Bonhoeffer, Dietrich - Das Bild Jesu Christi

Bonhoeffer, Dietrich - Das Bild Jesu Christi

Welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleichgestaltet sein sollten dem Bilde seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“.
(Röm. 8,29).

Es ist die unfasslich große Verheißung, die denen gegeben ist, die vom Ruf in die Nachfolge Jesu Christi getroffen wurden, dass sie Christus gleich werden sollen. Sie sollen sein Bild tragen als die Brüder des erstgeborenen Sohnes Gottes. Das ist die letzte Bestimmung des Jüngers, dass er werden soll „wie Christus“ Das Bild Jesu Christi, das der Nachfolgende immer vor Augen hat, vor dem ihm alle anderen Bilder entschwinden, dring in ihn ein, erfüllt ihn, gestaltet ihn um, dass der Jünger dem Meister ähnlich, ja gleich wird. Das Bild Jesu Christi prägt in der täglichen Gemeinschaft das Bild des Jüngers. Der Nachfolgende kann das Bild des Sohnes Gottes nicht anschauen in toter, müßiger Betrachtung; von diesem Bilde geht umschaffende Kraft aus. Wer sich Jesus Christus ganz ergibt, der wird und muss sein Bild tragen. Er wird zum Sohne Gottes, er steht neben Christus als dem unsichtbaren Bruder in gleicher Gestalt, als das Ebenbild Gottes.

Gottes Bild soll im Menschen wiederhergestellt werden. Dabei geht es um ein Ganzes. Nicht, dass der Mensch wieder rechte Gedanken über Gott habe, nicht dass der Mensch wieder rechte Gedanken über Gott habe, nicht, dass er seine einzelnen Taten wieder unter Gottes Wort stelle, sondern dass er als Ganzheit, als lebendiges Geschöpf Gottes Bild sei, ist das Ziel und die Bestimmung, Leib, Seele und Geist, die ganze Gestalt des Menschen soll das Bild Gottes auf Erden tragen. Gottes Wohlgefallen ruht allein auf seinem vollendeten Ebenbild.

Weil der gefallene Mensch Gottes Gestalt nicht wiederfinden und annehmen kann, darum gibt es nur einen Weg der Hilfe. Gott selbst nimmt die Gestalt der Menschen an, und kommt zu ihm. Gottes Sohn, der in göttlicher Gestalt beim Vater lebte, entäußert sich dieser seiner Gestalt und kommt in der Gestalt des Knechtes zu den Menschen (Phil. 2,5 ff.). Der Wandel der Gestalt, der sich bei den Menschen nicht ereignen konnte, geschieht nun in Gott selbst. Gottes Ebenbild, das in Ewigkeit bei Gott geblieben war, nimmt nun das Bild des gefallenen, sündigen Menschen an. Gott sendet seinen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde (Röm. 8,2 f.).

Der Gestalt Jesu Christi gleichzuwerden, ist nicht ein uns aufgegebenes Ideal der Verwirklichung irgendeiner Christusähnlichkeit. Nicht wir machen uns zum Ebenbild, sondern es ist das Ebenbild Gottes selbst, es ist die Gestalt Christi selbst, die in uns Gestalt gewinnen will (Gal. 4,19). Es ist seine eigene Gestalt, die sich in uns zur Erscheinung bringen will. Christus ruht nicht mit seiner Arbeit an uns, bis er uns zur Christusgestalt gebracht hat. Es ist die ganze Gestalt des Menschgewordenen, des Gekreuzigten und des Verklärten, der wir gleich werden sollen.

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