E. Erenvest und Ersam Weißheit solle ein götliche sach, und die das reich unsers herren Jesu Christi und heil so filer armen seelen gentzlich und zum höchsten belanget, bedenken und in deren anleitung geben einer gantzen oberkeit allhier. Darumb bitten wir E. E. V. und E. W. umb gottes, seines lieben sons, seiner armen zerstreweten kirchen und des heils diser stat willen, sie wollen unser folgendes christlich bedenken und anzeige christlichs gemüts nach gottes wort und auß seinem geist erwegen. Das geb er, unser lieber gott und vater, durch seinen lieben son, unsern einigen heiland. Amen.
Erstlich, so wöllen gottsäligklich ansehen und betrachten die claren enrsten worte gottes und dann auch die gleichnüßen, da mit er die art, eigenschaft und thun beschreibet seiner gleubigen, deren gemeindt, zucht und gemeinschaft.
Des ist ja alle schrift voll, das in gottes gnad und pundt, in gemeinschaft Christi und also gottes, ware kinder und christen nit sein mögen (im werk nemlich, dann nach gottes wahl und anfang seiner gnaden haben wir in diser sachen nit zu reden, sonder solend solichs gott befehlen, und wir ein ieden baum nach seinen früchten erkennen) alle, die nit mit warem hertzen darumb bitten und darnach trachten, das sie allen worten und gepoten gottes geleben, von dem weg seiner gepoten weder zur rechten noch zur linken abtreten, halten alles, was er befolhen: einander lieben, wie uns Christus der herr liebet, eins seien, wie er und der vater eins sind, und einander dienen und helfen wie glider an einem leib. Es sind ja ernste wort, das alle die, so ware christliche liebe nit zu allen menschen und besonders zu den hausgnossen des glaubens, iren brüderen in gott und mitglideren Christi, haben, vor gott nichts sind, weder kinder gots, noch glider Christi, sonder entfrembdet von gott und Christo und ewiger verdamnüß verpflichtet sind.
Zum anderen, so wöllen als vor gott sehen in alle berümpten christen diser stadt und erkennen, wie fil deren seien, die solche kindtschaft, liebe und gemeinschaft miteinander haben und solchen dienst zum ewigen leben einander beweisen, wie der herre Christus uns sein gemeinschaft anbeutet, lieb und dienst bewisen hat und zu beweisen immer begeret unddenn auch zum höchsten erfordert, das wir einander lieben und einander lieb und dienst beweisen sollen.
Zum dritten, so erkennen, das so lang wir prediger und seelsorger nit mit allen denen mitlen und wegen, die der herr selb gepraucht und zu geprauchen gepoten hat, mit höchstem fleiß dahin arbeiten, das dise liebe Christi mit aller irer kraft und werken, das einige end des gantzen gsatzes und aller gnaden werken gottes, der menschwerdung, todt, ufferstendtnüß und ewigen reichs, bei unseren leuten auch einmal thätlich erkandt und in ire ubung kome, von unserem herren Christo des urteils gewüßlich zu erwarten haben, das er getrawen hat seinen ontrewen knechten und hirten, die sich selb und nit siene herdt weiden.
Zum vierden, so wöllen auch vor gott betrachten und behertzigen, das der almechtig gott auch den obren das hirtenampt uber seine schaf befilhet und gepeutet, das sie zum fordristen dahin regieren und arbeiten sollen, das er der recht oberherr und könig erkennet und gehalten werde. Dann kein gewalt iemant gegeben ist, dann allein zur besserung.
Zum fünften, so wöllend die h. schrift und alle vernunft, ja auch die art der onvernünftigen tier recht ansehen und betrachten und darauß erkennen, daß keine ewige ware liebe mage sein zwischent denen menschen noch tieren, die sich nit gern zusamen halten und einander zu allem frommen und ergetzung zu dienen, besonderen lust und willen haben und beweisen.
Zum sechsten erkennen und bedenken, das das allerhöchste, notigste und heilsameste werk ist christlicher liebe, einander im glauben und der liebe stätigs erbawen und bessern mit allen christlichen, freuntlichen gesprechen underrichten, ermanen, warnen, strafe, trösten, anhalten.
Man besehe und erwege, wie der herr, wie die lieben apostel und alle ware christen und kinder gottes diß werk gelehret, erfordret und selbgetriben haben: und dißhalben so fil und gern leiblich zun leuten kommen, kuntschaft und freuntschaft mit inen gemacht im herren und die selbige mit allen dem, so sie immer konnent, gefordret und gemehret haben.
Man lese und bedenk, wa zu der herr seine zwelf und sibentzig jünger und andere besondere geliebten zu im gezogen und was er mit inen gehandlet habe.
Man sehe und erwege, wie die apostel, die ersten kirchen und alle heiligen ie welten ire ware lieb und einigs hertz und seel im herren darmit erzeiget und bewisen haben, das sie, wo und so oft inen möglich gewesen, sind zusamen konnen, oft uber ferre möher und land, uff das sie sich mit dem wort gottes in aller gotsäligkeit möchten erbawen und ire gottes gaben mit einander teilen.
Man lese doch das gantz evangeli und schrift der apostel und sehe, ob der herre und die apostel nit fil mer christlicher gespräch und underrichtung, da ieder sein notturft hat fragen und reden mögen, geübt haben, dann der gemeinen predigen gethon on soliche gespräche.
Dieweil nun dem allen also ist, so werden u. g. h. solche christliche versamlungen und gespräche nimmer mehr verpieten mögen on offenbares strackes verpieten götlichs gepots und werks, da durch sie dann den schweristen zorn gottes uber sich und uber die stadt führen würden, des sich dann auch alle prediger und christen würden teilhaftig machen, wa sie darein solten gehellen.
Man hat aber allerlei einreden, als ob solche versamlungen, gemeinschaften und gespräch Christi nit solten gottes gepot sein. Auff die bedenke man aber auch, was mit gottes wort sei zu antworten.
Antwort uff die einreden und vergebne fürsorgen wider die gepot und das werk christlicher gemeinschaft und gespräche.
Die erst einrede.
Wir seien nit in zeiten und haben nit kirchen wie der herr Christus und die lieben apostel, sonder es sstehe bei uns wie zu zeiten der propheten. Darumb sei uns nit ufferlegt, also versamlungen und gespräch zu halten wie sie. Und seie uns predigern gnug, wann wir in gemein predigen &.
Antwort.
Wenn es gilt die zeit also abteilen, so möchten wir wol wie die Schwenckfeldischen auch tauf und nachmal abthun und sagen, es were uns nit geordnet, die weil wir der zeit und leuten nit hetten, wie die apostel gehabt.
Aber der herr ist bei uns biß zu endt der welt, ein herr und meister, und sein wort ist ewig und bindet alle menschen zu allen zeiten. Er ist aller gleubigen einigs haupt und brauchet sie alle zu irer erbawung durch einander und das in alle wege und mit allen denen werken, die er hiezu ie geprauchet hat. Darumb alle seine wort und werk auch unser lehr und regel sein müssen.
Die propheten haben auch die iren oder mer gottes jünger besonders gesamlet und gelehret, wie man vom Helia, Helisaeo, Esaia und anderen klar liset. Also zu der zukunft Christi hatten Simeon und die liebe Anna, auch die uff das reich Christti mit inen warteten, ein besondere gemeinschaft, sie im tempel und sunst zu lehren udn zu ermanen.
Dergleichen haben auch die alten h. väter und bischöve auch under den christlichsten keisern und obern, allwegen ire versamlungen gehaltenn zu christlicihen gesprch und underweisung der eifrigen christen und aller deren, die sich wolten lassen näher zu herren füeren.
Die ander einrede.
Die apostel hatten kleine gemeinden und mer eifrige, darumb mochten sie solich werk christlicher gespräch besser mit frucht verrichten. Wir haben große und kalte gemeiinden, da lasse sich das werk nit also anrichten und uben.
Antwort.
Sin der leut fil, so sind sie christen oder nit. Sind sie christen, so hat auch ieder sein gab des h. geists nach seiner maß und kan man sie abteilen, das dennoch alles besserlich under inen gehandlet und einem ieden sein dienst zu christlichem erbawen bewisen werde. Sind dann iren fil nit christen, so mage man um deren willen den christen ire besserung nit wehren und das so fil weniger, so fil mer sie deren bedörfen von der kelte wegen im thun Christi, das noch in inen stecket von dem papst und der welt her.
Die dritt einrede.
Die sich aber also zusamen thundt, werden sich dardurch besser achten dann andere, ander leut onzeitig richten und verachten und uff ire besonder gesprächsversamlung mer dann uff gmeine predigen und sacrament halten und uff ir menschen thun ongötlich vertrawen.
Antwort.
Wer sagt, das christenleut solches arges daher thun werden, das sie im namen Christi versamlet, underwisen und vermanet werden?
Replic.
Der menschen art ist also. Und werden sich auch fil in solche gemeinschaft begeben, die nit Christi sind.
Antwort.
Sonder zweifel wirt der teufel sein onkraut auch in disen acker gottes säien. Unsere samlungen werden so wenig als des herren und der apostolen frei sein von den teufels kinderen. Noch haben wirr nieman demnach zu richten, das er thun oder werden mag, sonder allein nach dem er ietz thut und ist. Von den früchten, die der boum schon bracht hat und tregt, muß man in erkennen. Ein ieder solle, spricht der herr, auß seinen worten gericht, erkennet oder verdammet werden.
Die sich mit uns in christliche gemeinschaft haben begeben, bekennen sich als christen, da für müssen sie alle christen erkennen und halten/ biß sie das widerteil mit worten oder werken beweisen. Wan dann iemandt in den erfunden, den würdt man zum waren glauben Christi ermanen, und so fil eer und trostlicher, das er sich selb in solche gemeinschaft Christi begeben hat, das im sust entzogen würde. Will er sich aber nit bekeren lassen, da sehe die oberkeit zu wie die anderen, die nach gott nit fragen. In christlicher gemeinschaft werden solche eer erkennet und zur buß vermanet, das ist und bringt nichts arges. Hilfet das an inen nit, so sind sie wie vor und leider fil andre mit inen, und ist dennocht gots er an inen errettet und die christliche pflicht der kirchen und christlicher gemeinschaft inen geleistet. So würt mans auch dabei nit lassen bleiben, das man etwan zusamen komme und sich fil mit worten bekenne und außthue, dem man mit der that nit wolte nachkommen.
Dise versamlungen und gemeinschaften, die wir vorhaben, die wöllen wir mit gottes hilf dahin richten und geprauchen, das durch solche christliche kundtschaft und gemeinschaft alle und iede glider Christi desto eer und fruchtparer im glauben Christi erbawen und zu allen früchten deßselbigen angehalten werden. Und das auch namlich also. So iemant sündiget, das der nach dem gepot des herren des besserlich gestrafet und davon abgezogen werde und also das falsch vertrawen uff alles eusserlichs hingenommen und das sust von den predigen und sacramentubungen wolte im eussern thun allein beruwen und ein eusserer gotsdienst werden, zu warer und würklicher erbawung des glaubens und geistlichen gotsdiensts erwecket und getriben.
Replic. II.
Wann wir das wort thun, so würts bald mit eweren versamlungen gethon sein und der ietzige iest, auß fürwitz und newigkeit entstanden, uffhören.
Antwort.
Das haat sich kein christ, der nach der liebe von seinem nächsten richtet, zu vermuten. Die liebe hoffet das besser. Und ob schon bei filen die sachen der massen stohn mögen, so sind doch, ob gott will, auch ware christen, die in dem gott mit irem falschen bekennen ongern verhönen wolten. Und ob dann schon auch bei allen solche fürsorg möchte sein, das aber nit ist, noch so mögen keine christen umb solcher fürsorg willen das gottes gepot und werk underlassen, noch weniger verpieten. Man muß, was der herr befolhen, alle getauften zu lehren, understohn uff alle die weg, die inen der herr gepoten und selb gangen ist. Wer da nit will oder darinn nit bestoht, der tregt dann sein gericht für sich, und ist die kirch und seine mitchristen seines verderbens entschuldigt.
Replic. III.
Noch ist auch der recht frommen geprechen, das sie sich gern ires guten uberheben und andere verachten und frevel urteilen. Darauß würde denn zerrüttung der bürgerschaft erfolgen.
Antwort.
Sollte man aber drumb nit lehren fromm werden und halten alles, das der herr befolhen hat. In unseren gotsversamlungen würt man nieman verachten noch frävel urteilen und auch nieman mit dem wort gottes bekümmern, ders nit gern hören wille. Und wer sich anders halten wolte, dem wöllen wir des scheins christlicher gemeinschaft mit nichten gestohn und in den anderen verächteren, schmehern, lesterern und beleidigern der menschen zuzelen, deren man leider ein grewlichen haufen hie duldet, auch zu grewlicher verergernüß filer einfeltigen.
Replic. IIII
So werdt ir gar ein kleins heuflin in ewer gemeinschaft und samlung behalten.
Antwort.
Wenig sind erwehlet, noch will gott seiner herd, wol klein die ist, sein reich geben. Und wa nur zwen oder drei in seinem namen versamlet, da will er mitten under inen sein. So ist bei im alles himmlisch höre. Darumb werden sich die gleubigen irer geringen anzal nit entsetzen noch derhalben etwas werks Christi an inen selb underlassen.
Replic 5.
Wenn deren aber so wenig, so werden sie die anderen verachten und lesteren, als die da wöllen besser sein dann sie. Daher würdt dann abermal onruw under den bürgern entstohn.
Antwort.
Ja, wann die unseren nit wolten gute wort umb böse geben und mit gedult leiden alle schmach und lesterung der bösen. Dann fromme leut werden uber nieman zürnen, darumb das er begeret, christlich zu leben.
Auch solle ein oberkeit nieman gestatten, das er fromme christen umb der ghorsame Christi willen wolte lestern und verfolgen. Wa aber das doch geschehen würde, wie man dann uber grewliche lesterung wider gottes lehr und deren getrewe diener hie offentlich gestattet, so wöllen wir doch derhalben mit nieman einigen zank anheben und alles mit gedult dem herren befelhen. Und wa iemant under uns das nit thun wolte, den wöllen wir mit gottes wort zur besserung vermanen. Und wa das nit hülfe, im der waren christlichen gemeinschaft gar nit gestohn, noch in dem einigen schandtdeckel halten.
Es were auch wol zerbarmen und erschröcklich zu hören, wann u. g. h. wolten gestatten allerlei leuten, alle tag und auch uff die sonnentag rotten und samlungen zu machen zum zechen, zum spielen, zum lesteren, was götlich und gut ist, und zu aller uppigkeit. Wie dann solche in iren versamlungen got, alle ober und erbarkeit grewlich schmähen und beleidigen. Und wolte erst uber das und umb solcher ongötlichen leut willen weren den gotsförchtigen, auch uff die sonnentag im herren und zu seinem wort und gepet und dadurch zu warer besserung aller gotsäligkeit zusamen zukommen, damit sie im glauben Christi gesterket, der bösen hon und trutz desto baß könden erstohn und mit gedult uberwinden.
Des geschreis und bochens under etlichen leuten wider christliche versamlung were auch wol weniger, wann sie nit höreten, das die auch einer oberkeit mißfielen. Wa ein oberkeit in dem das werk des herren wolte, wie sie schuldig, befordren, so würde das lesteren und boldern bald gestillet werden.
Die vierde einrede.
Man halte dise versamlung wie ordenlich man wölle, so würdts dennocht ein schein einer sonderung haben und ein ansehen, als ob die sich zu solcher gemeinschaft begeben und halten, die rechten christen und die anderen also obenhin und noch nit recht christen weren. Dadurch dann fil frommer warer christen, die sich in solche newe gemeinschaft noch nit wüsten zu begeben, verachtet und demnach also ein spaltung auch under den christenlichen bürgern eingefüret würde.
Antwort.
Unser lieber herr Christus pörediget sein evangelion iederman und nam auch iederman uff, auch die offentlichen sünder und publican. Nicht desto weniger welche sich ließen weiter erbawen in der gotsäligkeit; mit denen hielt er auch besondere versamlungen, gespräch und ubung der gotsäligkeit; als mit Petro und den sönen Zebedaei vor den anderen apostolen und mit disen zwelfen vor den 70 und mit den 70 von dem gemeinen haufen. Und machte darumb kein sonderung noch spaltung, sonder die er näher und mer zu im zohe und zur gotseligkeit erbawete, die machte er damit desto gmeiner allen leuten und so fil volliger und geschickter, iederman zum guten zu dienen.
Machen die lieben christen, die sich öfter dann andere zum wort, gepet und sacramenten verfügen, damit kein spaltung, ob sie wo drob von den bösen auch gelestert werden, was sunderung und spaltung solten wir dann damit machen, das etliche fromme leut etwan an einem sonnentag uber andere gotsversamlungen auch zu einem christlichen catechismo, under sich und mit iren seelsorgern zu halten, sich zusamen verfügen: und dann auch sust einander zu allem guten durch christliche lehre und vermanung erhalten und von dem argen abziehen?
Ja, solle das kein spaltung sein, das der anderen so fil, auch uff die sonnentag und wan man das gottes wort prediget, sich zum zechen, spacieren, spielen und anderer uppigkeit und so schwerem verbrechen des sabbaths, dadurch der zorn gotts uber die gantz statt anzündet würt, versamlen, rotten und sonderen von allen waren christen: und solle ein spaltung sein, das etliche wolten sich desienigen befleissen, das wir alle schuldig sind, den sonnentag gantz zu heiligen und uber die predig und kindercatechismum auch iren Catechismum wolten besser lernen und uben und das in aller demut und sonder aller menschen verachtung und beleidigung. Vor solchem verkertem sinn wölle der lieb gott alle christen trawlich bewaren.
Es sind im alten testament und in den apostolischen kirchen allweg etliiche eiferige leut gewesen, die ire besondere versamlungen und ubungen in gots wort, zucht und gepet haben gehalten, und hat darumb kein spaltung bracht vor den anderen.
Replic.
Wan man aber solche versamlung haltet under der mittag predig, so werden die leut alda von gots wort und gmeiner mittag predig abgezogen.
Antwort.
Wann es daran allein lege, so were der sach bald gerathen, wie wol so morgens kein pfarr predig die ander hindert noch verschlecht, was solle der mittag predig abbrechen, ob man gleich darunder zun zeiten die predige Christi durch den catechismum practicierete, wenn man nemlich nit gelegnere zeit hiezu haben möchte.
Es sind aber auch noch durch soliche unsere christliche versamlungen so fil von der mittag predig nie abgezogen worden. Es werden alle sontag gar fil mer davon abgezogen durch die spacier, schwetz, schieß, spiel, zech und ander uppigkeit rotten und versamlungen. Darüber schreien wenig. Aber wie gesagt, man kan wol ein andere stund zu der alten catechismo nemen, bevorab im sommer. So würde man auch winterszeit nit alle sontag grosse versamlungen halten. Aber lieber herr gott, man stelle ab das ongötliche abziehen und abhalten von diser predige, so wöllen wir sie freilich uach nit irren.
Die fünft einred.
Man kan nit achten, das sollich besonder ersuchen und versamlen der christen von nöten seie oder besondere besserung bringen werde. Dann dieweil wir uns vernemen lassen, wir wöllen nieman dann die selbwilligen zu solchen versamlungen berufen, so seien die selbigen one das gewertig alles christlichen ansprechens und lehrens, die anderen werden sich in solche gemeinschaft nit begeben.
Antwort.
Wir wöllen ja nieman berufen dann die selb willigen. Die selbigen sollen aber als glider Christi täglich in aller gotsäligkeit wachsen und darzu erbawen, und des dörfen auch die aller volkomnesten. Neben denen sind noch fil mitler, schwacher brüder, die solches erbawens noch fil mer bedörfen.
Die 6. einrede.
Sind dann soliche christliche gespräch und der alten catechismi so hoch nutz und von nöten, warumb haben ir sie dann nit lengest angefangen? Wie das euch das gewissen in dem nun erst erwecket worden ist?
Antwort.
Wers sust wissen wolt, was wir gelehret und getriben, der würde dise einrede nit machen. Wir haben von anfang gelehrt, wie das unsere schriften, vor 16 und 20 jaren außgangen, bezeugen, das die christen müssen ein ware gemeinschaft im herren wie glider eins leibs mit einander haben und sich auch uber alle andere kirchen versamlungen zu eim christlichen gespräch, under weisung und vermanung zusamen thun und halten und alle einander, ieder nach seinen gaben, in der gotsäligkeit erbawen. Wir habens auch zu mermalen würklich angefangen. Nachdem aber sollichs dem kleineren teil unserer mitpfarrer hat wöllen gefallen, wie auch der mererteil der kirchenpfleger und dann die gmeienen pfarrkinder auch noch nit so ernstlich in iren gewissen hiezu getriben wurden, haben wir wol müssen nachlassen.
Nun aber, da auch D. Hedio uff ware christliche gemeinschaft und zucht in seinen predigen so ernstlich gedrungen und dann gott gegeben, das der mererteil der pfarrer sich zu solchem werk haben begeben und die anderen drei das auch gut erkennet und allein, das sie es nit angreifen, ire blödigkeit und ongelegenheit entschuldiget, auch so gar fil recht frommer und lieber bürger, die gott lob kein mensch weder der secten noch einiges ongehorsames und uffrürischen gemüts hat zu beschuldigen, das werk einmal anzufahen selb hertzlich begeret haben, so hetten wir doch an unserm hern Christo und seiner kirchen unsere pflicht grewlich müssen brechen und das ewige gottes wort, so wir also lang geprediget, mit der that lügen strafen, wa wir diß werk mit inen nit hetten angegriffen und müsten uns nachmals beweisen als ontrewe knecht und mer des bauch dann Christi diener, wa wir um einiger creaturen willen das unser solch werk im herren zu beforderen wolten underlassen.
Die sibende einrede.
Wie dann, das ewere mitbrüder diß werk nit noch so gut und nutz erkennen, sonder ir etliche das selb als ein sonderung und spaltung erkennen?
Antwort.
Ist dem also und sind die von iren vorigen bekantnüssen abgefallen, so entbieten wir uns, sie vor den kirchspiel pflegern oder der oberkeit und vor wem sie wöllen, zu hören. Und mögen sie uns darthun auß gottes wort, das wir vor gott bestohn mögen, wann wir die gmeinen predigen und andere kirchen dienst trewlich verrichten und der besonderen gespräch und catechismen mit den alten still stohn: so doch hie zu fil lieber christen sich selb willig erbieten und wir weder alter noch leibs schwacheit noch einige ware hindernüß mögen fürwenden, wie iren etliche mögen, so wöllen wir gern still stohn. Mögen sie aber das nit, wie sie es nimmer mer vermögen werden, dann Christus und sein reich ewig und zu allen zeiten sich gleich haltet und beweiset, wa mans nur gleich wolte annemen, so müssen wir als mer uff unseren Christum dann alle menschen sehen, Doch so haben gar umb ein guts den merern gotsgelertern und eifrigern teil der theologen und kirchen diener diser kirchen, die von diesem werk nochmals erkennen und halten das wir.
Merere arbeit, ongunst der welt und widersatz so filer gewaltiger auch lieger und ansichtiger leuten, die sich diser christlichen ubung entgegenstellen, dise ursachen mögen unser gewissen in diser gottes sachen nit enthalten. Dan wir sehen wol und hören, das allen solchen leuten alles ir widersetzen herkomet entweders auß onwissen gotlichs worts und unsers fürhabens oder auß ongleubiger schwacheit, das sie sich von gottes befelch onrath befahren oder aber das etliche selb förchten, die kraft des reichs und worts Christi wölle sich zu weit außthun und sie in irem onchristlichen thun betrieben. Dann ob man dise schon sicheret, das man sie mit gottes wort nit weiter, dann sie selb gern wöllen leiden, wölle beonruwigen, so förchten sie doch, die leut möchten so eifrig zu Gott werden, das sie etwan ire ergernüssen desto eer der oberkeit würden anzeigen zu verbessern, wenn sie die warnung götliichs worts nit wolten vor gut uffnemen. Wir müssen in gots sachen allein uff gots wort sehen, das staht klar da: Das wir einander alle sollen in höchster liebe Christi erkennen und besseren und darumb unsere versamlungen und gemeinschaft im herren halten, wie die aalle heiligen alts und news testaments, wann die religion ie recht und gentzlich ist werwaltet worden, gehalten haben; alles nach dem exempel act. 2. und der lehr 1. Cor. 14.
Replic.
Wie dann, das andere evangelische kirchen nit auch solche versamlungen und gemeinschaft halten?
Antwort.
Man hat solche gemeinschaft in allen recht evangelischen kirchen gelehret und in denen, die des Luthers ordnung gehalten, auch gar fil weiter ins werk bracht, dann es noch bei uns seie. In denen kirchen laßt man nieman zum h. abentmal, der sich nit vor anzeige und auch zu seiner zeit sich lasse seines glaubens und lebens zuvor beforschen und berichten und begere und entfahe vor die absolution.
Zu dem, so hat man in disen kirchen weder die secten noch andere epicurische lesterer lassen so weit einreissen und so fil leut vom wort, sacramenten und aller gemeinschaft Christi abreissen, den sonnentag so jämmerlich versprechen, die kinder und junge welt so grewlich verderben und von aller lehr Christi abgehalten werden. So hat auch ein ieder pfarrer die macht in disen kirchen, alle zu berufen und zur besserung zu vermanen, die ergerlich leben und allen denen, die nit wolten kommen oder christlich vermanung zur besserung uffnemen und die ergernüß abstellen, das h. sacrament vorzuhalten.
Solche ordnung und zucht würde man hie noch fil weniger leiden, dieweil man sich beschwären will, das man den catechismum Christi mit den selbwilligen alten ube und damit die wege suche, das man den secten und anderen lesterern mit gotts wort desto baß möge vorkommen und, wa sie eingerissen, sie durch christliche buß wider abtreibe und die junge welt wider zu gott und seinem wort bringe.
Wenn man uff andere kirchen will sehen, müste man das gut und die waren gottes gaben in den selbigen betrachten und die zur volge ziehen, sust solle unser uffsehen gentzlich uff gott und sein wort gohn. Da trete nun der christ herfür, der anzeigen könde, das diß nit gottes höchstes wort und gepot seie, das ieder seine nächsten in im und zu seinem reich liebe und das von hertzen und mit der that. Oder das auß solcher liebe nit notwendig müste volgen und kommen, das auß aller waren hertzlichen liebe des herren Christi und aller seiner wargleubigen von anfang der welt ie und ie hat gefolget und ist kommen, das nemlich alle die, so dise götliche liebe zusamen haben, sich gern und oft auch leiblich zusamen verfügen, ire geistliche gaben mit einander teilen und sich dadurch zu aller gotsäligkeit erbawen. Ist dann nun diß gotes wort, wie es ist und es alle christen müssen bekennen, warumb befordert man dann solich werk nit, das es möchte uff die allerbeste und besserlichste weiß und ordnung angerichtet und verrichtet werden, was joch alle kirchen in der welt thun.
So wolten wir dann auch gern sehen und hören, der diser kirchen gelägenheit wüßte, obo der auch ein füglichern eingang zu war christlicher zucht und gemeinschaft könde anzeigen, dann das man zum ersten mit den selbwilligen anfahe, die werk christlicher gemeinschaft zu uben und damit täglich luge, ob man die anderen auch dar zu von tag zu tag gewinnen und selbwillig machen und damit als immer den weg zu der jungen welt banen, das man die bei zeiten zu der erkantnüß Christi könde bringen. Als groß der hauf der abgefallenen und gar enteußerten von christlicher gmeinschaft in diser stadt ist und so frembd und ongemein die kirchendiener durch die secten und andere lesterer filen gemacht sind, so werden sie, die diener, dem herren sein volk in diser stat von alten und jungen lang nit in sein zucht und gemeinschaft bringen, wa sie darzu nit filer lieben christen exempel und hilfe haben. Wie man die gar fein und wol könde bekomen und geprauchen, so man uns ließ mit den angefangnen versamlungen furt faren.
Aber dise sach ist ja nit unser allein, sie belanget die anderen unsere brüder nit weniger dann uns, desgleichen z. g. h. und alle christen. Man rede und handle in warer gotsforcht von diser sachen, höre uns, besehe die wort gottes, die uns treiben, und suche die aller besten wege, so man kan, damit wir einmal dahin kommen, das wir könden die getauften lehren halten alles, was der herr befolhen hat und die ware gemeinschaft und zucht Christi ins werk bringen, wie das der herr allenthalben gepeutet.
Die VIII. einrede.
Nun mache man aber so gut man wölle mit diser versamlung, weil dannocht fil frommer christen sich in dise gemeinschaft so bald nit begeben werden, so werden immer zwen teil der christen sein und die sich in die new fürgenomen gmeinschaft nit begeben, nit für rechte christen gehalten und also etwas beschemet werden.
Antwort.
So wir allen denen, die sich zum herren und seinem wort bekennen und nit mit offentlicher that verleugknen, ob sie sich schon in die christliche gemeinschaft uff fürgenommne weiß noch nit begeben, wöllen wir inen in gsundtheit und krankheit für sie selb und die ieren doch alle dienst christlicher gemeinschaft leisten und beweisen. Derhalben kan man ie nit sagen, das zwei teil der christen hie seien, so sie doch alle einen Christum anrufen, einen tauf und nachtmal geprauchen, ob gleich etliche auch den catechismum der alten und das werk brüderlicher lehre und besserung gegen einander mer ubeten. Als wenig als man darauß geteilte christen kan machen, das etliche täglich das wort gottes hören, etliche allein uff den sonnentag.
Die neund einred.
Es werfen etlich auch für, wir haben etwan wider der taufer versamlung geschrüwen und geklagt, sie ziehen damit die leut ab von den gemeinen predigen.
Antwort.
Es ist wol zerbarmen, das gegen uns solche einreden gemacht werden. Wir haben nie darwider geschrüwen noch geklagt, das die teufer oder andere besondere versamlungen haben gehalten im herren und zu besserung gemeines wares glaubens an Christum. Das haben wir geklagt und klagens noch, das sie versamlungen haben, die leut nit allein von gemeinen predigen, sonder auch von gemeiner christlicher lehre und unser confession und aller christlichen gemeinschaft unser kirchen abziehen und in shcwere irthumb verfüeren. Und darumb auch ire soliche versamlungen halten in heimlichen orten, dahin sie nit einen ieden lassen kommen.
Wir haben inen darinnen allweg recht gegeben, das sie, so ander leut zechen und uppigkeit treiben, sich zum wort gottes und gemeiner underbawung auß dem wort gottes versamlen. Allein haben wir begeret, sie sollen uns auch zu solchen iren versamlungen berufen und gesunde lehre darinn füeren und von der kirchen gemeinschaft nit abziehen.
Darumb so wir unsere versamlungen an freien, offnen orten halten und gern wolten, das iederman darzu kome und darin kein andere dann unsere gemeine gsunde lehre füeren, auch von den predigen, sacramenten und aller gemeinschaft der kirchen nit allein nieman abziehen, sonder darzu iedermann ermanen und befordern, so reimet sich gar ubel, das man nun uns soll das entgegen werfen, das wir wider der teufer winkel, uffrürische und rottische versamlungen geredt haben.
Das man aber davon klaget, das etliche versamlungen under der mittag predig sind gehalten worden, das mag man, wie vor auch gesagt, wol verbesseren. Wie wol, wie auch gemeldet, niemant von predigen abgezogen würt, ob er schon nit zumal alle predigen höret, sonder etwan under einer predig die predigen lehret practicieren durch einen christlichen catechismum.
Die zehend einrede.
Wann ein erbarer rhat mit irer zucht wider einen ernst brauchet und die ordnung uff den zünften auch wider ins werk richtete und dann die kirchen pfleger auch ir ampt theten, was dörfte man weiters?
Antwort.
Got gebe, das dise alle ir ampt also warlich verrichten. Wer die leut und alle gelegenheit vor gott will ansehen, der weißt wol, das gott hoch zu pitten ist, das er diesem vorhaben einen bestendigen nachtruck gebe.
Wann aber der herr den schon gewüß wolte geben und gegeben hette, nit desto weniger will er, das auch der dienst seines worts in alle seine weg trewlich verrichtet werde durch die seelsorger und alle christen durch einander. Es sind etwan die obren im volk gottes im alten und newen testament in straf der laster ser eifrig gewesen; nicht desto weniger haben den dienst des h. geists durch das wort gottes die seelsorger und alle kinder gottes gegeneinander mit allen trewen verrichtet und geübet in ermanen zu war gleubiger buß, in trösten durch das h. evangelii und anhalten zu den waren früchten des glaubens.
Fil lieber christen haben alle mal so gotsförchtig gelebt, das sie keiner bürgerlichen zucht und straf bedörfet, noch haben sie ire gemeinschaft und ubung im wort gottes mit großer embsigkeit under sich gehabt und geübet. Des besehe man die geschicht und schriften der lieben apostel und so filer psalmen und aller waren alten christen. Der glaub, der durch die liebe zu allem guten thätig ist, will durch stätigs anhalten mit götlichem wort erhalten und erbawen werden.
Darumb sich die beweisen als die des reichs Christi einen geringen verstandt haben, die sage dörfen: dieweil wir christliche obren haben, so dörfe es keiner kirchen gemeinschaft und zucht weiter dann der gemeinen predigen und sacrament ubungen und gangen uns die gottes gepot hievon nichts an, die wir haben: Matth. 18. Johan. 15. 17. Act. 2. 4. Rom. 12. 1. Cor. 12. Eph. 4. und der gleichen.
Aber lieber herrgott, den scepter des reichs Christi, sein heiliges wort, das wie ein zweischnedet schwert durchtringet und trennet seel und geist und richtet alle sinn und gedanken, ist nit iederman leidlich. Darumb wirt aber kein christ seinem herren Christo sein reich absprechen oder diß werk ierget in wöllen verhinderen.
Die XI. einrede.
Ob shcon dise versamlungen anfangs möchten christlich angericht und geübet werden, so ist doch zu besorgen, es möchte hernaher in mißprauch gerathen.
Antwort.
Eben also haltet es sich mit den predigen, sacramenten, ampt der oberkeit und allem guten. Solte man darumb wöllen keine predigen, sacrament und oberkeit haben? Was gott gepoten, muß gut sein und eitel guts bringen; das richte man an und halte darob nach gotes wort, so lang man kan. Wenn gott die seinen zu sich nimpt und laßt an ir statt ander leut kommen, so thuen die selbigen auch, wie sie sind. Das kan aber die kinder gots nit hinderen, das sie darumb nit solten den gepoten des herren in allem trewlich nachkommen.
Die zwelft einrede.
Wa sich aber dise samlungen sterkten, möchte man wöllen zu dem offentlichen bann greifen und dadurch auch die oberkeiten understohn zu enderen.
Antwort.
Offentlich außschließen und bannen gehöret der gantzen und recht versamleten gemeinde Christi zu, darin auch die christlichen obren sind. Ein solche gemeind Christi werden wir leider so bald nit bekommenn; so uns aber gott die gebe, so würde die doch in solchem werk nichts on die christlichen obren fürnemen. Das die diener der kirchen die sacrament nieman reichen, der wissentlich und offentlich onwürdig ist und das alle christen onnötige und onbesserliche gemeinschaft meiden deren, die dem herren Christo offentlich zu wider reden und leben, das hat der herre seinen dienern am wort und sacramenten und einem ieden christen für sich gepoten. Wer da dem herren glaubt, der wirt im auch gehorchen, aber zu aller besserung und sonder offentlichs schmähen oder außruefen.
So würdt sich die gemeinde Christi in iren kirchen versamlungen keiner bürgerlichen sachen oder raths besetzung immer mer beladen. Und wa das iemant wolte fürnemen, dem wirt gott und alle christen wehren.
Man sorge aber in dem und anderem, was arges man wölle, so muß dannoch gott gott bleiben und seinem wort alle seine kinder einfeltige ghorsam leisten, was der teufel joch under solchem schein in den seinen understande.
Zu Corintho hetten die christen schwere mißpreuch in iren samlungen lassen einreißen. Der h. Paulus hieße sie aber drumb nit der samlungen müßig stohn, sonder die uff bessere und christlichere weiß halten. Gottes gepot bringt nichts dann guts. Dem teufel wehre man mit trewem aufsehen durchs wort und straf der oberkeit.
Caution und maß, wie die christlichen versamlungen on einige gefahr und zu gewisser besserung möchten angerichtet und gehalten werden.
Zum ersten. Dieweil man ie kein besseren weg, christliche gemeinschaft und zucht anzurichten, würdt finden mögen, dann der herr gelehret und selb geprauchet hat, das man nemlich durch sein wort die suche, die er selb willig darzu gemacht hat, wolten wir u. g. h. umb gots willen gepeten haben, das sie wolten verordnen, das die kirchspiel kinder, wie angefangen, nach einander erbeten würden zu komen und zu hören, was die christliche gemeinschaft seie und vermöge und also sehen, welche der herr hie zu wolte begnaden und ziehen oder nit. Und damit diß desto füglicher möchte geschehen, bitten wir auch, das sie die pfarren wolten lassen abteilen doch an den orten, da man durch abgang der zwoen pfarren S. Martin und S. Andreas die end der pfarren nit weißt.
Zum andern. So man die vernomen hette, die sich alsbald selb willig wolten in solche gemeinschaft Christi begeben, das man als dann ieder pfarr in ir selb den gassen nach auch abtheilete und auß denen, die sich zu christlicher gmeinschaft begeben, etliche in ieden gassen von den eifrigsten und verstendigsten im herren wölete, die ein besonder uffsehen uff die leut in iren gassen hetten, damit allen schäflin Christi notwendiger rath möchte bei zeiten bewisen werden.
Zum dritten. Das die selbigen in gassen verordneten mit den kirchspiel pflägern und pfarrern uff die sonnentag zu gelegner stunden zusamen komen, einander zu berichten, was und wa zu besseren sein wolte.
Zum vierdten. Das dieweil der herre ie wille, das alle glider Christi einander in im erkennen, lieben und erbawen, das man die gemeinde deren, die sich selb willig in christliche gemeinschaft begeben, ließe gar zusamen komen, ie in der vierdten oder sechsten oder uffs lengest in der achten wochen, damit man sie als dann samptlich zu recht christlicher gmeinschaft und verpfarrung lehret und ermanet, auch einen ieden, der etwas zur besserung wüßte anzuzeigen hette: und da auch die man teglich dem herren gewinnen möchte, ließ ire bekantnüß thun.
Und damit dise christliche gsprech weniger abschewhens vom schein der newerung haben, möchte man die zu den vesper gepeten uff den kinder bericht halten.
Zum fünften. Damit u. g. h. desto sicherer sein möchten, das man in solchen versamlungen nichts uberal zeitliichs und das die regierung der statt belanget, sonder allein was eins ieden christlichen leben und geistlichen gotsdienst antriffet, handlete, das sie dann von den vertrawtesten und ansichtigsten schöfflen in ieder pfarren verordneten, die alle mal, wa etwan die obren pfläger nit kondten zugegen sein, bei solchen versamlungen weren und one deren gegenwertigkeit man keine solche samlung solte halten.
So wöllen auch wir, die diener des worts, bei unserem herren Christo und unser bürger pflicht das versprechen und gewßlich halten (solichs zu versprechen werden sich auch die anderen lieben christen, die diser versamlung begeren, nit wegeren), das wir, wa iemant etwas anders in disen versamlungen wolte fürbringen oder anregen, das politische hendel belangete und nit pur und gentzlich dienete zu warer besserung eines ieden leben für sich und brüderlichen dienst im wort gottes, solchem wöllen als bald mit dem gottes wort getrewlich begegnen und davon abwenden. So würdt der liebe gott das auch durch andere lieben christen wehren, das freilich solcher sachen halben von disen gotsversamlungen kein gfar sein solle, gar fil weniger dann in den uppigen und onbesserlichen versamlungen, deren doch alle sontag so fil hin und wider gehalten werden.
Zum sechsten. Das die kirchspiel pfleger daneben auch ir ampt trewlich wolten außrichten mit beschickung deren, die entweder das wort nit hören und die sacrament nit geprauchen oder aber mit geprauchen oder aber mit geprauch des worts und sacrament ubel leben.
Zum beschluß bitten wir u. g. h. umb unsers aller obristen herren und heilandts willen, sie wolten da so in diser sachen im, unserem almechtigen könig und heilandt, ire schuldige und heilsame ghorsame leisten, sein reich zu beforderen, wie er das gepoten, nit da hin rechnen, als ob sie in dem uns, seinen und iren armen dieneren, wichen und unserem trotzen oder onnötigem treiben etwas nachgeben. Die sach ist nit unser, so ist der befelch des herren ie clar und filfeltig da, den wöllen u. g. h. christlich ansehen. Wir trotzen warliich nichts, wir zeigen allein den befelch des herren an, bitten und flehen, man wölle uns dem christlich nachzukomen nit wehren, dieweil wir ie on verlust unsers ewigen heils den bewußten befelch des herren um niemants willen mögen umbgohn. Unser lieber herr gebe gnad und hilfe, sollen wir im in diser kirchen lenger dienen, das wir im unseren dienst gentzlich und mit gutem gewissen leisten mögen, nemlich in dieser so gferlicher zeite oder erlöse uns darvon one anstoß. Amen.
Wir sind mit dem wort des herren gefangen.
Telos.
Quelle:
Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte
Band XVIII
Die Geschichte der „Christlichen Gemeinschaft“ in Straßburg (1546/1550)
Pfarrer Lic. Werner Bellardi
1934
M. Hensius Nachfolger/Leipzig