Baxter, Richard - Selbstverleugnung - Das XXVII. Capitel.
Gut Gemach / geruhige Tage fleischlicher Friede / muessen verlaeugnet werden.
Fleischlich Selbst hat noch ein Stueck / darinnen er muß verlaeugnet werden / nemlich: gut Gemach / geruhige Tage / fleischlicher oder irrdischer Friede / welche Stuecke insgemein die Selbst-liebende GOtt und dessen Gnade pflegen vorzuziehen. Ich verstehe hier aber beydes das Gemach des Leibes / und des Gemuethes / da einer faul ist und sich gut Gemach anthut / auch wenn er GOtt soll den Dienst leisten / den er vornemlich von ihme erfordert / wie auch insonderheit die Traegheit in den Wercken des Beruffs. Eben dieselbe Macht des Fleisches die einen Menschen verfuehret zu Hurerey / Trunckenheit / Unreinigkeit / Geitz / die ziehet und treibet einen andern zur Faul- und Traegheit. Es wird nur eben demselben Fleisch auf unterschiedliche Art und Weise gedienet: Weil dann der Mueßiggang und Faulheit eine so grosse und so gemeine Suende ist / und dennoch von den meisten so liederlich gehalten wird / so wil ich kuertzlich andeuten das Ubel das in derselben ist / und die Ursachen / die uns bewegen sollen dieselbe zu hassen.
1. Die Traegheit gehet schnurstrack entgegen dem Ende / dazu wir erschaffen sind / dazu wir erhalten werden / darum wir lieben / und reitzet also GOtt / daß er uns als unnuetze Baeume abhauen / und ins Feuer werffen muß. Wer darff der Weißheit Gottes ein solch Unrecht thun / daß er wolte sagen / GOtt haette uns erschaffen / daß wir nichts thun solten? Wenn einer ein Haus bauet / das thut er darum / damit man darinnen wohnen moegen; macht oder kaufft er eine Uhre / es geschicht darum / daß er dabey sehen moege was fuer Zeit am Tage es ist; und so hat ein jegliches Ding seinen Nutzen dazu es gemacht wird: Ist denn der Mensch allein erschaffen mueßig zu seyn? Was? solte der Mensch / der die vortrefflichste Creatur ist von allen irrdischen Creaturen / und geschickt ist nicht allein etwas auszurichten / sondern auch das hoechste Werck zu verrichten / solte der mueßig seyn? Mit Recht mag GOtt der HErr einen solchen niederhauen als einen ausgestorbenen und verdorreten Baum / damit er nicht mehr moege hindern das Land.
2. Faulheit ist eine Suende / dadurch die herrlichsten Gaben GOttes verlohren werden. Unsere Kraeffte / unsere Glieder sind seine Gaben / sein Pfund / die er uns vertrauet hat zu seinem Dienste zu gebrauchen / also haben wir auch von ihme unsere Gueter / und alles was wir haben / und sollen wir dasselbe verhelen in einem Schweißtuch / oder aus Faulheit versaeumen dasselbe zu gebrauchen? O wie viel vortreffliche Gnaden liegen unfruchtbar / weil diejenigen faul sind die sie anwenden / und damit wuchern solten. Bedencket / wie viel herrliche Dinge bey seit gesetzet werden in einer jeglichen Stunde / die ihr umsonst anwendet: So viel an euch ist / so machet ihr / daß die gantze Schoepffung vergebens sey / und vergebens arbeite. Wie solte die Sonne eine Stunde / oder eine Minute um eurentwillen vergebens scheinen? Wie solte die Erde euch eine Stunde vergebens tragen? Wie solten die Brunnen und Stroeme eine Stunde euch zu gefallen vergebens fliessen? Wie solte die Lufft eine Stunde euch vergebens erfrischen? Wie solte euer Pulß einen Schlag vergebens schlagen? Wie solten eure Lungen einmahl vergebens Athem ziehen? Soll alles beschaefftig seyn / und arbeiten eurent wegen / und ihr dennoch gedencken Faulheit sey keine Suendeß
3. Faulheit und Traegheit ist eine Suendeß dadurch ihr viel herrlicher Zeit verlieret; Alle die Zeit darinnen ihr mueßig seyd ist verlohren: Ja wenn ihr bey der Arbeit seyd / und seyd traege dabey / so verlieret ihr viel Zeit: Ein fleißiger Mensch kan weiter gehen / und mehr thun in einer Stunde / denn ein Faulentzer in 2. Ist nun unsere Zeit so kurtz und koestlich / und ist dennoch Mueßiggang ein schlechte Suende? Soll man faulentzen / da die Nacht so nahe ist / darinnen man nicht arbeiten kan / da die Ewigkeit so nahe ist / da unsere Zeit so kurtz ist? O arbeitet / weil es Tag ist / denn die Nacht kommet / darinnen man nicht arbeiten kan. Wenn diese Suende der Faulheit nicht mehr in sich haette / als daß sie so viel Zeit wegstiehlet / so koente man sie doch nicht geringer achten / als schaendlichen Diebstahl.
4. Durch Faulheit berauben wir uns selbst. Wir moechten in der Zeit / daß wir mueßig sind / etwas Gutes uns zuwege bringen / ja noch einmahl so viel fortbringen in unser Arbeit / wenn Faulheit uns nicht hinderte. Wer laß in seiner Arbeit ist / der ist ein Bruder des / der das Seine umbringet / Prov. 18/ 9. Faulheit ist ein Selbst-Mord / viele verderben / weil sie nur immer stille liegen und wuenschen. Es ist eine Suende / die die Seele und den Leib toedtet / Prov. 21/ 25. Der Faule stirbet ueber seinem Wuenschen / denn seine Haende wollen nichtes thun. Es ist die gemeinste Ursach des Mangels und Bettelstabes / und was fuer Trost kan einer haben unter solcher Truebsal / die er ueber sich selber ladet? Wenn euch hernach Kleider oder Speise entbricht / oder euer Weib und Kind darben / wie koennet ihr vermuthen / daß GOtt euch versorgen / und euch aus solchem Mangel heraus helffen wolle / wenn ihr dieses selber ueber euch ziehet / damit ihr eurem Fleisch gefallet / welches sein Feind ist? Und wie koennen auch gute Leute Mitleiden mit euch haben? Wenn GOtt euch Armuth zuschicket / und ihr gerathet ohne eure Schuld in Armuth / so ist es freylich aller Christen Pflicht euch beyzuspringen; Allein wenn euch Faulheit oder Hoffart / oder Fressen und Sauffen / etc. an den Bettelstab bringet / so sehe ich keine Ursach / warum sie euch weiter helffen solten / als daß ihr nur nicht verschmachten moechtet / biß daß ihr euch von Hertzen bekehret und Busse thut. Denn wenn ihr bestaendig ergeben seyd der Suende eurem Fleisch zu gefallen / so muß ich euch nicht in euren Suenden helfffen oder befoerderlich seyn / indeme ich euch dasjenige vorstrecke / dadurch ihr in euren Suenden moeget gestaercket werden. Wo ich nicht muß meines eigenen Leibes warten / daß er geil werde / so muß ichs viel weniger thun bey eines andern Leibe. Allein ueber diß / so ist die Faulheit die vornehmste Ursach der Verdammnues vieler Menschen; wenn sie eine Versuchung oder Gefahr vor sich sehen / so hindert sie die Faulheit / daß sie stille sitzen / und denselben verlieren. Man muß ringen / rennen / streiten / ueberwinden / und dazu hat der Faulentzer nicht Lust / insonderheit in solchem Kampff zu beharren biß an die Stunde des Todes. Daraus denn offenbar / daß die meisten Menschen durch Faulheit ihr Leib und Seel ins Verderben bringen.
5. So beraubet ihr andere / so wol als euch selbst. Ihr seyd der Welt schuldig die Frucht eurer Arbeit: Ihr beraubet die Seelen der Menschen / denen ihr soltet gutes thun: Ihr beraubet die Kirche Gottes / die durch euch solte gebessert werden: Ihr beraubet das gemeine Beste / dessen ihr ein Glied seyd / und welches durch euch solte gebessert seyn. Ihr seyd der Kirchen / dem gemeinen Wesen / und den Seelen der Menschen eure Arbeit schuldig / wollet ihr denn nicht so grosse Schuld abtragen? Ihr seyd nicht werth einen Raum zu haben in der Kirchen / oder gemeinen Wesen / sondern muesset abgeschnitten werden als ein unnuetz Glied / wenn ihr dasselbe nicht ein oder ander massen verbessern koennet. Man saget von den Bienen / daß sie keine Hummel in ihrem Bienenstock leiden wollen: Seyd ihr aber gedingete Knechte oder Dienstboten / so beraubet ihr eure Herren durch eure Faulheit eben so wol / als wann ihr wuercklich ihnen ihr Geld und Gueter stehlet. Wenn ihr von jemanden hundert Schaafe kauffet / und er gibt euch achtzig / beraubet oder betrueget der euch nicht? Wenn nun einer euch abkauffet eines Jahres oder eines Tages Arbeit / und ihr durch eure Faulheit verrichtet ihme nur eines halben Jahres oder halben Tages Weck / betrieget ihr ihn nicht / und raubet ihme die ander Helffte? Daß also die Faulentzer sich selber die Kirche Gottes / die Seelen der Menschen / das gemeine Wesen / und insonderheit diejenigen / welchen sie angehen / als ihre Herren / ihre Weib und Kinder / etc. bestehlen.
6. So versuendiget ihr euch auch an die liebe Armuth / indeme ihr euch selber untuechtig machet ihnen zu helffen; inmassen GOtt der HErr euch nicht allein befohlen hat / darum mit euren Haenden etwas redliches zu schaffen / daß ihr vor euch selber haben moechtet / sondern daß ihr auch moechtet haben zu geben den Duerfftigen / Eph. 4/ 28. Wie / wenn es alle so machen wolten wie ihr / woher solte die Kirche / und das gemeine Beste erhalten werden?
7. Ja das noch das aergeste ist / ihr beraubet GOtt selber / Ihme seyd ihr eure Arbeit schuldig / und Ihme solt ihr wuchern mit dem Pfund / das Er euch vertrauet hat: Faulheit aber ist untreu gegen GOTT vom Himmel / der euch befohlen hat zu arbeiten. Auch wenn ihr vor Menschen arbeitet / so muß doch euer Absehen seyn auf GOttes Ehre / Col. 3/ 22.23. Nicht mit Dienst vor Augen / als den Menschen zu gefallen / sondern mit Einfaeltigkeit des Hertzens / und mit Gottesfurcht / alles was ihr thut / das thut von Hertzen / als dem HErrn und nicht den Menschen / und wisset / daß ihr von dem HErrn empfangen werdet Vergeltung des Erbes / denn ihr dienet dem HErrn CHristo: Wer aber unrecht thut / der wird empfahen was er unrecht gethan hat / und gilt kein Ansehen der Person. Ist es nun suendlich / und soll gestraffet werden / wenn einer einem Menschen unrecht thut / was wil es seyn GOTT unrecht zu thun? Und wo man nicht muß faulentzen in eines Menschen Arbeit / was wird es fuer eine Suende seyn zu faulentzen in dem Werck / das GOtt einem befohlen hat? Je groesser euer Herr ist / je groesser Ubelthat ist es in seinem Dienst faul zu seyn. Bedencket den Fluch / der denen angethan wird / die das Werck des HErrn nachlaeßig thun / Jerem. 48/ 10. All eure Arbeit aber / die ihr zu verrichten habt / ist des HErrn Werck.
8. Ein Faulentzer verschertzet und macht sich selber verlustig des taeglichen Brodtes / des Schutzes und der Vorsehung GOttes. Denn soll euch GOTT erhalten und ernehren zu nichtes? Er selber hat die Regul gegeben. Wer nicht wil arbeiten / soll auch nicht essen / 2 Thess. 3/ 10. soll er nicht essen / so duerffen wir ihme auch nicht helffen oder zu essen geben.
9. Wenn Faulheit nicht eine grosse Suende waere / wuerde der Apostel die Christen nicht ermahnet haben / daß sie nichtes mit solchen solten zu schaffen haben / 2. Thess. 3/ 14. als welche nemlich nicht werth waren / daß ein Christ mit ihnen umgehen solte.
10. Bedencke / wie viel und wie wichtige Wercke wir zu verrichten haben! O was haben wir all zu thun fuer unsere arme Seele / und fuer viele die um uns sind / neben all unser leiblich Arbeit in der Welt. Mir duencket / ein jeder der da weiß / warum er Mensch ist / und was es ist in einer (gleichsam) Spannen-langen Zeit so zu arbeiten / daß man ewig genug hat / der solte nimmer eine Stunde finden im gantzen Leben / darinnen er koente mueßig seyn / sondern allezeit ausruffen; wie ist doch die Zeit so kurtz und geschwind / und hingegen der Arbeit so viel! Einer der mitten in der Feuerbrunst ist / oder einer der fuer sein Leben streitet / oder einer / der in eine loecherichten Schriffe faehret / daß alle Augenblick will unter- und nidersincken / der mag besser und sicherer faulentzen / als einer der da arbeitet fuer ein Leben das unendlich ist.
11. Es ist die Faulheit ein schaendlich Laster; Ein Mensch ist darinnen gleich einem Block oder Stein / welcher allezeit liget / da hingegen dasjenige / wo Leben in ist / allezeit wil zu schaffen haben.
12. Und insgemein ist es eine solche Suende / die immer fort waehret / oder zum wenigsten verdirbet das groesseste Theil des Lebens derjenigen die ihr ergeben sind: Ein Trunckenbold ist nicht stets truncken / und ein Luegner lieget nicht immer / aber ein Fauler ist fast immer faul.
Schließlich / so fasset diß zusammen / und bedecnket was fuer eine Rechnung ein Faulentzer wird zu geben haben / der durch diese seine Suende allezeit zuruecke gehet / und muß von der versaeumeten Zeit / von allen den Gnaden-Mitteln / und von allen Wolthaten GOttes / die ihme an Leib und Seele erwiesen / von ihme aber durch Faulheit mißbrauchet / Rede und Antwort geben.
Wann ihr denn nun sehet die Groesse dieser Suende / so hasset dieselbe / und wachet auf von derselben. Ihr habt viel zu verrichten / und habet Seelen / um deren Seligkeit ihr euch bekuemmern muesset / unzeitig Gemach aber eures Fleisches und fleischlichen Gemuethes ist ein solches Ding / das eure Seligkeit hindert / und derowegen muß aus dem Wege geraeumet werden / eher und bevor ihr schaffen koent / daß ihr selig werdet. Ein Faulentzer ist allezeit so gesinnet / schlaffe noch ein wenig / schlummere noch ein wenig / nimm noch ein Gemach / und ist allezeit verzoegerlich in seinem Thun / auch denn / wenn er seine Gefahr und seine Gebuehr vor Augen siehet. Ob er schon weiß / er muß sich bekehren oder sterben / dennoch verziehet er / und schiebet es auf bis zur andern Zeit; Summa er hat kaum etwas zu verrichten / so stehet ihme allenthalben ein Zaun ode rein Loewe im Wege. Verlaeugne diß Gemach / und greiffe das Werck an mit Ernst.
Da sind nun dreyerley Art Leute / die sonderlich und vor andern dieses Unterrichtes beduerffen: Die ersten sind / die wegen phlegmatischer Feuchtigkeiten vor andern geneiget sind zu Schlaeffrigkeit und Faulheit: Solche / je mehr sie zu dem Laster geneiget sind / je mehr solten sie dagegen wachen / und ihme widerstreben. Die andern sind Bettler / und andere Ledig-Gaenger / die ein Handwerck machen vom Muessiggang / als da sind die neuen Zeitungen herum singen / Gauckler / Comoedianten / Marckschreyer / und dergleichen / darunter auch zu rechen die meisten Wirthe / Bier- und Weinschencken / die ihre Zeit hinbringen mit Trincken / Plaudern und Schwaetzen mit ihren Gaesten; wie auch diejenigen / die gantze Stunden / ja Tage zubringen / indeme sie von anderer Leute Geschaeffte reden. Alle diese leben nach dem Gefallen ihres Fleisches / und also in erschroecklicher Suende / und muessen besser lernen die Lueste ihres Fleisches zu verlaeugnen / eher sie rechte Juenger Christi werden koennen. Dazu seyd ihr nicht von GOtt in seinen Weinberg beruffen / dazu seyd ihr nicht in die Welt geboren / daß ihr die kurtze Zeit eures Lebens sollet zubringen in Essen und Trincken / im Schwaetzen / und anderer Art Mueßiggang / und man solte solches auch nicht leiden in einem wolbestellten Regiment. Die dritte Art sind die meisten Frey-Herren / Edelleute / Rentenierer / und reiche Leute / welche weil sie meynen / sie haben genug zu leben / daß es ihnen auch frey stehe im Mueßiggang ihre Zeit hinzubringen; und wo sie noch etwas thun / damit dem gemeinen Wsen gedienet ist / so geschicht es von ihnen mehr zur Lust / als daß sie meynen / sie seyen dazu beruffen; Aufs hoechste moegen sie dazu denn und wenn eine Stunde mitten unter ihrer Lust und Mueßiggang anwenden. Es ist ein Elend Leben / das solche Leute fuehren / es sind die Suende Sodoms (die auch um solche Straffe / als ueber Sodom ergieng / gen Himmel schreyen /) Hoffart / alles Vollauf / und Muessiggang: Als wenn diejenigen / die das meiste Arbeits-Lohn bekommen / solten die geringste Arbeit thun; und die das groesseste Pfund von GOtt haben / Ihme am wenigsten damit wuchern solten; und die / an welchen GOtt so grosse Gnade an zeitlichen Dingen gewendet hat / am wenigsten thun muesten / ihre Danckbarkeit und Treue Ihme zu beweisen! Wie ist doch dieses so ungereimt? Wer solte wol fleißiger seyn / und mehr sich bemuehen Nutzen zu schaffen / als diejenigen / die die groesseste Rechenschafft zu geben haben / und die andern solten gute Exempel geben? Warlich / ihr Herren / ich muß auffrichtig mit euch handeln / und sagen / daß der Mueßiggang / welchen die meisten unter euch ueben zu Jagen / Vogelfangen / Complementiren / unnuetzen und oft suendlichen Besuchungen / eitelen Discursen / ueberflueßigem Trincken / langen und verdrießlichen Mahlzeiten / eine Schande ist eures Standes / und muß abgeleget werden von euch / eher eure Ehre bey GOtt kan erhalten / und eure Seele wiederum zurecht gebracht werden; und so weit ist es von mir / daß ich solte Partheyisch seyn / indeme ich euch deßwegen bestraffe / daß wenn ich einen meines (Geistlichen) Standes wueste / der den zehenden Theil schuldig waere am Mueßiggang / darinnen ihr lebet / ich wolte mein bestes thun / daß die Kirche seiner moechte loß werden / und er moechte ausgeworffen werden mit den Heuchlern. Es ist ein unvernuenfftig / unverstaendig / und undanckbar Einbilden von einem Menschen / daß er moege im Mueßiggang leben / weil er reich ist. Die Reichesten muessen so wol arbeiten als die Aermesten / obwol nicht alle auf einerley Art und Weise. Allein die Reichen meynen / sie habens nicht noethig / weil sie doch genug haben / und an den Armen kan man oft sehen / daß sie derselbigen Meynung sind / und wenn sie die schwereste Arbeit thun / doch in GOttes Augen mueßig sind / weil sie gerne wolten im Mueßiggang leben / wenn sie nur koenten / massen nicht die Lust oder Gehorsam zu GOttes Ordnung / sondern die Noth sie treibet zur Arbeit: Daher hoeret man sie oft sagen / sie begehrten nicht zu arbeiten / haetten sie nur Geld genug / etc. Gott achtet diese als Mueßiggaenger / denn Er nimmt den Willen vor die That. Wer aber recht arbeiten wil / der muß arbeiten im Gehorsam gegen GOttes Ordnung / und als ein Knecht GOttes / und dasselbe mit aller Freude und Lust / und verlaeugnen die Lueste des Fleisches / welches gerne wolte gute Tage haben / wofern er hoffet zu haben die himmlische Belohnung.