Arndt, Friedrich - Der Wert der Bibel - Die Erhabenheit der Bibel.

Arndt, Friedrich - Der Wert der Bibel - Die Erhabenheit der Bibel.

Was nennen wir erhaben? Gewiss, erhaben ist das, was uns zu sich erhebt oder was uns über Alles erhebt, was um uns her vorgeht, was uns aus dem Alltagsleben heraushebt hoch über die Zeit und den Raum, über die Welt und den Staub in den Himmel empor. Natürlich kann das nur Etwas sein, was gut, edel, herrlich, vortrefflich, ungewöhnlich, außerordentlich, wunderbar, feierlich und majestätisch ist. Wir müssen aber sagen: nicht Alles, was gut, edel, herrlich, vortrefflich, ungewöhnlich, außerordentlich, wunderbar, herrlich und majestätisch ist, ist auch erhaben; aber Alles, was erhaben ist, muss zugleich gut, edel, herrlich, vortrefflich, ungewöhnlich, außerordentlich, wunderbar, herrlich und majestätisch in seiner Art sein, und es darf nicht einmal in unserem Leben, es muss immer diesen Eindruck auf uns machen, so oft wir es anschauen und in unseren Händen haben.

Erhaben ist das Firmament. Wenn ihr des Abends an dem blauen Himmel Stern an Stern, diese Welten voll unermesslicher Herrlichkeit in schwindelnder Unendlichkeit seht: es ist euch gewiss manchmal zu Mute gewesen, dass ihr habt die Hände falten und in die Knie niedersinken und anbeten müssen den großen Gott, der alle diese Sterne geschaffen hat, sie in ihrer unendlichen Zahl hinaufführt und sie alle bei Namen nennt.

Erhaben ist der Sonnenaufgang. Wenn ihr an einem schönen Sommertage vielleicht auf Bergeshöhe vor Sonnenaufgang einmal gestanden und den Moment erwartet habt, wo das feierliche Erscheinen der Sonne eintreten sollte, wenn ihr dann plötzlich am östlichen Himmel einen schmalen Lichtstreifen aus den Wolken aufflammen saht und die Morgenröte in großartiger, majestätischer Weise den ganzen Himmel überzog, und dann endlich der feierliche Augenblick nahte, wo der Glutball, die Königin des Tages, in stiller Majestät aus der Tiefe emportrat und den neuen Tag begrüßte, und dann die Vögel unter dem Himmel und die Tiere im Walde ihr Morgenlied anstimmten und endlich die Menschen in ihren Schlafgemächern munter und wach wurden und an ihre Arbeit gingen: O es ist euch und mit euch Hunderten und Millionen so gegangen, wie es einem Reisenden ging, welcher die Sonne hatte aufgehen sehen, der mit tränenden Augen davon stürzte, an ein Instrument eilte und einen Psalm sang zur Ehre. Gottes des Herrn.

Erhaben sind die großen, Himmel anstrebenden Berge, jene Riesenberge, welche zehn- bis zwölftausend Fuß zählen und noch mehr und unaufhörlich mit eisigem Schnee bedeckt sind; die großartigen, majestätischen Alpen mit ihren durch den Sonnenauf- oder Untergang rot gemalten glühenden Spitzen, die den Tag schon anmelden, ehe er noch in der Tiefe erscheint, und noch lange nachleuchten, nachdem die Sonne am sichtbaren Himmel verschwunden ist.

Erhaben ist der Anblick des Meeres, wie es sich uns aufrollt ohne Grenzen, ohne Ufer; mit seiner unendlichen Tiefe, wo Senkblei auf Senkblei seinen Boden findet; mit seinen Stürmen, die in den Wogen daherbrausen und mit seinen Wellenbergen, die sich übereinander wälzen und einander zu verschlingen suchen. Wie nichtig, wie winzig erscheint der Mensch dieser Tiefe, dieser Weite gegenüber!

Hat nicht vielleicht die Bibel in eurem Leben einen ähnlichen Eindruck auf euch gemacht? Wie am Firmament Stern an Stern leuchtet, so leuchtet uns aus dem Worte Gottes Weissagung neben Weissagung, Erfüllung auf Erfüllung in immer hellerer, großartiger, erhabener, die ganze Welt überwältigender Herrlichkeit. Oder hat die Bibel auf euch den Eindruck gemacht wie der Sonnenaufgang? Wie die Sonne die Erde erleuchtet und erwärmt, so erleuchtet, erwärmt, belebt die Bibel die Herzen der Menschen, wenn wir uns nur sonnen wollen in ihren Strahlen. Oder hat die Bibel auf euch den Eindruck gemacht wie die Himmel anstrebenden Berge? Alles, was uns in der Bibel vorgeführt wird, die Gedanken, die Worte, die Taten Gottes, die Geschichts-Mitteilungen, die Lehren, die Weissagungen, ist eben so erhebend, so überwältigend, so erdrückend und großartig wie die Berge und ihre besonnten Spitzen in der Natur. Oder hat die Bibel auf euch den Eindruck gemacht wie der Anblick des tiefen Meeres? Jahrhunderte, Jahrtausende haben die Tiefe dieses Wortes erschöpfen wollen und haben sie nicht erschöpft. Die Bibel ist eine unerschöpfliche Fundgrube; je tiefer man hineinsteigt, um so größere und herrlichere Schätze schließen sich uns auf; sie ist ein tiefes Meer, in dessen Fluten wir uns wohl waschen und baden müssen, um rein zu werden von unseren Sünden, aber dessen Fülle und Tiefe uns allezeit unsere Ohnmacht und Kleinheit lehrt. Soll die Bibel den Eindruck der Erhabenheit auf uns machen, so muss sie drei Kennzeichen an sich tragen. Sie muss erhaben sein über die ganze Zeit, über alle Jahrhunderte und Jahrtausende, und uns erheben in die Ewigkeit. Sie muss erhaben sein über die ganze Menschenwelt und uns unmittelbar zur Gottheit selbst erheben. Sie muss erhaben sein über alles, was in der Zeit und Menschenwelt an Streit, Unruhe und Zerrissenheit sich zuträgt und uns erheben in die Tiefe des göttlichen Friedens. Das Alles macht einen Gegenstand erhaben: Unvergänglichkeit, Göttlichkeit, Friede. Es gilt von der Bibel im umfassendsten Sinne.

1.

Die heilige Schrift ist ein erhabenes Buch, denn sie ist erhaben über die Zeit und erhebt uns in die Ewigkeit. Ehe wir waren, war die Bibel; wenn wir längst nicht mehr sein werden, wird die Bibel noch sein und uns insgesamt überleben. Die Bibel zählt nach Jahrhunderten und Jahrtausenden. Das neue Testament ist vor 1800 Jahren geschrieben; das alte Testament ist 1500 Jahre früher von Mose angefangen worden. Da liegen also 3000 Jahre hinter uns.

Wie viele Geschlechter sind in diesen 3000 Jahren gekommen und gegangen! Was ist aus den Reichen geworden, die da entstanden und untergegangen sind! Wo sind sie geblieben, der Tempel zu Jerusalem, die Handelshäuser und Magazine von Tyrus und Sydon, die Paläste von Ninive und Babylon, und alle die anderen mächtigen Reiche, gebaut, als sollten sie trotzen den Stürmen der Zeit, gebaut wie für die Ewigkeit? Sie sind alle vergangen und untergegangen. Aber die Bibel ist noch da, sie hat alle diese Stürme überlebt, alle diese Reiche blühen und welken, alle diese Geschlechter entstehen und sterben sehen. Es gibt kein Buch in der Welt, das so oft ist angegriffen worden, wie die heilige Schrift. Was haben die Menschen doch alles aufgeboten, um dieses Wort zu Schanden zu machen! Wie haben sie es geschmäht, was für Spott und Hohn haben sie auf dasselbe gehäuft! Aber sehet, die Bibel hat alle Angriffe überwunden, es hat den Feinden ihr Spotten nichts geholfen und selbst diejenigen, welche sich von der Bibel losgesagt hatten, sind nach einigen Jahren wiedergekommen, nachdem sie eine Leere, eine Öde in sich gefühlt hatten, die durch nichts Anderes, als durch dieses Wort ausgefüllt werden konnte, und die Bibel, die sie entbehren zu können glaubten, ist ihnen zuletzt das unentbehrlichste aller Bücher geworden. Es ist ferner kein Buch in der Welt vorhanden, auf dessen Ausrottung und Vernichtung so die Menschen es abgesehen haben, wie die heilige Schrift. In den ersten Jahrhunderten der Kirche wurde die Bibel den Christen weggenommen und mit Feuer verbrannt, und die Christen wegen ihres Bibellesens verfolgt und getötet. Und dieses Verbrennen der Bibel und dieses Verfolgen und Vertreiben ihrer Leser, hat es sich nicht in den späteren Jahrhunderten gar oft wiederholt? Hat man doch noch in diesem Jahrhundert die Bibelgesellschaft eine Pestilenz der Christenheit genannt. Verbietet doch noch immer die römische Kirche den Laien das Lesen der heiligen Schrift und erklärt sie für ein Messer, mit welchem die Kinder sich leicht verwunden können. Dennoch ist die Bibel nicht vernichtet worden trotz aller dieser Verfolgungen, die über sie ergangen sind. In Italien, wo vor allen Dingen das Lesen der heiligen Schrift verboten war, zieht jetzt das Wort Gottes in Tausenden von Exemplaren über das Land und feiert einen Triumph nach dem andern. In Florenz, wo vor einigen Jahren die Brüder Madiai wegen ihres Bibellesens zu Kerker- und Galeerenstrafen verurteilt worden waren, wohnt jetzt Madiai und verkauft seine Bibeln an Jedermann zum Segen für sein lange genug in Blindheit erhaltenes Volk. - Es hat kein Buch gegeben, das man so argwöhnisch und misstrauisch behandelt, so gewiss deutet und verfälscht hat, wie die Bibel: aber sie ist immer wieder rein, unbefleckt und unverfälscht, wie eine göttliche Siegerin, aus den gemachten Vorwürfen und Entstellungen hervorgegangen und hat sich auf den Stuhl wiedergestellt, den ihr Gott angewiesen hat, die menschliche Weisheit erschien zuletzt immer wieder als Torheit und Einbildung; wenn der hochfahrende Lärm und die großsprecherischen Angriffe verbraust waren, stand die Bibel da unverletzt und wie verjüngt in ihrer ehrwürdigen Wahrheit, und ging herrlicher und segnender als je aus dem Kampf hervor. Es gibt endlich aber auch kein Buch, das so große Verheißungen hat, als die Bibel. Selbst von den großartigen Werken der Natur sagt die heilige Schrift: „sie sollen alle veralten wie ein Gewand und verwandelt werden wie ein Kleid, wenn Gott sie verwandeln wird (Ps. 102,27); die Himmel werden vergehen mit großem Krachen, die Elemente werden vor Hitze zerschmelzen und die Erde und die Werke, die darinnen sind, werden verbrennen (2 Petri 3,10); alles Fleisch ist wie Heu und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume: Das Heu verdorret, die Blume verwelket“ (1 Petri 1,24. Jes. 40,67); aber von der Bibel, von dem Worte Gottes, heißt es: „aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Himmel und Erde werden vergeben, aber meine Worte vergeben nicht. Es soll kein Titel, noch der kleinste Buchstabe von diesem Buch hinfallen, bis dass es Alles geschehe“ (1 Petri 2,25. Luc. 21,33. Matth. 5,18). Und wenn wir längst werden vergangen sein, wenn von dieser Erde nichts mehr wird zu sehen sein als Staub und Asche, dann wird auf den Trümmern der sichtbaren Welt Gottes Wort noch leuchten, ja, erst recht leuchten in unvergänglicher Kraft und Herrlichkeit; denn nach diesem Worte sollen die Lebenden und Toten gerichtet werden. Gott der Herr wird die Bücher aufschlagen, die Bücher des Lebens und des Todes, und nach denselben Leben und Seligkeit, Tod und Verdammnis aussprechen.

O welch ein Siegesgang, welch eine Aussicht, welch eine alle Zeit überragende Ewigkeit dieses Wortes! Es war, ehe wir waren; es wird sein, wenn wir nicht mehr sein werden. - Und Alles, was es enthält, sind ewige Wahrheiten, ewige Gottes-Gedanken, ewige Verheißungen, ewige Taten des allmächtigen und wahrhaftigen Gottes. Aber eben darum, weil das Wort Gottes dieses ewige Gepräge, diesen unvergänglichen Charakter an sich trägt, übt es immer solchen gewaltigen Eindruck auf uns aus, ist immer neu und kann nimmer veralten, lässt uns alle Zeiten vergessen und erhebt uns in die Ewigkeit. Es spricht aus der Ewigkeit in die Zeit. Es wandelt, erhaben über die Veränderungen, Stimmungen und Urteile der Menschen, unbeirrt seinen majestätischen Gang von Jahrhundert zu Jahrhundert, erobert immer neue Völker und Weltteile, redet immer neue Sprachen und trägt das Siegel Gottes an seiner Stirn. Wenn David im 90. Psalm betet: „Herr Gott, Du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge worden und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist Du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit,“ so können wir gewissermaßen das auch von der Bibel sagen: Teures Buch aus der Ewigkeit, du bist meine Zuflucht für und für, denn du bist und bleibest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wahrlich, das muss ein erhabenes Buch sein, welches alle Zeit überdauert von der Ewigkeit stammt und in die Ewigkeit unmittelbar hineinführt!

2.

Soll die Bibel ein erhabenes Buch sein, so muss sie uns ferner über die menschlichen Irrtümer, Lügen, Sünden und Unreinigkeiten aller Art unmittelbar zum Throne Gottes, in das Herz Gottes hinein erheben. Es ist wahr, die Bibel hat auch ihre menschliche Seite. Sie ist ja ein Wort, von und für Menschen geschrieben, den Menschen eingegeben und durch Menschen verkündigt. Es ist eine menschliche Sprache, die sie zu uns redet; es sind menschliche Worte, menschliche Begriffe und Vorstellungen, in die sie ihre Gedanken kleidet. Sie spricht nicht die Sprache der Gelehrten, der Wissenschaft, der Reflexion; sie sucht nicht einseitige Verstandesentwicklung, sondern sie geht in ihren Darstellungen anschaulich zu Werke, einfach und natürlich, indem sie mehr in Geschichten, Bildern und Gleichnissen zu uns redet und überall unmittelbar die Sprache des Herzens, der Natur, des Lebens, der Erfahrung spricht, klein wird mit den Kleinen und groß mit den Großen, dass jenes Kind mit Recht sagte: „es sieht ja ordentlich aus, als ob die Bibel bloß für uns Kinder geschrieben sei,“ und ein Kirchenlehrer sie einem Bach vergleicht, durch den ein Elefant watet und ein Kind nicht ertrinkt. Aber wenn auch die Bibel insofern ein menschliches Buch genannt werden kann: schon als solches tritt sie uns erhaben, großartig und majestätisch entgegen. Lesen wir den Anfang der heiligen Schrift: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und Gott sprach: es werde Licht und es ward Licht“ lässt sich eine erhabenere Schilderung der ersten Weltschöpfung denken? Lesen wir den Anfang des Evangeliums Johannis: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ welch ein erhabenes Wort, das tiefe Geheimnis der Gottseligkeit enthaltend, das den ewigen Sohn des ewigen Vaters aus dem Schoß desselben heraus als den Wohltäter des Menschengeschlechts alle Weltalter hinab begleitet, bis Er sichtbar erscheint als die für die Ewigkeit geöffnete Gnaden- und Lebensquelle! Schlagen wir den 103. Psalm auf, wo David die Gnade und Barmherzigkeit seines Gottes besingt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat, der dir alle deine Sünden vergibt, und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit usw.“; oder lesen wir den Lobgesang auf die Liebe, wie ihn Paulus anstimmt 1 Korinther 13: „Wenn ich mit Menschen und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle“; oder den begeisternden Triumphgesang desselben Apostels Röm. 8: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat Ihn für uns Alle dahingegeben; wie sollte Er uns mit Ihm nicht Alles schenken?“ wahrlich, das sind erhabene Gedanken und erhabene Darstellungen, die ganze Seele fühlt sich dabei erhoben über Alles, was Erde und Mensch heißt und sieht sich unmittelbar an den Thron Gottes versetzt!

Aber die Bibel ist nicht bloß Menschenwort, in menschlicher Zunge verfasst und durch Menschen geschrieben; nein, sie ist vor allen Dingen Gottes Wort, das Wort des lebendigen Gottes; in dieser äußeren menschlichen Schale ist ein göttlicher Kern und Inhalt verborgen. Wir wollen uns auf wissenschaftliche Beweise hier nicht einlassen, sondern nur auf die praktischen, jedem Menschenherzen einleuchtenden und dasselbe überwältigenden Zeugnisse. Die Bibel sagt: „Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgegangen, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist“ (2 Petri 1,21), und wir haben keinen Grund, dieser Behauptung zu misstrauen. Denken wir an die Weissagungen der Bibel, die kein Mensch sich aus den Fingern saugen kann, sondern die nur von Gott herrühren können, an die Weissagungen von Christo, wie im Laufe der Jahrhunderte keine Person immer deutlicher bezeichnet wird, wie seine Mutter, sein Geburtsort, der Stamm, aus dem er hervorgehen, seine Familie, seine Heimat, die Zeit, wann er werde geboren werden, ganz speziell angegeben wird und das Alles nach Jahrtausenden genau erfüllt worden ist, müssen wir da nicht sagen: dies ist das Werk des allwissenden, den wahrhaftigen Gottes, der da hält, was Er zugesagt; das Werk des allmächtigen Gottes, der da spricht und es geschieht, der da gebeut und es steht da? Denken wir an die Weissagungen von Jerusalems, von Babylons, von Ninives, von Tyrus Untergang, alle lange vorher verkündigt und alle buchstäblich in Erfüllung gegangen; denken wir an die Weissagungen von dem Schicksal der Juden, von der Verfolgung und Zerstreuung derselben, an die Vorherverkündigung der Leiden der Märtyrer, die um des Glaubens willen den Tod erdulden würden, und an den endlichen Sieg Jesu Christi über alle seine Feinde, die ebenfalls teilweise schon erfüllt sind und fortwährend in strahlender Herrlichkeit in Erfüllung gehen: können wir darin irgend den Finger des Gottes verkennen, der die Zeiten und Geschicke der Welt in seiner Hand hat? Gegen die Macht und Allgewalt dieser Gottes-Taten muss jeder Zweifel an der Bibel verstummen. Lest die Bibel ohne Argwohn und Vorurteil, hört Gott in ihr reden: ob nicht ein Schauer der Nähe Gottes eure Seele ergreift? Wenn ihr in der heiligen Geschichte vernehmt, dass der heilige und gerechte Gott die Sünde straft und seine Drohungen erfüllt, dass der ewige, wahrhaftige und unveränderliche Gott trotz aller Veränderung der Menschen bleibet wie Er ist, müsst ihr nicht beten: Gott, sei mir Sünder gnädig? Wenn ihr leset, wie Gott sprach zu Adam: „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baume, davon ich dir gebot, du sollst nicht davon essen?“ oder wie Er zu Abraham spricht: „Gehe hinaus und schaue gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Also soll dein Same sein“; oder wie Er spricht zu Jakob und Manoah: „Was fragest du, wie ich heiße, da mein Name Wunderbar ist?“ wie Er zu Mose spricht: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich siehet“; wie Er spricht zu Josua: „Ich habe dir geboten, dass du unverzagt und sehr freudig sein sollst, denn ich, der Herr, dein Gott, bin mit dir in Allem, was du tun wirst“; oder wie Er durch den Mann Gottes, Elias, dem Ahab verkündigen lässt: „So wahr der Herr, der Gott Israels, lebet, vor dem ich stehe, es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn“; oder wie Er durch den Propheten Jesaja euch zuruft: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Ich errette dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit; ich helfe dir aus und stärke dich; in meine Hände habe ich dich gezeichnet. Denn so du durch's Wasser gehest, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du in's Feuer gehest, sollst du nicht brennen und die Flamme soll dich nicht anzünden“. Geliebte, habt ihr nicht gleich den Eindruck: Das ist wahrhaftig Gottes Stimme, und fühlt ihr nicht, dass nur Gott so reden kann und kein Mensch, und wäre es der Klügste und mächtigste Mensch auf Erden, könnte er über Millionen gebieten, lägen ganze Reiche zu seinen Füßen, dürfte er nur winken, und es geschähe, oder er erschiene sofort als ein Lästerer Gottes? Wenn es in diesem Worte so oft heißt: „So spricht der Herr“: ist es nicht ein Schauer, der uns jedesmal ergreift? Durch dieses Wort treten wir aus dem Kreis der Menschen und werden hineinversetzt in die Nähe des Herrn aller Herren, des Königs aller Könige, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, dem zuletzt Alles unter seine Füße gelegt werden muss. Dieses Wort ist ein Feuer, das Alles und Jedes verzehrt, was ungöttlich ist; ein Hammer, der Mark und Bein zermalmt; und ein Schwert, das durch die Seele geht.

3.

Ist aber die Bibel erhaben über die Zeit und über die Menschenwelt, also, dass sie uns in die unmittelbare Nähe Gottes hineinführt, so ist sie es nicht minder in der Beziehung, dass sie uns los reißt von allem Streit, aller Unruhe und Zerrissenheit dieser Erde und uns in den ewigen Frieden versetzt. „In der Welt, sagt Jesus, habt ihr Angst.“ Die Bibel will uns einen Frieden schmecken lassen und eine Ruhe verleihen, wie sie Gott hatte, als Er ruhte am siebten Tag von seinen Werken, und wie sie immer bei Gott und in Gott ist und dem Volk Gottes in der Ewigkeit vorbehalten ist. Wodurch hat die Bibel diese Macht, diese himmlische Ruhe, diesen himmlischen Frieden ins Herz zu senken, erhaben zu sein über alle Stürme und Unruhen und Sorgen der Welt? Sie hat dies teils durch die Festigkeit, Bestimmtheit und Sicherheit, mit der sie redet, teils durch die wunderbare Harmonie, Einheit und Symmetrie, die von Anfang bis zu Ende durch ihre Bücher geht. In der Bibel tritt uns kein Vielleicht, kein Möglich, kein Wahrscheinlich, kein Etwa entgegen, sondern unmittelbare Gewissheit. Der Herr spricht, wie der Herr nur sprechen kann, der da weiß, was Er will und der da will, was Er weiß. Mit einer Zuversicht, die keinen Zweifel aufkommen lässt, erklärt Er: „Ich, Ich bin der Herr und ist außer mir kein Heiland. Ich, Ich bin euer Tröster. Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die als Heu verzehret werden? Ich will dich trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jes. 43,11. 51,12), damit wir gar nicht solchen Misstrauen, Argwohn und Kleinglauben hegen, gar nicht schwanken und wanken, sondern unbedingt auf sein Wort bauen und trauen, wie auf einen Felsen, in Zeit und Ewigkeit. Fest und unerschütterlich ruft Er: „So wahr ich lebe, ich will den Tod des Sünders nicht, sondern dass er sich bekehre und lebe. Ich schwöre bei mir selbst und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, da soll es bei bleiben:“ „mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen“ (Jes. 45,23.24. Ezech. 33,11. Jes. 54,10). „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: wer an mich glaubet, der hat das ewige Leben. Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihrer. Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“ (Joh. 6,47. Matth. 5,3-6). O, wenn man solche Gottes-Worte hört, so fest, so sicher, so untrüglich, so wahrhaftig, so kommt das Herz zur Ruhe, es erquickt sich der müde Geist, es weichen die bangen Sorgen aus dem Gemüt, die Tränen versiegen, die Seufzer verstummen, es wird in unserem Innern stille, ganz stille.

Und nun die wundervolle Harmonie, Symmetrie und Einheit der heiligen Schrift von dem ersten Buche Mosis an bis zur Offenbarung Johannis. Dazwischen liegen fünfzehn Jahrhunderte. In diesen fünfzehn Jahrhunderten haben nicht weniger denn 40 verschiedene Verfasser zu den verschiedensten Zeiten, unter den verschiedensten Umständen, in den verschiedensten Stimmungen dieses heilige Buch nach einander geschrieben; und trotz der Verschiedenheit der Verfasser, der Zeiten, der Darstellungen und Auffassungen dennoch in der ganzen heiligen Schrift von Anfang bis zu Ende Eine Heilslehre, Eine Heilsordnung, Eine Buße, Ein Glaube, Ein Gott und Vater, Ein Christus und Herr, Ein heiliger Geist, Ein Himmel und Eine Seligkeit. Wenn an einem Gemälde 40 Maler malten, jeder einen Pinselstrich daran täte: würde das vollkommen sein? Hier ist es geschehen. Vierzig Verfasser haben zu den verschiedensten Zeiten an diesem Buche gearbeitet, und dennoch, bei aller Verschiedenheit welche Einheit, welche Vollkommenheit! Da ist kein Widerspruch, denn alle Scheinwidersprüche, die dadurch entstehen, dass man die Gedanken aus ihrem Zusammenhang reißt, sind längst aufgehellt und gelöst worden; Ein roter Faden, Ein göttlicher Plan geht durch das Ganze hindurch, in welchem ein Verfasser immer in den andern eingreift. Ist das nicht wunderbar, erstaunlich, majestätisch und erhaben? Weißt das nicht auf einen Urheber hin, der in diesem großen Werke seine Hand hat? Wenn man diese wunderbare Harmonie, diese Übereinstimmung und Symmetrie im Großen und im Kleinen, im Himmlischen und im Irdischen wahrnimmt, so wird man still und ruhig; unser Gemüt ist in einer anderen Welt, wir fühlen nicht mehr, was Schmerz und Not und Sünde heißt, wir vergessen, was uns drückt und liegen wohlgemut an dem Herzen unseres Gottes und Heilandes, wie ein Kind in seiner Mutter Schoß. Wahrlich, wenn irgend ein Buch in der Welt verdient, ein erhabenes und majestätisches Buch genannt zu werden, so ist es die Bibel.

Erhaben ist die Kirche Jesu Christi, dieser äußere Leib des Herrn auf Erden. Von ihr bekennen wir, dass sie eine heilige, allgemeine, christliche Kirche sei. Aber müssen wir das nicht auch von der Bibel sagen? Es gibt nur eine Bibel, eine einzige, mag sie in noch so viele Sprachen übersetzt sein und werden, wie sie wolle, für alle Menschen. Diese eine Bibel ist eine heilige Bibel. Heilig ist sie um ihres Ursprungs, heilig um ihres Inhalts, heilig um ihrer Wirkung willen. Diese eine, heilige Bibel ist eine allgemeine Bibel, für die ganze Menschheit berechnet und bestimmt, überall die Totengebeine aufzuwecken. Diese eine, heilige, allgemeine Bibel ist endlich eine christliche Bibel, weil Jesus Christus Kern und Stern dieser heiligen Schrift ist; Anfang, Mitte und Ende im alten Testamente, obwohl in verhüllter Gestalt; Anfang, Mitte und Ende im neuen Testamente, enthüllt und geoffenbart. So ist die Bibel eine, heilige, allgemeine, christliche Bibel: ist es nicht etwas Erhebendes, das von der Schrift bezeugen zu können? - Aber noch mehr. Von Jesus Christus bekennen wir im apostolischen Glaubensbekenntnis seine Gottheit und Menschheit, seine Herrlichkeit und seine Knechtsgestalt. Was von dem Haupt der Kirche, von dem Mittelpunkt der Bibel gilt, das gilt im verjüngten Maßstabe wiederum von der Bibel selbst und überhaupt. Die Bibel ist göttlich und menschlich zugleich. Wie Jesus Christus empfangen ist von dem heiligen Geist, so ist die Bibel vom heiligen Geist eingegeben. Wie Jesus Christus ist geboren von einer menschlichen Jungfrau, so ist sie unseres Fleisches und Blutes teilhaftig geworden und sind es Menschen gewesen, Propheten und Apostel, denen der heilige Geist die Schriften der Bibel mitgeteilt hat. Wie Jesus Christus hat gelitten und ist gestorben und begraben, so hat die Bibel denselben Gang der Erniedrigung, der Schmach und Kreuzigung durchmachen müssen. Wie Jesus Christus am dritten Tage auferstanden ist von den Toten und gen Himmel gefahren, so hält die Bibel fort und fort in allen Jahrhunderten und Jahrtausenden Auferstehungsfest und feiert mit jedem neuen Siege Himmelfahrt. Wie Jesus Christus sitzt zur rechten Hand Gottes und wiederkommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten, so wird dieses Wort zur Richtschnur dienen bei dem jüngsten Gericht über die Lebendigen und die Toten. Kann es wohl nun ein erhabeneres Buch geben, als die Bibel, die ein Schattenbild von Jesu Christo ist? Die Katholiken haben sich in früheren Jahrhunderten viel Mühe gegeben, Reliquien von Christo zu sammeln, Splitter von seinem Holz am Kreuze aufzusuchen, Dornen von seiner Dornenkrone zu erhalten, und wenn sie solche Reliquien glaubten gefunden zu haben, so haben sie dieselben hoch und wert gehalten, Prozessionen und Wallfahrten zu ihnen unternommen und besondere Festtage deshalb in ihren Gotteshäusern gefeiert. Aber die einzige echte Reliquie von dem Sohn Gottes haben wir in der Bibel. Sie ist köstlicher als alle Reliquien auf Erden; wir können nicht hoch genug von ihr halten, und unsere Losung muss allezeit die des Kurfürsten Johann des Beständigen sein: „Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit.“ Wenn aber die Bibel ein so erhabenes Buch ist, was für Folgerungen ergeben sich dann daraus? Offenbar keine andern, als dass wir sie als ein erhabenes Buch auch hoch halten, höher, als alle andere Bücher der Erde, wie Luther sie hoch hielt, als er zum ersten Male als Mönch die Bibel in Erfurt fand und den Wunsch äußerte, er möchte sie als sein Eigentum immer besitzen; oder wie der Vorgänger Luthers, Wessel, als er von dem Papst aufgefordert wurde, von ihm eine Gnade sich zu erbitten, darum bat, der Papst möge ihm eine hebräische und griechische Bibel schenken, und als dieser ihn darauf fragte, warum er sich nichts Besseres ausbäte, etwa ein Bistum oder dergleichen, er die große köstliche Antwort gab: „weil ich dessen nicht bedarf. Wer die Bibel hat, der hat an ihr genug, Wahrheit, Freiheit, Tugend, Kraft, Licht, Leben und alles Gute überschwänglich.“

Wenn Kinder ihre Eltern nicht ehren und hochachten, wenn sie im Stande sind, über ihrer Eltern Gebrechen und Fehler zu spotten und zu lachen, so sagen wir mit Recht: das sind ungeratene Kinder. Und wenn der Mensch gegen den Herrn, seinen Gott, also verfährt, wenn er sich erfrecht, über die Bibel zu spotten, sie zum Gegenstand des Witzes und Scherzes zu machen und Andere damit zu unterhalten, lässt sich etwas Ungerateneres und Verruchteres denken? Wenn Kinder ihre Eltern darum verachten, weil sie mehr Bildung und Unterricht durch die Güte der Eltern bekommen haben, als jene, wenn sie schlecht von ihren Eltern reden zu anderen Menschen und ihre Fehler ausposaunen unter allen Nachbarn und Bekannten, wenn sie ihnen widersprechen oder über den Mund fahren, Alles besser wissen wollen als sie, ihnen gar zurufen: ihr lügt! und den Gehorsam aufkündigen: wahrlich, es graut einem vor solchen ungeratenen Kindern. Und wenn Menschen sich herausnehmen, also gegen die Bibel zu verfahren, die Bibel verachten, sich der Bibel schämen, sie nicht mehr in die Hand nehmen, noch darin lesen, sondern als ein verkommenes Buch in den Winkel werfen, wenn sie schlecht von der Bibel reden, ihr widersprechen, Alles besser wissen wollen als sie und nichts glauben wollen, als was sie mit ihrer kurzsichtigen Vernunft, die Gott ihnen jeden Augenblick nehmen kann, begreifen, und so dem Worte Gottes im fleischlichen Ungehorsam widerstreben und Gott den Gehorsam aufkündigen: sind das nicht ungeratene Christen? und können deren Seelen je ins Himmelreich kommen?

Ist die Bibel das erhabenste Buch und soll sie es je länger, je mehr werden, so müssen wir sie auch hoch schätzen und rühmen, und ihre Herrlichkeit und Würde verteidigen, wo wir können und wissen. Wenn irgendwo, so heißt es von der gewissenlosen Behandlung der heiligen Schrift: „Wolle sie nicht anrühren; widerstehe dem Anfang; reinige deine Hände; tritt nicht ungeweiht in diesen Tempel ein; das Heilige den Heiligen!“

Geschieht das, dann wird die Bibel auch uns hoch erheben, uns veredeln und verklären, ja unaussprechlich selig machen. Ungeratene Kinder sind unglückliche Kinder, denn sie haben nicht das Bewusstsein des Wohlgefallens ihrer Eltern an ihnen; und Menschen, die keine Bibel achten, sind nicht minder unglückliche Menschen, denn sie müssen im tiefsten Elend hilflos verkommen und ohne Trost und Hoffnung, ohne Halt und Frieden durch diese Welt gehen. Wird aber dieses Wort ihres Fußes Leuchte, dann geht in ihrem Herzen ein neues Lebenslicht auf und es bewährt sich des Apostels Wort: „Wir haben ein festes prophetisches Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ Es wird dann immer köstlicher und herrlicher in und um uns und wir können nicht müde werden, Gottes Gnade zu rühmen und zu preisen, durch welche uns das Los aufs Lieblichste gefallen und ein schönes Erbteil zu Teil geworden ist; wir treten dann ein in die Gemeinschaft aller frommen, edlen, gottseligen, wahrhaft heiligen Menschen, in die Gemeinschaft der Propheten und Apostel, der Märtyrer und Blutzeugen Christi, kurz, aller Derer, von denen einst Claudius gesagt hat, dass sie das Vergängliche unter den Füßen haben, und im Unvergänglichen wie in ihrem Element leben, dass sie sich unsterblich fühlen und es auch sind. Kann uns eine köstlichere Gemeinschaft zu Teil werden, als diese Gemeinschaft der Heiligen, die einander tragen durch Liebe und Gebet, einander helfen durch die Zeit hindurch und hinein in den Frieden und die Herrlichkeit der Ewigkeit? So bleibe es denn unser Wunsch und Gebet je länger je mehr:

Dein Wort ist unsers Herzens Trutz
Und Deiner Kirche wahrer Schutz;
Dabei erhalt uns, lieber Herr,
Dass wir nichts anders suchen mehr.


Erhaben ist in stiller Nacht
Der Himmelsdom in seiner Pracht,
Im unermess'nen Raume seh'n
Wir Welten sich um Welten dreh'n. Wem zieht's da wohl nicht Herz und Sinn
Anbetend zu dem Schöpfer hin?

Erhaben ist der Sonne Licht,
Wenn aus der Nacht hervor es bricht,
Wenn höher sich der Glutball hebt,
Die ganze Schöpfung neu belebt.
Wem hebt's da nicht das ganze Herz
Hinauf zum Schöpfer himmelwärts?

Erhaben sind der Berge Höh'n,
Wenn sie bis durch die Wolken geh'n,
Mit Wiesen, Feld und Wald begrenzt,
Das Haupt vom ew'gen Schnee umglänzt.
Wo wär' ein Herz, das nicht durchbebt,
Sich betend auf zum Schöpfer hebt?

Erhaben ist für uns das Meer,
Ohn jedes Ufer rings umher
Wie seine Größe kaum man misst,
So unergründlich tief es ist.
Wo wär' ein Mensch, den dies nicht rührt
Und hin zu seinem Schöpfer führt?

Doch am Erhabensten allein
Muss uns das Buch der Bücher sein;
Die heil'ge Schrift in sich enthält,
Was nur erhaben auf der Welt.
Auch wird in ihr durch Menschenmund
Des Schöpfers heil'ger Will' uns kund.

Nur wer sie kennt, nur wer sie liebt,
Nur dem allein sie alles gibt.
Erhab'ner als das Sonnenlicht
Ist ihm des Heilands Angesicht.
Erhab'ner noch als Berg und Meer
Steh'n Gottes Wunder um ihn her.

Und glänzen wird die Bibel weit
Noch hin, bis in die Ewigkeit!
Und wird kein Wort von ihr vergeh'n,
Bis dass es alles ist gescheh'n,
Bis dass auch Allen offenbar,
Wem das Erhabenste sie war.

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