Binde, Fritz - Wonach lohnt es sich zu ringen?

„Es sprach aber jemand zu ihm: Herr, sind derer wenige, die errettet werden? Er aber sprach zu ihnen: Ringet danach, durch die enge Pforte einzugehen; denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und werden es nicht vermögen. “
Luk. 13,23-24

Es gibt sonderbare Leute. Sie treten an einen heran und beginnen etwa so: Wie wird es denn mit den Negern in Zentralafrika und mit den Millionen Chinesen und mit all den Leuten, die nie von Jesus gehört haben, werden die denn auch errettet werden? Und wenn man sie so fragen hört, sollte man meinen, sie haben ein Herz, das um das Seelenheil der ganzen Welt bekümmert ist. Fragt man sie indes selber: Wie ist es denn zunächst mit Ihnen; sind Sie denn schon Ihrer Errettung gewiß?, so hört man: Ich – ich habe das noch nicht so nötig gehabt; aber ich möchte gerne wissen, ob Gott gegen alle Menschen gerecht ist und was aus den Millionen Heiden und Türken wird. – Törichte Leute, sie möchten der Gerechtigkeit Gottes nachhelfen, anstatt sich selbst aus ihrer Ungerechtigkeit heraus retten zu lassen! Auf ihre neugierige Frage gibt es nur eine Antwort: Ringe du danach, durch die enge Pforte einzugehen!

Welches Ringen ist damit gemeint? Sollen wir uns etwa herausringen aus unserer Ungerechtigkeit und Unzulänglichkeit vor Gott? Sollen wir uns herausringen aus der Schuld und der Macht der Sünde in unserem Leben? Millionen verstehen es so. Sie machen mehr oder weniger ernstliche Anstrengungen, bessere Menschen zu werden. Sie merken, daß es mit ihnen nicht ist, wie es sein sollte. Sie werden unzufrieden mit sich selbst und ihrem bisherigen Leben. Allerlei schädliche Folgen von Sünden haben sich bemerkbar gemacht. Mit Beschämung sehen sie, wie ganz anders sie hätten leben sollen. So geht’s nicht weiter, sagen sie, das muß anders werden! Und nun beginnt das Ringen. Sie fassen einige gute Vorsätze. Sie geben diesen oder jenen Verkehr auf. Vielleicht überwinden sie auch einige schädliche Gewohnheiten. Viel schwerer schon wird das Ringen gegen die eigentlichen Laster; ist es doch schon so schwer zuzugeben, daß man überhaupt Laster hat; man redet lieber von „Schwächen“. Aber man rafft sich zusammen, redet von „Charakter“ und „Selbstzucht“ und siegt scheinbar. Doch anstelle der einen Gebundenheit tritt eine andere, und die erste kommt wieder. Schließlich, je mehr man sich auf seine Fehler hin beobachtet, desto mehr entdeckt man. Das Besserwerden wird immer schwieriger. Immer mehr Dinge, die nicht hätten geschehen sollen und doch geschehen sind, klagen uns an. Und immer mehr Dinge, die hätten geschehen sollen und nicht geschehen sind, rauben uns das freudige Behagen, ziehen gegen uns zu Krieg. Aber du suchst dich zu retten und sagst: Ich kann nicht mehr tun, als in meiner Macht steht. Aber hätte gestern, hätte heute nicht mehr in deiner Macht stehen müssen? Du erneuerst deine guten Vorsätze, verstärkst das Ringen, erlebst scheinbar wieder Sieg, in Wirklichkeit neue und vermehrte Niederlagen; selbst die kleinsten Dinge gelingen dir nicht mehr. – Höre zu! Ich hatte einen Freund, dessen Notizbuch fiel mir in die Hände. Wir waren so vertraut miteinander, daß ich darin blättern durfte. Ich entdeckte eine lange Reihe Notizen: die Liste seiner Fehler! „Wie lange führst du diese Liste schon?“ „Seit Jahren!“ „Über wieviel Fehler hast du schon gesiegt?“ Er nahm den Bleistift zur Hand, setzte ihn unter jede Reihe und prüfte. Hier hieß es: „So ziemlich!“ dort: „Beinahe!“ da: „Es ist immer noch die alte Geschichte!“ hier: „Es ist eher schlimmer geworden!“ dort: „Ich glaube, das werde ich im Leben nicht los!“ und zum Schluß: „Es ist noch allerlei Neues hinzugekommen!“ Nun waren aber unter den sogenannten Fehlern offenbare Sünden!

Doch zu gleicher Zeit schrieb mein lieber Freund ethisch-ästhetische Abhandlungen über die Veredelung der Seele, die in jenen Kreisen allgemein als Kundgebungen des „höheren Lebens“ galten. – Aber war es mit mir anders? Ich las kürzlich, daß jemand in Verzweiflung stundenlang bitterlich weinend auf dem Boden lag, weil er nicht so gut werden konnte, als er es sollte. Das habe auch ich erlebt; mehr noch, ich wollte mich unter die Räder des Zuges werfen, um die Qual des aussichtslosen Ringens gegen meine Fehler los zu werden. Zu gleicher Zeit nannten mich nicht wenige einen „idealen Menschen voll edler Gesinnung“. Welch ein Schwindel! Erlebt aber nicht jeder Ähnliches? Auch du, auch du! Nur verbirgt man diesen Kampf der Gedanken, die sich untereinander verklagen und entschuldigen, am liebsten vor den Augen der Mitmenschen und am liebsten auch vor sich selbst oder sucht die Fehler durch sogenannte „Vorzüge“ wieder wett zu machen. Aber der moralische Fehlbetrag wird nimmermehr ausgeglichen durch äußerlich liebenswürdiges Wesen, bürgerliche Ehrbarkeit oder prächtige Geistesgaben und sogenannte Kulturleistungen. Im Gegenteil, auch die Größten haben in dieser Beziehung ihr Elend erkennen müssen, und wie windig ist doch alle menschliche Größe, wenn wir doch tatsächlich alle solche Mangler des Ruhmes sind, den wir vor uns selbst und vor Gott haben sollen, alle so gut wissen, wo – wie man sagt – einen „der Schuh drückt“ oder – noch besser – „der Teufel reitet“, und ebenso tatsächlich, durch all unser Ringen nicht so gut werden können, wie wir es sollten!

Wehe uns! wenn wir nicht sittlich ringen – wir müssen, wir müssen! – auch der Tiefgesunkenste ringt noch; aber noch vielmehr wehe uns! daß wir uns nicht losringen können von Sündenschuld und Sündenmacht und sich also unser Ringen in letzter Linie tatsächlich nicht lohnt! Denn wenn wir selbst alle Macht der Sünde brächen, so läge doch hinter uns alle Schuld der Sünde, und mit dieser Schuld brechen Gedächtnis und Gewissen nie, was du dir auch einreden magst! Niemand kann sich von seiner Schuld losringen!

So liegen die Dinge, und wer jetzt nicht in eitler Selbstgefälligkeit oder Gedankenleere hier sitzt, sagt innerlich ja dazu.

Aber nun laßt uns frohlocken! Nämlich, Gott erwartet ja auch gar nicht, daß wir uns selbst von Sündenschuld und -macht losringen. Er erwartet nur, daß wir endlich, endlich einsehen lernen, daß wir es nicht können. Er erwartet nur, daß wir uns nach ehrlichem Kampfe zu einer ehrlichen Selbsterkenntnis, und das heißt immer, zu einer ehrlichen Selbstbeschämung, und damit zu einem ehrlichen Bankrott vor Gott hindurchringen. Und diese Ehrlich-Aufrichtigen lernen dann frohlocken, das heißt glauben, daß Gott in Jesus Christus das getan hat, was sie niemals fertigbrachten, nämlich, daß Gottes Erbarmen mit uns alle unsere Sünden auf Jesus warf, und Gottes Gerechtigkeit über uns, unsere Sünde am Fleische des Sohnes Gottes verurteilte und hinwegschaffte. So hat uns Jesu Sterben Befreiung von der Schuld und Macht der Sünde errungen.

Das glauben, wie gesagt, nur die ehrlichen Bankrotteure, die Mühseligen und Beladenen, die mit sich selber zu Ende gekommen und nun gedemütigten Geistes sind. Denen ist’s einzige Seligkeit, zu Kreuze kriechen und jubeln zu dürfen:

„Dem, was dein Gesetze spricht,
Kann mein Werk genügen nicht.
Mag ich ringen, wie ich will,
Fließen auch der Tränen viel,
Tilgt das doch nicht meine Schuld;
Herr, mir hilft nur deine Huld.

Da ich denn nichts bringen kann.
Schmieg ich an dein Kreuz mich an;
Nackt und bloß – o kleid mich doch!
Hilflos – ach, erbarm dich noch!
Unrein, Herr, flieh ich zu dir!
Wasche mich, sonst sterb ich hier!“

Den Klugen und Selbstgerechten aber, die sich noch nicht selbst erkannt haben und sich infolgedessen noch selber von Schuld und Macht der Sünde losringen – oder oft auch losleugnen wollen, sind diese Worte vom Kreuz, wie Paulus sagt, „eine Torheit und ein Ärgernis“ (1. Kor. 1,18); denn es ist ihnen, wie Jesus sagt, „verborgen“ (Matth. 11,25). Sie hören jetzt überlegen und reserviert zu; und ich verstehe sie sehr wohl; denn auch ich war früher ein Überlegener. Indes jauchzen die Einfältigen:

„All Sünd hast du getragen.
Sonst müßten wir verzagen,“

und wissen, daß unser eigenes Losringen nimmermehr möglich, aber auch gottlob nimmermehr nötig, also auch im verlesenen Jesuswort nimmermehr gemeint ist.

Aber welches Ringen ist denn gemeint?

Nun das Ringen, das nötig ist, um durch die „enge Pforte“ einzugehen.

Was ist denn die „enge Pforte“?

„Enge Pforte“ ist die bildliche Bezeichnung zu nächst für den Eingang ins verheißene messianische Königreich Jesu Christi, wie es damals als der Inhalt des „Evangeliums vom Reich“ den Juden an geboten wurde. Im allgemeineren Sinne ist „enge Pforte“ sodann die bildliche Bezeichnung für die strengen Bedingungen, die erfüllt werden müssen, wenn überhaupt irgendein Mensch Jesus nachfolgen, das heißt „das Evangelium vom Heil“ annehmen, nämlich Vergebung der Sünden in Christus, Versöhnung mit Gott, Friede und Freude im Heiligen Geiste, und ewiges Leben, neues Leben aus Gott empfangen will. – Da nun Jesus Christus von sich selbst gesagt hat: „Ich bin der Weg“ zurück zu Gott (Joh. 14,6), „ich bin die Tür“ zur Errettung des Menschen durch die Gnade Gottes (Joh. 10,9), „niemand kommt zum Vater, denn durch mich“, so ist er selbst die enge Pforte, er selbst der Eingang in sein Reich.

Ihn selbst muß man also haben; denn er selbst – und nichts anderes – bringt uns Errettung und Heil; er selbst ist der Inhalt seines Evangeliums.

Ringet danach, durch die enge Pforte einzugehen, heißt demnach nichts anderes als: Ringet danach, Jesus zu ergreifen als euren Erretter aus Sündenschuld und -macht!

Oder noch deutlicher: Ringet danach, euch von jedem Hindernis loszuringen, das euch auf- und abhalten will, Jesus als den „Weg“ und die „Tür“ zu eurer Errettung zu ergreifen!

Denn „die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden“ (Matth. 7,14); „denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und – werden es nicht vermögen. “

Das heißt jetzt: Viele werden durch Jesus als die Tür zum Leben in sein Reich einzugehen suchen, ohne sich von den Hindernissen losringen zu wollen, die uns den Durchgang durch die enge Pforte versperren.

Was dies bedeutet, wurde mir eines Tages sehr praktisch veranschaulicht. Es war in Hessen und zur Zeit, als die neuen vierte Klasse Eisenbahnwagen in Gebrauch kamen. Die alten Wagen hatten ihren Eingang vom Kopfende, die neuen vom Bahnsteig her; und die neuen Türen sind schmäler als die alten. Nun kamen die Bauern und die Bäuerinnen mit ihren hochbeladenen Körben und wollten in die neuen Wagen gerade so hineinsteigen wie in die alten. Aber da stießen sie an, sahen erstaunt hinter, um und über sich und merkten endlich, daß ihre Last breiter als die Tür war. Nun war es interessant zu sehen, wie manche von rechts, von links, ja sogar von hinten versuchten, dennoch durch die enge Pforte einzudringen, sie drängten und zwängten, sie bückten und drückten sich; aber sie vermochten es nicht. Und schließlich begriffen die bestürzten Leutchen, daß hier unbedingt eins not tat, nämlich:

Abladen! Abladen! Abladen!

Genau so geht’s mit der engen Pforte, der Tür zur ewigen Errettung. Auch da heißt es: Entweder die Hindernisse hinweg oder draußen bleiben!

also: Abladen! Alles abladen, loslassen, fallen lassen, was uns hindert, Jesus zu ergreifen und durch ihn, den „Weg“, die „Tür“, die „enge Pforte“, in sein Reich einzugehen.

Laßt uns einige solcher Hindernisse ins Auge fassen.

Das breiteste, verbreitetste und schwerwiegendste Hindernis ist die Selbstgerechtigkeit.

Wie sehen die selbstgerechten Leute aus? Gebt acht!

Seht, da kommt der Herr „Wichtig“, oder nennen wir ihn den Herrn „Selbstverständlich“! Breit und gewichtig rückt er heran. Ein äußerst respektabler Mann. Soll ihm einer etwas nachsagen: „Selbstverständlich“ hat er „allezeit“ seine Pflicht getan. „Selbstverständlich“ schlägt sein braves Herz nach dem Takt der Melodie: „Tue recht und scheue niemand“. „Selbstverständlich“ hat er niemals im Zuchthaus, wohl aber vielleicht gar im Gemeinde-, Aufsichts- und Ehrenrat gesessen. „Selbstverständlich“ ist er für Religion, aber auch ebenso „selbstverständlich“ für aufklärende Wissenschaft, und wenn es irgendeinen Gott und Himmel gibt, so kommt der Herr „Selbstverständlich“ als Belohnung für seine Wohlehrbarkeit „selbstverständlich“ hinein. – Seht, da kommt er schon, um die ewige Seligkeit als fürsorglicher Mann beizeiten als selbstverständlich für sich in Beschlag zu nehmen. Seht ihn an, wie er bepackt ist! Auf dem Kopf trägt er den schweren Weisheitssack, vor sich her auf der Brust den großen Ehrsack und den kolossalen Sack voll stadtbekannter guter Werke, dazu um den Leib den dicken Geldsack – und nun: Platz da! Ich bin’s! – Bums! da stößt er an – nanu?! – Bitt’ schön, erst abladen! – Wie, er abladen? den schwer erworbenen Geldsack? den prächtigen Sack voll guter Werke? den geliebten Ehrsack? den kostbaren Weisheitssack?– Fällt ihm ja gar nicht ein! Sollte das Christentum denn so kostspielig sein? Das wäre ja doch lächerlich! – Also probiert er es von rechts, von links, von hinten, genau wie die Bauern, drängt und zwängt, drückt und bückt sich, sitzt gar in der Kirche oder über der Bibel, pflegt Rat mit „geistlichen“ und „weltlichen“ Herren, die ihm bestätigen, daß bei ihm „selbstverständlich“ alles in Ordnung ist. Solch ein braver Mann wie er! Und schließlich redet er sich gar ein, er sei bereits hinter der engen Pforte. Und dort fehlt ihm, je länger, desto mehr, die so gewohnte „selbstverständliche“ Gewißheit, daß er mit Gott in Ordnung gekommen ist: denn unerbittlich kommandiert etwas in ihm weiter: Abladen, absagen! Abladen, absagen! Und entweder er ladet ab, der selbstgerechte Herr Selbstverständlich, und wird damit ein ganz gewöhnlicher, verlorener, armer Sünder, der genug zu seufzen hat unter der Mühsal des Ringens seiner Seele nach Frieden mit Gott und unter dem Beladensein mit tausendfacher Schuld, die ihm dann Jesus mit Freuden vor der engen Pforte abnimmt, und geht dann als ein nackter Bankrotteur, als ein verurteilter Verbrecher, der nur noch auf Gnade hofft, durch Jesus, die enge Pforte, zu neuem Leben ein, – oder aber er gehört zu den vielen, die versuchten, durch die enge Pforte einzugehen, und vermögen es nicht, weil sie nicht abladen wollten ihre Selbstgerechtigkeit, nicht hassen wollten ihr eigenes Leben.

Bist du so einer, dann sage dir jetzt in ehrlichem Selbstgericht! Mir gilt’s! Ich bin gemeint! und ringe dich jetzt los von jeder anmaßenden Selbstgerechtigkeit! Bleibst du aber breit sitzen auf dem Throne deiner eitlen Selbstgefälligkeit oder versuchst dich jetzt noch obendrein zu entschuldigen und groß zu machen mit deiner Demut, deiner Religiosität usw. , so höre: Die Huren und Zöllner werden vor dir ins Reich Gottes eingehen (Matth. 21,31). Denn diese werden eher zur Einsicht über ihre Sünde vor Gott und damit zum Bankrott kommen als du! – Wer nicht hasset sein eigen Leben, sagt Jesus, kann nicht mein Jünger sein (Luk. 14,26). Jesus sucht nur „verlorene“ Leute (Luk. 19,10), und nur „Verlorene“ suchen wirklich ernstlich ihn; die anderen vergnügen sich nur eine Zeitlang in seinem Scheine. – Gedankenloses Menschenkind, wie willst du bestehen vor Gottes Heiligkeit?

Ein zweites Hindernis, von dem es sich loszuringen gilt, sind die Zweifel.

Nämlich die bequemste Art, sich der richtenden Schärfe des Wortes Gottes zu entziehen, ist die, das Wort Gottes zu bezweifeln. Man sagt: Was ich da höre, ist für mich durchaus nicht bindend, ich bezweifle einfach, daß es so ist! Fertig! – So kam einmal nach Schluß eines Vortrages ein gebildetes Fräulein zu mir und meldete: „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß alles das, was Sie gesagt haben, mich äußerst kalt läßt. “ „Aber warum müssen Sie denn“, entgegnete ich, „mir das erst noch sagen? Warum sind Sie nicht äußerst kalt nach Hause gegangen? Sonderbare Kälte!“ – „Nun, es könnte mir ja den Kopf heiß genug machen“, erklärte sie, „aber sehen Sie, ich mache das einfach so“ – und dabei zählte sie an den fünf Fingern herunter –: Erstens gibt’s keinen solchen Gott, wie Sie ihn zurechtmachen, zweitens war Jesus ein Mensch gerade wie wir, drittens ist die Bibel ein Buch wie alle Bücher, viertens: die Ewigkeit ist alle Tage, und fünftens: Gericht durch Jesus und dergleichen, so was gibt’s ja gar nicht! Fertig! – Sehen Sie, und dann bin ich alles los und, wie gesagt, ,äußerst kalt‘!“ Ich erzählte ihr hierauf die Geschichte vom Vogel Strauß, der, wenn ihn seine Feinde verfolgen, den Kopf so tief in den Sand bohrt, daß er seine Verfolger nicht mehr sieht und sie dann glaubt los zu sein. „Bitte, stecken Sie“, schloß ich, „das Köpfchen, wenn es heiß werden will, nur noch tiefer in den Sand, und sagen Sie es sich immer zuversichtlicher: So was gibt’s ja gar nicht! Und wenn Sie dabei wirklich einmal ,äußerst kalt‘ geworden sind, weil Sie es genau wissen, daß es so was ,gar nicht gibt‘, dann, bitte, – hier ist meine Adresse – schreiben Sie mir eine Postkarte. “ – Ich habe bis heute keine erhalten. – Das eitle, selbstsichere Menschlein! Es zählt nur so an den fünf Fingern herunter und – Gott, Jesus, Bibel, Ewigkeit und Gericht, alles liegt unterm Tisch. Äußerst probat! Diese Art von Zweiflern will nicht einsehen, daß sich die Wahrheit nicht nach dem Menschen richtet, sondern daß sich der Mensch nach der Wahrheit richten muß, und daß die Wahrheit nicht das noch ausstehende Ergebnis einer unendlich fernen Kulturentwicklung ist, sondern über alle Höhe und Tiefe menschlicher Gedanken hinaus einheitlich und errettend als biblische Offenbarung vorliegt und in Jesus verkörpert ist. Nichts ärgert den eitlen Menschen mehr als dies!

Es gibt aber noch andere Zweifler. Sie wollen sich schließlich schon nach der Wahrheit richten, wüßten sie nur einmal sicher, was Wahrheit ist. Sind sie leidlich ehrlich, so sind sie unselige Menschen. Heute glauben sie, was sie morgen bezweifeln und übermorgen wieder anfangen zu glauben. Das Wort Gottes nennt sie „doppelseelische, unbeständige Menschen“. Gehörst du zu diesen, dann laß dir sagen: Ich war einst auch, wie du bist. Es gibt wohl keinen Zweifel in biblischen Dingen, den ich nicht bezweifelt habe. Und das ist scheußlich; denn mit dem Zweifel geht Hand in Hand die Sünde. Und darum nenne ich dir jetzt ein wirklich probates Mittel, deine Zweifel los zu werden; es heißt Verzweifle an deinen Zweifeln!

Lache nicht; denn es gibt kein anderes Mittel, und ich habe es auch schlucken müssen. Weißt du, wenn du erst einmal gründlich an deiner Selbstgerechtigkeit – von der wir vorhin gehört haben – verzweifelt bist, dann fällt es dir äußerst leicht, auch an deiner Selbstweisheit zu verzweifeln. Mit Jauchzen begrüßest du es dann, daß Christus dir aufs erste von Gott gemacht ist zur Weisheit (1. Kor. 1,30). In fröhlichem Glaubensgehorsam nimmst du dann, wie Paulus, jeden Gedanken gefangen unter den Gehorsam des Christus (2. Kor. 10,5). Und das ist herrlich; denn es gehört mit zu der Erlösung von uns selbst, die der Inhalt des Evangeliums ist. Aber, den Klugen und Verständigen, die allezeit für das Opfer ihres Verstandes fürchten und doch nur das Opfer ihres Unverstandes bringen sollen, ist es ungemein lächerlich; die bleiben in ihren Zweifeln und – in ihren Sünden.

Du aber ringe dich los von deinen Zweifeln, indem du endlich verzweifelst an deinen Zweifeln und Gott gehorsam wirst im Glauben!

Laß dir aber noch etwas sagen. Nämlich wenn man ein Christ wird, so wird man nicht dümmer, sondern durchaus verständiger und weiser. Das Christentum ist auch in dieser Beziehung nicht Resignation (Verzicht), sondern Regeneration (Wiederherstellung). Die durch die biblische Offenbarung erleuchtete Vernunft beginnt dann mehr und mehr göttlich zu denken. Was dir früher, als du noch im Dämmerlichtlein deines eigenen Geistes grübeltest, verborgen war, ja Torheit schien, enthüllt sich dir nun mehr und mehr unterm Lichte des Geistes und Wortes Gottes. – Mache es deshalb auch nicht so, wie jene Dame tat, die in meine Sprechstunde kam, einen langen Zettel aus ihrem Täschchen zog und sagte: „Ich habe hier einige Zweifelsfragen. Ich möchte so gern glauben, aber diese Fragen quälen mich so. Wollen Sie mir zurechthelfen. “ Aber interessant! allemal, wenn ich ihr eine Zweifelsfrage durch das Wort Gottes zu lösen suchte, machte sie aus meinen Antworten zehn neue Zweifelsfragen, so daß wir nicht im geringsten weiter kamen und ich schließlich ausrief: „Hören wir auf; denn das ist ja eine ganz verzweifelte Geschichte! Sie wollen erst wissen und dann glauben, aber das gibt es nicht! Gehen Sie hin, lernen Sie als eine arme Sünderin kindlich gehorsam glauben, und dann werden Sie auch wissen lernen. Denn alle Ihre Fragen werden sich, wenn Sie erst einmal die Erleuchtung mit dem Heiligen Geiste Gottes empfangen haben, je länger desto mehr lösen. “ – Ein Jahr darauf bekam ich einen Brief, der jene Antwort dankend bestätigte. – Lieber ehrlicher Zweifler, das gilt auch dir! Darum nochmals: Verzweifle zunächst an deinen Zweifeln! Gehorche dem Worte Gottes, und auch du wirst nur Weisheit gewinnen!

Ein drittes Hindernis, von dem es sich loszuringen gilt, wenn man durch Jesus, die „enge Pforte“, zum Heile gelangen will, ist die elende, erbärmliche Menschenfurcht.

Das weiß ich jetzt schon, wenn am Schlusse dieses Vortrages Menschen die Wahrheit erkannt haben und ihr doch nicht gehorsam werden, so wird die elende, erbärmliche Menschenfurcht eine große Rolle dabei spielen. Ich glaubte früher immer, als ich noch kein Christ war, zu keinem Ding gehöre mehr Feigheit als dazu, schwachen Herzens zu Kreuze zu kriechen und ein Christ, ein „Mucker“ zu werden. Ich haßte diese, wie es mir schien, „entmannten Seelen“ wie die Wanzen. Heute weiß ich, es gehört zu keinem Ding mehr Mannhaftigkeit, nämlich Aufrichtigkeit und Entschlossenheit, als dazu, ein Christ zu werden, nämlich bedingungslos Jesus zu gehorchen und ihm anzugehören. Man ist entweder ein Sündenknecht und Menschenknecht, oder man ist ein Gottesknecht. Was dazwischen liegt, ist nicht Christentum, sondern Religionsspielerei; denn niemand kann zweien Herren dienen. Die Menschen verzeihen einem viel, aber eins verzeihen sie einem nie: ein Mucker geworden zu sein. Als ich noch Anarchist war, fand das den Beifall mancher recht geistreichen Leute; aber für mein Christwerden hat mir noch kein Weiser dieser Welt Beifall geklatscht, vielmehr hat mir das schon Speichel und Steinwürfe eingebracht; das habe ich als Anarchist nie erlebt. Deshalb sage ich noch einmal: Es gehört zu keinem Ding mehr Mut, als zur Nachfolge Jesu! Glaubst du es nicht, dann versuche es! Bist du dabei über Selbstgerechtigkeit und Zweifel hinausgekommen, dann wirst du eines Tages stehen vor dem Hindernis der elenden erbärmlichen Menschenfurcht. Und nun höre!

Ich kenne einen Herrn, der stand vor der engen Pforte. Er hatte schon gewissermaßen die Türklinke in der Hand, das heißt, er hielt schon die Hand Jesu in seiner Hand. Da erhielt er seine Ernennung zum Kgl.. .. rat. 1). Schnell zog er die Hand zurück und auch den Fuß. Jetzt galt es, neue Visitenkarten drucken zu lassen. Besuche zu machen und zu empfangen, ja, ein kleines Fest zu geben, und dabei sollte er sich bekehren? Unmöglich! Schleunigst floh er hinweg von der engen Pforte, und bis heute ist er nicht dorthin zurückgekehrt.

Wer sind die Feiglinge? Wer die schwachen Herzen? Wer die entmannten Seelen? Antwort: Die trägen Memmen, die vor der Wahrheit fliehen, die nicht den Mut haben, vor sich selbst und ihrem Gott stillzustehen, denen es vor der Arbeit graut, ihr Leben in der Sünden- und Menschenknechtschaft abzubrechen und es auf eine neue Karre zu laden! Schnell spricht die feige Schlauheit in ihrem Herzen: Was werden die Leute dazu sagen? Was sagt mein Mann, was meine Frau, was sagen die Eltern, was die Kinder, was die Sünden-, Stammtisch- und Geschäftsfreunde, was die Kollegen, was die Verwandten, was die Nachbarn? Nein, nein, es geht nicht! Schleunigst fliehen sie hinweg von Jesus; denn sie lieben die Ehre bei Menschen mehr als die Ehre bei Gott (Joh. 12,43). Ihnen gilt: Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet und die Ehre, welche von Gott allein ist, nicht suchet? (Joh. 5,44).

Und doch, was können dir Menschen geben oder nehmen? Du mußt allein sterben! Auch dein Liebstes geht nicht mit dir durchs Todestal. Du mußt auch einst für dich selbst Rechenschaft ablegen vor dem Throne Christi, deines Richters, am Tage des Endgerichtes. Auch dein Liebstes wird dann nicht für dich eintreten können. Siehe, welch armselige Beschränktheit ist es doch, sich durch menschliche Ehre und Anerkennung den Wert unseres Daseins bestätigen zu lassen! Jetzt mache dich auf und ziehe nicht eitle menschliche Ehre deinem ewigen Heile vor! Wie lange läufst du schon hin und her vor der engen Pforte? Feige, berechnend, unentschlossen! Werde männlich, werde stark! Ringe und reiß dich jetzt beherzt los von der elenden, erbärmlichen Menschenfurcht, die dich nie beglücken wird, und ergreife Jesus, das ewige Leben! Du wirst dann erfahren, daß man bei Jesus weder ärmer noch einsamer wird. Im Gegenteil, dein Leben wird dann gesegnet sein und ein wirklicher Segen werden für deine Mitmenschen.

Ein viertes Hindernis, von dem es sich loszuringen gilt, ist der Götzendienst, die Abgötterei.

Die Götzenanbeter, meinst du, sitzen hinten in China und Afrika, das gehe dich nichts an. Wir wollen sehen. Was ist ein Götze, ein Abgott? Ein Abgott ist alles, was uns von Gott abzieht und an Gottes Stelle tritt. Jesus sagt: Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz (Matth. 6,21). Willst du wissen, wo dein Götze ist, dann frage dich, wo dein Herz ist. Da ist dein Götze, dein Abgott, und auch deine Angst. Zweifellos gibt’s in diesem Sinne in den sogenannten christlichen Kulturländern viel scheußlicheren Götzendienst als bei den sogenannten Heiden.

Vor Jahren fand in Chicago eine Religionsausstellung statt. Da waren die Götzen aller Völker ausgestellt. Ganz mächtig große aus Holz, Stein, Metall, daneben ganz kleine, kunstreich aus Gold, Silber, Bronze gearbeitet oder aus Elfenbein geschnitzt. Ein Götze aber nahm den geringsten Platz ein. Er lag auf einem kleinen schwarzen Samtkissen. Eine Glasglocke war über ihn gestülpt. Vor dieser stand auf einem Täfelchen zu lesen: Der Götze der Amerikaner. Daneben stand ein Polizist. – Was lag da wohl? Längst weißt du es! Ein amerikanisches Goldstück! Und was meinst du? Alle ausgestellten Götzen hatten ja ihre Verehrer, keiner aber so wie der Götze der Amerikaner. Denn alle anderen Götzen ließ man stehen, den Götzen der Amerikaner aber hätte jeder am liebsten aus auf richtigster, hinreißendster Verehrung gleich in die Tasche gesteckt und mitgenommen. Das war bei den anderen Götzen viel weniger zu befürchten. Deshalb der polizeiliche Schutz des kleinsten Götzen gegen die große Leidenschaft seiner ihn verehrenden Anbeter. – Und jetzt weißt du, daß derselbe Götze auch der Götze der Europäer und vielleicht auch dein Götze ist.

Ich wurde einst zu einer sterbenden, alten Frau gerufen. Ich sollte mit ihr wegen ihrer Seele reden. Aber die Frau hatte beinahe keine Seele mehr. Es war, als wenn anstelle ihrer Seele etwas Hartes, kalt Metallisches getreten wäre und als wenn alle meine Worte abprallten an diesem harten, kalt Metallischen. Unverrichteter Sache zog ich wieder ab. Draußen fragte mich die gläubige Pflegerin mit Tränen: „Wissen Sie, worauf sie liegt?“ – „Nun?“ – „Sie liegt auf ihrem Geldsack!“ – Ich glaube, so starb sie.

Worauf ruhst du? Worauf stirbst du? Kennst du das Lied:

„Auf dem Lamm ruht meine Seele,
Betet voll Bewund‘rung an.
Alle, alle meine Sünden
Hat sein Blut hinweggetan. “

So jubeln die Christen. Worauf ruht deine Seele? Du liegst ja wohl nicht mit deinem Leibe auf dem Geldsack, aber dennoch beruht dein Dasein auf dem Geldbeutel. Zwar hast du ihn nicht unterm Rücken, wohl aber hinterm Rücken; du verstehst mich schon. Du ruhst also dennoch auf dem Geldsack. Willst du darauf sterben?! Stehe jetzt still und sieh deinen närrischen Götzendienst ein! Geld ist nötig, jawohl, aber nicht zur Grundlage unseres Daseins und zum Anbeten; denn sonst betrügt uns der Götze Mammon um unser besseres Teil mit Christus in Gott.

Es gibt aber noch unzählige andere Abgötter. Ja, es ist kein lebendiges oder totes Ding auf Erden, das der Mensch nicht zum Götzen machen könnte. Mann, Weib, Bräutigam, Braut, Vater, Mutter, Kinder, Verwandte, tote Angehörige, Freunde, Prediger, Pastoren, Doktoren und Professoren und Künstler. Dazu Kleider, Hüte, Handschuhe, Zigarren, Krawatten, Möbel, Bilder, Raritäten und die jetzt so angebetete Kunst mit ihren Götzentempeln. Ferner Essen, Trinken, Lebensgewohnheiten, Geschäfte, Beruf, Studium, Spezialwissenschaften, Bücher, Sport, Blumen, Tiere, Felder, Häuser, Musik und alle Liebhabereien, Haar-, Nagel- und Schnurrbartpflege und übertriebene Reinlichkeit. Ja, selbst mit der Bibel und ihren Wahrheiten läßt sich noch Abgötterei treiben. Armer, gefallener Mensch, wie haftet sein Geist millionenfach am Eitlen und vergißt das Eine, das allein not tut und dem Leben Sinn gibt! – Lauter Hindernisse, die uns abhalten können, durch Jesus, die enge Pforte, ins wahre Leben einzutreten, oder uns das empfangene Leben wieder schmälern können. „Kindlein“, sagt Johannes, „hütet euch vor den Abgöttern!“ (1. Joh. 5,21).

Und jetzt opfere deine elenden Götzen und gib endlich Gott die Ehre, und laß dich versöhnen für die Greuel deiner Abgötterei durch das Blut des Sohnes seiner Liebe! Für Christus bist du geschaffen; darum kann deine Seele nicht wirkliche Genüge finden in Kreaturen und eitlen Dingen. Du mußt Jesus haben, der allein volle Genüge und Frieden und eine Freude gibt, die niemand von uns zu nehmen vermag. Hast du Jesus, dann lernst du alles in ihm recht und frei besitzen, lernst mit ihm „alles tun und alles lassen“, weißt:

„Reicher kann ich doch nicht werden.
Als ich schon in Jesu bin;
Alle Güter dieser Erden
Sind nur schnöder Angstgewinn. “

Dann wird das Wort Luthers, das im Munde der Namenchristen nur Lüge ist, für dich wahr:

„Und nehmen sie uns den Leib,
Gut, Ehr’, Kind und Weib;
Laß fahren nur dahin.
Sie haben’s kein Gewinn.
Das Reich muß uns doch bleiben. “

Ringe danach, daß du aus aller Angst der Welt heraus und zu solchem Reichtum und Frieden am Herzen Jesu gelangest! –

Ich komme zu einem letzten Hindernis, das ich nennen muß. Es heißt Sündenliebe.

Höre zu! Ich sagte einleitend: Niemand kann sich aus eigener Kraft von der Schuld und Macht der Sünde losringen, sondern das besorgte Gott für uns auf Golgatha durch Jesus Christus. Dort wurde „vollbracht“, was keiner von uns vollbringen konnte. Gelobt sei Gott dafür!

Aber kannst du dich auch nicht selbst losringen aus der Macht der Sünde, so kannst du doch einsehen, daß Sünde eben Sünde ist, kannst über sie Schmerz, Leid, ja Haß und den Wunsch empfinden, von der Sünde loszukommen um jeden Preis. Diesen aufrichtigen Wunsch und Willen erwartet Gott unbedingt von dir. Er erwartet von dir ganz bestimmt, daß du dich auf seine Seite stellst und über die Sünde denken lernst, wie er in seinem Wort und in Christus es uns offenbart hat. Fehlt dir dieses aufrichtige Leidtragen über deine Sünde – das aber kein bloßes Gefühl, sondern eine Sinnes- und Willensänderung ist –, so steht ein schauerliches Hindernis zwischen dir und Gott, das dich ganz gewiß aufhalten wird, durch die enge Pforte einzugehen, nämlich die Sündenliebe.

Viele beklagen die schädlichen Folgen ihrer Sünden, aber die Sünde selber haben sie nie zu lieben aufgehört. Sie haben nie über die Sünde gedacht, wie Gott über sie zu denken befiehlt. Das sind die Unaufrichtigen, denen Gott es nicht gelingen lassen kann.

Ich kannte so einen. Er war ein armer Trinker. Seine Frau rief mich zu ihm. Schwer krank vom Suff lag er da. „Suchen Sie Vergebung Ihrer Sünde?“ – „Ja. “ – „Wollen Sie Jesus als Ihren Versöhner mit Gott annehmen?“ – „Ja. “ Ich betete mit ihm und ging. Nach vier Wochen soff er mehr als zuvor. Wieder lag er sterbenselend da. Wieder rief mich seine Frau zu ihm. „Waren Sie damals aufrichtig?“ – „Trinken ist keine Sünde!“ war die trotzige Antwort. – „Nein, Trinken nicht, wohl aber die Trunksucht; denn es heißt: Die Trunkenbolde werden das Reich Gottes nicht ererben“ (1. Kor. 6,19). – „Trinken ist keine Sünde!“ trotzte er weiter; und ich wußte genug. „Freund“, sagte ich, „Sie lieben die Sünde mehr als die Befreiung von der Sünde. Sie möchten wohl Vergebung Ihrer Sünde haben, um in den Himmel zu kommen, aber so: in der einen Hand Jesus, in der anderen – die Schnapsflasche! So wollen Sie durch die enge Pforte hindurch, und sehen Sie, das gibt es nicht! Entweder lernen Sie Ihre Sünde als Sünde hassen und wünschen aufrichtig, sie zu lassen oder – Sie bleiben draußen und nehmen ein Ende mit Schrecken. “ Er wählte das letztere. Mit dem Rufe: „Lieber zum Teufel als zu den Frommen, die einem den Schnaps nicht gönnen!“ soll er gestorben sein.

Ich bin am Ende. Wie steht es nun mit dir? Los von der Sünde oder los von Gott, so lautet jetzt die Entscheidung. Jetzt beweise, daß du verstanden hast, wonach es sich lohnt zu ringen.

Als ich einmal bis hierher geredet hatte, stand vor mir unter den Zuhörern eine Frau auf und rief: „Ich will los!“

Sofort erhob sich ein junger Mann und sagte in einem mir unvergeßlichen Ernst: „Und ich will auch los!“ Und andere standen auf und riefen: „Ich auch! Ich auch!“

Ein Wehen des Geistes Gottes ging durch die Versammlung, und ich glaube, an jenem Abend passierten viele die enge Pforte.

Aber heute handelt es sich um dich.

Siehe, du hörst diese Worte nicht zufällig. Gott hat dich unter ihren Schall geführt, um dich auf das Beste aufmerksam zu machen, das es für dich gibt, nämlich Jesus zu erleben, um in ihm Vergebung deiner Sünde, Versöhnung und Gemeinschaft mit Gott, Friede und Freude im Heiligen Geist und ewiges Leben, das heißt, neues göttliches Leben zu empfangen. Kannst du Besseres erringen als dieses? Weißt du höheren Lohn für irgendein Ringen? Siehe, wenn alle Schätze der Erde, der Kultur und des Wissens sich dem Ringen deiner Kräfte erschlössen und dein kühnstes Wählen und Wünschen verwirklicht würde, es würde sich am Ende doch nicht lohnen; denn es würde das tiefste Geheimnis deines Daseins nicht lösen, es würde deine Seele nicht sättigen; denn es würde nicht ihren Schaden heilen. Der Schaden ist da. Ach, du weißt es so genau! Ein Riß geht durch die Weltenglocke, der Riß geht auch durch dich hindurch, stündlich, täglich, lebenslang; und gegen die Dissonanz, die er verursacht, hilft kein monistisches Geschwätze, hilft keine Kultur und keinerlei Besitz. „Was würde es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber seine Seele einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele? Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun“ (Matth. 16,26-27). Was wird dann dein irdischer Besitz, was dein reichstes Wissen wert sein? Ja, für wen wird es dann sein, was du hier bereitet und errungen hast? (Luk. 12,20). Wird es deine Sündenschuld tilgen? Wird es dich mit Gott versöhnen? Wird es dir ewiges Leben garantieren? Nein, nein, nein! O, du weißt es: was du hier schon als stetes quälendes Defizit empfandest, wird auch am Tage der Abrechnung, wo jeder nur erntet, was er gesät, als ewig quälendes Defizit offenbar werden. Siehe, es lohnt sich nicht zu ringen und zu leben ohne Jesus! Siehe, es lohnt sich nur ein Ringen, das Ringen, ihn zu erleben als die Tür zum ewigen Leben!

Jetzt steht diese Tür weit offen: Jesus ist dir ganz nahe als dein Erretter.

Einmal wird diese Tür geschlossen sein: Jesus, den du als Erretter verwarfst, wird dann vor dir stehen als dein Richter.

Du kannst wählen, was du erringen möchtest, und du mußt wählen; denn zum Wählen ist dir dein Leben gegeben. Es ist dir gegeben, damit du mit aller Bedachtsamkeit und Entschiedenheit Jesus erwählen möchtest, der allein deinem Leben Ewigkeitswert verleiht, weil er der Urheber, Erretter und Zweck deines Lebens ist. Und du mußt wählen, weil dein Leben hingeht und du nicht weißt, ob du in der nächsten Sekunde noch atmest. Soll dir die Ewigkeit eine verschlossene Tür bringen?

Was soll dir Jesus sein: Retter oder Richter?

Siehe, jetzt ringt es in dir. Jetzt ringe dich durch! Jetzt entlade dich aller Last, aller Hindernisse! Jetzt schaue an die Belohnung, und gehe zum neuen, zum ewigen Leben ein durch Jesus, „die enge Pforte!“

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königlicher. .. rat. Der königliche Rat bestand aus den wichtigsten Ministern, Richtern und Beamten, sowie einer Gruppe auserwählten Magnaten
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