Arnold, Gottfried - Geistliche Erfahrungs-Lehre - An die geehrten Leser.

Arnold, Gottfried - Geistliche Erfahrungs-Lehre - An die geehrten Leser.

Bedenkt man, wie der Feind alles Guten in unsern Tagen, sowie zu allen Zeiten, auf alle Art und Weise darauf ausgegangen ist und heute noch ausgehet, um allen Geschmack und Vorliebe zum geistlichen, göttlichen und himmlischen Sinn und Leben in den Volksgemüthern zu zerstören, welcher doch zur zeitlichen und ewigen Glückseligkeit so notwendig ist, Röm. 8, 4-9. Gottlose Gespräche, unzüchtige Gedanken, und dem Evangelio zuwiderlaufende Handlungen rc. sind mehr wie je, oder doch in einem schreckenden Maße an der Tagesordnung. Hunderte von öffentlichen Drucker-Pressen, die doch ein so herrliches Mittel zur Verbreitung der Wahrheit seyn könnten, sind in eifrige Bewegung gesetzt, um die wirkende Kraft des heiligen Geistes in den Herzen der Menschen zu zerstören; oder in andern Worten: Alle himmlische Gedanken aus dem menschlichen Herzen zu zerstreuen, und irdische oder fleischliche an dessen Statt zu pflanzen. O! wer mag die Verwüstung, die im Gedankenreiche des jetzigen Geschlechtes schon angerichtet ist und noch werden wird, genug beweinen und schildern?

Um diesem Strom des Verderbens einigermaßen einen Damm entgegen zu bauen, und vielen armen Seelen, die mit dem Weltgeist und dem Geist des Irrthums zu kämpfen haben, so wie auch Manchen, die im Schooße einer verführerischen „Delila“ der Sicherheit ruhen, oder in unrichtiger Erkenntniß der Hauptwahrheiten unser Seelenheil betreffend, stehen, glaube ich zuversichtlich, als bestes Hülfsmittel zur jetzigen Zeit, Gottfried Arnold's herrliche Erfahrungs-Lehre denselben, sowie allen Christen übergeben zu können.

Arnold selbst sagt in seinem Bericht von dieser gegenwärtigen Erfahrungs-Lehre insonderheit: „Nachdem ich vorlängst aus Gottes Wort erkannt, daß alles Lesen und Hören fruchtlos sey, wo nicht der Lehrende dabei selbst in die lebendige Erfahrung trete, und die Hörende ebenfalls darauf mit anführe: So habe ich mich sonderlich verbunden geachtet, diesen Zweck vor Augen zu behalten, und also mich und Andere in der Gnade Gottes einfältig zu üben. Denn wenn dieses in der Erfahrung eintrifft, daß man auch, wenn man Andere lehret, selbst immer mehr lerne und erfahre, so hat man auch bei allen geistlichen Lehren dahin mit zu ringen, daß man immer mehr dabei wachse, und in der Lehre von der Wahrheit zur Gottseligkeit bekräftiget werde.

Und weil ich mich also überall der läutern Wahrheit beflissen; so wird Niemand hierinnen etwas, das von derselben Regel abginge, zeigen können, ohne seine eigene Irrthümer und Vergehungen an den Tag zu legen. Der unfehlbare Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein seyn muß, ist hier einfältig und deutlich nach der Wahrheit gezeigt. Wer diesen umstoßen will, der wird sich nicht sowohl an Menschen, als an der göttlichen Wahrheit selbst vergreifen, und solches zu rechter Zeit zu bereuen haben. Von geübten Sinnen aber ist zum Wenigsten ein Besseres zu hoffen. Diese werden wohl erkennen, daß mit allem Vortrag nichts als die wahre Besserung gesuchet, ja daß auch bei solchen Punkten, dabei viel Wahn- und Aberglaube unter den gemeinen Leuten leider! herrschet, gleichwohl auf den wahren innern Grund und rechten unschuldigen Gebrauch gewiesen wird, worinnen die Seelen ihr wahres Heil finden.

Schließlich will ich einen jeden Leser um seiner eigenen Seelen-Ruhe und Seligkeit willen treulich ersucht haben, dieses Buch ja aus keinem andern Absehen zu lesen, als bloß zur Besserung und künftigen eigenen Erfahrung in allem Guten. Weil man sonst dem Richter alles Fleisches auch für die dießfalls verderbte edle Zeit schwere Rechnung würde thun müssen; bevoraus wenn man sich noch dazu nach bisheriger Weise mit arglistigem censiren, verketzern, oder lästern im Gewissen brandmalen wollte. Gutwillige Gemüther werden billig auf die ernste Ausübung und Erfahrung gewiesen, nach der bekannten Regel: „Wo die Arbeit des Lehren den aufhört, da muß die lebendige Uebung zur Erfahrung angehen.“

Dieser eifrige Mann hat außerordentlich viel für die reine Evangelische Lehre geschrieben und gelehrt, und die großen und ruhmvollen Werke, als: „Die Abbildung der ersten Christenheit;“ „Die Kirch- und Ketzer-Historie,“ sammt manchen andern kleinern Schriften zur Ehre seines Herrn und Meisters Christo sind aus seinem edlen Geist hervorgegangen. In diesem Werk hat der Verfasser die Besserung und Veredlung des menschlichen Herzens durch die Betrachtung der ganzen Gnaden-Ordnung als Hauptsache sich zum Ziele gesetzt, was zu seiner Zeit gewiß vielen seiner Mitchristen zum reichen Segen geworden ist; wie es auch jetzt wieder vielen, ja - möge Gott es geben - allen treuen Herzen werden wird, die es mit Andacht lesen und befolgen.

Der lebendige Immanuel führe alle seine Schafe in die kraftvolle Erfahrungs-Lehre selbst hinein durch diese und alle andern Zeugnisse, damit sie vom Wissen zum Wesen kommen, und in Ihm selbst Leben und volle Genüge haben!

Milford, im Dezember 1855.

Der Herausgeber.

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