Meine Seele sehnt sich Gott zu verklären, d. h. Gottes Klarheit, Gottes Glanz zur Darstellung zu bringen. Schon die Natur verklärt Gott; denn „die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Veste verkündigt seiner Hände Werk.¹⁾“ Doch ist sie nur Gottes Kleid. Sie liegt da in unbewusster, stummer Pracht, und ein Anderer muss erst ihre Schrift erkennen, deuten, verkündigen. Wohl ruft auch sie: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit;“ aber erst in dem Amen, das der Geist dazu spricht, wird dieses Wort gewürdigt und besiegelt. Die wahre Verklärung Gottes geschieht demnach durch den Geist. Am meisten aber geschieht sie im Geist. Das Wesen des Geistes selbst ist Verklärung Gottes, wenn jener klar ist. Darum kann im vollsten Sinne Christus sagen: „Ich habe dich verklärt auf Erden.²⁾“ In Ihm, dem Abglanze Gottes wurde die Klarheit Gottes gesehen wie sie ist. Wer sich nun durch den Glauben reinigen und bewohnen lässt durch Christus, der nimmt an der Verklärung Gottes Teil. In demselben Maß, in welchem er Teil hat an der Klarheit Christi, stellt er den Glanz Gottes dar in sich selber, verklärt er Gott. Darum können alle im Glauben Geheiligten sagen: „Nun aber spiegelt sich in uns Allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zur andern.³⁾“ Köstlich deutet dieses Wort Chrysostomus also: „Wenn wir getauft sind und glauben, dann glänzt die Seele heller, als die Sonne, gereinigt vom Geist; und wir blicken nicht allein in die Klarheit des Herrn, sondern empfangen auch von ihr einen Glanz. Denn wie reines Silber, wenn es den Sonnenstrahlen ausgesetzt wird, selbst Strahlen aussendet, nicht aus eigener Natur, sondern von dem Sonnenglanze: so gewinnt auch die Seele, wenn sie geläutert und glänzender, als Silber geworden ist, einen Strahl aus der Klarheit des Herrn und wirft ihn wieder von sich.“ O Herr Jesu, strahle die Herrlichkeit, mit der Du den Vater verklärst, meiner Seele ein; dann wird auch sie Gott verklären bei den Menschen.