Brenz, Johannes - Predigt am Sonntage Reminiscere über Matth. 15,21 – 28. Gethan 1538

Brenz, Johannes - Predigt am Sonntage Reminiscere über Matth. 15,21 – 28. Gethan 1538

(Ausgabe von Gretter, S. 198. (Vom J. 1572, Vorrede von 1556))

Dies ist der vornehmsten Evangelien eins, die man durch’s Jahr in der Kirche predigt. Denn es lehrt uns, wie man beten, ja wie man also beten soll, dass wir unseres Herzens Begehr erlangen mögen. Das ist eine hohe, vortreffliche Kunst, daran sonderlich Viel gelegen, sintemal nichts Gewaltigeres, nichts Stärkeres, noch Mächtigeres ist, denn ein recht christlich und gottselig Gebet. Ein solch Gebet dringet durch die Wolken und kommt vor die allerhöchste Majestät Gottes, dahin man sonst nicht kommen kann und machet uns Kundschaft mit Gott und seinen heiligen Engeln, wie denn die Exempel der heiligen Schrift Solches öffentlich zeigen. Moses hat mit seinem Gebet erlangt, dass sich das rothe Meer von einander getheilet, dass das Volk Israel trocknen Fusses hat können hindurchgehen. Elias hat mit seinem Gebet zu Wege gebracht, dass es in viertehalb Jahren keinen Regen gegeben, hinwiederum hat er auch mit seinem Gebet erlangt, dass es wiederum geregnet und die Erde wiederum Frucht getragen hat. Und was bedarf es vieler Exempel? Ein solches Ding ist es mit dem Gebet, dass es zu Wege bringt und erlangt Alles, was dein Herz gelüstet und verlangt, wie denn Christus Solches verheisst: Wahrlich, ich sage euch, was ihr den Vater in meinem Namen bitten werdet, Das soll euch widerfahren. Und in dem heutigen Evangelio wird Christus durch das Gebet des cananäischen Weibleins also bewegt, dass er frei herausfährt und spricht: O Weib, dein Glaube ist gross, dir geschehe, wie du willst!

Dieweil denn diese hohe Kunst zu beten uns an dem Exempel dieses Weibes vorgehalten wird und sonderlich dabei auch zu lernen ist, wie man sich im Gebet halten soll, auf dass wir gewahret werden, werden wir gewiss heut unser Tagwerk wohl ausgerichtet haben, wenn wir solches Exempel mit Fleiss bedenken und lernen werden. Spricht hierauf der Evangelist also: Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegen Tyri und Sidon und ging in ein Haus (wie Marcus am Siebenten sagt) und wollte es Niemand wissen lassen, vielleicht darum, dass, wie zu vermuthen, er auch ein Mal seine Ruhe möchte haben vor dem Volk und den Kranken, die allenthalben zu ihm gebracht worden; oder, dass er vor seiner Auferstehung nicht hat wollen bei den Heiden gepredigt werden. Aber er konnte nicht verborgen sein; denn es hatte ihn allda ein cananäisch oder (wie Marcus sagt) ein griechisch Weiblein aus Syrophönice, das ist nicht ein jüdisch, sondern ein heidnisch Weiblein, ausgeforscht. Wohlan, dieses Weiblein hat ein sehr schweres Anliegen gehabt, ihrer Tochter wegen, welche daheim vom Teufel hart geplaget ward. Da es aber vernommen, dass Christus vorhanden wäre, lässet es sich nicht irren, dass sie eine Heidinn ist, sondern kommt zu Christo, fällt vor ihm nieder und bittet, dass er sich ihrer wolle annehmen und ihre Tochter gesund machen. Da müssen wir nun sehen, was sich mit diesem Weiblein verlaufen, auf dass wir durch ihr Exempel in rechter Anrufung und Frömmigkeit unterrichtet werden.

Am allervordersten haben wir hier zu betrachten, dass dieses Weiblein, ehedenn sie zu Christo kommen und hat beten wollen, zuvor ihren heidnischen Glauben verlassen und den christlichen Glauben angenommen hat, und eine Christinn ist worden, auch durch den Glauben an Christum vor Gott fromm und gerecht worden. Das haben wir daraus zu erkennen, dass sie in ihrem Gebet Christum einen Sohn David’s nennt. Ach Herr, sagt sie, du Sohn David’s, erbarme dich mein! Aus welchem Wort öffentlich zu verstehen, dass sie an Christum glaubt und ihn für den rechten, wahren Heiland gehalten habe. So lobet sie auch der Herr Christus selbst, dass sie einen grossen, starken Glauben habe, indem er spricht: O Weib, dein Glaube ist gross. Nun werden aber die Leute fromm und gerecht vor Gott durch den Glauben an Christum; denn wer an ihn gläubt, Dem will Gott der Vater hinfort die Sünde nicht zurechnen, sondern will ihn um Christus willen für fromm und gerecht halten. Aus Dem folget, dass dieses Weiblein vor allen Dingen, ehe sie gebeten hat, zu einer Christinn worden sei. Es folget auch ferner Dies daraus, dass kein Heide, sofern er in seinem heidnischen Glauben verharret, kein Türke, kein Jude (wie jetzt Juden sind) recht beten kann, unangesehen, dass sie den Gott, der den Himmel und die Erde geschaffen hat, verehren.

Allein die Christen, die durch den Glauben an Christum fromm und gerecht sind, die können recht beten. Darum, wenn wir vor Gottes Angesicht treten und unser Gebet an ihn stellen wollen, müssen wir zuvörderst auch Christen sein, das ist, wir müssen durch den Glauben an Christum gerecht und Gott angenehme Leute sein. Wie? Sollen wir allererst Christen werden (möchte Einer sprechen)? Sind wir denn nicht in den Namen Christi getauft? Haben wir nicht oft das heilige Sacrament des Abendmahls Christi empfangen? Was bedarf es denn dieser Ermahnung, wir sollen Christen werden? Antwort: Es ist recht, dass wir in den Namen Christi getauft sind, ist auch recht, dass wir zu dem Sacrament gehen. Es ist aber das christliche Leben noch nicht damit ausgerichtet, sondern wird auch von uns ernstlich erfordert, dass wir nach Erkenntniss unserer Sünden, damit wir die Hölle und Verdammniss verschuldet, gläuben, dass uns durch Christum die Sünden wahrhaftig verziehen und nachgelassen sind. Solcher glaube aber ist nicht müssig, sondern beweiset sich mit guten Werken. Wer nun noch mit Sünde und Bosheit umgeht, Der lässt sich hiemit öffentlich vernehmen, dass er kein Christ sei, sondern gehöre unter die Zahl Derer, von welchen Paulus sagt: Sie sagen, sie erkennen Gott; aber mit den Werken verleugnen sie es.

Darnach, da dieses Weiblein ihr Gebet zu Christo thun will, nimmt sie nicht einen faulen, bösen Handel in dem Gebete vor, sondern hat eine gute, billige Sache, darum sie bitten will, nämlich das anliegen und die Krankheit ihrer Tochter. Denn es ist ja billig und recht, dass sich die Ältern ihrer Kinder annehmen und Sorge für sie tragen. Solches Handels sollen wir uns auch anmaassen, und so wir bitten wollen, müssen wir in Gottes Berufe wandeln und eine gerechte Sache haben, die vor Gott approbirt und angenehm sei. Denn welche mit faulen Händeln umgehen und unrecht handeln, Dieselbigen können nicht recht beten. Ein Finanzer und Leutebetrüger kann nicht beten, dass er Glück in seiner Finanzerei und Betrügerei haben möge. Item, einer, der auf einen Jahrmarkt oder Messe ziehen will und sich vornimmt, wie er mit Lügen und Betrügen seine böse Waare vertreiben will, kann nicht beten und sagen: Ach Herr, bewahre mich auf dieser Reise und gieb Glück zu meiner Kaufmannschaft! Denn er ist nicht dem Berufe Gottes, weil er trügen und lügen will. Denn obschon das Kaufen und Verkaufen an sich selbst recht und billig ist, so missbraucht er doch solche Ordnung Gottes auf das allerärgste. Dessgleichen ein Müssiggänger, der Tag und Nacht im Luder ist und dem Spiele obliegt, auch mit den anderen Bosheiten umgeht, wenn er in eine schwere Krankheit des Leibes fällt und allein dahin trachtet, dass er wieder gesund möchte werden, auf dass er seinen Müssiggang, Spiel, Fressen und Saufen könne wiederum anfahen, wo er es vormals gelassen hat, der kann Gott nicht anrufen; denn er hat nicht eine rechte, billige Sache. Daher sagt der fünfzigste Psalm David’s: Rufe mich an in der Zeit der Noth (spricht Gott), so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Und damit die Gottlosen nicht gedächten, dass solche Verheissung auch Diesen angehöret, so unbillig und unredlich handeln, und doch dabei bitten, dass es ihnen glücklich von Statten geht, so setzt der Psalm hinzu und spricht: Aber zum Gottlosen spricht Gott: Was verkündigst du meine Rechte und nimmst meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich? Wenn du einen Dieb siehest, so läufst du mit ihm und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern. Dein Maul lässest du Böses reden, und deine Zunge treibt Falschheit. Du sitzest und redest wider deinen Bruder, deiner Mutter Sohn verleumdest du. Das thust du, und ich schweige. Da meinest du, ich werde sein gleich wie du. Aber ich will dich strafen und dir’s unter Augen stellen. Und Johannes am neunten Capitel: Die Sünder, das ist, die da bitten, dass ihnen ihre Bosheit glücklich soll von der Hand gehen, höret Gott nicht. Also stehet auch geschrieben im 66. Psalm: Wo ich etwas Unrechtes vor hätte in meinem Herzen, so würde der Herr nicht hören.

Darum, wenn wir mit unserm Gebet Etwas wollen erhalten und zu Wege bringen, sollen wir uns in dem Beruf Gottes finden lassen und recht handeln. Und hier sehen wir, woher es kommt, dass wir sollten gewehret werden, wenn wir in unserm Unglück und Anliegen Gott anrufen. Es kommt daher, dass wir um die Gutthaten und Hilfe Gottes bitten, nicht, dass wir dieselbigen wohl anlegen, sondern dass wir sie heftig und auf das ärgste missbrauchen wollen, wie vorgemeldet ist von den Weinschläuchen und Spielern. Denn wenn er krank ist und bittet um Gesundheit, thut er es nicht, dass er sich bessern wollte, sondern, wenn ihm Gott wieder aufhülfe, dass er könnte wiederum seine Bosheit anfahen. Darum geschieht ihm nicht unrecht, dass er nicht erhöret wird.

Also haben wir gehört, wess sich das Weiblein gehalten, ehedenn sie hat angefangen zu bitten. Wir sollen uns auch also halten. Jetzt wollen wir auch vernehmen, wie sie sich mit dem Gebet gehalten, oder wie sie gebeten habe. Hier haben wir sonderlich zu merken, dass sie in ihrem Anliegen und in ihrem Gebet, welches sie für ihrer Tochter Gesundheit thun will, nicht den heiligen Patriarchen Abraham, noch Esaiam den Propheten, auch nicht Petrum, Johannem oder St. Jacob anruft, sondern stracks kehret sie sich zu Christo, dem Herrn, als zu dem rechten Brunnen, daraus alle Gnade und Barmherzigkeit fleusst. Denn ob es wohl eine solche Meinung mit den abgestorbenen Heiligen im Himmel hat, dass sie uns alles Glück, Heil und Wohlfahrt wünschen, jedoch, damit wir nicht dafür geachtet würden, dass wir ihnen göttliche Ehre und Majestät zumessen, sollen wir sie nicht anrufen. Du sollst Gott, den Herrn, allein anrufen! sagt Christus. Item, ob wir gleich die Heiligen, so noch bei Leben hier auf Erden bei uns sind, vermahnen und bitten sollen, dass sie für uns beten, wie denn Paulus oft thut, so sollen wir doch die verstorbenen Heiligen nicht vermahnen, dass sie für uns bitten sollen, sintemal wir Dessen keinen Befehl, auch kein Exempel in der Schrift haben, die uns vielmehr befohlen, dass wir Gott allein durch seinen Sohn Christum sollen anrufen. Es heisst. Rufe Mich an, Ich will dich erretten.

Zum Andern haben wir uns auch hier zu erinnern, dass dieses Weiblein Christum als einen Sohn David’s anruft. Ach, Herr, spricht sie, du Sohn David’s, erbarme dich mein. Die Gleissner rufen Christum auch an, aber nicht als einen Sohn David’s, das ist, als einen gnädigen Herrn, der gern helfen will, sondern als einen ernstlichen und gestrengen Richter. Denn sie meinen, nachdem Christus gen Himmel gefahren, so sitze er als ein gräulicher Richter, vor dem man viele Fürsprecher, als die heilige Jungfrau Maria, die lieben Apostel und heiligen Märtyrer, haben müsse. Nun ist es nicht weniger wahr, Christus wird vom Himmel kommen als ein gestrenger Richter und den ganzen Umkreis der Erde richten, wird auch alle Die, so nicht Busse gethan, an seinen Namen nicht gegläubt haben, verurtheilen und sie zu der ewigen Verdammniss verstossen. Aber hier, zwischen demselben Gerichte und jüngsten Tage, will er in dem Himmel wohnen als ein Sohn David’s, von dem die Propheten geweissagt haben, dass er soll vom Geschlechte David’s herkommen und diese Herrlichkeit an sich haben, dass er den Menschen mit Gott versöhne, sein Fürsprecher wäre und ihm endlich das Heil und die Seligkeit erlangte. Also sagt Esaias am 49. Capitel: Es ist ein Geringes, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jacob aufzurichten und das Verwahrlos’te in Israel wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seiest mein Heil bis an der Welt Ende. Denn wenn wir beten wollen und Christum, den Herrn, anrufen, sollen wir ihn als den Sohn David’s, das ist, als einen Versühner und Helfer, durch den wir alle unser Heil und Seligkeit haben, anrufen.

Zudem, so wendet dies Weiblein in ihrem Gebet kein eigen Verdienst oder Frömmigkeit vor, sondern bittet allein auf die Gnade und Barmherzigkeit Jesu und erzählt ihr Anliegen und spricht: Jesu, du Sohn David’s, erbarme dich mein; meine Tochter wird übel geplagt von dem Teufel. Das müssen wir auch merken; denn unter anderen Eigenschaften, die das Gebet haben soll, ist auch dies eine, dass wir nicht auf unser Verdienst, sondern auf die Barmherzigkeit Christi bitten sollen. Christus ist reich, wir sind arm, haben kein Verdienst und mangeln, wie Paulus Röm. 3. sagt, des Ruhms, den wir an Gott haben sollen. Demnach ist es gewiss, dass die Gleissner, die aus Vertrauen ihres Verdienstes beten, Christum nicht anrufen, sondern nichts Anderes, denn einen Abgott aus ihrem Gebete machen.

Wie hält sich aber Christus gegen dieses arme Weiblein? Er stellt sich nicht anders, als ob er ein Grauen an ihrem Gebete habe. Erstlich verbirgt er sich vor ihr und will heimlich in dem Hause sein. Darnach lässt er sich öffentlich hören, er sei nur um der verlorenen Schafe willen aus dem Hause Israel gesandt. Denn wiewohl Christus auch der Heiden Christus und Heiland sein will, so hat er jedoch sein äusserlich Predigtamt nicht selbst unter den Heiden führen wollen, sondern hat allein unter den Juden dasselbige getrieben, darum sich denn Paulus einen Diener der Beschneidung nennt. Über Das, so schlägt Christus diesem Weiblein nicht allein die Hilfe ab, sondern schmähet sie noch dazu, nennt sie einen Hund und spricht: Es ist nicht gut, dass man den Kindern das Brodt nehme und gebe es den Hunden. Das sind ja gewaltige Püffe, und wäre nicht Wunder, dass dies gute Weiblein gar verzweifelt wäre. Aber sie verharret fest, giebt sich schuldig, dass sie ein Hund sei. Sie macht sich aber solche Schmach sehr nütz, wendet es herum, fähet Christum in seinen Worten und spricht: Ja, Herr, aber doch so geniessen die Hunde der Brosamen, so von der Herren Tische fallen, und mit solchem Verharren und starkem Glauben erlangt sie nicht allein die Gesundheit ihrer Tochter, sondern auch das grosse Lob, welches ihr Christus hier an diesem Orte giebt: O Weib (sagt er) dein Glaube ist gross.

Wohlan, wir vernehmen, wie dieses Weiblein Christum, den Herrn, gefangen und überwunden habe. Demnach sollen wir ihr diese Kunst nachthun und uns befleissigen, dass wir Gott den Herrn auch überwinden mögen. Solches geschieht aber nicht durch menschliche Kraft und Stärke, sondern allein durch den Glauben. Denn was sich hier auswändiger Gestalt mit diesem Weiblein zuträgt, Das trägt sich auch zum öftern Mal in den Gewissen der frommen Menschen zu. Denn wenn sie beten um den Sieg wider den Tod und um das ewige Leben (wie man denn nichts Höheres und Grösseres von Gott bitten kann), bald wird ihnen in ihren Gewissen vorgeworfen, Gott habe Grösseres und Wichtigeres auszurichten, denn dass er sich unser elenden Menschen könne annehmen, und habe so Viel zu thun, bis dass er die Welt regire und erhalte, dass er unser dabei vergesse, wie auch Christus hie thut, der ist heimlich da in dem Hause und will sich von Niemand finden lassen, thut, als ob er Nöthigeres zu handeln habe, denn mit diesen Fräulein umzugehen. Da muss man Gott den Herrn fahen und sagen: Es ist wahr, Gott regiret die Welt; aber warum hat er die Welt erschaffen? Ist’s ihm nicht also darum zu thun, dass er dadurch bei den Menschen erkannt werde und sie in aller Widerwärtigkeit zur ewigen Seligkeit erhalten wolle?

Darnach fällt ihnen wiederum ein: Lieber, Gott will vielleicht allein Diese, so er zum ewigen Leben verordnet und versehen hat, erhören, allerdings, wie hier Christus dem Weiblein antwortet: Ich bin nicht kommen, denn allein wegen der verlorenen Schafe vom Hause Israel. Da muss man abermals sich nicht lassen abweisen, sondern man soll lernen und wissen, dass, so viel Gott belangt, habe er alle Menschen erwählt und versehen zum ewigen Leben, indem er Christum, seinen Sohn, allen Menschen vorgestellt hat, wie auch Paulus sagt: Gott hat es Alles unter die Sünde beschlossen, auf dass er sich Aller erbarme. Und abermal: Gott will, dass alle Menschen sollen selig werden.

Endlich kommt ihnen auch in ihren Gewissen vor: Lieber, du bist ein grosser Sünder; wie oft und viel Mal hast du nur Gott, deinen Herrn, erzürnt? Es ist demnach nicht recht, dass man den Frommen den Himmel nehme und ihn den Sündern zustelle, wie Christus gegen das Weiblein auch thut und spricht: Es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brodt nehme und gebe es den Hunden. Da muss man sich wiederum aus Gottes Wort wehren und des Weibleins Kunst brauchen, die erkennt und bekennt, dass sie ein Hund sei, braucht es aber fein nütz. Also sollen wir uns auch erkenne und gestehen, dass wir Sünder sind; sollen uns aber Solches nütz machen und sprechen: Ich bekenne, dass ich ein Sünder bin, sagt aber nicht Christus: Ich bin kommen um der Sünder willen, und Paulus dergleichen: Das ist ein grosses Wort, dass Jesus Christus kommen ist die Sünder selig zu machen? Darum, so bin ich ungezweifelter Hoffnung, mir werde solches Recht der Sünder gedeihen. Wenn wir nun also verharren in einem rechten Vertrauen und Glauben, so werden rechte Israeliten, das ist, Gottesüberwinder aus uns; denn es will sich Gott durch den Glauben überwinden lassen und uns vermöge seiner Zusage die Freude des ewigen Lebens und Seligkeit durch seinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, gnädiglich zustellen, welchem Christo sei Lob und Preis in Ewigkeit. Amen.

Quelle: Beste, Wilhelm - Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters

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