Brenz, Johannes - Am Sonntag Exaudi über 1. Petri 4, 8-11.

Brenz, Johannes - Am Sonntag Exaudi über 1. Petri 4, 8-11.

Wie können wir allezeit zum Gebet bereit sein? Oder wie müssen wir's angreifen, dass wir ohne Unterlass beten können? St. Petrus bezeigt uns den rechten Gebrauch der Mäßigkeit und Nüchternheit. Die Heuchler missbrauchen das nüchterne Leben, wie alle andern guten Werke auch, und wollen damit ihre Sünden büßen, den Himmel und die Seligkeit verdienen. Aber Petrus lehrt hier anders, nämlich dass ein mäßiges und nüchternes Leben nicht dient zur Vergebung der Sünden, sondern dazu, dass wir geschickt werden zum Gebet. Hierbei können wir auch sehen, welche gräuliche Sünde die Völlerei sei. Was für Trost und Hoffnung ist bei dem zu haben, der in der Zeit der Not nicht beten kann, und noch dazu durch eigene Schuld, durch Faulheit und Völlerei, sich am Gebet verhindert? Halten wir nur die Völlerei nicht für geringe Sünde. Es steht mit einem trunkenen Menschen sehr gefährlich. Wacht er, so kann er nicht beten; schläft er, so kann er's noch viel weniger, und liegt also da in des Teufels Namen und Gewalt. Sind wir aber durch den Glauben Christen geworden, so sollen wir einen christlichen Wandel führen, welcher zum ersten darin besteht, dass wir allezeit zum Gebet gerüstet sind und ein nüchternes, mäßiges Leben führen. Zum andern gehört hierzu, dass wir Friede, Ruhe und Einigkeit mit unserm Nächsten halten. Wir sollen nicht mit ihm streiten, ihm nichts Übles nachreden, noch irgend einen Schaden zufügen. Wie mag das geschehen? „Habt untereinander eine brünstige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge.“ Diesen Spruch entlehnt Paulus aus den Sprüchen Salomonis (10, 12): „Liebe deckt zu alle Übertretung.“ Soll das etwa heißen, die Liebe büße die Sünden vor Gott? Nein, das ist eine gottlose, falsche Deutung, dazu dem Evangelio zuwider. Sondern, dass die, so eine rechte, christliche Liebe haben und sich darin üben, vielen Sünden und mancherlei Unrecht zuvorkommen, denn sie hüten sich vor allen Gelegenheiten, aus denen die Sünde herkommen kann; sie büßen also nicht durch ihre Liebe die begangenen, sondern verhüten dadurch die zukünftigen Sünden. Denn wer seinen Nächsten von Herzen lieb hat, wird ihm gewiss nichts Arges nachreden, wodurch viele Sünde, viel Argwohn, Zank und Hader vermieden wird. Wer seinen Nächsten lieb hat, wird sich also gegen ihn erzeigen, dass ihm dieser seine Worte und Werke nicht übel nehmen, noch zum Argen auslegen kann und wird damit viel Übel verhüten. Darum sollen wir uns billig der Liebe gegen den Nächsten befleißigen und, so viel an uns ist, mit allen Menschen Frieden halten, und solches desto mehr, da unser Herr Jesus Christus, dessen Nachfolger wir sein sollen, auch für uns gestorben, alle unsre Sünde und Missetat uns zu gut gehalten und mit seiner Liebe gegen uns dem größten Übel, das uns widerfahren konnte, der ewigen Verdammnis, zuvorgekommen ist. Gott der Herr wolle uns nun seine göttliche Gnade und den heiligen Geist verleihen, auf dass wir durch unsern Herrn Jesum Christum zum ewigen Leben erhalten werden. Amen.

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autoren/b/brenz/brenz_exaudi.txt · Zuletzt geändert: von aj
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