Brenz, Johannes - Am Sonntag Kantate über Jakobi 1, 16-21.

Brenz, Johannes - Am Sonntag Kantate über Jakobi 1, 16-21.

Es ist von dem heiligen Apostel Jakobus eine gewöhnliche Rede, als ob er der Meinung sei, dass wir durch das Verdienst unsrer guten Werke die wahre Gerechtigkeit und Seligkeit erlangen könnten, und kommt solche Rede daher, dass er an einem Ort seines Briefes (2, 21) sich vernehmen lässt, Abraham sei nicht allein durch den Glauben, sondern auch durch seine Werke gerecht und selig geworden. Allein aus unsrer Epistel sehen wir deutlich und klar, dass dem guten, frommen Manne damit Unrecht geschieht und das keineswegs seine Meinung gewesen. Denn also sagt er: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab.“ Als wollte er sagen: Wir haben sehr viele Wohltaten von Gott empfangen, sind auch durch die Wiedergeburt Erstlinge seiner Kreaturen geworden. Darum lasst uns schnell sein zu hören, langsam aber zu reden. Mit diesen Worten will der teure Apostel deutlich anzeigen, dass unsre guten Werke keineswegs ein Verdienst seien, um deswillen wir bei Gott dem Herrn etwas verdienen könnten, sondern allein ein Zeichen und Zeugnis unsrer Dankbarkeit für die empfangenen Guttaten Gottes. Denn Gott der Herr gibt uns alle seine Gaben aus lauter Gnade und umsonst; wenn wir sie erst verdienen müssten, so würden wir in Ewigkeit ihrer mangeln. Aus dieser Ursache vermahnt uns der Apostel zu schuldiger Dankbarkeit gegen Gott den Herrn, und damit wir ja wissen möchten, womit wir Gott einen schuldigen, dankbaren Dienst erzeigen könnten, nennt er etliche gute Werke mit Namen.

Das erste ist, dass wir sollen schnell sein zu hören. Was? Nicht Narrenteidinge, sondern Gottes Wort, wie er hernach selber auslegt. Denn Gottes Wort ist das Mittel, wodurch Gott uns seine himmlischen Gaben mitteilen will, insonderheit ist es ein Werkzeug des heiligen Geistes, dadurch dieser in uns ein rechtes Vertrauen und Glauben zu Gott und eine rechte Liebe gegen unsern Nächsten wirkt. Wir selber vermögen's ja nicht, es muss von oben herab in uns kommen. Der Herr selber spricht: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.

Das zweite gute Werk ist, dass wir sollen langsam sein zu reden. Finden wir doch an uns zwei Ohren, aber nur einen Mund, womit auch die Natur zu verstehen gibt, dass wir vielmehr hören als reden sollen. Denn wo man viel redet, geht's nicht leicht ohne Sünde ab, und ist kein Glied am Menschen, mit dem man sich mehr versündigt als mit der Zunge. Und wenn wir schon um jeden unnützen Wortes willen vor Gott werden Rechenschaft geben müssen, wie hoch tut Vorsicht not.

Das dritte gute Werk ist: „Seid langsam zum Zorn!“ Warum? „Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ Wie mag man aber dem Zorn begegnen? Wer zum Jähzorn geneigt ist, hüte sich vor allem vor der Trunkenheit; denn gleichwie ein Zunder leicht Feuer fängt, wird der Zorn durch Trunkenheit erweckt. Man ziehe sich ferner von der Gesellschaft zänkischer Leute zurück. Vor allem gewöhne man sich, etwas zu leiden und vom Nächsten einen Nachteil mit Geduld zu tragen, wie es das Wort Gottes uns vorschreibt und versichert, dass der Schaden lauter Nutzen sei.

Zuletzt fügt St. Jakobus noch eine Vermahnung bei: „Legt ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit.“ Die Unsauberkeit ist dreierlei: des Herzens, der Worte und der Werke. Das Herz ist unsauber, wenn man nichts andres denkt, als was boshaft und unflätig ist; mit den Worten bist du unsauber, wenn du nichts andres redest, als was schändlich und lasterhaft ist; mit den Werken, wenn du Unzucht, Völlerei, Betrug oder andres derart treibst. Von solchen Unsauberkeiten soll sich ein Christ enthalten, damit er sich gegen Gott den Herrn dankbar erzeige, und soll bedenken, dass die Unsauberkeit uns in die Verdammnis stürzen werde (1. Kor. 6, 8. 10.) Darum wollen wir uns vor solcher Sünde recht hüten und der Reinigkeit nachjagen, damit wir bei den empfangenen Gaben Gottes bleiben, in denselben wachsen und endlich durch Jesum Christum zum ewigen Leben mögen erhalten werden. Amen.

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autoren/b/brenz/brenz_kantate.txt · Zuletzt geändert: von aj
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