Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXII. Von dem Vertreiben der gegenwärtigen Weltbitterkeit durch die göttliche Süßigkeit.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXII. Von dem Vertreiben der gegenwärtigen Weltbitterkeit durch die göttliche Süßigkeit.

O HErre GOtt, Du Heiligmacher Deiner Heiligen, dies sind Deine großen Wohltaten, mit denen Du erfüllen wirst die große Armut Deiner hungrigen Kinder: denn Du bist die Hoffnung der Verzagenden und der Trost der Verlassenen, Du bist die Krone der Hoffnung, mit Herrlichkeit geziert, und zubereitet den Siegern. Du bist die ewige Sättigung der Hungrigen, die man ihnen geben soll; Du bist der ewige Trost, der Du Dich allein denen mitteilst, die um Deines immerwährenden Trostes willen den Trost dieser Welt verachten. Denn die hier ihren Trost haben, werden Deines Trostes unwürdig erachtet; welche aber hier geplagt und gepeinigt werden, sollen von Dir erquickt werden, und die da Leid tragen, sollen getröstet werden; denn es kann Keiner zugleich hier und dort Trost haben, es kann sich auch Keiner zugleich im gegenwärtigen und zukünftigen Leben freuen. Vielmehr wer weltlichen Trost besitzen will, muss jenen verlieren.

Wenn ich Solches betrachte, o HErr, mein Tröster, so schlägt meine Seele den zeitlichen Trost aus, auf dass sie würdig geachtet werde Deiner ewigen Tröstungen. Billig ist es, dass Dich der verliert, welcher in irgend einem andern Ding sich mehr Trost erwählt, als in Dir. So bitte ich nun, Du höchste Wahrheit durch Dich selbst, lass mich nicht etwa in einigen vergänglichen Dingen Trost haben, denn allein in Dir; ja, lass mir alle Dinge bitter werden, auf dass Du allein meiner Seele süß erscheinest, der Du bist die nicht zu schätzende Süßigkeit, die alles Bittre süß macht.

Deine Süßigkeit hat dem heiligen Stephanus die Steine süß gemacht; Deine Süßigkeit hat dem seligen Laurentius den feurigen Rost süß gemacht; um Deiner Süßigkeit willen gingen die Apostel fröhlich vom Angesicht des Rats, dass sie würdig gewesen waren, um Deines Namens willen Schmach zu leiden. Der heilige Andreas ging sicher und fröhlich zum Kreuz, denn er eilte zu Deiner Süßigkeit. Diese Süßigkeit hat die Häupter der Apostel also erfüllt, dass um ihretwillen der Eine den Stamm des Kreuzes erwählte und der Andere keine Scheu getragen, dem Schwert das Haupt darzubieten. Diese Süßigkeit zu erkaufen, gab der heilige Bartholomäus seine eigne Haut dar; sie zu kosten hat der heilige Thomas den mit Gift gefüllten Becher geleert, und sobald der heilige Petrus sie versucht, vergaß er alle Dinge hienieden, fing an zu rufen, wie ein Trunkener: HErr, hier ist gut sein; hier wollen wir drei Hütten machen, hier wollen wir wohnen und bleiben, hier wollen wir Dich innerlich und herzlich beschauen; denn wir dürfen keines Andern mehr. Es ist uns genug, o lieber HErr, dass wir Dich sehen; es ist genug, sprach er, mit so großer Süßigkeit gesättigt zu werden. Er hatte nicht mehr als ein Tröpflein Deiner Süßigkeit versucht, und ward sobald aller andern Süßigkeit überdrüssig. Was meinst Du, dass er gesagt hätte, wenn er die große Menge Deiner göttlichen Süßigkeit gekostet hätte, welche Du vorbehalten hast denen, die Dich fürchten? Diese Deine unaussprechliche Süßigkeit hatte auch jene Jungfrau gekostet, Agathe mit Namen, von Der wir lesen, dass sie ganz freudig und fröhlich zum Kerker gegangen, als wäre sie zu einer köstlichen Mahlzeit geladen gewesen. Auch hatte diese Süßigkeit, wie ich dafür halte, der gekostet, welcher sprach: Wie groß ist Deine Güte, die Du verborgen hast denen, die Dich fürchten! wie er denn sagt: Seht und schmeckt, wie freundlich der HErr ist! Gewiss, o HErr, unser GOtt, ist dies die Seligkeit, darauf wir warten, dass Du uns sie geben werdest; darum dienen wir Dir, HErr, stets ritterlich; darum werden wir getötet den ganzen Tag, auf dass wir in Deinem Leben leben mögen. Amen.

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