Bengel, Johann Albrecht - Aus der Vorrede zu seiner Übersetzung des Neuen Testaments.

Bengel, Johann Albrecht - Aus der Vorrede zu seiner Übersetzung des Neuen Testaments.

Das Neue Testament ist eigentlich die große Anstalt selbst, da Gott durch den Tod seines Sohnes dem menschlichen Geschlechte die Vergebung der Sünden und das ewige Heil zuwege gebracht, und also die vorher gegebene Verheißung wirklich erfüllt hat. Und daher werden die sämtlichen heiligen Bücher, darin solche große Sache beschrieben ist, das Neue Testament genannt; weil sie uns nämlich von dem Neuen Testament eine Nachricht geben. Gleichwie eine Herrschaft ihren Bedienten ihren Stand nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich gibt, also hat der große Gott seinem Volk beides vor und nach der Zukunft seines Sohnes im Fleisch anfangs mündlich, und so denn auch schriftlich dasjenige mitgeteilt, was ihnen zur heilsamen Nachricht von seinem heiligen und gnädigen Willen und von ihren schuldigen Pflichten nötig war. Dreierlei Inhalts ist die Schrift Alten, und auch Neuen Testaments. Denn es wurde im Alten Testament beschrieben

1) die Historie, wie es zugegangen, von der Schöpfung bis auf die Annahme des Volkes Israel und dann die Geschichten dieses Volks selbst; hernach
2) die Lehren, Ermahnungen, Warnungen rc. die dem Volke gegeben wurden; und dabei
3) die Anzeige künftiger Dinge.

Im Neuen Testament wurde gleichfalls beschrieben

1) die Historie von dem Wandel des Sohnes Gottes unter den Menschenkindern, von seiner Geburt bis zu seiner Himmelfahrt, und von der Stiftung seiner Gemeine, in den Evangelisten und in der Apostelgeschichte.
2) Die Apostolischen Lehren, Ermahnungen rc. in den Briefen
3) die Anzeige künftiger Dinge, in der Offenbarung.

Vollständige Nachricht! Unschätzbare Wohltat! Es war der mündliche Vortrag unsers Erlösers viel vortrefflicher, und die Predigt seiner Apostel viel bequemer, als was mit Papier und Federn zu tun war; aber die schriftliche Verfassung ist für die Abwesenden und für die Nachkommen nötig gewesen. Und da die Vergessenheit, die Untreue, die Ungeschicklichkeit bei den Menschen so groß ist, so wäre ohne Zweifel keine kenntliche Spur von Christo und dem Christentum vorhanden, wenn die Schrift Neuen Testaments nicht gewesen wäre. Es ist diese aber auch die lauterste Quelle aller heilsamen Lehre. Viele suchen eine Weide in allerhand geistlichen Büchern, Predigten, Betrachtungen, Auslegungen rc. welches man auch nicht untersagen kann; aber die Heilige Schrift ist eben das allerbewährteste. Menschliche Schriften gehen zu hoch oder zu nieder, und machen die Sache zu leicht oder zu schwer; die Heilige Schrift ist eben recht. Wohl dem, der recht damit umgeht!

Dank sei dir, hocherhabener HErr Jesu Christe, dass du den Menschen so große Gaben gegeben, und etliche zu Aposteln, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern gesetzt, und die heilsame Unterweisung auch schriftlich hast verfassen und auf uns kommen lassen. Gib, dass wir es recht gebrauchen und die Unterweisung annehmen zur Seligkeit durch den Glauben der in Dir ist.

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autoren/b/bengel/bengel_-_vorrede_nt.txt · Zuletzt geändert: von aj
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