Brenz, Johannes - Am Tage der Kirchweihe über Offenbarung Johannis 21, 2-5.

Brenz, Johannes - Am Tage der Kirchweihe über Offenbarung Johannis 21, 2-5.

Wir feiern heute, meine Geliebten in Christo, unser Kirchweihfest; d. h. wir erinnern uns der großen Gnade Gottes, welche er uns damit erzeigt hat, dass wir hier an diesem Orte eine Kirche haben, in welcher er aus väterlicher Gnade sein Wort uns rein und lauter predigen und die heiligen Sakramente nach Ordnung und Stiftung seines Sohnes Jesu Christi verwalten lässt. Ihr wisst, wie groß diese Guttat und wieviel an ihrer Erhaltung gelegen sei; denn nicht nur, dass der Sohn Gottes, welchen wir am jüngsten Tage in seiner Herrlichkeit sehen werden, inzwischen durch die Predigt des Evangelii und die heiligen Sakramente auch in der christlichen Pfarrkirche sich sichtbarlich vorstellt, sondern Gott der Herr will auch jeden Ort, wo eine Kirche ist, um der Kirche willen erhalten und mit Wohlgefallen krönen. In diesem verlesenen Text aber wird nun noch eine andre Guttat Gottes erzählt, welche alle diejenigen genießen sollen, welche einer rechten Pfarrkirche zugehören. Denn was Johannes hier von der ganzen christlichen Kirche schreibt, das müssen wir auch von einer jeden christlichen und nach Gottes Wort angerichteten Pfarrkirche verstehen und müssen glauben, dass sie von Gott aus dem Himmel herabkomme. (V. 2 und 3.) Was Johannes hier von der christlichen Kirche rühmt, dass sie sei eine Hütte Gottes bei den Menschen, dass der Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus, durch die Predigt seines Evangeliums und durch die heiligen Sakramente uns sein Angesicht leuchten lasse, ist euch schon oftmals vorgehalten und in Erinnerung gebracht worden. Aber Johannes rühmt noch mehr: V. 4. Das will heißen: es wird hinfort kein wahrer Christ mehr geplagt werden, es wird keiner mehr sterben, sondern es werden alle immer und ewiglich heilig und selig sein. O, welche herrliche Gnade und Wohltat, die Gott seiner christlichen Kirche gibt! -

Aber, du fragst, wo gibt es denn solche Leute? Hat doch jedes Haus, das wir Kirche heißen, seinen besonderen Kirchhof, darauf man jahraus, jahrein Tote begräbt; und wo gibt's mehr Leid, Angst und Not, als eben bei denen, die rechte Christen sein wollen? Dennoch sind es wahrhaftige Worte, dem Propheten Jesaia entnommen, welchen wir nicht zweifeln dürfen. Der Heilige Geist schaut eben die Dinge ganz anders als wir: er sieht sie, wie sie an sich selber und in Wahrheit sind, während wir nach dem äußerlichen Schein urteilen. Wenn wir nach letzterem richten wollen, so haben Jammer und Elend freilich große Beschwerde, aber in Wahrheit bringen sie großen Nutzen und Gewinn. Vor allem den, dass durch sie die fleischlichen Lüste und Begierden in den Frommen gedämpft werden; dann aber auch diesen, dass viel größere Guttaten Gottes darauf folgen müssen; denn je mehr ein Mensch, der ein rechter Christ, in dieser Welt geplagt wird, desto mehr wird er drüben gekrönt werden. So hat auch der ein äußerliches Ansehen, als ob er ein Verderben wäre; doch ist er nichts als die Türe zum ewigen Heil und Leben. Darum, was auf den Kirchhöfen begraben liegt, das ist in Wahrheit nicht gestorben, wenn es seinen Abschied in Christo genommen hat, sondern es lebt in ihm, wie solches der Sohn Gottes in jeder christlichen Kirche mannigfach bezeugt. Erstlich durch sein Evangelium, worin er uns verkündigen lässt, wie er den Tod überwunden, so, dass er hinfort allen, so an ihn glauben, kein Verderben, vielmehr eine Förderung zum ewigen Leben sein müsse. Zum andern durch die Taufe, diesem Sakramente der Erquickung des Lebens, in dem uns Gott in Christo an Kindesstatt annimmt. Zum dritten durch sein heiliges Abendmahl, darin er uns mit der Darreichung seines Leibs und Bluts die Erbschaft ewigen Lebens gewährt. Darum sollen wir billig Gott dem Herrn Lob und Dank sagen für solche herrliche Guttat, die er uns durch das Geschenk einer christlichen Kirche an diesem Ort erwiesen hat, und sollen uns aufs höchste befleißigen, dass wir das heilige Evangelium andächtigst hören und unser Leben daraus bessern, damit wir der Guttaten Gottes zu unserm ewigen Heil genießen mögen durch unsern Herrn Jesum Christum, welchem sei Lob, Preis und Ehre mit Gott dem Vater und heiligen Geiste immer und ewiglich! Amen.

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autoren/b/brenz/brenz_kirchweihe.txt · Zuletzt geändert: von aj
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