Bender, Ferdinand - Geschichte der Waldenser - Vorwort.
Dem lebhaften Wunsche, unserem so vielfach von dem Grunde des christlichen und evangelischen Glaubens abgewichenen Volke in einem markierten Lebensbilde einen Spiegel zur Selbstbeschauung vorhalten zu können, verdankt dieses Buch, dessen erste Hälfte bereits zu Ende des Jahres 1847 als ein besonderes Heft erschienen ist, seine Entstehung. Als nun aber in Folge der politischen Umwälzungen zu Anfang des Jahres 1848 eine durch die Änderung des Verlages noch verlängerte Unterbrechung des Druckes eingetreten war, wurden insbesondere das vierte und fünfte Kapitel umgedruckt und wesentlich verbessert; sodann das noch ungedruckte Manuskript vollständig umgearbeitet und namentlich die auch in den neuesten Werken nur lückenhaft erörterten Ansiedlungen der Waldenser in Deutschland mit größerer Ausführlichkeit behandelt.
Das Streben des Verfassers war darauf gerichtet, eine solche Darstellung der Geschichte zu geben, in welcher sich Inneres und Äußeres, Lehre und Leben möglichst durchdringe. Es wurden deshalb am geeigneten Orte sowohl Glaubensbekenntnisse der Waldenser als sonstige Stellen aus ihren Schriften eingeflochten, damit immer wieder der Glaubensgrund zum Bewusstsein komme, auf welchem dieses treue Volk bis heute unerschütterlich geblieben ist.
Wenn es gelang, manches bisher Ungedruckte zu liefern, so gebührt der Dank besonders den Behörden und Männern, welche dem Verfasser teils die Einsicht in Archive gestatteten, teils mit der zuvorkommendsten Bereitwilligkeit betreffende Aktenstücke übersendet haben. Dieser Dank sei hiermit allen verehrten Freunden ausgesprochen, welche durch ihre Unterstützung die Schwierigkeiten überwinden halfen, die bei einer Arbeit dieser Art in so großer Menge sich darstellen. Indem der Verfasser Derjenigen gedenkt, die ihm durch die Beschäftigung mit der Geschichte der Waldenser zum Teil näher bekannt, zum Teil innigst befreundet wurden, tritt das Bild eines nun Verklärten lebendig vor seine Seele. Dieser verklärte Freund ist Pfarrer Appia, welcher am 18. Januar des Jahres 1849 von dem Hirtenamte an der französisch-reformirten Gemeinde zu Frankfurt a. M. in die Gemeinde der Seligen abgerufen wurde.1) Sein Andenken, tief eingeschrieben in tausend Herzen, wird diese vergänglichen Blätter überdauern, an deren Inhalt er den innigsten und tätigsten Antheil genommen. Möchte aber das Gedächtnis des Dahingegangenen auch im deutschen Vaterlande recht Viele erwecken, nach dem Schicksale eines Volkes zu fragen, das durch eine in der Geschichte fast einzig dastehende Glaubenstreue sich ein Anrecht auf den Schutz und die Hilfe der protestantischen Kirche erworben hat!2)
Darmstadt, im März 1850.
Der Verfasser.