Athanasius - Aus den Reden gegen die Arianer

Athanasius - Aus den Reden gegen die Arianer

1,1. Alle Häresien, die durch Abkehr von der Wahrheit entstanden sind, haben sich offenbar um Wahngebilde herumkristallisiert … eine von diesen Irrlehren, die jüngste, die sogenannte arianische … sucht sich heuchlerisch mit Aussprüchen aus der Schrift zu decken… um unter der Maske des Christentums zu einer falschen Vorstellung von Christus zu verleiten…

1,11. Ihr habt also gesagt - wie jener, der es euch beigebracht hat -, daß einmal eine Zeit war, da der Sohn nicht war… Was war also einmal, da der Sohn nicht war? Redet, ihr gottlosen Lästerzungen! Denn wenn ihr jetzt den Vater nennt, dann ist eure Blasphemie noch ärger… Wie, war Er selbst und war zugleich nicht? War einmal eine Zeit, da das Wort nicht war? Und der Sohn war also einmal nicht? Das hieße doch, daß die Zeit vor dem Wort gewesen? Wo habt ihr dies ausfindig gemacht?… an keiner Stelle der Schrift ist so etwas vom Erlöser ausgesagt, sondern vielmehr das „immer“, das „ewig“, das „ewige Sein mit dem Vater“ - denn „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Und in der Apokalypse: „der ist, der war, der kommen wird.“ Wer aber könnte von dem, der ist und war, den Ewigen trennen?

1,12. … Wenn aber nach dem Wort des Heilands „niemand den Vater kennt als der Sohn und der Sohn Ihn offenbart“ und wenn Er auf die Worte des Philippus: „Zeige uns den Vater“, nicht sprach: „Schaut auf die Schöpfung“, sondern: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen“ … und wenn die Heiligen sagen „der vor den Zeiten besteht“, und „durch den Er die Zeiten gemacht hat“ - dann verkündet doch alles dies das ewige Sein des Sohnes über der Zeit, womit Er auch als Gott ist…

1,13 Aus dem Gesagten erhellt, daß die Schrift mit ihren Worten die Ewigkeit des Sohnes lehrt…

1,14. … Denn nie war die Wesenheit des Vaters unvollkommen, so daß ein ihr Eigentümliches erst hinzugekommen wäre. Auch ist der Sohn nicht wie ein Mensch aus einem Menschen erzeugt worden, so daß Er später wäre als die väterliche Existenz, sondern Er ist eine Zeugung Gottes, und als des ewigen Gottes eigener Sohn existiert Er von Ewigkeit her. Nur den Menschen ist es eigen, in der Zeit zu zeugen, weil ihre ganze Natur unvollkommen ist und in der Zeit abläuft. Die Zeugung Gottes aber ist ewig und außer der Zeit, weil Seine Natur außer der Zeit und unendlich vollkommen ist… Wenn aber der Sohn, die Zeugung des Vaters, Sein Wort, Seine Weisheit, Sein Abglanz ist, dann behaupten jene also, daß Gott einmal ohne Sein eigenes Wort und ohne Seine eigene Weisheit existierte und daß das Licht einmal ohne Glanz und die Quelle unfruchtbar und trocken war?

1,16. … Was also aus dem Wesen des Vaters stammt, ist durchaus dessen eigener Sohn… Am Sohne selbst nimmt alles Anteil, gemäß der von Ihm stammenden Gnade des Geistes, denn das, woran am Vater Anteil genommen wird, ist der Sohn - eben das meint Petrus, wenn er sagt: „Damit ihr teilhaft werdet der göttlichen Natur.“, oder wie der Apostel sagt: „Wißt ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid?“ Und indem wir den Sohn selbst sehen, sehen wir den Vater…

1,17. Das allein wäre schon eine hinreichende Widerlegung der arianischen Häresie. Doch auch noch aus Weiterem wird ihre Fremdgläubigkeit ersichtlich. Wenn Gott der Schöpfer und der Bildner ist, Seine Geschöpfe aber durch den Sohn erschafft, und wenn man nichts in anderer Weise entstehen sehen kann als eben durch das Wort Gottes, ist es dann nicht gotteslästerlich - wenn Gott doch Schöpfer ist -, zu behaupten, daß Sein schöpferisches Wort und Seine schöpferische Weisheit einmal nicht gewesen wären?… Und weiter, wenn der Sohn nicht die eigene Zeugung aus der ewigen Wesenheit des Vaters, sondern aus Nichtseiendem geworden wäre, dann würde sich die Dreiheit - Vater, Sohn, Heiliger Geist - aus Nichtseiendem zusammensetzen, es hätte vor der Dreiheit eine Einheit gegeben oder sie wäre einmal mangelhaft gewesen und dann erst vollständig mangelhaft, ehe der Sohn wurde, vollständig, nachdem Er geworden wäre… es heißt dies nichts anderes, als ein allmähliches Entstehen der Dreiheit innerhalb der Zeit annehmen!

1,22. … Wie der Vater immer Vater ist und niemals Sohn werden kann, so ist auch der Sohn immer Sohn und wird niemals Vater. Gerade darin zeigt sich noch deutlicher, daß Er das Bild des Vaters ist und bleibt und sich nicht ändert, denn vom Vater her hat Er die Unveränderlichkeit des göttlichen Wesens… Vergebens wollen die Unverständigen das Abbild des Vaters von Gott loslösen, um den Sohn der Kreatur gleichzustellen… Umsonst also belästigen jene auch noch die ahnungslosen Weiblein mit ihren unziemlichen Reden: „Hattest du einen Sohn, bevor du gebarst? Nein? - Nun, so, wie du vordem keinen Sohn hattest, so war auch der Sohn Gottes nicht, bevor Er geboren wurde..“ Mit solchen Phrasen scherzen die Ehrlosen und wollen Gott den Menschen gleichmachen! …

1,25. … Doch sie mögen zu ihren Fragen zugleich auch noch als Antwort vernehmen, daß der ewigseiende Vater den ewigseienden Sohn „gemacht“ hat - denn „das Wort ist Fleisch geworden“, und so machte Gott den Gottessohn, als die Fülle der Zeiten gekommen war, auch zum Menschensohn in der Zeit … falls sie nicht gar mit dem Samosatener behaupten wollen, daß Er vor Seiner Menschwerdung überhaupt nicht gewesen sei…

1,26. Arianer, erinnert euch doch eurer eigenen Aussprüche, saget nun selbst: Bedurfte der Seiende zur Erschaffung aller Dinge des Nichtseienden, oder bedurfte Er seiner, als dieser bereits war? Ihr habt doch gesagt, als Werkzeug habe Er sich den Sohn aus dem Nichtseienden bereitet, um durch Ihn alles zu machen. Was ist nun besser, das, was Bedürfnisse hat, oder das, was Bedürfnissen abhilft? Oder stillen etwa beide die gegenseitigen Bedürfnisse? … etwa wie Zimmerleute oder Schiffbaumeister, die ohne Beil und Säge nicht arbeiten können?…

1,53. Umsonst berufen sie sich auf die Schrift… so sagen sie, in den Sprichwörtern stehe geschrieben: „ Der Herr erschuf mich als Anfang Seiner Wege für Seine Werke“ (Spr. 8, 22). Und im Brief an die Hebräer sagt der Apostel: „Um so erhabener ist Er geworden als die Engel, je ausgezeichneter der Name ist, den Er vor ihnen ererbt hat“ (Hebr. 1,4). Und kurz darauf: „Darum, heilige Brüder, die ihr der himmlischen Berufung teilhaftig seid, sehet auf den Gesandten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus, der treu ist dem, der Ihn dazu gemacht hat!“ (Hebr. 3, 1.) Und in der Apostelgeschichte: „Es soll euch allen bekannt sein, dem ganzen Haus Israel, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat“ (Apg. 2, 36).

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/a/athanasius/athanasius-arianer.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain